Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
A
- Aloe
Botanische Bezeichnung
Echte Aloe - Aloe vera (L.) Burm. f. (Syn. A. barbadensis Mill.)
Kap-Aloe – Aloe ferox Mill.Familie
Affodillgewächse (Asphodelaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Aloe umfasst fast 450 Arten und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, vor allem in Südafrika; auch findet man sie auf der arabischen Halbinsel, in den Mittelmeerländern, in Amerika und Asien. Es handelt sich um stammlose, kurzstämmige oder baumartige Blattsukkulenten, d.h. dass sie in ihren Blättern Wasser speichern können, wodurch sie sehr gut an ein Klima mit wenig oder schwankendem Niederschlag angepasst sind. Die großen lanzenförmigen Blätter sind deshalb dick und fleischig. Meist sind die Blätter in einer Rosette angeordnet, aus deren Mitte dann ein sehr dekorativer, fast baumartiger Blütenstand herauswächst, an dem zahlreiche große rote, gelbe oder orangefarbene Blüten in Trauben angeordnet stehen.
Der Gattungsname Aloe, lateinisch und griechisch belegt, wird mit „berühmt für Ihre Bitterkeit“ übersetzt. Die Bitterkeit ist auf den gelben „Aloesaft“ zurückzuführen, der aus den fleischigen Blättern ausläuft, wenn man sie am Blattgrund abschneidet und schräg lagert. Pro Blatt fließen 5 bis 10 g Saft ab. Dieser erstarrt beim Trocknen zu einer harten, tiefbraunen, undurchsichtigen Masse, die, als „Aloe“ bezeichnet, arzneilich verwendet wird. Für die Gewinnung dieser Droge werden zwei Aloe-Arten genutzt, die Echte Aloe (Aloe vera, Syn. Aloe barbadensis) und die Kap-Aloe (Aloe ferox). Die Echte Aloe stammt ursprünglich wohl aus dem Sudan und der arabischen Halbinsel und ist heute durch Kulturen und Verwilderung in tropischen und subtropischen Gebieten aller Erdteile verbreitet. Das Artepitheton barbadensis bezieht sich auf ihr Vorkommen auf der Westindischen Insel Barbados. Die Kap-Aloe ist im südafrikanischen Kapland heimisch. Das Artepitheton ferox kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „stark bewehrt, wild“ und bezieht sich auf die harten Dornen in der Blattmitte und auf die scharfen Zähne des Blattrandes.
Genutzt wird auch das Wasserspeichergewebe der Blätter der Echten Aloe. Es besteht aus dünnwandigen Zellen, in denen das Wasser in Form eines Schleims gehalten wird. Dieses schleimige Parenchym, als Aloe-vera-Gel bezeichnet, wird durch „Filetieren“ der Blätter gewonnen. Dabei wird zunächst das Blatt an der Basis und an der Spitze quer abgeschnitten und dann das Gel wie ein Filet herausgeschnitten. Die Filets werden gewaschen, um sie von Resten des bitteren Blattsafts zu befreien, und dann zu einem naturtrüben Saft verarbeitet. Gehandelt werden auch aufkonzentrierte Saftprodukte in Form von Trockenkonzentraten oder auch die frischen Filets selbst, zerkleinert als Würfel. Die Aloe-vera-Gel-Produkte werden sowohl als Saft innerlich eingenommen als auch zur äußeren Anwendung in Kosmetika eingearbeitet. Volkstümlich umgibt das Aloe-vera-Gel die Aura eines Allerheilmittels.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird der zur Trockene eingedickte Saft der Blätter. Die Droge Aloe besteht aus leberfarbenen, teilweise glänzenden Stücken mit muscheligen Bruchflächen.Inhaltsstoffe der Droge
Aloe enthält Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich die Aloine A und B, außerdem 2-Alkylchromone.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:- Kap-Aloe (Aloe capensis)
- Curaçao-Aloe (Aloe barbadensis)
- Eingestellter (standardisierter) Aloetrockenextrakt (Aloes extractum siccum normatum
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungBei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipationen (Verstopfung).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Aloe zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)- Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- auf Anthranoide (Aloin) standardisierter Aloetrockenextrakt in Dragees
- pulversierte Aloe (standardisiert) in festen Arzneimitteln
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten und eine Überdosierung zu vermeiden soll Aloe nur in Form von auf Anthranoide (Aloin) standardisierten Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Die Einnahme erfolgt abends vor dem Schlafengehen.
Hinweise
Aloe darf nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Aloe soll nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Aloe kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Aloe bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Aloe während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Aloe während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Aloe nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Aloe (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Aloe (Abführmittelmissbrauch) kann es durch Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Anis
Botanische Bezeichnung
(Kleiner) Anis – Pimpinella anisum L.
Familie
Doldengewächse (Apiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Vermutlich stammt diese wegen ihres würzigen Geruchs geschätzte Pflanze aus dem Orient. Sie wird heute in Südeuropa, im Mittelmeergebiet, im Vorderen Orient und Indien kultiviert. Aus weggeworfenen Früchten kommt sie mitunter an Wegrändern und Schuttstellen verwildert vor.
Anis ist eine einjährige Pflanze, wird 30 bis 50 cm hoch und blüht im Juli/August mit zahlreichen kleinen weißen Blüten, die in 7- bis 17-strahligen Doppeldolden angeordnet sind. Die Blätter am Grund des zarten Stängels sind gestielt und rundlich, nach oben hin sind sie zunehmend fiederschnittig und sitzen direkt am Stängel. Die im reifen Zustand graubräunlichen Früchte sind 3 bis 5 mm lang mit helleren, etwas kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die jedoch im Falle von Anis nicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen, wie es beim Kümmel der Fall ist. Anis ist ein beliebtes Gewürz für Gebäck und zur Herstellung von alkoholischen Getränken (Anisschnaps, Pernod, Pastis, Ouzo).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Früchte mit ihrem typischen Anisgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus der Türkei, Ägypten und Spanien.Inhaltsstoffe der Droge
Anisfrüchte enthalten ätherisches Öl („Anisöl“) mit süß schmeckendem trans-Anethol (Hauptbestandteil), das auch für den typischen Geruch der Droge verantwortlich ist; außerdem fettes Öl und Proteine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Anis (Anisi fructus)
- Anisöl (Anisi aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungInnerlich bei leichten Oberbauchbeschwerden, die mit Krämpfen und Blähungen einhergehen (dyspeptische Beschwerden); innerlich und äußerlich bei Katarrhen der Luftwege (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Anis und Anisöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Anis als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Anis bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (bei Blähungen) und als Schleim lösendes Mittel bei Husten im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Anisöl in magensaftresistenten Weichkapseln oder Flüssigkeiten
- Trockenextrakt in Dragees
Anis wird häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen kombiniert verarbeitet.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Anisöl: mehrmals tägl. 3 – 5 Tropfen auf einem Stück Zucker einnehmen;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Anistee warm trinken (auch in Mischungen mit anderen Drogen als Magen-Darm-Tee; Husten- und Bronchialtee).Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 3,5 g frisch zerkleinerter Anisfrüchte mit einer Tasse (150 mL) heißem (nicht kochend!) Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollten Anisfrüchte vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (Fenchel, Kümmel, Sellerie, Koriander oder Dill) oder gegen Anethol müssen Aniszubereitungen gemieden werden.
Bei Lagerung von Anis unter Lichteinwirkung kann sich aus trans-Anethol u. U. „Photoanethol“ mit östrogenen Eigenschaften bilden.
Für die Anwendung von Anis während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Kinder unter 12 Jahren sollen das ätherische Öl (Anisöl) und Anisfrüchte wegen fehlender Daten und wegen des Estragol-Gehalts vorsorglich nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Gelegentlich Allergien an Haut und Atemwegen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Arnika
Botanische Bezeichnung
Arnika, Berg-Wohlverleih – Arnica montana L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Arnica hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Nordamerika, in Europa ist sie mit nur zwei Arten präsent, namentlich mit Arnica montana und A. alpina. Davon wird nur A. montana arzneilich genutzt. Sie wächst auf kalkarmen Wald- und Bergwiesen bis in hohe Berglagen Mittel-, Ost- und Nordeuropas. In alten Quellen wird die Arnika unter dem althochdeutschen Namen ‚wolvesgelegena’ erwähnt, das sich im Laufe der Zeit zu althochdeutsch ‚wulfilegia’, niederdeutsch ‚wulferley’ wandelte, woraus sich dann über niederhochdeutsch ‚woverley’ der jetzt noch gebräuchliche Namen ‚Wohlverleih’ entwickelte. So ganz sicher ist man sich aber diesbezüglich nicht. Das Artepitheton montana (lat. ‚montanus’ = Berg-) greift jedenfalls die bevorzugte Lage der Pflanze im Gebirge auf.
Arnika ist eine krautige Staude, mit einer 4- bis 6-blättrigen Rosette flach am Boden liegend. Aus deren Mitte wächst ein 20 bis 60 cm hoher, kreuzgegenständig beblätterter, behaarter Blütenstängel, an dessen Ende ein oder mehrere Blütenkörbchen mit jeweils 12 bis 20 dotter- bis orangegelben Zungenblüten und bis zu 100 gelben Röhrenblüten stehen. Blütezeit ist Juni. Wildsammlungen dieser sehr geschätzten Arzneipflanze haben die Bestände reduziert und so wurde sie unter Naturschutz gestellt. Es bedurfte großer züchterischer Anstrengungen, um Arnika auf Feldern kultivieren zu können, was inzwischen jedoch gelungen ist.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)A
Verwendet werden die getrockneten Blütenkörbchen. Die im Handel befindliche Droge stammt zu einem geringen Anteil noch aus Wildsammlungen in Spanien und einigen Balkanländern, vorwiegend jedoch schon aus dem Feldanbau.
Inhaltsstoffe der Droge
Arnikablüten enthalten Sesquiterpenlactone (Helenaline, Dihydrohelenaline), Flavonoide, Caffeoylchinasäuren, Polyacetylene und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
Arnikablüten (Arnicae flos)
Arnikatinktur (Arnicae tinctura)
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Zur äußerlichen Anwendung bei Verletzungs- und Unfallfolgen, z.B. bei Hämatomen, Distorsionen, Prellungen, Quetschungen, Frakturödemen; außerdem bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden. Entzündungen der Schleimhäute von Mund- und Rachenraum; Furunkulose und Entzündungen als Folge von Insektenstichen; oberflächliche Venenentzündung (Kommission E); äußerlich bei Blutergüssen Verstauchungen und Entzündungen infolge von Insektenstichen; bei Mundschleimhautentzündungen, aphthenartigen Geschwüren; zur symptomatischen Behandlung von rheumatischen Beschwerden (ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
ölige Auszüge von Arnikablüten in Salben
Tinktur zu Umschlägen und als Bestandteil von Salben
alkoholischer Auszug der Ganzpflanze in Salben, Gelen und Flüssigkeiten zur äußeren Anwendung
DosierungFertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: nur für eine äußerliche Anwendung in Form von Umschlägen empfohlen. Besser geeignet ist dafür jedoch Arnikatinktur, die für einen kühlenden Umschlag 3-fach mit Wasser verdünnt wird. Für Mundspülungen wird Arnikatinktur 10-fach mit Wasser verdünnt.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g Arnikablüten mit 100 mL heißem Wasser übergießen, 5 bis 10 Min. ziehen lassen, abseihen und erkalten lassen. Nicht einnehmen, nur äußerlich in Form von kühlenden Umschlägen!
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Arnikablüten-Zubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Arnika während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Vorsichtshalber ist deshalb diesem Personenkreis von einer Behandlung mit Arnikablüten abzuraten.Nebenwirkungen
Bei längerer Anwendung oder auch bei geschädigter Haut können Zubereitungen mit Arnikablüten eine ödematöse Dermatitis mit Bläschenbildung hervorrufen. Deshalb darf Arnika nur auf die unverletzte Haut aufgetragen werden. Bei längerer Anwendung können auch bei unverletzter Haut Ekzeme auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Artischocke
Botanische Bezeichnung
Artischocke – Cynara scolymus L. (Syn. C. cardunculus L. ssp. flavescens Wikl., C. cardunculus L. ssp. scolymus)
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Artischocke wurde wohl durch die Araber zugleich mit ihrem Namen Cynara nach Europa eingeführt und hat sich im Mittelmeergebiet bis zu den Kanaren angesiedelt. In Mitteleuropa konnte sie als Wildpflanze nicht Fuß fassen, da sie nicht winterhart ist. Heutzutage ist sie uns nur noch als Kulturpflanze bekannt und wird im Mittelmeergebiet und in Mitteleuropa als Gemüsepflanze angebaut. Das Pflanzenmaterial für die arzneiliche Verwendung stammt ausschließlich aus kontrolliert angebauten Blattkulturen in Europa, vorzugsweise Mitteleuropa; Blattware von abgeernteten Gemüsekulturen ist von minderwertiger Qualität.
Die Artischocke ist ein Korbblütler mit leicht distelartigem Habitus. Ihre großen Blätter sind ein- bis zweifach gefiedert, unbedornt oder einfach bedornt, und bilden eine grundständige Rosette. Auf der Oberseite sind sie blassgrün, unterseits weichfilzig behaart. Die bis zu 1,5 m hohen, beblättertem Stängel tragen 1 bis 3 große Blütenköpfe (8 bis 15 cm im Durchmesser). Auf dem fleischigen, flachen Blütenboden stehen zahllose violette Röhrenblüten. Sie sind umgeben von vielen dachziegelartig angeordneten, am Grunde fleischigen Hüllblättern, deren Rand ausgerandet ist oder ein dornig bespitztes Anhängsel trägt. Zungenblüten sind nicht vorhanden. Der fleischige Blütenboden und die fleischige Basis der Hüllblätter der noch geschlossenen Blüte sind gekocht eine beliebte Delikatesse.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter von Artischocken-Blattkulturen sowie der Frischpflanzenpresssaft der noch nicht aufgeblühten Artischockenblüten. Blattkulturen findet man in Franken, Brandenburg und Thüringen sowie in der Bretagne; auch Importe aus süd- und südosteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Artischockenblätter enthalten Caffeoylchinasäuren (u.a. Chlorogensäure), Flavonoide und Sesquiterpen-Bitterstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Artischockenblätter (Cynarae folium)
- Artischockenblättertrockenextrakt (Cynarae folii extractum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungDyspeptische Beschwerden (Kommission E).
Durch klinische Studien belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): dyspeptische Beschwerden besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems.Traditionelle Anwendung
Artischockenblätter werden traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakte aus getrockneten Blättern in Kapseln und Dragees; auch gelöst in Flüssigkeiten
- Trockenextrakte aus frischen Blättern in Kapseln, Tabletten und Dragees
- wässriger Auszug in Flüssigkeiten
- Frischpflanzenpresssaft von Artischockenknospen als Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Vor den Mahlzeiten eine Tasse Artischockenblättertee trinken; Tagesdosis: 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1 Teelöffeln fein geschnittene Artischockenblätter mit heißem Wasser übergießen und nach 10 min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen eines Gallenverschlusses dürfen Artischockenblätter nicht eingenommen werden, ebenfalls nicht bei Vorliegen einer Allergie gegen Korbblütler.
Zur Anwendung von Artischockenblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Deshalb ist eine Einnahme nur nach strenger Indikationsstellung durch den Arzt empfohlen.Nebenwirkungen
Sehr selten leichte Durchfälle und damit verbundene Oberbauchbeschwerden, Übelkeit und Sodbrennen.
Wechselwirkungen
Die Wirksamkeit von die Blutgerinnung hemmenden Arzneimitteln vom Cumarin-Typ (Marcurmar, Warfarin) kann abgeschwächt sein.
- Augentrost
Botanische Bezeichnung
Augentrost – Euphrasia officinalis L.Pflanzenfamilie
Rachenblütler (Scrophulariaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Euphrasia ist mit 100 bis 250 Arten systematisch sehr schwer zu erfassen und gliedert sich in mehrere Sektionen und Untersektionen. Der arzneilich verwendete Augentrost, E. officinalis L., ist eine Sammelbezeichnung und umfasst mehrere Unterarten und Varietäten, auch Bastarde. Dementsprechend ist diese Art sehr formenreich. Sie ist kommt mit Ausnahme der südlichen Teile der Mittelmeerhalbinseln in Europa sehr verbreitet. Augentrost ist ein einjähriger Halbschmarotzer und wächst auf Weiden, wenig gedüngten Wirtschaftswiesen und Magerrasen. Der Stängel ist verzweigt, in der Höhe variiert er von 2 bis 30 cm. An ihm stehen kleine, sehr unterschiedlich geformte Blättchen mit 7 bis 10 langen, spitzen Blattrandzähnen, oft in Blattknäuel zusammensitzend. Die dreilippige Ober- und zweilappige Unterlippe der Rachenblüte sind jeweils bis 10 mm lang, weiß mit lilafarbenen Adern; auf der Unterlippe findet sich einem gelber Fleck. Der Blütenstand ist vielblütig,Der Gattungsname Euphrasia leitet sich von griech. ‚euphrasia’ = Wohlbefinden ab, allerdings ist nicht klar, ob sich diese Bezeichnung auf die Heilwirkung der Pflanze bezieht oder auf ihr hübsches Aussehen. Im deutschen Begriff „Augentrost“ spiegelt sich die volkstümliche Verwendung des Krauts bei Augenleiden wider. Ein dunkler Fleck am Grunde des Blütenrachens wurde früher gerne mit der menschlichen Pupille in Verbindung gebracht.
Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet wird das blühend geerntete Kraut (Euphrasiae herba), bestehend aus den Stängeln, Blättern und Blüten. Die Droge des Handels stammt aus den südeuropäischen Ländern.Inhaltsstoffe der Droge
Augentrostkraut enthält Iridoide, Lignane, Phenylethanoidglykoside und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Augentrostkraut (Euphrasiae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.Anerkannte medizinische Anwendung
Von der Kommission E erhielt Augentrostkraut eine Negativverabschiedung, da das wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E jedoch keine Risiken zu erwarten sind, wird diese Beurteilung als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet. Volkstümlich wird Augentrostkraut äußerlich zu Waschungen, Umschlägen und Augenbädern bei Augenentzündungen und anderen Augenleiden verwendet.
Das HMPC hat Augentrostkraut abschließend beurteilt und kam dabei zu dem Schluss, dass eine Anwendung von Augentrostkraut-Zubereitungen am Auge wegen fehlendem Wirkungsnachweis und aus hygienischen Gründen nicht zu empfohlen werden kann. In Deutschland sind Euphrasiazubereitungen als Arzneimittel der anthroposophischen Therapierichtung auf dem Markt; Anwendungsgebiete: nicht-eitrige Bindehautentzündung, katarrhalische Entzündung am Auge mit erhöhtem Tränenfluss, Lidödeme.Traditionelle Anwendung
Augentrostkraut erhielt keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Euphrasia Urtinktur in Augensalben
homöopathische Verdünnungen: D3 in Augentropfen; D6 in Tropfen zur EinnahmeDosierung
Äußerliche Anwendung: Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Aus hygienischen Gründen Anwendung nur in Form von Fertigarzneimitteln.Nebenwirkungen
Keine bekanntWechselwirkungen
Keine bekannt