Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
0-9
- Frauenmantel
Botanische Bezeichnung
Gemeiner Frauenmantel – Alchemilla vulgaris L. s.l.
Familie
Rosengewächse (Rosaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Alchemilla vulgaris ist eine formenreiche Sammelart mit nur schwer voneinander unterscheidbaren Kleinarten, weshalb sie sinnvollerweise mit dem Zusatz s.l. (sensu latiore = im weiteren Sinne) versehen ist. Der Gemeine Frauenmantel ist in der gesamten Nordhemisphäre verbreitet und kommt in Europa vom Mittelmeer bis Island vor. Er ist eine 30 bis 50 cm hohe Halbrosettenstaude, deren Grundblätter mit ihrer rundlichen, gefalteten Spreite mit 7 bis 9 halbkreisförmigen Lappen sehr charakteristisch ist. Sie erinnert an einen Umhang wie ihn Maria auf Heiligenbildern trägt, und da die Pflanze früher auch in der Frauenheilkunde verwendet wurde, erhielt sie den Namen Frauenmantel. Die gelben Blüten sind sehr klein und stehen geknäuelt in reichblütigen Blütenständen.
Der Gattungsname Alchemilla (= kleine Alchemistin, Alchimistenkraut) kommt wahrscheinlich aus dem Arabischen (al-kimiya = Chemie) und nimmt Bezug auf die am frühen Morgen am Blattrand durch Guttation aus sog. Hydathoden austretenden Wassertropfen (fälschlicherweise oft als „Tau“ bezeichnet), die dann im trichterförmigen Blattgrund zu einer großen Perle zusammenfließen. Alchimisten sollen diesen Tropfen besondere Heilkräfte zugeschrieben haben.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten oberirdischen Teile bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln. Die Droge des Handels stammt aus dem Anbau in ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Frauenmantelkraut enthält Gerbstoffe (vorwiegend Ellagitannine) und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Frauenmantelkrauts (Alchemillae herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen (Kommission E).Traditionelle Anwendung
In Kombinationen mit anderen Drogen zur Besserung des Allgemeinbefindens (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene Droge zur Teebereitung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: zwischen den Mahlzeiten mehrmals täglich eine Tasse Frauenmanteltee trinken. Mittlere Tagesdosis 5 bis 10 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 g fein geschnittenes Frauenmantelkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Bei länger als 3 bis 4 Tage anhaltendem Durchfall ist ein Arztbesuch angeraten.
Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
A
- Aloe
Botanische Bezeichnung
Echte Aloe - Aloe vera (L.) Burm. f. (Syn. A. barbadensis Mill.)
Kap-Aloe – Aloe ferox Mill.Familie
Affodillgewächse (Asphodelaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Aloe umfasst fast 450 Arten und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, vor allem in Südafrika; auch findet man sie auf der arabischen Halbinsel, in den Mittelmeerländern, in Amerika und Asien. Es handelt sich um stammlose, kurzstämmige oder baumartige Blattsukkulenten, d.h. dass sie in ihren Blättern Wasser speichern können, wodurch sie sehr gut an ein Klima mit wenig oder schwankendem Niederschlag angepasst sind. Die großen lanzenförmigen Blätter sind deshalb dick und fleischig. Meist sind die Blätter in einer Rosette angeordnet, aus deren Mitte dann ein sehr dekorativer, fast baumartiger Blütenstand herauswächst, an dem zahlreiche große rote, gelbe oder orangefarbene Blüten in Trauben angeordnet stehen.
Der Gattungsname Aloe, lateinisch und griechisch belegt, wird mit „berühmt für Ihre Bitterkeit“ übersetzt. Die Bitterkeit ist auf den gelben „Aloesaft“ zurückzuführen, der aus den fleischigen Blättern ausläuft, wenn man sie am Blattgrund abschneidet und schräg lagert. Pro Blatt fließen 5 bis 10 g Saft ab. Dieser erstarrt beim Trocknen zu einer harten, tiefbraunen, undurchsichtigen Masse, die, als „Aloe“ bezeichnet, arzneilich verwendet wird. Für die Gewinnung dieser Droge werden zwei Aloe-Arten genutzt, die Echte Aloe (Aloe vera, Syn. Aloe barbadensis) und die Kap-Aloe (Aloe ferox). Die Echte Aloe stammt ursprünglich wohl aus dem Sudan und der arabischen Halbinsel und ist heute durch Kulturen und Verwilderung in tropischen und subtropischen Gebieten aller Erdteile verbreitet. Das Artepitheton barbadensis bezieht sich auf ihr Vorkommen auf der Westindischen Insel Barbados. Die Kap-Aloe ist im südafrikanischen Kapland heimisch. Das Artepitheton ferox kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „stark bewehrt, wild“ und bezieht sich auf die harten Dornen in der Blattmitte und auf die scharfen Zähne des Blattrandes.
Genutzt wird auch das Wasserspeichergewebe der Blätter der Echten Aloe. Es besteht aus dünnwandigen Zellen, in denen das Wasser in Form eines Schleims gehalten wird. Dieses schleimige Parenchym, als Aloe-vera-Gel bezeichnet, wird durch „Filetieren“ der Blätter gewonnen. Dabei wird zunächst das Blatt an der Basis und an der Spitze quer abgeschnitten und dann das Gel wie ein Filet herausgeschnitten. Die Filets werden gewaschen, um sie von Resten des bitteren Blattsafts zu befreien, und dann zu einem naturtrüben Saft verarbeitet. Gehandelt werden auch aufkonzentrierte Saftprodukte in Form von Trockenkonzentraten oder auch die frischen Filets selbst, zerkleinert als Würfel. Die Aloe-vera-Gel-Produkte werden sowohl als Saft innerlich eingenommen als auch zur äußeren Anwendung in Kosmetika eingearbeitet. Volkstümlich umgibt das Aloe-vera-Gel die Aura eines Allerheilmittels.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird der zur Trockene eingedickte Saft der Blätter. Die Droge Aloe besteht aus leberfarbenen, teilweise glänzenden Stücken mit muscheligen Bruchflächen.Inhaltsstoffe der Droge
Aloe enthält Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich die Aloine A und B, außerdem 2-Alkylchromone.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:- Kap-Aloe (Aloe capensis)
- Curaçao-Aloe (Aloe barbadensis)
- Eingestellter (standardisierter) Aloetrockenextrakt (Aloes extractum siccum normatum
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungBei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipationen (Verstopfung).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Aloe zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)- Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- auf Anthranoide (Aloin) standardisierter Aloetrockenextrakt in Dragees
- pulversierte Aloe (standardisiert) in festen Arzneimitteln
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten und eine Überdosierung zu vermeiden soll Aloe nur in Form von auf Anthranoide (Aloin) standardisierten Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Die Einnahme erfolgt abends vor dem Schlafengehen.
Hinweise
Aloe darf nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Aloe soll nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Aloe kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Aloe bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Aloe während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Aloe während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Aloe nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Aloe (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Aloe (Abführmittelmissbrauch) kann es durch Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Anis
Botanische Bezeichnung
(Kleiner) Anis – Pimpinella anisum L.
Familie
Doldengewächse (Apiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Vermutlich stammt diese wegen ihres würzigen Geruchs geschätzte Pflanze aus dem Orient. Sie wird heute in Südeuropa, im Mittelmeergebiet, im Vorderen Orient und Indien kultiviert. Aus weggeworfenen Früchten kommt sie mitunter an Wegrändern und Schuttstellen verwildert vor.
Anis ist eine einjährige Pflanze, wird 30 bis 50 cm hoch und blüht im Juli/August mit zahlreichen kleinen weißen Blüten, die in 7- bis 17-strahligen Doppeldolden angeordnet sind. Die Blätter am Grund des zarten Stängels sind gestielt und rundlich, nach oben hin sind sie zunehmend fiederschnittig und sitzen direkt am Stängel. Die im reifen Zustand graubräunlichen Früchte sind 3 bis 5 mm lang mit helleren, etwas kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die jedoch im Falle von Anis nicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen, wie es beim Kümmel der Fall ist. Anis ist ein beliebtes Gewürz für Gebäck und zur Herstellung von alkoholischen Getränken (Anisschnaps, Pernod, Pastis, Ouzo).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Früchte mit ihrem typischen Anisgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus der Türkei, Ägypten und Spanien.Inhaltsstoffe der Droge
Anisfrüchte enthalten ätherisches Öl („Anisöl“) mit süß schmeckendem trans-Anethol (Hauptbestandteil), das auch für den typischen Geruch der Droge verantwortlich ist; außerdem fettes Öl und Proteine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Anis (Anisi fructus)
- Anisöl (Anisi aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungInnerlich bei leichten Oberbauchbeschwerden, die mit Krämpfen und Blähungen einhergehen (dyspeptische Beschwerden); innerlich und äußerlich bei Katarrhen der Luftwege (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Anis und Anisöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Anis als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Anis bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (bei Blähungen) und als Schleim lösendes Mittel bei Husten im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Anisöl in magensaftresistenten Weichkapseln oder Flüssigkeiten
- Trockenextrakt in Dragees
Anis wird häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen kombiniert verarbeitet.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Anisöl: mehrmals tägl. 3 – 5 Tropfen auf einem Stück Zucker einnehmen;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Anistee warm trinken (auch in Mischungen mit anderen Drogen als Magen-Darm-Tee; Husten- und Bronchialtee).Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 3,5 g frisch zerkleinerter Anisfrüchte mit einer Tasse (150 mL) heißem (nicht kochend!) Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollten Anisfrüchte vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (Fenchel, Kümmel, Sellerie, Koriander oder Dill) oder gegen Anethol müssen Aniszubereitungen gemieden werden.
Bei Lagerung von Anis unter Lichteinwirkung kann sich aus trans-Anethol u. U. „Photoanethol“ mit östrogenen Eigenschaften bilden.
Für die Anwendung von Anis während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Kinder unter 12 Jahren sollen das ätherische Öl (Anisöl) und Anisfrüchte wegen fehlender Daten und wegen des Estragol-Gehalts vorsorglich nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Gelegentlich Allergien an Haut und Atemwegen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Arnika
Botanische Bezeichnung
Arnika, Berg-Wohlverleih – Arnica montana L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Arnica hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Nordamerika, in Europa ist sie mit nur zwei Arten präsent, namentlich mit Arnica montana und A. alpina. Davon wird nur A. montana arzneilich genutzt. Sie wächst auf kalkarmen Wald- und Bergwiesen bis in hohe Berglagen Mittel-, Ost- und Nordeuropas. In alten Quellen wird die Arnika unter dem althochdeutschen Namen ‚wolvesgelegena’ erwähnt, das sich im Laufe der Zeit zu althochdeutsch ‚wulfilegia’, niederdeutsch ‚wulferley’ wandelte, woraus sich dann über niederhochdeutsch ‚woverley’ der jetzt noch gebräuchliche Namen ‚Wohlverleih’ entwickelte. So ganz sicher ist man sich aber diesbezüglich nicht. Das Artepitheton montana (lat. ‚montanus’ = Berg-) greift jedenfalls die bevorzugte Lage der Pflanze im Gebirge auf.
Arnika ist eine krautige Staude, mit einer 4- bis 6-blättrigen Rosette flach am Boden liegend. Aus deren Mitte wächst ein 20 bis 60 cm hoher, kreuzgegenständig beblätterter, behaarter Blütenstängel, an dessen Ende ein oder mehrere Blütenkörbchen mit jeweils 12 bis 20 dotter- bis orangegelben Zungenblüten und bis zu 100 gelben Röhrenblüten stehen. Blütezeit ist Juni. Wildsammlungen dieser sehr geschätzten Arzneipflanze haben die Bestände reduziert und so wurde sie unter Naturschutz gestellt. Es bedurfte großer züchterischer Anstrengungen, um Arnika auf Feldern kultivieren zu können, was inzwischen jedoch gelungen ist.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)A
Verwendet werden die getrockneten Blütenkörbchen. Die im Handel befindliche Droge stammt zu einem geringen Anteil noch aus Wildsammlungen in Spanien und einigen Balkanländern, vorwiegend jedoch schon aus dem Feldanbau.
Inhaltsstoffe der Droge
Arnikablüten enthalten Sesquiterpenlactone (Helenaline, Dihydrohelenaline), Flavonoide, Caffeoylchinasäuren, Polyacetylene und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
Arnikablüten (Arnicae flos)
Arnikatinktur (Arnicae tinctura)
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Zur äußerlichen Anwendung bei Verletzungs- und Unfallfolgen, z.B. bei Hämatomen, Distorsionen, Prellungen, Quetschungen, Frakturödemen; außerdem bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden. Entzündungen der Schleimhäute von Mund- und Rachenraum; Furunkulose und Entzündungen als Folge von Insektenstichen; oberflächliche Venenentzündung (Kommission E); äußerlich bei Blutergüssen Verstauchungen und Entzündungen infolge von Insektenstichen; bei Mundschleimhautentzündungen, aphthenartigen Geschwüren; zur symptomatischen Behandlung von rheumatischen Beschwerden (ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
ölige Auszüge von Arnikablüten in Salben
Tinktur zu Umschlägen und als Bestandteil von Salben
alkoholischer Auszug der Ganzpflanze in Salben, Gelen und Flüssigkeiten zur äußeren Anwendung
DosierungFertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: nur für eine äußerliche Anwendung in Form von Umschlägen empfohlen. Besser geeignet ist dafür jedoch Arnikatinktur, die für einen kühlenden Umschlag 3-fach mit Wasser verdünnt wird. Für Mundspülungen wird Arnikatinktur 10-fach mit Wasser verdünnt.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g Arnikablüten mit 100 mL heißem Wasser übergießen, 5 bis 10 Min. ziehen lassen, abseihen und erkalten lassen. Nicht einnehmen, nur äußerlich in Form von kühlenden Umschlägen!
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Arnikablüten-Zubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Arnika während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Vorsichtshalber ist deshalb diesem Personenkreis von einer Behandlung mit Arnikablüten abzuraten.Nebenwirkungen
Bei längerer Anwendung oder auch bei geschädigter Haut können Zubereitungen mit Arnikablüten eine ödematöse Dermatitis mit Bläschenbildung hervorrufen. Deshalb darf Arnika nur auf die unverletzte Haut aufgetragen werden. Bei längerer Anwendung können auch bei unverletzter Haut Ekzeme auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Artischocke
Botanische Bezeichnung
Artischocke – Cynara scolymus L. (Syn. C. cardunculus L. ssp. flavescens Wikl., C. cardunculus L. ssp. scolymus)
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Artischocke wurde wohl durch die Araber zugleich mit ihrem Namen Cynara nach Europa eingeführt und hat sich im Mittelmeergebiet bis zu den Kanaren angesiedelt. In Mitteleuropa konnte sie als Wildpflanze nicht Fuß fassen, da sie nicht winterhart ist. Heutzutage ist sie uns nur noch als Kulturpflanze bekannt und wird im Mittelmeergebiet und in Mitteleuropa als Gemüsepflanze angebaut. Das Pflanzenmaterial für die arzneiliche Verwendung stammt ausschließlich aus kontrolliert angebauten Blattkulturen in Europa, vorzugsweise Mitteleuropa; Blattware von abgeernteten Gemüsekulturen ist von minderwertiger Qualität.
Die Artischocke ist ein Korbblütler mit leicht distelartigem Habitus. Ihre großen Blätter sind ein- bis zweifach gefiedert, unbedornt oder einfach bedornt, und bilden eine grundständige Rosette. Auf der Oberseite sind sie blassgrün, unterseits weichfilzig behaart. Die bis zu 1,5 m hohen, beblättertem Stängel tragen 1 bis 3 große Blütenköpfe (8 bis 15 cm im Durchmesser). Auf dem fleischigen, flachen Blütenboden stehen zahllose violette Röhrenblüten. Sie sind umgeben von vielen dachziegelartig angeordneten, am Grunde fleischigen Hüllblättern, deren Rand ausgerandet ist oder ein dornig bespitztes Anhängsel trägt. Zungenblüten sind nicht vorhanden. Der fleischige Blütenboden und die fleischige Basis der Hüllblätter der noch geschlossenen Blüte sind gekocht eine beliebte Delikatesse.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter von Artischocken-Blattkulturen sowie der Frischpflanzenpresssaft der noch nicht aufgeblühten Artischockenblüten. Blattkulturen findet man in Franken, Brandenburg und Thüringen sowie in der Bretagne; auch Importe aus süd- und südosteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Artischockenblätter enthalten Caffeoylchinasäuren (u.a. Chlorogensäure), Flavonoide und Sesquiterpen-Bitterstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Artischockenblätter (Cynarae folium)
- Artischockenblättertrockenextrakt (Cynarae folii extractum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungDyspeptische Beschwerden (Kommission E).
Durch klinische Studien belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): dyspeptische Beschwerden besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems.Traditionelle Anwendung
Artischockenblätter werden traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakte aus getrockneten Blättern in Kapseln und Dragees; auch gelöst in Flüssigkeiten
- Trockenextrakte aus frischen Blättern in Kapseln, Tabletten und Dragees
- wässriger Auszug in Flüssigkeiten
- Frischpflanzenpresssaft von Artischockenknospen als Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Vor den Mahlzeiten eine Tasse Artischockenblättertee trinken; Tagesdosis: 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1 Teelöffeln fein geschnittene Artischockenblätter mit heißem Wasser übergießen und nach 10 min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen eines Gallenverschlusses dürfen Artischockenblätter nicht eingenommen werden, ebenfalls nicht bei Vorliegen einer Allergie gegen Korbblütler.
Zur Anwendung von Artischockenblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Deshalb ist eine Einnahme nur nach strenger Indikationsstellung durch den Arzt empfohlen.Nebenwirkungen
Sehr selten leichte Durchfälle und damit verbundene Oberbauchbeschwerden, Übelkeit und Sodbrennen.
Wechselwirkungen
Die Wirksamkeit von die Blutgerinnung hemmenden Arzneimitteln vom Cumarin-Typ (Marcurmar, Warfarin) kann abgeschwächt sein.
- Augentrost
Botanische Bezeichnung
Augentrost – Euphrasia officinalis L.Pflanzenfamilie
Rachenblütler (Scrophulariaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Euphrasia ist mit 100 bis 250 Arten systematisch sehr schwer zu erfassen und gliedert sich in mehrere Sektionen und Untersektionen. Der arzneilich verwendete Augentrost, E. officinalis L., ist eine Sammelbezeichnung und umfasst mehrere Unterarten und Varietäten, auch Bastarde. Dementsprechend ist diese Art sehr formenreich. Sie ist kommt mit Ausnahme der südlichen Teile der Mittelmeerhalbinseln in Europa sehr verbreitet. Augentrost ist ein einjähriger Halbschmarotzer und wächst auf Weiden, wenig gedüngten Wirtschaftswiesen und Magerrasen. Der Stängel ist verzweigt, in der Höhe variiert er von 2 bis 30 cm. An ihm stehen kleine, sehr unterschiedlich geformte Blättchen mit 7 bis 10 langen, spitzen Blattrandzähnen, oft in Blattknäuel zusammensitzend. Die dreilippige Ober- und zweilappige Unterlippe der Rachenblüte sind jeweils bis 10 mm lang, weiß mit lilafarbenen Adern; auf der Unterlippe findet sich einem gelber Fleck. Der Blütenstand ist vielblütig,Der Gattungsname Euphrasia leitet sich von griech. ‚euphrasia’ = Wohlbefinden ab, allerdings ist nicht klar, ob sich diese Bezeichnung auf die Heilwirkung der Pflanze bezieht oder auf ihr hübsches Aussehen. Im deutschen Begriff „Augentrost“ spiegelt sich die volkstümliche Verwendung des Krauts bei Augenleiden wider. Ein dunkler Fleck am Grunde des Blütenrachens wurde früher gerne mit der menschlichen Pupille in Verbindung gebracht.
Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet wird das blühend geerntete Kraut (Euphrasiae herba), bestehend aus den Stängeln, Blättern und Blüten. Die Droge des Handels stammt aus den südeuropäischen Ländern.Inhaltsstoffe der Droge
Augentrostkraut enthält Iridoide, Lignane, Phenylethanoidglykoside und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Augentrostkraut (Euphrasiae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.Anerkannte medizinische Anwendung
Von der Kommission E erhielt Augentrostkraut eine Negativverabschiedung, da das wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E jedoch keine Risiken zu erwarten sind, wird diese Beurteilung als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet. Volkstümlich wird Augentrostkraut äußerlich zu Waschungen, Umschlägen und Augenbädern bei Augenentzündungen und anderen Augenleiden verwendet.
Das HMPC hat Augentrostkraut abschließend beurteilt und kam dabei zu dem Schluss, dass eine Anwendung von Augentrostkraut-Zubereitungen am Auge wegen fehlendem Wirkungsnachweis und aus hygienischen Gründen nicht zu empfohlen werden kann. In Deutschland sind Euphrasiazubereitungen als Arzneimittel der anthroposophischen Therapierichtung auf dem Markt; Anwendungsgebiete: nicht-eitrige Bindehautentzündung, katarrhalische Entzündung am Auge mit erhöhtem Tränenfluss, Lidödeme.Traditionelle Anwendung
Augentrostkraut erhielt keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Euphrasia Urtinktur in Augensalben
homöopathische Verdünnungen: D3 in Augentropfen; D6 in Tropfen zur EinnahmeDosierung
Äußerliche Anwendung: Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Aus hygienischen Gründen Anwendung nur in Form von Fertigarzneimitteln.Nebenwirkungen
Keine bekanntWechselwirkungen
Keine bekannt
B
- Baldrian
Botanische Bezeichnung
Echter oder Großer Baldrian - Valeriana officinalis L.
Familie
Baldriangewächse (Valerianaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Arzneibaldrian, Katzenkraut, Mondwurzel, Stinkwurz
Wissenswertes zur Pflanze
Baldrian ist in Europa und den gemäßigten Zonen Asiens heimisch und wächst vorzugsweise auf feuchten und schattigen Standorten. Es handelt es sich um eine vielgestaltige Sammelart, gekennzeichnet durch den Zusatz ‚s.l.’ (sensu latiore = im weiteren Sinne) der lateinischen Pflanzennamen (Valeriana officinalis s.l.). Der Gattungsname Valeriana leitet sich wahrscheinlich wegen der Heilwirkung der Pflanze von lat. 'valere' (= gesund sein) ab. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und officinalis bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Baldrian ist mehrjährig, wird 50 bis 100 cm hoch und blüht von Juli bis September mit zahlreichen kleinen hellrosa bis weißen Blüten, die doldenartig angeordnet sind. Die Blätter sind paarig gefiedert und stehen sowohl grundständig als auch paarig gefiedert am Stängel.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die unterirdischen Pflanzenteile, bestehend aus dem kurzen, walzenförmigen Wurzelstock und den büschelig daran anhängenden, dünnen Wurzeln. Beim Trocknen bildet sich der typische Geruch der Droge, der durch frei werdende Isovaleriansäure verursacht wird.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Wildsammlungen und aus Kulturen in Europa.Inhaltsstoffe der Droge
Baldrianwurzel weist ein sehr heterogenes Inhaltsstoffspektrum auf: ätherisches Öl, Sesquiterpensäuren, Iridoide (Valepotriate und deren Abbauprodukte), Lignane, Kaffeesäurederivate, Alkaloide.
In Fertigarzneimitteln sind die bedenklichen Valepotriate nur noch in Spuren enthalten.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Baldrianwurzel (Valerianae radix)
- Baldriantinktur (Valerianae tinctura)
- Mit wässrig-alkoholischen Mischungen hergestellter Baldriantrockenextrakt (Valerianae extractum hydroalcoholicum siccum)
- Mit Wasser hergestellter Baldriantrockenextrakt (Valerianae extractum aquosum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Unruhezustände, nervös bedingte Einschlafstörungen (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat für Baldrianwurzel die Anwendung zur Besserung leichter nervöser Beschwerden und bei Schlafstörungen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Baldrianwurzel wurde vom HMPC für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Baldrianwurzel zur Behandlung leichter stressbedingter Symptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung und für Bäder, häufig mit anderen beruhigend wirkenden Drogen kombiniert verarbeitet
- pulverisierte Droge in Tabletten und Dragees
- Fluidextrakt in Tropfen und Säften
- Trockenextrakte in Tabletten, Dragees und löslichen Instant-Tees
„Traditionelle“ Arzneimittel enthalten außerdem Baldriantinktur, wässrige Extrakte, Frischpflanzenpresssaft, ätherisches Baldrianöl oder Valeriana Urtinktur.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss (Beruhigungstee): mehrmals tägl. 2 - 3 g Droge; bei Einschlafstörungen ½ Stunde vor dem Schlafengehen. In Kombination mit anderen beruhigend wirkenden Drogen (z.B. Passionsblumenkraut, Hopfen, Melisse) genügt eine geringere Dosis. Eine Schlafförderung tritt erst nach 5 bis 14 Tagen ein.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 Teelöffel (2 – 3 g) geschnittene Baldrianwurzeln mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergießen und bedeckt stehen lassen. Nach 10 bis 15 Minuten abseihen.
Hinweise
Da Baldrian möglicherweise die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt, sollte man vorsichtshalber bis zwei Stunden nach Einnahme eines Medikaments mit Baldrian nicht Auto fahren.
Bei bekannten Allergien gegen Baldrian müssen Baldrianzubereitungen in jeder Form gemieden werden.
Während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 12 Jahren Baldrian nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Allenfalls leichte Magen-Darm-Beschwerden
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Bärentraube
Botanische Bezeichnung
Echte Bärentraube – Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng.
Familie
Erikagewächse (Ericaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Bärentraube wächst in höheren Lagen auf der gesamten nördlichen Hemisphäre. So kommt sie in Europa von der Iberischen Halbinsel über ganz Mitteleuropa bis Skandinavien vor. Östlich ist sie bis Sibirien, zum Altai und Himalaja verbreitet. In südlichen Gebieten wächst die Bärentraube in Gebirgslagen, meist über der Baumgrenze, in nördlichen Gebieten steigt sie bis weit in die Täler hinab. Die Bärentraube ist ein niederliegender Zwergstrauch, oft dichte Matten bildend, mit ledrigen, glänzenden, kleinen Laubblättern. Die kleinen weißen bis rötlichen, glockenförmigen Blüten stehen in endständigen, überhängenden Trauben, aus denen sich im Spätsommer leuchtend rote, beerenartige Früchte mit harten Kernen entwickeln.
Bei Linné hieß die Pflanze noch Arbutus uva-ursi, bei einer Umbenennung wurde der Gattungsname als Lehnübersetzung des Artepithetons uva-ursi gebildet. Aus lat. ‚uva’ (= Traube) wurde somit griech. ‚staphyle’, und aus lat. ‚ursus’ (= Bär) wurde griech. ‚arktos’. Der deutsche Name der Pflanze ist somit eine Übersetzung des botanischen Namens. Der Bezug zum Bär ergibt sich aus dem Vorkommen dieser Art in zirkumpolaren Regionen unter dem Sternbild des Großen Bären (lat. ‚ursa maior; griech. ‚arktos’). Die „Traube“ spricht die beerenartigen Früchte an, die wie Weintrauben am Weinstock stehen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Laubblätter. Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in Spanien und Italien.
Inhaltsstoffe der Droge
Bärentraubenblätter enthalten Arbutin (Hydrochinonglucosid) und andere Phenolglykoside, Gerbstoffe und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Bärentraubenblätter (Uvae-ursi folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
(Unkomplizierte) entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege (Kommission E); ESCOP ergänzt „wenn eine Behandlung mit Antibiotika nicht erforderlich ist“. Das HMPC hat Bärentraubenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Bärentraubenblätter wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Bärentraubenblätter zur Behandlung von Symptomen einer wiederkehrenden Blasenentzündung (z.B. Brennen beim Wasserlassen und/oder häufiges Wasserlassen bei Frauen) eingenommen werden, wenn ernsthaftere Ursachen dafür ärztlich ausgeschlossen wurden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene Bärentraubenblätter als Tee
- auf Hydrochinon-Derivate (Arbutin) standardisierte Trockenextrakte in Tabletten
- auf Hydrochinon-Derivate (Arbutin) standardisierte wässrige Auszüge in Flüssigkeiten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Bärentraubenblättertee trinken; Tagesdosis 6 bis 12 g Droge bzw. 400-840 mg Hydrochinon-Derivate, berechnet als Arbutin. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter oder Birkenblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
2,5 g fein geschnittene oder besser grob pulverisierte Bärentraubenblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Möchte man den Gehalt an Gerbstoffen möglichst niedrig halten, bereitet man besser ein Kaltwasser-Mazerat. Dafür lässt man die Droge mit kaltem Wasser 6 bis 12 Std. stehen, dann wird die Droge abgeseiht und der Tee dann erwärmt.
Hinweise
Für die Anwendung von Bärentraubenblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.
Männer sollten vor der Anwendung von Bärentraubenblättern die Ursache der Harnwegsbeschwerden ärztlich abklären lassen.
Treten während der Behandlung Symptome wie Fieber, Harnverhalten, Krämpfe oder Blut im Urin auf, muss ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, ebenso, wenn die Symptome länger als 4 Tage anhalten. Bei Nierenproblemen sollen Bärentraubenblätter nicht angewendet werden.
Bärentraubenblätter sollten nicht länger als 1 Woche eingenommen werden. Bei einer Entzündung der Harnwege muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden. Der Harn kann sich während der Einnahme grünlich-braun färben.Nebenwirkungen
Bei magenempfindlichen Personen kommt es bei der Einnahme von Bärentraubenblättern wegen der darin enthaltenen Gerbstoffe gelegentlich zu Magenbeschwerden.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Beinwell
Botanische Bezeichnung
Echter Beinwell – Symphytum officinale L.
Familie
Raublattgewächse (Boraginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Beinwell ist in Eurasien heimisch und reicht ostwärts bis Zentralasien. Er wächst auf feuchten Wiesen, an Wassergräben und Ufern. Auch in Nordamerika ist er inzwischen verbreitet.
Der Gattungsname Symphytum leitet sich ab von griech. ‚syn’ (=zusammen) und ‚phyo’ (=wachsen), woraus griech. ‚symphytos’ (=zusammen gewachsen) entsteht. Damit ist das Zusammenwachsen von Wunden oder gar von Knochen gemeint, also ein Wundheilmittel. Diese Heilkraft kommt auch im deutschen Namen zum Ausdruck, denn in der alten Heilkunde bedeutete „die Wunde wallt“ soviel wie „die Wunde wächst zu“ oder „wird heil“. Der Beinwell ist demnach eine sehr alte Heilpflanze, was im Artepitheton officinale verdeutlicht wird, denn officinalis bedeutet „in den Apotheken gebraucht“, abgeleitet von der „Offizin“, dem Verkaufsraum einer Apotheke.
Der Beinwell wird 50 bis 100 m hoch und ist mit einer rübenförmigen dicken Pfahlwurzel bis 30 cm tief in der Erde verankert. Er ist eine Halbrosettenstaude mit einem verzweigtem, stark borstig behaarten Stängel. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich, lang zugespitzt, die oberen Blätter verschmälern sich zu einem weit am Stängel herab laufenden, geflügelten Blattstiel. Die Blattnerven sind ebenfalls rau behaart. In den Achseln der oberen Blätter stehen die purpurroten oder rotvioletten (auch gelbweißlichen), glockigen, nickenden Blüten in dichtblütigen Doppelwickeln. Ihre Kelche sind mit Kelchzähnen versehen, die Kronblätter bilden eine außen stark behaarte Röhre. Blütezeit ist Mai bis Juli.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Arzneilich verwendet werden vor allem die getrockneten Wurzeln, aber auch das getrocknete Kraut von S. x uplandicum Nym. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen.
Inhaltsstoffe der Droge
Beinwellwurzel und Beinwellkraut enthalten Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kaffeesäurederivate (u.a. Rosmarinsäure), Allantoin und Pyrrolizidinalkaloide. Da letztere lebertoxisch sind, werden zur Herstellung von Fertigarzneimitteln Pyrrolizidinalkaloid-arme Züchtungen verwendet.
Qualitätsbeschreibungen
In den Arzneibüchern (Ph. Eur., DAB) ist die Qualität von Beinwellwurzel nicht festgelegt. Im DAC ist eine Beschreibung enthalten.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Wurzel: Durch klinische Studien wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): Zur äußerlichenBehandlung von Schmerzen und Schwellungen bei Kniegelenksarthrose degenerativen Ursprungs; akuten Myalgien im Bereich des Rückens; Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen nach Sport- und Unfallverletzungen.
Äußerlich bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen (Kommission E). ESCOP listet als weitere Anwendungsgebiete: Akute Rückenschmerzen, Gelenkarthrose, Sehnenscheidenentzündung und Epikondylentzündungen.Kraut: Äußerlich bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen (Kommission E). Durch klinische Studien wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): Pflanzliches Arzneimittel zur äußerlichen Behandlung stumpfer Verletzungen. Prellungen und Verstauchungen (bei Sport- und Unfallverletzungen), Muskel- und Gelenkschmerzen infolge stumpfer Verletzungen.
Traditionelle Anwendung
Beinwell hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Symphytum officinale - Wurzel
Fluidextrakt in Salben, Cremes und Umschlagpasten
Symphytum uplandicum - Kraut
Frischpflanzenpresssaft kombiniert mit dem alkoholischen Auszug aus dem Pressrückstand
DosierungUm die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit zu gewährleisten, sollten Beinwellwurzel und Beinwellkraut in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Hinweise
Nur auf intakter Haut auftragen! Während der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter 3 Jahren dürfen Beinwellzubereitungen nicht angewendet werden (keine klinischen Daten).
Obwohl die Pyrrolizidinalkaloide beim Auftragen auf die intakte Haut nicht in den Blutkreislauf gelangen, soll Beinwell nicht länger als 4 bis 6 Wochen pro Jahr angewendet werden. Die in Fertigarzneimittel verarbeiteten Extrakte werden allerdings mit Spezialverfahren hergestellt, bei dem die Pyrrolizidine eliminiert werden. Für solche Produkte besteht keine Beschränkung in der Anwendungsdauer.Nebenwirkungen
Keine bekannt.
Wechselwirkungen
Keine bekannt.
- Birke
Botanische Bezeichnung
Hänge- oder Warzen-Birke – Betula pendula Roth
Familie
Birkengewächse (Betulaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Von den in Nord- und Mitteleuropa bis Sibirien heimischen Birken ist die Hänge- oder Warzenbirke (auch Weiß- oder Raubirke) in Mitteleuropa die am häufigsten vorkommende. Sie verträgt harte Fröste und karge Böden und kommt auch mit Trockenheit gut zurecht. Sie wird sehr rasch zum Baum, bis 30 m hoch, mit dominierendem Stamm und weit überhängenden Zweigen. Für alle Birken charakteristisch ist die weiße Borke des Baumstamms, die sich horizontal papierdünn ablösen lässt. Verursacht wird diese weiße Farbe durch in der Borke eingelagertes Betulin.
Man geht davon aus, dass sich der Name „Birke“, vom indogermanischen ‚bhereo’ = glänzend, weiß ableitet. Der Gattungsname Betula kommt von lat. ‚bitumen’ (= Erdpech, Asphalt), weil die Gallier aus dem Birkensaft eine Art Bitumen hergestellt haben (gallisch Betu = Harz, Gummi, Leim). Das Artepitheton pendula (lat. ‚pendulus’ = hängend) bezieht sich auf die hängenden, bis 10 cm langen männlichen Blütenstände (Kätzchen) und/oder die hängenden Zweige. Die weiblichen Blütenstände sind zur Blütezeit aufrecht, erst später hängend und bis 4 cm lang. Blütezeit April-Mai. Die Blätter sind typisch rhombisch und lang zugespitzt mit doppelt gezähntem Blattrand. Arzneilich wird auch die Moorbirke genutzt (Betula pubescens Ehrh.). Deren Blätter sind etwas kleiner.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blätter und die vom Kork befreite Rinde. Die im Handel befindliche Blattdroge stammt aus China, Russland, Polen und anderen osteuropäischen Staaten. Die Birkenrinde wird nur industriell zur Herstellung von Extrakten genutzt.
Inhaltsstoffe der Droge
Birkenblätter: Flavonoide und andere Polyphenole
Birkenrinde: Betulin (Triterpen)Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Birkenblätter (Betulae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Blätter der Moorbirke (Betula pubescens Ehrh.) verwendet werden.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Birkenblätter: zur Durchspülungstherapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß (Kommission E, ESCOP), sowie unterstützend bei rheumatischen Beschwerden (Kommission E). Das HMPC hat Birkenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Birkenrinde: ein Birkenrindentrockenextrakts erwies sich in einer klinischen Studie als äußerlich wirksam bei Aktinischer Keratose und Schuppenflechte. Derzeit sind jedoch nur Pflegepräparate und keine Arzneimittel im Handel.Traditionelle Anwendung
Birkenblätter wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Birkenblätter zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Nieren bzw. zur Besserung des Befindens bei rheumatischen Beschwerden (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakte in Tabletten und löslichen Instant-Tees
- Alkoholischer Auszug in Saft
- Frischpflanzenpresssaft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Birkenblätteraufguss trinken. Tageshöchstdosis 12 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittene Birkenblätter werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgeseiht.
Hinweise
Birkenpollenallergiker sollten Birkenblätter nicht anwenden. Bei fieberhaften Harnwegsinfekten und akuter Prostataentzündung sowie bei Wasseransammlungen als Folge von einer eingeschränkten Nieren- oder Herztätigkeit dürfen Birkenblätter ebenfalls nicht angewendet werden.
Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren vor.Nebenwirkungen
Selten leichte Magen-Darm-Beschwerden, selten allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Nicht bekannt
- Bockshornklee
Botanische Bezeichnung
Bockshornklee – Trigonella foenum-graecum L.Pflanzenfamilie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Der Bockshornklee ist im östlichen Mittelmeergebiet heimisch. Er wird zur Gewinnung der vorwiegend als Gewürz verwendeten Samen in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens auch kultiviert, außerdem in Marokko, Südfrankreich, Griechenland, der Ukraine sowie in Kalifornien, Argentinien und in China. Der Gattungsnamen Trigonella wurde von Linne 1737 künstlich gebildet aus lat. ‚trigonus’ = dreieckig, dreikantig. Damit spielt er auf die Gestalt der Blüte an, die, weil das Schiffchen sehr klein ist, praktisch nur aus den 3 Kronblättern - 2 Flügeln und 1 Fahne - besteht und dadurch dreikantig aussieht. Das Artepitheton foenum-graecum heißt übersetzt „griechisches Heu“, vermutlich, weil die Pflanze in Griechenland sehr verbreitet auf Wiesen vorkommt.Die einjährige Pflanze wird bis zu 65 cm hoch, die gestielten Blätter sind dreizählig (Klee !), wobei das mittlere Blättchen lang gestielt ist. Ansonsten sind die einzelnen Blättchen verkehrt eiförmig, meist im oberen Drittel gezähnt. Die blassgelben, am Grunde hellvioletten Schmetterlingsblüten stehen in den Blattachseln, die Flügel sind etwas halb so lang wie die Fahne, das Schiffchen ist sehr klein, stumpf und rundlich. Blütezeit April bis Juli. Die Frucht ist eine gekrümmte, spitz zulaufende Hülse, die bis 10 cm lang werden kann und 4 bis 20 Samen beherbergt. Diese sind flach und durch eine tiefe Furche in ungleiche Hälften geteilt, ansonsten ei- bis würfelförmig, gelbbraun; getrocknet sind sie sehr hart. Mit der deutschen Bezeichnung „Bockshornklee“ wird auf die Gestalt der Früchte Bezug genommen, die wie die „Hörner von Böcken“ in den Kelchen am Stängel stehen.
Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet werden die reifen Samen (Trigonellae foenugraeci semen). Die Droge des Handels stammt ausschließlich aus dem Anbau und wird aus Marokko, der Türkei und aus China, z. T. auch aus Indien und Argentinien, importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Bockshornsamen enthalten Schleimstoffe, Steroidsaponine., Bitterstoffe und das geruchsbestimmende, flüchtige Sotolon.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Bockshornsamens (Trigonellae foenugraeci semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Appetitlosigkeit; äußerlich als Breiumschlag bei lokalen Entzündungen (Kommission E). Innerlich unterstützend bei Diabetes mellitus, bei Appetitlosigkeit und zur Unterstützung einer Niedrigfettdiät bei der Behandlung einer leichten Hypercholesterrinämie; äußerlich bei Furunkeln, Geschwüren und Ekzemen (ESCOP).
Das HMPC hat Bockshornsamen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Bockshornsamen wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Bockshornsamen innerlich bei vorübergehender Appetitlosigkeit eingesetzt werden; äußerlich bei leichten Hautentzündungen.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Pulverisierte Bockshornsamen zur Teebereitung (innerlich) oder zur Bereitung eines
Breiumschlags (äußerlich)
Zerkleinerte Bockshornsamen in TeemischungenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Bockshornsamentee trinken; zur Appetitanregung soll der Tee jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten getrunken werden. Mittlere Tagesdosis: 6 g Droge.
Bockshornsamen können auch in pulverisiertem Zustand direkt eingenommen werden; Dosierung: 3 mal tgl. vor den Mahlzeiten 2 g pulversierte Droge mit etwas Flüssigkeit einnehmen.
Äußerlich werden Bockshornsamen als feucht-warmer Breiumschlag angewendet (50 g pulversierte Bockshornsamen mit 250 m Wasser 5 min lang kochen).Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 g pulverisierte Bockshornsamen mit ca. 150 mL kaltem Wasser stehen lassen. Nach zwei Stunden durch ein Papierfilter filtrieren.Hinweise
Da Bockshornsamen blutzuckersenkende Eigenschaften besitzt, müssen Diabetiker bei der regelmäßigen Einnahme von Bockshornsamenzubereitungen den Blutzucker häufiger kontrollieren.
Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vor.Nebenwirkungen
Bei innerlicher Anwendung leichte Beschwerden im Magen-Darm-Bereich möglich, bei wiederholter äußerlicher Anwendung möglicherweise unerwünschte Hautreaktionen.Wechselwirkungen
Keine bekannt- Brennnessel
Botanische Bezeichnung
Große Brennnessel – Urtica dioica L. Kleine Brennnessel – Urtica urens L.
Familie
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Brennnessel ist eine kosmopolitische Ruderalpflanze, denn sie kommt in allen gemäßigten Zonen Europas, Asiens und Amerikas vor und besiedelt dort typische Ruderalstandorte. Als solche bezeichnet man vom Menschen beeinflusste Standorte wie Schutt-, Müll- und Hofplätze, Weg- und Straßenränder sowie Hecken, Mauern, Zäune, Äcker und Weideplätze. Meist handelt es dabei um nährstoffreiche Böden.
Die Brennnessel ist allen Menschen wohl bekannt durch ihr schmerzhaftes Brennen beim Berühren der Pflanze. Verursacht wird dies durch ihre Brennhaare, die auf den Blättern und Stängeln sitzen. Schon bei leichter Berührung bricht ihr kleines Köpfchen ab, die Abbruchstelle bildet dann einen scharfkantigen Rand, mit dem sich das Brennhaar in die Haut bohrt. Der unter hohem Druck stehende Zellsaft mit Ameisensäure, Acetylcholin und Histamin wird dabei wie mit einer Kanüle unter die Haut gespritzt und verursacht dort einen juckenden Ausschlag. Diese Eigenschaft spiegelt sich im lateinischen und deutschen Namen der Pflanze wider. Urtica leitet sich von lat. ‚urere’ (= brennen) ab, nochmals verstärkt durch urens bei der Kleinen Brennnessel (U. urens). Im Deutschen ist dieses „Brennen“ mit „Nessel“ kombiniert. Damit wird auf die Nutzung der Brennnessel als heimische „Gespinnstpflanze“ (Faserpflanze) Bezug genommen, denn vor Einführung der Baumwolle in Europa wurden die Sklerenchymfasern der Brennnessel-Stängel zu Tuch versponnen. Heutzutage wird das Nesseltuch aus ungebleichten Baumwollgarnen hergestellt.Arzneilich genutzt werden beide Brennnessel-Arten. Die ausdauernde Große Brennnessel (U. dioica) kann bis zu 150 cm hoch werden, der vierkantige Stängel ist mit Brennhaaren und Borstenhaaren besetzt. Die gesägten Blätter mit Borsten- und Brennhaaren sitzen daran kreuzgegenständig; sie sind am Grunde herzförmig und laufen spitz aus. Die kleinen unscheinbaren Blüten stehen in rispenartigen Blütenständen (Thyrsen); die Pflanze ist zweihäusig (diözisch – dioica), d.h. dass männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen stehen. Die einjährige Kleine Brennnessel (U. urens) ist mit 10 bis 50 cm deutlich kleiner, auch ihre rundlichen Blätter sind kleiner und tragen nur Brennhaare, keine Borstenhaare. Die Blüten sind gelblich und zierlicher als bei der Großen Brennnessel; auch ist die Pflanze einhäusig. Blütezeit ist bei beiden Arten von Mai bis Oktober.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden von beiden Arten das getrocknete Kraut (Stängel und Blätter) oder auch nur die getrockneten Blätter sowie die Wurzeln. Die Drogen des Handels stammen aus Wildvorkommen in Mittel- und Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Brennnesselblätter (auch Brennnesselkraut) enthalten Flavonoide und Kaffeesäureester.
Brennnesselwurzel enthält Lektine, Phytosterole, Lignane und Polysaccharide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Brennnesselblätter (Urticae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität der Brennnesselwurzel (Urticae radix) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:- Brennnesselkraut (Urticae herba)
- Brennnesselblättertinktur (Urticae folii tinctura)
- Brennnesselwurzeltinktur (Urticae radicis tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungBrennnesselblätter
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden (Kommission E, ESCOP); als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß (Kommission E).
Das HMPC hat Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Brennnesselwurzel
Miktionsbeschwerden bei Prostataadenom Stadium I bis II der Benignen Prostatahyperplasie (Kommission E, ESCOP); ESCOP definiert die Beschwerden genauer: bei nächtlichem Harndrang, bei Störung der Blasenentleerung mit Restharnbildung, bei schmerzhaftem und erschwertem Wasserlassen sowie bei Harnverhalten.Traditionelle Anwendung
Brennnesselblätter und Brennnesselkraut
Brennnesselblätter und Brennnesselkraut wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Brennnesselblätter und Brennnesselkraut bei leichten Gliederschmerzen eingesetzt werden sowie bei leichten Harnwegsbeschwerden zur Erhöhung der Urinmenge und damit zur besseren Durchspülung der ableitenden Harnwege. Brennnesselkraut dient außerdem zur Behandlung schuppiger Haut.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).Brennnesselwurzel
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut
Geschnittene Brennnesselblätter bzw. geschnittenes Brennnesselkraut als Tee
pulverisiertes Kraut in Dragees
Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
Frischpflanzenpresssaft als Saft
Urtinktur in Tropfen
Brennnesselwurzel
Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln sowie gelöst in Flüssigkeiten
DosierungFertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Brennnesselblättertee (Brennnesselkrauttee) trinken; mittlere Tagesdosis 10 bis 20 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Echtes Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter oder Birkenblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).
Um die Wirkung der Brennnesselwurzel zur Behandlung der Benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu gewährleisten, wird angeraten, diese in Form von Fertigarzneimitteln anzuwenden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.Bereitung eines Teeaufgusses
4 Teelöffel (ca. 2,8 g) fein geschnittene Brennnesselblätter (Brennnesselkraut) mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Der Teeaufguss mit Brennnesselwurzel muss mit der grob pulverisierten Droge zubereitet werden; dafür werden pro Dosis 1,5 g Droge mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, 1 Min. am Sieden erhalten, dann vom Herd genommen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut sollen bei akuter Arthritis, kenntlich an Schwellungen, Rötungen und Fieber, nicht angewendet werden, da diese ärztlichen Rats bedarf. Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Brennnesselblättern bzw. Brennnesselkraut oder Brennnesselwurzel nicht durchgeführt werden. Von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln (Diuretika) wird abgeraten. Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Für die Anwendung von Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Brennnesselblätter (-kraut) und Brennnesselwurzel kann es zu Hautreaktionen und gelegentlich zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Bei Patienten mit Diabetes wurde bei der Einnahme von Brennnesselblätter (-kraut) vereinzelt über einen Anstieg des Blutzuckers berichtet.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Buchweizen
Botanische Bezeichnung
Buchweizen – Fagopyrum esculentum Moench
Familie
Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Buchweizen ist mit den Mongolen im 14. Jh. aus seiner Heimat Zentralasien nach Mitteleuropa gelangt und wurde hier ursprünglich als „Heidenkorn“ bezeichnet. Später wurde er „Heidekorn“ genannt, da er auf armen, sandigen Böden gedeiht und deshalb früher bevorzugt in den Heidegebieten Nordwestdeutschlands, zunächst in der Lüneburger Heide, später in den Heiden Mecklenburgs, angebaut wurde. In einer Lüneburger Urkunde von 1385 ist sein Vorkommen unter dem Namen „bokwete“ erstmals belegt. Nach starkem Anbaurückgang steht er heute wieder mehr in Kultur, da er sich einen Platz als fester Bestandteil der Biokost erworben hat. Er kommt auch verwildert an Schuttplätzen und Ackerrändern vor.
Mit dem deutschen Namen „Buchweizen“ assoziiert man fälschlicherweise ein „Getreide“. Es handelt sich aber um ein einjähriges, bis 60 cm hohes, raschwüchsiges Kraut mit wechselständigen, sehr charakteristischen, herzpfeilförmigen Blättern, deren Nebenblätter zu einer kragenförmigen, den Vegetationspunkt am Stängel umhüllenden „Ochrea“ (Tüte) verwachsen ist. Die zahlreichen weißen bis rosafarbenen, kleinen Blüten sind zu kompakten, ährenartigen Thyrsen vereinigt. Sie sind sehr nektarreich, weswegen der Buchweizen eine wichtige Bienentrachtpflanze darstellt. Blütezeit ist Juli bis Oktober. Die Früchte sind rotbraun, 4 bis 6 mm lang und scharf dreieckig. Damit erinnern sie an Bucheckern, den Früchten der Buche. Dies kommt im Gattungsnamen Fagopyrum zum Ausdruck, abgeleitet von lat. ‚fagus’ (= Buche) und griech. ‚pyros’ (= Weizen), im Deutschen wörtlich übersetzt zu „Buchweizen“. Das Artepitheton esculentum bedeutet „essbar, genießbar“ (lat. ‚esca’ = Speise). Die Früchte werden als Lebensmittel zu Grütze, Grieß oder Mehl verarbeitet.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit gesammelte, getrocknete Kraut bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln. Die Droge des Handels stammt aus Ungarn und Afrika.
Inhaltsstoffe der Droge
Buchweizenkraut enthält Rutosid und andere Flavonoide sowie Chlorogensäure und Phenolcarbonsäuren; in den Blüten ist Fagopyrin, ein photosensibilisierendes Naphthodianthron enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Buchweizenkrauts (Fagopyri herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei chronisch venöser Insuffizienz Stadium I und II sowie bei Mikrozirkulationsstörungen und zur Arterioskleroseprophylaxe (Klinische Studien). Die Kommission E hat Buchweizenkraut aus zeitlichen Gründen nicht bearbeitet.
Traditionelle Anwendung
Allein oder in Kombination mit anderen Stoffen traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei müden Beinen (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Buchweizenkraut als Tee
- pulverisierte Droge in Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich 1 Tasse Buchweizentee über mehrere Wochen trinken.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g Buchweizenkraut mit 150 mL siedendem Wasser versetzen und nach 10 Min. abseihen; besser ist ein 2- bis 3-minütiges Aufkochen.
Hinweise
Für die Anwendung Buchweizenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der chronisch venösen Insuffizienz nicht relevant.
Nebenwirkungen
Sehr selten Kopfschmerzen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
C
- Cayennepfeffer
Botanische Bezeichnung
Cayennepfeffer, Chili – Capsicum frutescens L. s.l.
Familie
Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Cayennepfeffer, so die Bezeichnung für die Pflanze und die davon geernteten paprikaartigen roten Früchte, ist im tropischen Süd- und Mittelamerika heimisch und wird heute im gesamten Tropengürtel der Erde kultiviert. Er ist ein mehrjähriger, buschiger Halbstrauch, 0,5 bis 1 m hoch, mit ovalen bis oval-lanzettlichen Blättern. Die Blüten sind schmutzig weiß, die Früchte sind leuchtend rot und glänzend und haben die typische Form einer spitzkegeligen Paprika - deutlich kleiner und weniger fleischig als unsere Gemüsepaprika. Botanisch handelt es sich um eine Beere mit großen, durch falsche Scheidewände geteilten, hohlen Kammern. Damit ähnelt sie einer „Kapsel“, was im Gattungsnamen Capsicum zum Ausdruck kommt (lat. ‚capsa’ = Kapsel). Die weißen, runden Samen sitzen an den Scheidewänden.
Sowohl die Früchte als auch die Samen zeichnen sich durch einen brennend scharfen Geschmack aus – daher der Name „Pfeffer“, der auf den Gehalt an Capsaicinoiden zurückzuführen ist. Die Früchte des Cayennepfeffers finden deshalb als scharfes Gewürz Verwendung und sind die Basis für zahlreiche Gewürzsoßen wie z.B. Tabasco (Mexiko), Sambal Olek (Indonesien) und die rote Chilisauce der chinesischen Küche. Durch Auslese und Kreuzung ist eine verwirrende Vielfalt von Sorten bezüglich Größe, Gestalt, Farbe und Schärfe entstanden. Diesem Umstand trägt der Zusatz „s.l.“ (sensu latiore = im weiteren Sinne) hinter dem botanischen Namen der Pflanze Rechnung. Für pharmazeutische Zwecke werden die kleinfruchtigen Varietäten von C. frutescens und C. annuum L. var. minimum (Mill.) Heiser genutzt.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, reifen Früchte. Sie werden hauptsächlich aus den tropischen Ländern Afrikas nach Europa importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Cayennepfefferfrüchte enthalten Capsaicinoide (hauptsächlich Capsaicin), Carotinoide und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Cayennepfeffer (Capsici fructus)
- Quantifiziertes und raffiniertes Cayennepfefferölharz (Capsici oleoresina raffinata et quantificata)
- Eingestellte Cayennepfeffertinktur (Capsici tinctura normata)
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:
- Standardisierter Cayennepfefferdickextrakt (Capsici acris extractum spissum normatum)
- Standardisierte Cayennepfeffertinktur (Capsici tinctura normata)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungCayennepfeffer wird ausschließlich äußerlich angewandt. Die Kommission E gibt als Anwendungsgebiet „bei schmerzhaftem Muskelhartspann im Schulter-Arm-Bereich sowie im Bereich der Wirbelsäule (Erwachsene und Schulkinder)” an. ESCOP benennt als Anwendungsgebiete: zur Linderung von Muskelschmerzen, z.B. Rückenschmerzen, und zur Behandlung von Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose) und rheumatoider Arthritis; weiterhin zur Behandlung von Nervenschmerzen, wie sie z.B. als Folge einer Gürtelrose auftreten können oder bei schmerzhafter diabetischer Neuropathie; außerdem gegen den Juckreiz verschiedener Ursache, z.B. im Zusammenhang mit Schuppenflechte oder Blutdialyse und bei Kontakt mit Wasser. Diese Anwendungsgebiete sind auch durch klinische Studien belegt.
Traditionelle Anwendung
Cayennepfeffer hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- auf Capsaicinoide standardisierter Dickextrakt in Cremes
- auf Capsaicinoide standardisierte alkoholische Auszüge in Salben und Wärmepflastern
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Da Cayennepfeffer nur äußerlich angewendet wird, ist ein Teeaufguss nicht angezeigt.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Cayennepfefferzubereitungen dürfen nicht auf geschädigte Haut und nicht auf Schleimhäute aufgetragen werden. Kontakt mit dem Auge ist unbedingt zu vermeiden; deshalb müssen nach Anwendung von Cayennepfefferzubereitungen die Hände sorgfältig mit Seife gewaschen werden. Nach Möglichkeit sollen beim Auftragen Handschuhe benutzt werden.
Für die Anwendung von Cayennepfeffer während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Kinder unter 12 Jahren sollen Cayennepfeffer nicht anwenden.Nebenwirkungen
Bei der Behandlung mit Cayennepfeffer treten als Zeichen der Wirkung Brennen, Wärmeentwicklung und eine entzündliche Hautrötung auf, die nach Beendigung der Behandlung wieder verschwindet. Diese Nebenwirkungen nehmen meist bei häufiger Anwendung ab.
Wechselwirkungen
Cayennepfefferzubereitungen sollen nicht mit anderen äußerlich anzuwendenden Arzneimitteln kombiniert angewendet werden.
E
- Efeu
Botanische Bezeichnung
(Gewöhnlicher) Efeu – Hedera helix L.
Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der immergrüne Efeu ist in ganz Europa heimisch und wächst als Kletterpflanze an Bäumen und Sträuchern in Wäldern und Parks. In der Großstadt wie auf dem Dorf bedeckt er Mauern und schattige Ecken. An seinen charakteristisch geformten Blättern ist der Efeu leicht zu erkennen. Er kommt in zahlreichen Kultur- und Gartenformen vor. Der Gattungsname Hedera stammt wahrscheinlich von griech. ‚hedra’ (das Sitzen), womit das Haften der Pflanze an Mauern und Bäumen gemeint ist. Das Artepitheton helix, von griech. ‚helix’ (= Gewundenes), beschreibt das Emporwinden des Efeus an Bäumen. Dies kann er dank seiner Haftwurzeln, mit denen er sich auf der Unterlage fest verankert. Das deutsche Wort Efeu geht wahrscheinlich auf einen alten Wortstamm ‚ebah’ oder ‚ifig’ zurück, was soviel wie „Kletterer“ heißt. Dieser Wortstamm wurde dann mit „heu“ verbunden, althochdeutsch ‚ep-höu’ oder ‚ebe-höu’.
Der Efeu ist ein kriechendes oder kletterndes, stark verzweigtes Holzgewächs. Mit Haftwurzeln haftet er an seiner Unterlage. Die Blätter der nicht blühenden Sprosse sind charakteristisch 3- bis 5-lappig mit herzförmigem Grund, ledrig und dunkelgrün, glänzend, oft mit heller Nervatur. Die Blätter an der blühenden Sprosse sind rautenförmig bis lanzettlich und lang zugespitzt. Die braunen Blüten sind wenig auffällig und stehen in kugeligen Halbdolden, diese traubig angeordnet. Blütezeit ist September/Oktober. Im darauf folgenden Jahr reifen die Früchte heran. Die blauschwarzen Beeren stehen dann in dekorativen, kugeligen Dolden. Gerne werden sie in Blumensträuße und Gestecke eingebunden. Vorsicht: die Beeren können bei Kindern Vergiftungserscheinungen hervorrufen!Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die im Frühjahr geernteten, getrockneten Blätter. Die Droge wird aus osteuropäischen Ländern importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Efeublätter enthalten Triterpensaponine, hauptsächlich Hederacoside, Flavonoide, Kaffeesäurederivate und Sterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Efeublätter (Hederae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Katarrhen der Luftwege; symptomatische Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen (Kommission E); ESCOP ergänzt: bei Husten, insbesondere, wenn dieser mit einer übermäßigen Absonderung eines zähflüssigen Schleims begleitet ist.
Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: zur Besserung der Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen; Erkältungskrankheiten der Atemwege.
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Efeublättern als Expectorans bei produktivem Husten als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Efeublätter wurden vom HMPC für folgendes Anwendungsgebiet als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Efeublätter als Expektorans im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Efeublätter werden traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakte in Tabletten, Brausetabletten und löslichen Instant-Tees
- Trockenextrakte gelöst in Saft, Tropfen und anderen Flüssigkeiten
- Fluidextrakt in Saft
- Tinktur in Tropfen
- Urtinktur in Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage; Teeaufguss: Teezubereitungen von Efeublättern sind nicht gebräuchlich.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Für die Anwendung von Efeublätter während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Kindern unter 2 Jahren sollten Efeublätter nicht angewendet werden, da sich die Atemsymptome verschlimmern können; zur Anwendung bei Kindern zwischen 2 und 4 Jahren sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Ebenso ist bei Atemnot, Fieber oder eitrigem Auswurf ärztlicher Rat einzuholen. Auch eine gleichzeitige Gabe von Antitussiva wie Codein oder Dextromethorphan sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Nebenwirkungen
Bei empfindlichen Personen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Frische Efeublätter und der Blattsaft können allergische Kontaktdermatiden hervorrufen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Eibisch
Botanische Bezeichnung
Echter Eibisch – Althaea officinalis L.
Familie
Malvengewächse (Malvaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Eibisch ist in Asien heimisch und ist heute westwärts bis Südosteuropa, ostwärts durch Zentralasien bis China verbreitet, häufig auch als Gartenpflanze verwildert. Der Gattungsname Althaea leitet sich von griech. ‚altheeis’ (= heilkräftig) ab. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Der Eibisch wird bis zu 1,50 m hoch und trägt samtig behaarte, 3- bis 5-lappige Blätter mit handförmiger Nervatur. In den Blattachseln stehen große weiße bis rosafarbene Blüten; Blütezeit ist Juli bis September. Vom kurzen Rhizom gehen nach unten die kräftigen, bis zu 50 cm langen graubraunen Wurzeln ab.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die geschälten oder ungeschälten Wurzeln. Das Schälen ist arbeitstechnisch sehr aufwändig und inhaltlich eigentlich nicht gerechtfertigt, entspricht jedoch einer alten Gewohnheit. Die geschnittene Droge kommt immer geschält und in einem typischen Würfelschnitt auf den Markt. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, Russland, Ungarn und Belgien.
Inhaltsstoffe der Droge
Eibischwurzel enthält Schleimstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Eibischwurzel (Althaeae radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Die Qualität von Eibischsirup (Althaeae sirupus) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und trockenem Reizhusten sowie bei leichten Magenschleimhautentzündungen (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Eibischwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Eibischwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Eibischwurzel bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten sowie zur Besserung leichter Magenbeschwerden eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Tabletten
- Trockenextrakte in löslichen Instant-Tees
- Wässriger Auszug in Saft und Sirup
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich eine Tasse kalt bereiteten Eibischaufguss kalt trinken.Bereitung eines Teeaufgusses
1 Teelöffel (ca. 2 g) geschnittene Eibischwurzel mit ca. 150 mL kaltem Wasser übergießen und unter gelegentlichem Umrühren 1 bis 2 Std. stehen lassen. Danach wird der Ansatz kurz zum Sieden erhitzt, wieder abgekühlt und dann durch ein Teesieb gegeben.
Hinweise
Diabetiker müssen bei Eibischsirup die Angabe des Zuckergehalts auf der Packung beachten.
Für die Anwendung von Eibischwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 3 Jahren ist abzuraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört. Von einer Behandlung von Magenbeschwerden bei Jugendlichen unter 12 Jahren ist ebenfalls abzuraten, da keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Eibischwurzel soll ½ bis 1 Stunde vor der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögert sein kann.
- Eiche
Botanische Bezeichnung
Stiel- oder Sommereiche – Quercus robur L.
Stein-, Trauben- oder Wintereiche – Quercus petraea (Matt.) Liebl.
Flaumeiche – Quercus pubescens Willd.Familie
Buchengewächse (Fagaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Vorkommen der Eiche ist schon in der Kreidezeit nachgewiesen. Sie zeichnet sich durch Langlebigkeit bis 2000 Jahre aus, wobei sie dann eine Höhe von 45 m und einen Stammdurchmesser von mehreren Metern erreichen kann. Mit ihrer sehr individuellen, ja eigenwilligen Gestalt beeindruckte sie die Menschen zu allen Zeiten und wurde in alten Kulturen den kraftvollen Gottheiten geweiht. So wurde sie bei vielen indogermanischen Völkern als heiliger Baum verehrt, in Griechenland war sie dem Zeus, bei den Römern dem Jupiter und bei den Germanen Donar geweiht. Kelten, Germanen und Slawen opferten in Eichenhainen. Im Zuge der Christianisierung wurden viele Eichen gefällt. An Wallfahrtsorten wurde die Eiche dann mit Maria in Verbindung gebracht. Auch gilt sie als Sinnbild der Stärke und wurde im 18. Jhdt. in Deutschland zum Symbol des Heldentums.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Gattung Quercus liegt in Nordamerika, einige Arten kommen auch in Europa und Westasien vor. Bei uns sind die Stiel- oder Sommereiche, die Stein- oder Wintereiche und die Flaumeiche heimisch. Die drei Arten ähneln sich sehr und bastardisieren auch gerne. Eichen sind Wärme liebend und bevorzugen niedrige, feuchte Lagen. So sind sie Bestandteil unserer Laubwälder; auf kargem Grund wird die Eiche leicht von der Buche vertrieben.
Eichen erkennt man leicht an den typischen, buchtig gelappten Blättern und an der sehr dicken Stammborke. Ihre Früchte, die Eicheln, sind Nüsse, die einzeln in einem beschuppten Fruchtbecher, der Cupula, sitzen. Die Belaubung der Bäume ist eher licht. Die Stieleiche (Q. robur), in Europa am weitesten verbreitet, hat meist einen kurzen Stamm und eine ausladende Krone. Sie kommt auch als Solitärbaum vor. Ihr deutscher Namen bezieht sich auf die lang gestielten Früchte, das Artepitheton robur weist auf die gegenüber dem Splint dunklere Färbung des harten Kernholzes hin (von lat. ‚ruber’ = rot). Sie blüht früher als die Traubeneiche und heißt deshalb „Sommereiche“, die Traubeneiche (Q. petraea) ist die „Wintereiche“. Sie hat einen höheren Stamm, sitzende Früchte, und wächst gerne auf trockenen Gesteinsböden, was sich im Artepitheton petraea widerspiegelt (griech. ‚petraios’ = Felsen-). Die Flaumeiche (Q. pubescens) wächst vorwiegend in Südeuropa, in Deutschland kommt sie nur an den warmen Südhängen des Rheingrabens vor. Sie ist deutlich kleiner (bis 20 m) und trägt an den jungen Zweigen und Blättern eine zarte Behaarung, was sich im Artepitheton niedergeschlagen hat (lat. ‚pubescens’ = flaumhaarig). Die Eiche ist eine Nutzpflanze, denn sie wird zu hochwertigem Bauholz verarbeitet. Früher wurde die Borke wegen ihres Gehalts an Gerbstoffen zum Gerben von Häuten verwendet. Verwendung findet auch die immergrüne, westmediterrane Korkeiche (Quercus suber) mit ihrer bis zu 10 cm dicken Borke, die zu Korken verarbeitet wird.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete Rinde frischer, junger Zweige der drei Eichenarten. Die Droge des Handels stammt aus verschiedenen ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Eichenrinde enthält Gerbstoffe, vorwiegend kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Eichenrinde (Quercus cortex) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungÄußerlich bei entzündlichen Hauterkrankungen; innerlich bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen; außerdem zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie im Genital- und Analbereich (Kommission E).
Das HMPC hat Eichenrinde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Eichenrinde wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Eichenrinde innerlich zur symptomatischen Behandlung leichter Durchfälle, äußerlich bei leichten Entzündungen der Haut und Schleimhaut angewendet werden. Eichenrinde dient auch zur Linderung von Jucken und Brennen bei Hämorrhoiden, wenn ärztlicherseits eine schwerwiegende Erkrankung ausgeschlossen wurde.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Eichenrinde als Tee
- alkoholische Extrakte in Badezusätzen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: bei Durchfall 3 mal täglich eine Tasse Eichenrindentee trinken. Tagesdosis 3 g Droge. Zur äußeren Anwendung (Spülungen, Umschläge, Gurgellösung, Bäder) mehrmals täglich anwenden.Bereitung eines Teeaufgusses
Zur innerlichen Anwendung: 1 g der fein geschnittenen oder grob pulverisierten Droge mit kaltem Wasser ansetzen, aufkochen und nach 5 Min. abseihen. Zur äußerlichen Anwendung (Spülungen, Umschläge, Gurgellösung) wird 20 g Droge mit 1 L Wasser, für Voll- und Teilbäder 5 g Droge auf 1 L Wasser in gleicher Weise zubereitet.
Hinweise
Bei länger andauernden und sich wiederholenden Durchfällen sowie bei blutigem Stuhl muss unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Bei fiebrigen und infektiösen Erkrankungen, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und hohem Blutdruck darf nicht heiß gebadet werden. Bei nässenden, großflächigen Ekzemen und Hautverletzungen dürfen Eichenrindenabkochungen nicht angewendet werden.
Für die Anwendung von Eichenrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Allenfalls allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Bei äußerer Anwendung keine bekannt; bei innerlicher Anwendung von Eichenrinde kann die Resorption von gleichzeitig verabreichten Medikamenten verzögert sein; Eichenrinde sollte deshalb im Abstand von mindestens 1 Stunde (vor- oder nachher) eingenommen werden.
- Enzian
Botanische Bezeichnung
Gelber Enzian – Gentiana lutea L.
Familie
Enziangewächse (Gentianaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gelbe Enzian ist eine mittel- und südeuropäische Gebirgspflanze und kommt in den Voralpen, Alpen, im Jura, im Zentralmassiv, in den Pyrenäen sowie im Schwarzwald und den Vogesen vor. Er wächst auf Weiden, ungedüngten Mähwiesen, in der Karflur, in Gebüschen, auf Schutthalden und an Felsen. Der Gattungsname Gentiana stammt von Genthios, dem letzten König der illyrischen Labeaten in Skodra (heute Albanien), der die Wirksamkeit der Wurzel des Gelben Enzians erkannt haben soll. Das Artepitheton lutea nimmt auf die gelbe Farbe der Blüten Bezug (lat. ‚luteus’ = gelb). Die deutsche Bezeichnung „Enzian“ leitet sich vom wissenschaftlichen Gattungsnamen unter Verlust des „G“ ab, althochdeutsch ‚genciane’.
Der Gelbe Enzian wird 45 bis 140 cm hoch, seine Hauptwurzel kann eine Länge von bis zu einem Meter erreichen. Der Stängel ist fingerdick und hohl, im unteren Bereich trägt er die großen elliptischen, bogennervigen Laubblätter. Die gelben Blüten sind lang gestielt und stehen in 3- bis 10-blütigen Trugdolden in den Achseln von schalenförmigen Tragblättern. Die Frucht ist eine spitz-kegelförmige, bis 6 cm lange Kapsel mit zahlreichen Samen. Blütezeit ist Juni bis August.
Aus der frischen Wurzel wird der Enzian-Branntwein („Enzler") gewonnen. Dazu werden die Wurzeln der Fermentation überlassen, dann getrocknet, gehackt und mit Wasser angesetzt und vergoren. Auch kann man die frischen Wurzeln direkt vergären lassen oder diese einer Obstmaische zusetzen. Beim Destillieren des Branntweins gehen die Enzian-Bitterstoffe nicht ins Destillat über, die Enzianwurzeln verleihen dem Destillat jedoch ein sehr charakteristisches Aroma. Alkoholisch-wässrige Auszüge der Wurzel enthalten die Bitterstoffe und finden bei der Herstellung von Apéritif-Getränken (Alpenbitter, Enzianbitter) Verwendung, meist im Gemisch mit anderen Bitterstoffe enthaltenden Pflanzen. Durch starke Sammelaktivitäten im Zusammenhang mit der Herstellung dieser Alkoholika war der Bestand des Gelben Enzians zeitweilig stark gefährdet, was in Bayern zu großen Anstrengungen um einen Anbau führte, was schließlich gelang.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die unterirdischen Organe bestehend aus Rhizom (Wurzelstock) und Wurzeln. Die Droge stammt aus Wildsammlungen in Frankreich, Spanien und den Balkanländern sowie aus Kulturen in Frankreich und Deutschland.
Inhaltsstoffe der Droge
Enzianwurzel enthält Bitterstoffe vom Secoiridoidtyp, Gentisin (gelber Farbstoff) und Kohlenhydrate (u.a. das Trisaccharid Gentianose).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Enzianwurzel (Gentianae radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Verdauungsbeschwerden wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen (Kommission E, ESCOP.
Das HMPC hat Enzianwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Enzianwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Enzianwurzel bei leichten dyspeptischen und gastrointestinalen Beschwerden und/oder bei vorübergehender Appetitlosigkeit eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Dragees
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Tinktur in Tropfen
- alkoholische Auszüge in Flüssigkeiten
- wässriger Auszug in Flüssigkeiten
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Enziantee trinken; auch kombiniert mit anderen Drogen wie z.B. Wermutkraut, Schafgarbenkraut oder Tausendgüldenkraut (Magentees). Zur Appetitanregung soll der Tee jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten getrunken werden. Mittlere Tagesdosis: 2 bis 4 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Enzianwurzel mit siedendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren darf Enzianwurzel nicht eingenommen werden.
Für eine Anwendung von Enzianwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen, Juckreiz und Kopfschmerzen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Eukalyptus
Botanische Bezeichnung
Eukalyptusbaum – Eucalyptus globulus Labill.
Familie
Myrtengewächse (Myrtaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Blaugummibaum
Wissenswertes zur Pflanze
Der Eukalyptusbaum ist im subtropischen Regenwald Südaustraliens und Tasmaniens heimisch. Über 600 Eucalyptus-Arten bilden den Großteil des Baumbestands Australiens, viele davon sind wichtige Holzlieferanten, einige davon auch Zierbäume. Der sehr schnell wachsende Baum wurde in den Tropen, Subtropen und anderen frostfreien Gebieten zur Trockenlegung von Sümpfen kultiviert. Man findet den Eukalyptusbaum heute auch in Nordafrika, in Kalifornien bis Chile und im Mittelmeergebiet. Der Name leitet sich ab von griech. ‚eu’ (= schön, gut) und ‚kalyptos’ (= verborgen), was sich auf die Blütenknospen bezieht, die vor dem Aufbrechen von einem festen Deckel bedeckt und damit „gut versteckt“ sind.
Die Bäume können eine Höhe von bis zu 60 m erreichen. Charakteristisch ist deren silbergraue, warzige Rinde und der gedrehte Stamm. Die Blätter junger Bäume sind oval-herzförmig, erst die ledrig-harten Altersblätter haben die so typische sichelförmige Form. Die Blütenknospe steckt in einer dekorativen, silbrigen Kapsel, deren Deckel beim Erblühen abspringt. Die großen weißen Blüten werden von den langen Staubblättern dominiert.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter mit ihrem typischen Eukalyptusgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Er wird durch ein ätherisches Öl verursacht, das in großen Ölbehältern im Blattgewebe liegt. Im durchschienenden Licht erscheinen deshalb die Blätter drüßig-punktiert.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Spanien, Marokko und Russland.Inhaltsstoffe der Droge
Eukalyptusblätter enthalten ätherisches Öl („Eukalyptusöl“) mit seinem aromatischem Geruch nach 1,8-Cineol (Hauptkomponente), außerdem Euglobale und Macrocarpale.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Eucalyptusblätter (Eucalypti folium)
- Eucalyptusöl (Eucalypti aetheroleum)
- Die Qualität der Eukalyptustinktur (Eucalypti tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Arzneiliche Verwendung findet nur das ätherische Eukalyptusöl und das daraus isolierte 1,8-Cineol. Innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich als Wärmetherapie zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Kommission E, ESCOP).Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Eukalyptusöl oder Cineol in magensaftresistenten Weichgelatinekapseln zur inneren Anwendung, auch in Lutschbonbons
- Eukalyptusöl in Salben, Cremes, Ölbädern (Erkältungsbad), Inhalationsflüssigkeiten zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Eukalyptusöl und Cineol: mittlere Tagesdosis 0,3 – 0,6 g zur innerlichen Einnahme am besten in magensaftresistenten Weichgelatinekapseln. Zur Inhalation 12 Tropfen ätherisches Eukalyptusöl auf kochendes Wasser geben und inhalieren.Hinweise
Von einer Anwendung von Eukalyptusöl während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Dies gilt auch für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren.
Eukalyptusöl nie im Bereich der Augen anwenden. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren besteht die Gefahr eines Glottiskrampfs oder Atemstillstands, deshalb Eukalyptusöl nicht im Gesicht auftragen.Nebenwirkungen
In seltenen Fällen Übelkeit und Erbrechen und Durchfall.
Wechselwirkungen
Eukalyptusöl induziert ein Fremdstoff-abbauendes Enzymsystem in der Leber, die Wirkung anderer Arzneimittel kann daher abgeschwächt bzw. verkürzt werden.
F
- Faulbaum
Botanische Bezeichnung
Gewöhnlicher Faulbaum - Frangula alnus Mill. (Syn. Rhamnus frangula L.)
Amerikanischer Faulbaum – Frangula purshiana (DC.) J.G. Cooper (Syn. Rhamnus purshiana DC.)Familie
Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gewöhnliche Faulbaum ist in ganz Europa, in Westasien, Kleinasien und Kaukasien heimisch, in Nordamerika verwildert. Er wächst als kräftiger Strauch oder kleiner Baum (1 bis 3 m hoch, mitunter höher) von der Ebene bis in die untere Bergstufe, in lichten Laub- und Nadelwäldern, vorzugsweise an Waldrändern, außerdem in Gebüschen und Hecken, an Wasserläufen, in Buschweiden und auf Mooren. Der Amerikanische Faulbaum ist mit 6 bis 10 m Höhe ein kräftiger Baum, der an der Pazifikküste Nordamerikas, von Südkanada bis Zentralkalifornien, beheimatet ist und dort auch kultiviert wird. Der Gattungsname Frangula leitet sich von lat. ‚frangere’ (= brechen) ab und bezieht sich auf das brüchige, spröde Holz des Strauches bzw. Baumes. Das Artepitheton alnus (= Erle) macht die Ähnlichkeit der Blätter zu denen der Erle deutlich. Die deutsche Bezeichnung Faulbaum wurde wegen des fauligen Geruchs der frischen Rinde geprägt.
Der Gewöhnliche Faulbaum wird durch waagerecht abstehende Äste charakterisiert. Seine Rinde ist in der Jugend grün, wird später graubraun und ist durch deutliche, quer gestellte, grauweiße Lentizellen sehr charakteristisch gezeichnet. Auch die Rinde des Amerikanischen Faulbaums ist mit solchen deutlichen Lentizellen versehen. Die Laubblätter beider Arten sind sich ähnlich, sie sind steif, elliptisch bis umgekehrt eiförmig und ganzrandig. Die Blüten des Gewöhnlichen Faulbaums sind unscheinbar, grünlich weiß, die des Amerikanischen Faulbaums weiß. Sie stehen jeweils in 2- bis 10-blütigen, blattachselständigen Trugdolden. Nach der Befruchtung reifen sie zu beerenförmigen Steinfrüchten heran, die sich farblich während der Reifung von grün nach rot verändern und schließlich schwarz werden. Blütezeit ist Mai/Juni.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete ganze oder zerkleinerte Rinde der Stämme und Zweige beider Arten. Die Rinde des Gewöhnlichen Faulbaums (Faulbaumrinde) stammt aus Wildvorkommen bzw. aus Anbau in Auwäldern in Osteuropa, vorwiegend in Polen. Nach der Ernte im Frühsommer muss die frische Rinde ein Jahr gelagert oder in einem Heißluftstrom bei 80 – 100°C getrocknet werden (siehe Inhaltsstoffe). Die Rinde des Amerikanischen Faulbaums (Cascararinde) stammt aus Kulturen der US-Staaten Washington und Oregon sowie aus Westkanada.
Inhaltsstoffe der Droge
Faulbaumrinde (vom Gewöhnlichen Faulbaum) enthält Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich Glucofrangulin und Frangulin. Sie bilden sich während der Lagerung bzw. beim Trocknen im Heißluftstrom durch Oxidation aus den entsprechenden Anthronglykosiden.
Cascararinde (vom Amerikanischen Faulbaum) enthält ebenfalls Anthranoide, hauptsächlich Cascaroside, daneben Aloine.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Faulbaumrinde (Frangulae cortex)
- Eingestellter (standardisierter) Faulbaumrindentrockenextrakt (Frangulae corticis extractum siccum normatum)
- Cascararinde (Rhamni purshianae cortex)
- Eingestellter (standardisierter) Cascaratrockenextrakt (Rhamni purshianae extractum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipationen (Verstopfung).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Faulbaumrinde und von Cascararinde zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Droge als Tee
- auf Anthranoide (Glucofrangulin A) standardisierter Faulbaumrindentrockenextrakt in festen Arzneiformen
- auf Anthranoide (Cascaroside) standardisierter Cascaratrockenextrakt in festen Arzneiformen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide pro Tag sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 0,5 g Faulbaumrinde bzw. Cascararinde erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Sennesblätter (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittene Faulbaumrinde bzw. Cascararinde mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Faulbaumrinde bzw. Cascararinde darf nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Faulbaumrinde bzw. Cascararinde soll nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Faulbaumrinde bzw. Cascararinde bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Faulbaumrinde bzw. Cascararinde nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Fenchel
Botanische Bezeichnung
(Bitterer) Fenchel – Foeniculum vulgare Mill. ssp. vulgare var. vulgare
Familie
Doldengewächse (Apiaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Gemeiner Fenchel, Garten-Fenchel, Wilder Fenchel
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gemeine Fenchel (Foeniculum vulgare Mill.) ist im Mittelmeergebiet beheimatet und kommt dort in zwei Unterarten vor. Die Unterart piperitum (Pfeffer- oder Eselsfenchel) wächst wild auf trockenen, steinigen Böden, die Unterart vulgare (Gartenfenchel) ist die meist zweijährige Kulturform, die in ganz Europa und anderen gemäßigten Zonen kultiviert wird und auch verwildert vorkommt. Davon haben sich im Laufe der Zeit drei Varianten herausgebildet: var. vulgare, der Bitterfenchel mit seinen bitter-süß und etwas scharf schmeckenden Früchten; var. dulce, der Süße oder Römische Fenchel mit angenehm süß schmeckenden Früchten; var. azoricum ist der Gemüse- oder Zwiebelfenchel, dessen Blattscheiden am Stängelgrund fleischig verdickt sind und als Gemüse beliebt sind.
Der lateinische Gattungsname Foeniculum leitet sich vom lateinischen „fenum“ = Heu ab, das hier in der Verkleinerungsform benutzt wird. Die blaugrüne, bläulich bereifte Pflanze wird bis 120 cm hoch und blüht im Juli/August mit zahlreichen kleinen goldgelben Blüten, die in 12- bis 25-strahligen Doppeldolden angeordnet sind. Die aromatisch duftenden Blätter stehen mit auffälligen Blattscheiden an einem markigen Stängel. Sie sind 3- bis 4-fach gefiedert mit sehr schmalen, fast fädigen Fiedern. Die im reifen Zustand grünlich-braunen Früchte sind 3 bis 12 mm lang mit 5 hellen, kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die schon vor dem Abfallen leicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die reifen Früchte mit ihrem typischen Fenchelgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus China, Ägypten, Bulgarien, Ungarn und Rumänien.
Inhaltsstoffe der Droge
Fenchelfrüchte enthalten ätherisches Öl („Bitterfenchelöl“) mit süß schmeckendem trans-Anethol (Hauptbestandteil) und dem bitteren Fenchon, das dem Bitteren Fenchel seinen leicht bitteren Geschmack verleiht. Das ätherische Öl des Süßen Fenchels (var. dulce) enthält deutlich weniger Fenchon, sodass der Geschmack der Früchte vom süßen trans-Anethol dominiert wird. Außerdem ist in den Fenchelfrüchten fettes Öl enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Bitterer Fenchel (Foeniculi amari fructus)
- Süßer Fenchel (Foeniculi dulcis fructus)
- Bitterfenchelöl (Foeniculi amari fructus aetheroleum)
- Bitterer-Fenchel-Kraut-Öl (Foeniculi amari herbae aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungInnerlich bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl, Blähungen; innerlich und äußerlich bei Katarrhen der Luftwege (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Fenchel und Fenchelöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Fenchel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Fenchel bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (bei Blähungen) und bei leichten Menstruations-bedingten Krämpfen sowie als Schleim lösendes Mittel bei Husten im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Anregung des Appetits (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Zerkleinerte Fenchelfrüchte als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Alkoholische Auszüge (Tinktur) in Tropfen
- Trockenextrakt in Dragees
- Bitterfenchelöl in Pastillen
Häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen kombiniert verarbeitet.
Bei Erkältungskrankheiten, vor allem bei Kindern, können wohlschmeckende Zubereitungen wie Fenchelsirup und Fenchelhonig eingesetzt werden.Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Fencheltee warm trinken (auch in Mischungen mit anderen Drogen als Magen-Darm-Tee; Husten- und Bronchialtee).
Fenchelöl: mehrmals tägl. 3 bis 5 Tropfen auf einem Stück Zucker einnehmen.Bereitung eines Teeaufgusses
1 gehäuften Teelöffel (1,5 – 2,5 g) frisch zerkleinerte Fenchelfrüchte mit ¼ L heißem (nicht kochend!) Wasser übergießen, 15 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollten Fenchelfrüchte vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (Fenchel, Kümmel, Sellerie, Koriander oder Dill) oder gegen Anethol müssen Fenchelzubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Fenchel während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 4 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollen das ätherische Öl (Bitterfenchelöl) und Kinder unter 4 Jahren auch Fenchelfrüchte wegen fehlender Daten und wegen des Estragol-Gehalts vorsorglich nicht einnehmen.
Fenchelöl sollte wegen des Gehalts an trans-Anethol und Estragol nicht länger als 2 Wochen angewendet werden. Dieser Hinweis beruht auf der Erkenntnis, dass bei Lagerung unter Lichteinwirkung aus Anethol u. U. „Photoanethol“ mit östrogenen Eigenschaften entstehen könnte. Außerdem wurden in Tierstudien (Mäuse) über 12 Monate mit reinem Estragol (Methylchavicol) Lebertumoren beobachtet. Diese Ergebnisse können jedoch nicht auf die Verabreichung von Fenchelfrüchten bzw. Fenchelöl übertragen werden.Nebenwirkungen
Gelegentlich Allergien an Haut und Atemwegen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Fichte
Botanische Bezeichnung
(Gemeine) Fichte, Rottanne – Picea abies (L.) H. Karst.
Familie
Kieferngewächse (Pinaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Fichte hat in den Waldkulturen von Nord- und Mitteleuropa die Vorherrschaft. In der Jugend wächst sie sehr langsam, mit 20 Jahren beginnt ein starkes Höhenwachstum, das den Baum 30 bis 40 m in die Höhe treibt. Die große Ebenmäßigkeit des Baumkegels macht sie zu einem beliebten Zierbaum. Die Bezeichnung „Rottanne“ rührt von der roten Farbe der Borke her; die Borke der „Weißtanne“ (Abies alba Mill.) ist grauweiß. Die Nadeln der Fichte sind 1,3 bis 2,5 cm lang, spitz und vierkantig und stehen spiralig um den Zweig. Alle drei bis vier Jahren blüht die Fichte und bildet dann hängende, 10 bis 15 cm lange Zapfen, deren geflügelte Samen im folgenden Frühling ausfallen. Im Herbst sind dann die leeren Zapfen unter dem Baum zu finden.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die frischen Fichtenspitzen und das aus den frischen, zerkleinerten Zweigen und den anhängenden Nadeln durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Öl (Fichtennadelöl).
Inhaltsstoffe der Droge
Frische Fichtenspitzen enthalten ätherisches Öl und Flavonoide; Fichtennadelöl besteht aus Monoterpenen, hauptsächlich aus Bornylacetat, Pinen, Phellandren und Camphen.
Qualitätsbeschreibungen
Für die frischen Fichtenspitzen (Piceae turiones recentes) gibt es keine amtliche Qualitätsbeschreibung; die Qualität des Fichtennadelöls (Piceae aetheroleum) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt. Dort ist auch geregelt, dass das Öl auch aus der sibirischen Tanne (Abies sibirica Ledeb.) gewonnen werden kann, deren Nadeln ein ähnlich zusammengesetztes ätherisches Öl enthalten.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungDie Kommission E hat sowohl frische Kieferspitzen als auch das Fichtennadelöl bewertet und beschreibt dafür identische Anwendungsgebiete: innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Wärmetherapie) und bei Nervenschmerzen.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Wässriger Auszug von frischen Fichtenspitzen zur innerlichen Anwendung
- Fichtennadelöl unverdünnt zur innerlichen Anwendung
- Fichtennnadelöl in alkoholischer Lösung oder eingearbeitet in Salben, Cremes, Emulsionen, Ölen und Bädern (Erkältungsbad) zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Innerlich: mehrmals täglich 3 bis 4 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen.
Äußerlich: Zur Inhalation einige Tropfen Fichtennadelöl auf heißes Wasser geben und inhalieren. 5 g Öl als Badezusatz in ein Vollbad (35 – 38°C) geben und 10 bis 20 Min. darin baden. 200 bis 300 g Frische Fichtenspitzen mit 1 L Wasser heiß aufbrühen, nach 5 Min. abseihen und den Aufguss in ein Vollbad geben.Hinweise
Fichtennadelöl nicht anwenden bei Bronchialasthma und Keuchhusten und nie im Bereich der Augen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren Gefahr Glottiskrampf oder Atemstillstand, deshalb nicht im Gesicht auftragen. Keine Anwendung von Bädern bei größeren Hautverletzungen, entzündlichen Hautkrankheiten, Fieber, Herzinsuffizienz und hohem Blutdruck.
Nebenwirkungen
Gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Flohkraut/Flohsamen-Wegerich
Botanische Bezeichnung
Flohsamen-Wegerich, Flohkraut – Plantago afra L. (Syn. P. psyllium L.)
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Flohsamen-Wegerich (Flohkraut) ist im Mittelmeergebiet (Südeuropa und Nordafrika) und im westlichen Asien beheimatet. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.
Der Flohsamen-Wegerich zeichnet sich allerdings durch kleine, sehr schmal-lineale Blätter aus. In den Blattachseln der oberen Blätter stehen die Blütenschäfte mit den kleinen Blüten in kurzen, dichtblütigen Ähren. Die Frucht reift zu einer zweifächrigen Deckelkapsel heran mit je zwei kleinen elliptischen, rotbraunen, glänzenden Samen. Diese erinnern an Flöhe, was der Pflanze den deutschen Namen „Flohkraut“ oder „Flohsamen-Wegerich“ eingebracht hat und auch im synonymen lateinischen Artnamen der Pflanze (P. psyllium) zum Ausdruck kommt: lat. ‚psyllium’ (= Floh), was sich in der Drogenbezeichnung noch erhalten hat (Psyllii semen).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen, rotbraunen Samen. Die Droge stammt aus Kulturen in Frankreich und Spanien.
Inhaltsstoffe der Droge
Flohsamen enthalten in der Samenschale Schleimstoffe, im Endosperm fettes Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Flohsamen (Psyllii semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Samen des Sand-Wegerichs (Plantago indica L.; Syn. P. arenaria Waldst. et Kit.) verwendet werden.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei wiederholt auftretender Verstopfung und bei Colon irritabile (Kommission E); bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls (z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektalen Untersuchungen und in der Schwangerschaft), auch zur „Darmpflege“ bei Reizdarm und medikamentös behandelter Diverkulitis sowie zur Aufrechterhaltung der Verdauung bei ballaststoffarmer Diät und zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung unspezifischer Durchfälle (ESCOP).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Flohsamen bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls z.B. bei schmerzhaftem Stuhlgang nach rektalen oder analen Untersuchungen und bei Analfissuren und Hämorrhoiden als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel Anwendung nach § 109a
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- ganze oder zerkleinerte Flohsamen
Dosierung
25 bis 40 g Flohsamen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen mit reichlich Flüssigkeit einnehmen (sehr wichtig! mind. 200 mL pro Dosis). Flohsamen kann auch in Wasser, Milch oder Saft vorgequollen eingenommen werden. Während der Therapie mit Flohsamen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein.
Hinweise
Bei Verdacht auf Darmverschluss (Ileus), bei Erkrankungen der Speiseröhre und bei Schluckbeschwerden sowie bei Stenosen des Magen-Darm-Trakts dürfen Flohsamen nicht eingenommen werden. Auch sollen Flohsamen nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Die Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren wird wegen fehlender Erfahrung nicht empfohlen.Nebenwirkungen
Bei Beachtung der erhöhten Flüssigkeitszufuhr sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, allenfalls Blähungen.
Wechselwirkungen
Flohsamen sollen ½ bis 1 Stunde vor oder nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da sich ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögern kann.
G
- Gänsefingerkraut
Botanische Bezeichnung
Gänse-Fingerkraut – Potentilla anserina L.
Pflanzenfamilie
Rosengewächse (Rosaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Das Gänsefingerkraut ist sehr vielgestaltig und kommt mit zwei Unterarten, ssp. egedii und ssp. anserina, letztere dann mit mehreren Varietäten und Formen, in den gemäßigten und kalten Zonen der gesamten Nordhalbkugel verbreitet vor. Es wächst dort auf Weiden, Angern und an Wegrändern. Der Gattungsnamen Potentilla lässt sich möglicherweise auf lat. ‚potentia’ (= Macht) zurückführen, ergänzt durch die Verkleinerungsform ‚-illa’. Gemeint ist damit die mehreren Arten zugeschriebenen Heilkraft im Sinne von „kleines, heilkräftiges Kraut“. Allerdings ist diese Herleitung nicht gesichert. Das Artepitheton anserina wird aus dem Lateinischen direkt übersetzt (lat. ‚anserinus’ = Gänse-, ‚anser’ = Gans). Damit wird auf den Umstand angespielt, dass das Gänsefingerkraut auf Gänseangern und Gänseweiden wächst und von Gänsen auch gerne gefressen wird.Das Gänsefingekraut, P. anserina ssp. anserina, ist eine Staude mit einer grundständigen Rosette aus bis zu 20 cm langen Fiederblättern mit 5 bis 25 wechsel- oder gegenständigen Fiederpaaren. Die einzelnen Fiederblättchen sind - je nach Varietät oder Form - meist beidseitig weiß-seidig behaart, schmal-länglich und mit tief gesägtem Rand. Die ebenfalls gefiederten Stängelblätter sind deutlich kleiner. Die blühenden Sprosse sind weitgehend blattlos, kriechen am Boden und werden bis zu 80 cm lang. An ihren Knoten schlagen kleine Würzelchen aus, mit denen die Blütensprosse am Boden haften. Auch bilden sich in den Knoten die Blütenstiele, an deren Enden je eine leuchtend gelbe Blüte steht. Diese ist 1,5 bis 3 cm im Durchmesser und hat 5, selten 4 Blütenblätter, die doppelt so lang wie die Kelchblätter sind; im Zentrum stehen - wie für die Rosengewächse charakteristisch - viele (bis zu 20) Staubblätter um die Fruchtblätter herum. Blütezeit ist Mai bis August.
Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet wird das kurz vor der Blüte oder zur Blütezeit geerntete Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Blütenstängeln (Anserinae herba). Die Droge des Handels stammt aus Ungarn, Kroatien und Polen.Inhaltsstoffe der Droge
Gänsefingerkraut enthält Gerbstoffe (vorwiegend Ellagitannine) und Flavonoide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Gänsefingerkrauts (Anserinae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bBei leichten dysmenorrhoischen Beschwerden (= Beschwerden im Zusammenhang mit der Regelblutung) und zur Therapie leichter, unspezifischer, akuter Durchfallerkrankungen; äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut (Kommission E).Traditionelle Anwendung
Bisher noch keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Geschnittenes Gänsefingerkraut zur Teebereitung
Trockenextrakt in Dragees
Alkoholische Extrakte in TropfenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: zwischen den Mahlzeiten mehrmals täglich eine Tasse Gänsefingerkrauttee trinken. Mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g Droge. Der Teeaufguss kann auch zur Mundspülung und zum Gurgeln verwendet werden.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittenes Gänsefingerkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vorNebenwirkungen
Beschwerden bei Reizmagen können verstärkt werden.Wechselwirkungen
Keine bekannt- Gewürznelken
Botanische Bezeichnung
Gewürznelkenbaum – Syzygium aromaticum (L.) Merr. et L. M. Perry
Familie
Myrtengewächse (Myrtaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Ursprungszentrum des Nelkenbaums ist eine vulkanische Inselkette westlich von Neu-Guinea gelegen, wo auch heute noch wilde Gewürznelkenbäume vorkommen. Von dort gelangte er auf die südlich davon gelegenen Inseln Ambon und Seram und wurde dort allmählich domestiziert. Heute wird der Gewürznelkenbaum als Nutzpflanze in vielen tropischen Ländern kultiviert. Das Artepitheton aromaticum beschreibt den intensiven, aromatischen Geruch der Blätter. Der immergrüne Nelkenbaum wird 20 m hoch, trägt ledrige, glänzende Blätter und weißlich-rosa Blüten in dreifach dreigabeligen Trugdolden.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blütenknospen („Gewürznelken“) mit ihrem typischen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Er wird durch ein ätherisches Öl („Nelkenöl“) verursacht, das in großen Ölbehältern im Blütengewebe liegt. Die im Handel befindliche Droge, die auch als Gewürz Verwendung findet, wird aus Madagaskar, Indonesien, Malaysia, Sansibar, Pemba, Sri Lanka und Südamerika importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Gewürznelken enthalten ätherisches Öl („Nelkenöl“) mit seinem aromatischem Geruch nach Eugenol (Hauptkomponente), außerdem Flavonoide und Gerbstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Gewürznelken (Caryophylli flos)
- Nelkenöl (Caryophylli floris aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Arzneiliche Verwendung findet nur das ätherische Öl und das daraus isolierte Eugenol. Nelkenöl wird lokal bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut angewendet und in der Zahnheilkunde zur örtlichen Schmerzstillung (Kommission E).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Gewürznelken als aromatisierender Bestandteil in Teemischungen
- Nelkenöl in Mundwässern (1 – 5%)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Ansonsten mehrmals tägliche Spülungen des Mundes mit verdünnten Mundwässern; zur lokalen Schmerzstillung in der Zahnheilkunde wird Nelkenöl unverdünnt angewendet.Nebenwirkungen
Unverdünnt kann Nelkenöl Gewebereizungen hervorrufen
Wechselwirkungen
Nicht bekannt
- Ginkgo
Botanische Bezeichnung
Ginkgobaum - Ginkgo biloba L.
Familie
Ginkgogewächse (Ginkgoaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Elefantenohrbaum, Fächerblattbaum, Tempelbaum
Wissenswertes zur Pflanze
Der Ginkgobaum, ein 30 bis 40 m hoher Baum, ist der einzige noch lebende Vertreter der im Mesozoikum auf der Erde weit verbreiteten Ginkgoatae, eine Untergruppe der Gymnospermae (Nacktsamer). Er ist in Ostasien heimisch, kommt dort aber nicht mehr wild vor, sondern wird seit Urzeiten als Tempelbaum kultiviert. Da er sehr dekorativ ist und äußerst widerstandsfähig gegen Luftverschmutzung, wird er heute in Europa und Nordamerika in den Städten als Zierbaum angepflanzt. Der Baum ist zweihäusig, d.h. es gibt Bäume mit männlichen und Bäume mit weiblichen Blüten.
Der lateinische Name ist das Ergebnis eines orthographischen Fehlers, den Kaempfer (1651-1716) aus der japanische Bezeichnung „gin = silber“ und „kyo = Frucht“ gebildet hat und von Linné übernommen wurde (eigentlich Ginkyo). Damit sind die silbrigen, essbaren Kerne gemeint, die in den aprikosenartigen Früchten enthalten sind. Das Artepitheton biloba bezieht sich auf die für den Baum so typischen zweilappigen Blätter mit ihrer gabeligen Nervatur (lat. ‚bilobus’ = zweilappig).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter
Inhaltsstoffe der Droge
Ginkgoblätter enthalten Flavonoide, Diterpenlactone (Ginkgolide), Bilobalid und Ginkgolsäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Ginkgoblätter (Ginkgo folium)
- Quantifizierter gereinigter Ginkgotrockenextrakt (Ginkgo extractum siccum raffinatum et quantificatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung- Symptomatische Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts bei demenziellem Syndrom: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen. Zur primären Zielgruppe gehören Patienten mit demenziellem Syndrom bei primär degenerativer Demenz, vaskulärer Demenz und Mischformen.
- Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit bei Stadium II nach Fontaine (Claudicatio intermittens) im Rahmen physikalisch-therapeutischer Maßnahmen, insbesondere Gehtraining.
- Schwindel, Tinnitus vaskulärer oder involutiver Genese
- (Kommission E, ESCOP, klinische Studien)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- In festen und flüssigen Arzneiformen wird ein spezieller Trockenextrakt mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEVnativ) von 35-67:1 (Auszugsmittel: Aceton 60%) verarbeitet. Der Extrakt ist quantifiziert auf 22-27% Flavonoide, ber. als Flavonoidglykoside sowie 5-7% Terpenlactone, davon 2,8-3,4% Ginkgolide A, B und C und 2,6-3,1% Bilobalid
- Ginkgo Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Mit einer Teezubereitung von Ginkgoblättern wird die wirksame Dosis nicht erreicht, deshalb ist vom Trinken eines Ginkgotees abzuraten. Außerdem ist die Konzentration an schädlichen Ginkgolsäuren in den im Handel befindlichen Tees nicht kontrolliert.Hinweise
Bei Überempfindlichkeit gegen Ginkgo biloba müssen Ginkgozubereitungen in jeder Form gemieden werden. Während der Schwangerschaft, und Stillzeit soll Ginkgo nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.
Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Ginkgo treten sehr selten leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen auf. Bei Langzeitanwendung von Ginkgo wurden Einzelfälle von Blutungen beobachtet, deren ursächlicher Zusammenhang mit der Einnahme von Ginkgo-Zubereitungen nicht gesichert ist. Von einer gleichzeitigen Einnahme von Arzneimitteln, die die Blutgerinnung hemmen, wird abgeraten.
- Ginseng
Botanische Bezeichnung
Koreanischer oder Echter Ginseng – Panax ginseng C.A. Meyer
Sibirischer Ginseng – Eleutherococcus senticosus (Ropr. et Maxim.) Maxim.
Chinesischer Ginseng oder Notoginseng – Panax pseudoginseng Wall. [Syn. Panax nothoginseng (Burk.) F.H. Cheng]
Amerikanischer Ginseng – Panax quinquefolius L.Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gattungsname Panax kann mit „alles heilend“ übersetzt werden, abgeleitet von griech. ‚pan’ (= alles) und ‚akos’ (=Heilmittel, Heilung). Auch der deutsche Gattungsname „Kraftwurz“ verweist auf die Kraft spendende Eigenschaft, wobei diese ausschließlich den Wurzeln zukommt. „Ginseng“ ist die eingedeutschte Schreibweise des chinesischen Namens für den Koreanischen Ginseng: ‚schen-schen’ oder ‚schin-schen’. Die Gattung Eleutherococcus wird in der Literatur auch unter dem Synonym Acanthopanax geführt, da sie 1894 der Gattung Acanthopanax einverleibt wurde, sozusagen als „Panax mit Dornen“ (von griech. ‚acantha’ = Dorn); Eleutherococcus blieb dabei eine eigenständige Sektion. 1920 wurden die Arten der Sektion Eleutherococcus wieder ausgegliedert. Die dem Sibirischen Ginseng anhaftenden Dornen sind im Artepitheton senticosus erhalten (lat. ‚sentis’ = Dorn, suffix –osus = reich an, somit „dornenreich“). Im Deutschen wurde diese Art wegen ihrer Kraft spendenden Wurzel auch als „Ginseng“ bezeichnet. Der Chinesische Ginseng ist dem Koreanischen Ginseng ähnlich, was im Artepitheton pseudoginseng zum Ausdruck kommt (griech. ‚pseudo’ = täuschen, hier im Sinne von „vortäuschen“ = täuscht Ginseng vor).
Der Koreanische Ginseng wächst in den schattigen Gebirgswäldern Ostasiens von Nepal über Korea bis zur Mandschurei. Verbreitungsgebiet des Sibirischen Ginsengs ist Ostsibirien und dort die Gebiete um Khabarovsk, Primorsk sowie das mittlere Amurgebiet. Der Chinesische Ginseng ist in den bergigen nordöstlichen Provinzen Chinas heimisch. Der Amerikanische Ginseng wächst in den schattigen, feuchten Wäldern im nördlichen und mittleren Teil Nordamerikas sowie in Teilen Kanadas.
Der Koreanische Ginseng ist eine 30 bis 80 cm hohe Pflanze mit rundem Stängel, an dem meist vier lang gestielte, 5-zählig gefingerte Blätter in einem endständigem Wirtel stehen. Je 15 bis 30 kleine weiß-grünliche Blüten stehen in Dolden. Aus den Fruchtknoten bilden sich etwa erbsengroße, kugelige, scharlachrote, glänzende Beeren, die je zwei Samen enthalten. Besonders charakteristisch ist die spindelförmige Wurzel mit geteilter Spitze, die der Gestalt eines Menschen ähnlich ist. Die anderen Panax-Arten sind im Habitus dem Koranischen Ginseng ähnlich, der Sibirische Ginseng (Eleutherococcus senticosus) ist ein 2 bis 3 m hoher Strauch mit bedornten Zweigen, Blattstielen und Blattnerven.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Wurzeln. Der Koreanische Ginseng wird als Weißer und Roter Ginseng gehandelt. Beim Weißen Ginseng werden die Wurzeln nach der Ernte gewaschen und sofort getrocknet. Roten Ginseng erhält man, wenn man die Wurzeln nach der Ernte mehrere Stunden brüht, wodurch sie beim Trocknen dann hornartig durchscheinend werden und eine rötliche Farbe annehmen. Die Droge wird hauptsächlich aus Korea und China importiert. Die Wurzeln des Sibirischen Ginsengs, bei uns als „Taigawurzel“ im Handel, stammen aus Wildvorkommen in Russland. Die Wurzeln des Chinesischen Ginseng werden aus China importiert, die Wurzeln des Amerikanischen Ginsengs sind bei uns nicht handelsüblich.
Inhaltsstoffe der Droge
Die Wurzeln des Koreanischen Ginsengs enthalten Ginsenoside (bisdesmosidische Triterpensaponine vom Dammarantyp), Polyacetylene, Phenolcarbonsäuren, Peptidoglykane und Polysaccharide.
Die Wurzeln des Sibirischen Ginsengs (Taigawurzel) enthalten Lignane, Hydroxycumarine, Triterpensaponine, Steroidglykoside, Phenylacrylsäure-Deriva¬te und Polysaccharide (Eleutherane).
Die Wurzeln des Chinesischen Ginsengs enthalten Ginsenoside, Notoginsenoside, Polyacetylene und Polysaccharide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Ginsengwurzel (Ginseng radix)
- Taigawurzel (Eleutherococci radix)
- Notoginsengwurzel (Notoginseng radix)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Koreanischer und Sibirischer Ginseng: Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz (Kommission E, ESCOP). Der Chinesische Ginseng ist eine Droge der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).Traditionelle Anwendung
Koreanischer und Sibirischer Ginseng: Traditionell angewendet zur Besserung des Allgemeinbefindens (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Ginsengwurzel
- geschnittene Ginsengwurzel als Tee
- pulverisierte Droge lose oder in Kapseln
- Trockenextrakt in Pastillen, Kapseln, Dragees oder gelöst in Tonika
- Dickextrakt zur Teebereitung
- Fluidextrakt in Tropfen
Taigawurzel
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Fluidextrakt in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich über 3 bis 4 Wochen eine Tasse Ginsengtee trinken. Mittlere Tagesdosis 2,0 bis 3,0 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
3 g fein geschnittene Ginsengwurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Ginsengwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Eine strenge Indikationsstellung ist daher wichtig. Dies gilt auch für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren.
Die Anwendungsdauer sollte nicht länger als 3 Monate wegen fehlender Langzeitstudien betragen. Bei Bluthochdruck ist Vorsicht geboten.Nebenwirkungen
Selten Übelkeit, Magenbeschwerden und leichter Durchfall.
Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Einnahme von die Blutgerinnung hemmenden Arzneimitteln vom Cumarin-Typ (Phenprocoumon, Warfarin) muss eine engmaschige Kontrolle der Gerinnungsparameter erfolgen und die Dosis entsprechend angepasst werden.
- Goldrute
Botanische Bezeichnung
Echte (Gewöhnliche) Goldrute – Solidago virgaurea L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Formenkreis der Echten Goldrute ist über große Teile Europas, Asiens (mit Ausnahme des subtropisch-tropischen Teils), Nordafrika und Nordamerika verbreitet. In Europa kommt sie in zwei Unterarten (Subspecies – ssp.) vor, Solidago virgaurea ssp. virgaurea und ssp. minuta. Letztere ist in den hohen Lagen der europäischen Gebirge, nicht unter 1500 m, verbreitet. Arzneilich wird die ssp. virgaurea genutzt, die in lichten gras- und krautreichen Laub- und Mischwäldern, Heiden und Magerweiden wächst und auch in höhere Berglagen vordringen kann. Die beiden anderen Goldrutenarten, in Nordamerika heimisch, sind in Europa eingebürgert, wobei die Kanadische Goldrute inzwischen in Mitteleuropa an Ufergebüschen, an Wegrändern und auf Brachland weit verbreitet ist.
Der Gattungsname Solidago, abgeleitet von lat. ‚solidus’ (= fest, hart) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, macht deutlich, dass die Pflanze gegen Knochenbrüche helfen soll. Das Artepitheton virgaurea setzt sich aus lat. ‚virga’ (= Reis, Rute) und lat. ‚aurea’ (= golden) zusammen, womit die leuchtend gelbe Farbe der Blüten angesprochen wird. Diese Eigenschaft kommt auch im deutschen Namen „Goldrute“ zum Ausdruck, der allerdings für die ganze Gattung verwendet wird, hier dann verstärkt durch die Zusatzbezeichnung „Echte Goldrute“.
Die ausdauernde Echte Goldrute (Photo) wird bis zu 1 m hoch. Sie zeichnet sich durch die leuchtend gelben Blütenköpfchen aus, die in einfachen oder zusammengesetzten Trauben zusammenstehen. Die 6 bis 12 Zungenblüten stehen locker um die ebenfalls gelben Scheibenblüten. Blütezeit ist Juli bis September. Die unteren Laubblätter sind eiförmig oder elliptisch, die mittleren länglich-elliptisch, die obersten mehr oder weniger sitzend und schmal lanzettlich. Es handelt sich in Bezug auf die Blattform, die Behaarung und in Bezug auf die Anordnung der Blüten um eine sehr polymorphe (vielgestaltige) Art, von einer Unterteilung in Varietäten und Formen hat man aber abgesehen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten oberirdischen, blühenden Teile, bestehend aus den Stängeln, Blättern und Blüten. Die Echte Goldrute liefert das „Echte Goldrutenkraut“, die Riesengoldrute und die Kanadische Goldrute das „Goldrutenkraut“; die Handelsdrogen stammen aus Kulturen in Deutschland, Polen und den Balkanländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Echtes Goldrutenkraut enthält Flavonoide, Triterpensaponine (Virgaurea-Saponine) und Phenolglykoside. Goldrutenkraut ist mit Flavonoiden und Triterpensaponinen chemisch sehr ähnlich, Phenolglykoside fehlen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Echtes Goldrutenkraut (Solidaginis virgaureae herba)
- Goldrutenkraut (Solidaginis herba)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnsteinen und Nierengrieß; zur vorbeugenden Behandlung bei Harnsteinen und Nierengrieß (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Echtes Goldrutenkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Echtes Goldrutenkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Echtes Goldrutenkraut zur Erhöhung der Urinmenge und damit unterstützend bei leichten Beschwerden der ableitenden Harnwege eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Nieren (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittenes (Echtes) Goldrutenkraut als Tee
- Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Instant-Tees
- Alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
- Fluidextrakt in Tropfen
- Wässrige Auszüge in Lösungen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse (Echtes) Goldrutenkrauttee zwischen den Mahlzeiten trinken; mittlere Tagesdosis 10 bis 20 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
3 bis 5 g (1 bis 2 Teelöffel) fein geschnittenes Echtes Goldrutenkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit (Echtem) Goldrutenkraut nicht durchgeführt werden. Von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln (Diuretika) wird abgeraten. Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Für die Anwendung von Goldrutenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Bei Einnahme von (Echtem) Goldrutenkraut kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden oder zu Hautreaktionen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
H
- Hamamelis - Zauberstrauch
Botanische Bezeichnung
Hamamelis, Zaubernuss, Zauberhasel – Hamamelis virginiana L.
Familie
Hamamelisgewächse (Hamamelidaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Hamamelis ist in Ostasien und den atlantischen Staaten des amerikanischen Kontinents heimisch und wächst dort als großer Busch in Gebüschen und an Waldrändern vom südlichen Kanada bis Texas und Nordflorida, in Laubwäldern westlich bis Wisconsin, Nebraska und Missouri. Im Jahre 1736 wurde die Hamamelis unter dem Namen „witch hazel“ nach England eingeführt und ist seither in Mitteleuropa als winterharter Busch in Gärten und Parkanlagen sehr beliebt. Als Winterblüher bringt sie im Dezember/Januar mit ihren gelben Blüten ein bisschen Farbe in die Gärten. Die Hamamelis ist im Laub unserer Hasel sehr ähnlich, ihre Blätter sind allerdings auffallend schief und ungleichhälftig. Die Blüten sind durch die vier 1 bis 2 cm langen, fadenförmigen, gelben Kronblätter sehr dekorativ, vor allem bei den Zierformen. Die Früchte wachsen zu holzigen, zweisamigen Kapseln heran.
Nicht klar ist, wie es zum Gattungsname Hamamelis kommt, möglicherweise von griech. ‚hama’ (= gleichzeitig) und ‚melon’ (= Apfel). Das Artepitheton virginiana weist auf die Herkunft der Pflanze (US-Bundesstaat Virginia) hin. Der englische Namen „witch hazel“ steht im Zusammenhang mit der Verwendung der Zweige als Wünschelrute bei der Wassersuche (engl. ‚witch’ = Hexe). Er wurde dann mit „Zaubernuss“ ins Deutsche übersetzt.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter und die getrocknete Rinde. Die Drogen werden aus Nordamerika importiert.
Gebräuchlich ist auch eine als „Hamameliswasser“ bezeichnete Zubereitung. Dabei handelt es sich um ein Wasserdampfdestillat, wofür verschiedene Herstellungsvorschriften existieren. Nach der Vorschrift des Arzneibuchs der Vereinigten Staaten (United States Pharmacopoeia - USP) werden 1 kg frisch geschnittene und getrocknete junge Zweige ca. 24 h mit etwa 2 L Wasser mazeriert; anschließend wird der Ansatz destilliert und 1700 mL Destillat aufgefangen; dieses wird mit 300 mL Alkohol versetzt und sorgfältig gemischt; 1 Teil Hamameliswasser entspricht 2 Teilen Hamameliszweigen (DEV 1:2, Alkoholgehalt ca. 15%). Die Kommission E beschreibt unter dem Namen Hamameliswasser ein Wasserdampfdestillat eines Ansatzes von im Frühjahr und im Frühsommer gesammelten frischen Blättern und Zweigen (DEV 1:1,12 bis 2,08; Alkoholgehalt 6% m/m). Im EgB zum DAB 6 ist ein Hamameliswasser (Aqua Hamamelidis corticis) enthalten, hergestellt aus 1000 Teilen grob gepulverter getrockneter Hamamelisrinde, das mit 2000 Teilen Wasser und 150 Teilen Alkohol 24 Std. stehen gelassen wird. Danach werden 1000 Teile abdestilliert, was im Ergebnis einem DEV von 1:1 entspricht.Inhaltsstoffe der Droge
Hamamelisblätter und Hamamelisrinde enthalten Gerbstoffe; die Blätter vorwiegend kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe), die Rinde vorwiegend hydrolysierbare Gerbstoffe (Gallotannine). Weiterhin sind flüchtige Bestandteile, manchmal fälschlicherweise auch als ätherisches Öl bezeichnet, enthalten. Sie bestehen bei beiden Drogen hauptsächlich aus Alkanen neben aliphatischen Alkoholen, Aldehyden, Ketonen und Estern. Auch sind flüchtige Terpene enthalten. Flüchtige Phenylpropanoide kommen nur in der Rinde vor. Bei der Destillation der Hamameliszweige bzw. –blätter oder der Rinde gehen die Gerbstoffe nicht ins Destillat über. Somit enthält Hamameliswasser nur die flüchtigen Bestandteile der Pflanze, wobei sich Blätter und Rinde im Komponentenmuster unterscheiden.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hamamelisblätter (Hamamelidis folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:- Hamamelisrinde (Hamamelidis cortex)
- Hamamelisblätterfluidextrakt (Hamamelidis folii extractum fluidum)
- Hamamelisrindenfluidextrakt (Hamamelidis folii extractum fluidum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Hamamelisblätter und Hamamelisrinde: Äußerlich bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute; bei Hämorrhoiden und Krampfaderbeschwerden (Kommission E).Hamamelisblätter: Innerlich zur symptomatischen Behandlung von Krampfaderbeschwerden wie schmerzende und schwere Beine und bei Hämorrhoiden; äußerlich bei Blutergüssen, Verstauchungen und leichten Hautverletzungen, bei lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhaut, sowie bei Hämorrhoiden; zur Linderung der Symptome bei Neurodermitis und gegen schwere Beine (ESCOP). Klinische Studien (Zulassung): bei Juckreiz, Nässen und Brennen bei Hämorrhoiden Grad I u. II sowie bei Schleimhautentzündungen im Analbereich.
Hamamelisrinde: Innerlich zur Kurzzeitbehandlung von Durchfallerkrankungen; äußerlich bei Entzündungen der Mundschleimhaut und bei Beschwerden im Zusammenhang mit Krampfadern wie schmerzende und schwere Beine (ESCOP). Klinische Studien (Zulassung): Zur Besserung der Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, leichte Blutungen bei Hämorrhoiden Grad I u. II. Entzündungen der Schleimhaut im Bereich des Darmausgangs.
Hamameliswasser: Äußerlich zur Behandlung von Blutergüssen, Hautreizungen, Sonnenbrand, Insektenstichen und Hämorrhoiden; außerdem bei leichten Haut- und Schleimhautentzündungen (ESCOP). Klinische Studien (Zulassung): bei oberflächlíchen Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute (Cremes); bei Salben zusätzlich: zur Behandlung von Hämorrhoiden im Anfangsstadien (Grad I u. II).
Das HMPC hat Hamamelisblätter, Hamamelisrinde und Hamameliswasser als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Hamamelisblätter und Hamamelisrinde wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Hamamelisblätter und Hamamelisrinde äußerlich bei leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut angewendet werden, außerdem gegen Jucken und Brennen bei Hämorrhoiden sowie als Mündspülung oder Gurgellösung bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut.
Hamameliswasser wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Hamameliswasser bei leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut angewendet werden, außerdem zur Linderung von Augenbeschwerden infolge von Augentrockenheit oder hevorgerufen durch Wind und Sonne.
Hamamelisblätter bzw. Hamamelisrinde wird traditionell angewendet zur Unterstützung der Hautfunktion bzw. zur Besserung des Befindens bei müden Beinen (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Hamamelisblätter
- geschnittene Hamamelisblätter zur Bereitung eines Aufgusses (äußerlich)
- Fluidextrakt in Cremes und Salben
- Trockenextrakt in Zäpfchen
- Urtinktur in Salben und flüssigen Zubereitungen
Hamamelisrinde
- geschnittene oder grob pulverisierte Hamamelisrinde zur Bereitung eines Aufgusses (äußerlich)
- Trockenextrakt in Zäpfchen
- Hamameliswasser
- Destillat der Blätter und Zweige in Salben, Flüssigkeiten und Lotios
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Hamamelisblätter und Hamamelisrinde: Zu Umschlägen und Spülungen 3 mal täglich anwenden; Tagesdosis 2 bis 10 g Droge. Hamameliswasser nur als Fertigarzneimittel anwenden, Dosierung siehe Packungsbeilage.Bereitung eines Teeaufgusses
Für Umschläge oder Waschungen 5 bis 10 g, für Gurgellösungen und Mundspülungen 2 bis 4 g geschnittene Hamamelisblätter oder Hamamelisrinde mit 250 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Hamamelisblättern und Hamamelisrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Dasselbe gilt für die Anwendung von Hamamelisblättern und Hamamelisrinde zur Behandlung von leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut für Kinder unter 6 Jahren (Blätter) bzw. 12 Jahren (Rinde) und für die Anwendung gegen Jucken und Brennen im Zusammenhang mit Hämorrhoiden bei Jugendlichen unter 18 Jahren. Auch liegen keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor in Bezug auf die Anwendung von Hamameliszubereitungen bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut bei Kindern unter 12 Jahren.
Die Anwendung von Hamameliswasser wird wegen fehlender Untersuchungen zur Unbedenklichkeit bei Kindern erst ab 6 Jahren empfohlen, die Anwendung am Auge bei Jugendlichen erst ab 12 Jahren und bei Erwachsenen.Nebenwirkungen
Allenfalls allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Hauhechel
Botanische Bezeichnung
Dornige Hauhechel – Ononis spinosa L.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Dornige Hauhechel ist eine europäische Pflanze mit subozeanischer Verbreitung. Sie reicht von Frankreich (ohne Atlantikküste) im Westen bis Polen und Rumänien im Osten, nördlich bis Südschottland und Südskandinavien, im Süden bis zu den Pyrenäen und Mittelitalien. Sie wächst meist an Wald- und Wegrändern und in trockenen Wiesen. Der Gattungsname Ononis leitet sich von griech. ‚onos’ (= Esel) ab, weil die jungen Laubtriebe einen unangenehmen „Bocksgeruch“ verbreiten, das Artepitheton spinosa nimmt Bezug auf die scharfen Dornen (lat. ‚spinosus’ = voll von Dornen). Hau(w) hieß noch im 16. Jhdt. ‚Heu’, ein Hechel ist ein Stachelwerkzeug zum Durchziehen des Flachses, um die Fasern vom Werg zu trennen.
Der Hauhechel ist eine 20 bis 60 cm hohe ausdauernde Pflanze, die mit zahlreichen aufrechten, am Grund verholzten und bedornten Zweigen als eine „harte“ Pflanze in der Wiese steht. Die Blättchen sind klein und länglich, die Schmetterlingsblüten sind rosa und stehen in lockeren Trauben; Blütezeit ist Juni/Juli. Die Früchte reifen zu 2 cm langen weich behaarten Hülsen heran.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Wurzeln. Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen Südosteuropas.
Inhaltsstoffe der Droge
Hauhechelwurzel enthält Triterpene, Isoflavonoide und Sterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hauhechelwurzel (Ononidis radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungZur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß (Kommission E, ESCOP). ESCOP erwähnt zusätzlich eine unterstützende Behandlung bakterieller Infektionen der Harnwege.
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene oder grob pulverisierte Hauhechelwurzel als Tee
- Trockenextrakte in Tabletten und Instant-Tees
- Alkoholische Auszüge in Flüssigkeiten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Hauhechelwurzeltee trinken; mittlere Tagesdosis 6 bis 12 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Echtes Goldrutenkraut, Orthosiphonblätter, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 2,5 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Hauhechelwurzel mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 20 bis 30 Min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Hauhechelwurzel nicht durchgeführt werden. Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Für die Anwendung von Hauhechelwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Heidelbeere
Botanische Bezeichnung
Heidelbeere, Blaubeere, Bickbeere – Vaccinium myrtillus L.
Familie
Erikagewächse (Ericaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Heidelbeere wächst als Unterwuchs lichter Kiefer- und Fichtenwälder und auf Hochmooren in Mittel- und Nordeuropa, Asien und Nordamerika, im Süden bis in die alpine Stufe ansteigend. Unter den heimischen Beeren spielt sie als Wildobst eine wichtige Rolle, wird jedoch heute für den gewerblichen Lebensmittelbereich kaum mehr wild gesammelt, allenfalls noch in Österreich und auf dem Balkan. Heidelbeeren für pharmazeutische Zwecke stammen fast ausschließlich aus Wildvorkommen. Die reifen Beeren werden mit speziellen Kämmen von der Pflanze abgetrennt, dann entweder getrocknet oder sofort tiefgefroren und damit konserviert.
Der Gattungsname Vaccinium leitet sich von lat. ‚bacca’ (= Beere) und ‚baccinium’ (= Beerenstrauch) ab, der auch für die Preiselbeere (V. vitis-idea), die Rauschbeere (V. uliginosum) und die Moosbeere (V. oxycoccus) verwendet wird. Das Artepitheton myrtillus hat ebenfalls lateinische Wurzeln und leitet sich von ‚myrtus’ (= Myrte) ab und bezieht sich auf die Tatsache, dass die Blätter der Heidelbeere denen der Myrte ähnlich sind. In der Tat sind sie so ledrig wie die der Myrte, allerdings kleiner, weshalb die Verkleinerungsform myrtillus gebildet wurde. Im deutschen Namen „Heidelbeere“ stellt das ‚l’ in „Heidel“ ein die Zugehörigkeit ausdrückendes Suffix dar: wie die Eichel zur Eiche, gehört die Heidel zur Heide (auch Arm und Ärmel).
Die Heidelbeere ist ein sommergrüner 20 bis 50 cm hoher Zwergstrauch mit scharfkantigen Zweigen, an denen eiförmige, sehr kurz gestielte Blätter mit fein gesägtem Rand sitzen. In den Blattachseln stehen die blassroten bis grünlichen, glockigen Blüten. Die Früchte sind kugelig, blauschwarz, weißlich bereift, sehr saftig und süß.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Früchte, letztere sowohl in getrocknetem Zustand als auch als frische Beeren, sowie die getrockneten Laubblätter. Die Drogen stammen vorwiegend aus Südost-Europa, auch aus Italien und den USA.
Inhaltsstoffe der Droge
Heidelbeerfrüchte enthalten Anthocyane, die getrockneten Früchte zudem noch Catechingerbstoffe und Invertzucker.
Heidelbeerblätter enthalten Catechingerbstoffe, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Iridoide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Getrocknete Heidelbeeren (Myrtilli fructus siccus)
- Frische Heidelbeeren (Myrtilli fructus recens)
- Eingestellter, gereinigter Trockenextrakt aus frischen Heidelbeeren (Myrtilli fructus recentis extractum siccum raffinatum et normatum)
- Die Qualität der Heidelbeerblätter (Myrtilli folium) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungHeidelbeerfrüchte
Getrocknete Heidelbeeren: bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen (Kommission E, ESCOP); Kommission E empfiehlt außerdem eine äußerliche Anwendung zur lokalen Therapie bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Vorsicht: frische Heidelbeeren wirken leicht abführend!
Frische Heidelbeeren: Sie werden ausschließlich zur Herstellung von Anthocyan-reichen Extrakten verwendet, die in Fertigarzneimitteln verarbeitet und zur Vorbeugung der Nachtblindheit und Verbesserung der Nachtsehleistung eingesetzt werden (siehe auch „Traditionelle Anwendung”).Heidelbeerblätter
Die Kommission E hat den Heidelbeerblättern ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis zugesprochen (Negativmonographie); eine therapeutische Anwendung wird deshalb nicht empfohlen. Heidelbeerblätter können wegen ihrer adstringierenden Wirkung (Gerbstoffdroge) allenfalls kurzfristig innerlich in Form eines Teeaufgusses bei leichtem Durchfall, äußerlich zu Spülungen und Waschungen verwendet werden (volkstümliche Verwendung). Vorsicht ist jedoch geboten bei Deklarationen wie „Zuckertee“ oder „Antidiabetischer Tee“ und „zur Blutdrucksenkung“, mit denen Heidelbeerblätter in alternativen Märkten bisweilen beworben und angeboten werden.Traditionelle Anwendung
Heidelbeerfrüchte und Heidelbeerblätter haben keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a). Extrakte bzw. Anthocyane aus frischen Heidelbeerfrüchten werden traditionell angewendet zur Vorbeugung von Nachtblindheit (Registrierung)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Getrocknete Heidelbeeren zu Abkochungen
- Anthocyane aus Heidelbeerfrüchten in Dragees
- Geschnittene Blattdroge zur Teebereitung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Getrocknete Heidelbeerfrüchte: mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteten Heidelbeerfruchttee trinken; Tagesdosis 20 bis 60 g Droge. Kinder können auch mehrmals täglich 10 g getrocknete Beeren kauen oder die zuvor in Wasser eingeweichten Beeren im Brei zu sich nehmen.
Zur Verbesserung der Nachtsehleistung ist nur die Einnahme von Fertigarzneimitteln mit standardisierten Extrakten empfehlenswert (Einzeldosen von 100 mg Anthocyanen).
Heidelbeerblätter: bei Durchfall 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse Heidelbeerblättertee trinken.Bereitung eines Teeaufgusses
Getrocknete Heidelbeerfrüchte: 5 bis 10 g gequetschte Heidelbeerfrüchte werden mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Sieden erhitzt und nach 10 Min. vom Herd genommen und noch heiß abgeseiht.
Heidelbeerblätter: 1 bis 2,5 g fein geschnittene Heidelbeerblätter werden mit 150 mL siedendem Wasser versetzt und nach 5 bis 10 Min. abgeseiht.Hinweise
Heidelbeerfrüchte
Bei länger als 3 bis 4 Tage anhaltendem Durchfall ist ein Arztbesuch angeraten.
Zur Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Heidelbeerblätter
Bei längerer Einnahme von Heidelbeerblättern können Vergiftungserscheinungen auftreten, weshalb eine Einnahme nicht empfohlen wird (siehe auch „Anerkannte medizinische Wirkung“ - Negativmonographie der Kommission E).Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Holunder
Botanische Bezeichnung
Schwarzer Holunder – Sambucus nigra L.
Familie
Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der schwarze Holunder ist fast, mit Ausnahme des Nordens, in ganz Europa verbreitet und reicht im Osten bis zum Kaukasus. In weiten Teilen Deutschlands prägt der bis zu 8 m hohe Strauch mit seinen großen Fiederblättern die Auwälder und Hecken; außerdem ist er auf Ruderalfluren wie Weg- und Straßenränder, Bahndämmen und Schuttplätzen verbreitet. Besonders dekorativ ist er während der Blüte im Juni/Juli, denn die kleinen, weißen Blüten stehen dichtblütig in großen, schirmförmigen Trugdolden mit 10 bis 25 cm im Durchmesser. Sie sind sehr wohlriechend und werden deshalb gerne mit Wasser und Zucker zu Holunderblütensekt vergoren oder zu Holunderblütensirup verkocht. Auch werden sie wegen ihres Dufts in Pfannkuchen eingebacken, indem man die Dolden mit ihrem Schirm in den noch flüssigen Teig steckt und nach dem Festbacken die Doldenstiele herauszieht. Im Herbst lassen sich dann die kleinen, schwarzen, saftigen beerenförmigen Steinfrüchte zu Holundersaft verarbeiten. Sie geben dem schwarzen Holunder das Artepitheton nigra (lat. ‚niger’ = schwarz). Nicht klar ist, ob sich der Gattungsname von griech. ‚symbyke’ (= Harfe) oder ‚sambyx’ (= rot) ableitet. Das außergewöhnlich dicke und weiße Mark der jungen Zweige wurde früher, bevor das Styropor aufkam, in der Mikroskopie als Hilfsmittel zum Schneiden dünner Objekte verwendet.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blüten, die durch Rebeln von den getrockneten Blütenständen abgelöst werden. Rebeln bedeutet, dass die Dolden über ein grobes Drahtsieb gerieben werden, sodass sich die kleinen Blüten ablösen und durch das Sieb fallen. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Deutschland, Polen und den Balkanländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Holunderblüten enthalten Flavonoide, Hydroxyzimtsäure-Derivate, Triterpene, Schleimstoffe und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Holunderblüten (Sambuci flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Erkältungskrankheiten (Kommission E).
Das HMPC hat Holunderblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Holunderblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Holunderblüten zur Linderung der ersten Symptome einer banalen Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei Erkältungskrankheiten (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Holunderblüten als Tee
- pulverisierte Holunderblüten in Dragees
- Alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Holunderblütentee möglichst heiß trinken (Schwitzkur); mittlere Tagesdosis 10 bis 15 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen (Erkältungstee).Bereitung eines Teeaufgusses
3 bis 5 g Holunderblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Holunderblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Hopfen
Botanische Bezeichnung
(Gewöhnlicher) Hopfen – Humulus lupulus L.
Familie
Hanfgewächse (Cannabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Seit dem 8. Jahrhundert wird der Hopfen in Mitteleuropa zum Bierbrauen angebaut und wird heute in allen gemäßigten Zonen kultiviert. Er liefert die Bitterstoffe für das Bier. Woher er ursprünglich kommt, ist unklar, denn die lang dauernde Kultur hat zur Verbreitung weit über das ursprüngliche Areal hinaus beigetragen und fossile Vorkommen fehlen. In Deutschland ist er auch häufig verwildert an Flussufern und in Auwäldern zu finden. Kultiviert wird die weibliche Pflanze, da nur die „Hopfenzapfen“ als Bierwürze genutzt werden. Es sind zahlreiche Kulturformen bekannt.
Der Gattungsname Humulus ist wohl eine Latinisierung des germanischen Namens des Hopfens, lupulus ist die Verkleinerungsform von lat. ‚lupus’ (= Wolf), „weil das auf anderen Pflanzen rankende Gewächs diesen Schaden bringt wie der Wolf den anderen Tieren“. Für die Herkunft der deutschen Bezeichnung gibt es verschiedene Erklärungen, möglicherweise werden damit die weiblichen Blütenzapfen angesprochen, die wie „Quasten“ aussehen (norwegisch ‚hupp’, schweizerisch ‚Huppen’ = Quaste).
Der Hopfen ist eine ausdauernde, rechts windende Schlingpflanze, deren einjährige Triebe 6 m, in Kulturen sogar 12 m, lang werden. Die Blätter stehen gegenständig und sind meist in 3 bis 5 gezähnte, lang zugespitzte Lappen geteilt. Die Pflanze ist zweihäusig, d.h., dass Pflanzen mit männlichen und Pflanzen mit weiblichen Blüten vorkommen. Sehr typisch sind die weiblichen Blüten, die wie Zapfen („Hopfenzapfen“) aussehen und in dichtblütigen Scheinähren, den sog. Hopfendolden, zusammenstehen. Das zapfenförmige Aussehen ergibt sich durch viele dachziegelartig übereinander liegende, etwa 1,5 cm lange, eiförmige Deckblätter. In deren Achseln stehen je zwei Vorblätter und an deren Grunde sitzen die unscheinbaren Blüten. Die Innenseiten der Deckblätter sind mit kleinen, glänzenden, hellgelben Drüsenschuppen (Hopfendrüsen) übersät. Blütezeit ist Juli/August.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten weiblichen Blütenstände (Hopfenzapfen). Die Droge stammt aus Süddeutschland und Tschechien; auch Importe aus USA und China.
Inhaltsstoffe der Droge
Hopfenzapfen enthalten Hopfenharz, bestehend aus bitteren Phloroglucinderivaten (Hopfenbitterstoffe), und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hopfenzapfen (Lupuli flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Unruhe, Angstzuständen und Schlafstörungen (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Hopfenzapfen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Hopfenzapfen wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Hopfenzapfen zur Besserung leichter Stresssymptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden.
In Kombination mit anderen Drogen werden Hopfenzapfen traditionell zur Besserung des Befindens bei nervöser Belastung bzw. zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion bei nervlicher Belastung angewendet (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakt in Tabletten, Kapseln und Dragees
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Hopfenzapfentee, als Einschlafhilfe eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen, trinken. Einzeldosis: 0,5 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut und Melissenblätter (Schlaf- und Beruhigungstees).Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 g (2 Teelöffel) zerkleinerte Hopfenzapfen werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 2 bis 3 Stunden abgeseiht.
Hinweise
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Hopfenzapfen die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
Von einer Einnahme von Hopfenzapfen während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
I
- Indischer Weihrauch
Botanische Bezeichnung
Salaibaum, Salphalbaum – Boswellia serrata Roxb.
Familie
Balsamgewächse (Burseraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Harze und Balsame breiten beim Verbrennen intensive, wohlriechende Düfte aus, derer man sich bei Kulthandlungen bedient. Der in katholischen Kirchen gebräuchliche Weihrauch ist ein Harz, das aus Boswellia carteri Birdw., einem in Somalia, Südarabien und Äthiopien wild wachsenden Baum, gewonnen wird. Dazu ritzt man Schnitte in die Rinde, woraufhin der Baum ein Harz ausscheidet, um diese Wunden zu verschließen. An der Luft erhärtet das Harz schnell, lässt sich dann leicht abnehmen und kommt als Weihrauch (Olibanum) in Form eines körnigen Materials in den Handel.
Arzneilich interessant ist der Indische Weihrauch, der vom Sabalbaum (B. serrata), einem großen Baum in den trockenen, bergigen Gebieten Indiens, gewonnen wird. Seine Krone ist flach ausgebreitet, die Blätter 9-bis 14-paarig gefiedert, die einzelnen Fiedern am Rande sind kerbig gesägt bis fast ganzrandig. Die grünlich aschfarbene Rinde schält sich in papierartigen, glatten Stücken ab. Das vom Sabalbaum bei Verletzung ausgeschiedene Gummiharz erstarrt zu Klumpen verschiedener Formen. Sie sind gelblich bis bräunlich, unregelmäßig kugelig oder stalaktitartig, hellgrau bestäubt, zudem leicht zerbrechlich mit muscheliger, wachsartiger Bruchfläche. Der Indische Weihrauch wird zweimal im Jahr gesammelt (März und Juni), Monate vorher werden die Verletzungen gesetzt. Je Baum kann ungefähr 1 kg Gummiharz jährlich gewonnen werden.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das bei Verletzung des Stammes und der Zweige ausgeschiedene, luftgetrocknete Gummiharz.
Inhaltsstoffe der Droge
Indischer Weihrauch enthält ca. 60% Harz mit verschiedenen Boswelliasäuren (Triterpensäuren), außerdem Polysaccharide (Schleimstoffe) und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Indischem Weihrauch (Olibanum indicum) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungWeder die Kommission E noch ESCOP haben den Indischen Weihrauch bearbeitet.
In der Ayurvedischen Medizin wird Indischer Weihrauch zur unterstützenden Behandlung der chronischen Polyarthritis verwendet sowie zur Remissionsbehandlung bei den entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Klinische Studien bestätigen die Wirksamkeit des Indischen Weihrauchs bei den entzündlichen Darmerkrankungen, jedoch steht die abschließende Beurteilung der Anwendungsgebiete und damit die Zulassung in Deutschland noch aus. Zugelassene standardisierte Präparate des Auslands können auf Einzelverschreibung eingeführt und angewendet werden (z.B. H 15 Weihrauchkapseln).Traditionelle Anwendung
Indischer Weihrauch hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Trockenextrakt in Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Indischer Weihrauch kann nicht als Teeaufguss eingenommen werden, allenfalls kann die Droge bei Mundschleimhautentzündungen gelutscht werden.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Für die Anwendung von Indischem Weihrauch während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden; mitunter allergische Reaktionen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Indisches Flohsamen-Kraut
Botanische Bezeichnung
Indisches Flohsamen-Kraut – Plantago ovata Forssk. (Syn. P. ispaghula Roxb.)
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Indische Flohsamen-Kraut ist im Iran und Indien heimisch und wird dort und auch in den Nachbarländern kultiviert. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.
Das Indische Flohsamen-Kraut (auch Indischer Flohsamen-Wegerich) zeichnet sich allerdings durch grundständige, sehr lange, schmal-lineale, weiß-flaumig behaarte Blätter aus. Die kleinen Blüten stehen in kurzen, dichtblütigen Ähren an niedrigen Blütenschäften, kaum über die Blätter herausschauend. Die Frucht reift zu einer Deckelkapsel heran und enthält kleine, kahnförmige Samen von stark variierender Farbe. Sie erinnern wie beim „Flohkraut“ bzw. „Flohsamen-Wegerich“ an Flöhe, was der Pflanze dann den deutschen Namen „Indisches Flohsamen-Kraut“ eingebracht hat.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Samen. Die Droge wird aus Pakistan und Indien importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Indische Flohsamen enthalten in der Samenschale Schleimstoffe, im Endosperm Proteine und fettes Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Indische Flohsamen (Plantaginis ovatae semen)
- Indische Flohsamenschalen (Plantaginis ovatae seminis tegumentum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Indische Flohsamen und Indische Flohsamenschalen: Innerlich bei chronischer Verstopfung und bei Erkrankungen, bei denen ein weicher Stuhl erforderlich ist (Analfissuren, Hämorrhoiden, nach anorektalen Eingriffen, während der Schwangerschaft und unterstützend zur kurzzeitigen Therapie bei Durchfällen verschiedener Ursache (Kommission E, ESCOP). Klinische Studien belegen auch die Anwendung bei Stuhlunregelmäßigkeiten, beim Reizdarm, Divertikulose, bei Vorliegen eines künstlichen Darmausgangs und als unterstützende Maßnahme bei Morbus Crohn.
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Indischen Flohsamen bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls, z.B. bei schmerzhaftem Stuhlgang, nach rektalen oder analen Untersuchungen, bei Analfissuren und Hämorrhoiden, als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert. Für Indische Flohsamenschalen, die ein höheres Quellvermögen haben, wurde zusätzlich noch die Anwendung bei Reizdarm und zur Unterstützung einer Cholesterin-senkenden Diät als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Kein Hinweis auf eine traditionelle Anwendung nach § 109a
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- ganze oder zerkleinerte Indische Flohsamen oder Indische Flohsamenschalen
Dosierung
Indische Flohsamen: 8 bis 40 g Flohsamen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen mit reichlich Flüssigkeit einnehmen (sehr wichtig! mind. 200 mL pro Dosis). Indische Flohsamen können auch in Wasser, Milch oder Saft vorgequollen eingenommen werden. Während der Therapie mit Indischen Flohsamen bzw. Flohsamenschalen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein.
Indische Flohsamenschalen: Da der quellfähige Schleim in der Samenschale liegt, haben pro Gewichtseinheit die Flohsamenschalen ein deutlich stärkeres Quellvermögen als die Samen. Deshalb genügen 7 bis 11 g Indische Flohsamenschalen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen. Wichtig ist auch hier, dass reichlich Flüssigkeit nachgetrunken wird (mind. 200 mL pro Dosis).Hinweise
Auf reichliche Flüssigkeitszufuhr ist zu achten!
Bei Verdacht auf Darmverschluss (Ileus), bei schmerzhaften oder blutigen Darmproblemen, bei Erkrankungen der Speiseröhre und bei Schluckbeschwerden dürfen Indische Flohsamen und Indische Flohsamenschalen nicht eingenommen werden. Auch sollen Indische Flohsamen und Indische Flohsamenschalen nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Die Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren wird wegen fehlender Erfahrung nicht empfohlen.Nebenwirkungen
Bei Beachtung der erhöhten Flüssigkeitszufuhr sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, allenfalls Blähungen.
Wechselwirkungen
Indische Flohsamen bzw. Flohsamenschalen sollen ½ bis 1 Stunde vor oder nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da sich ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögern kann.
- Ingwer
Botanische Bezeichnung
Ingwer – Zingiber officinale Roscoe
Familie
Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Ingwer ist in Südostasien heimisch und wird heute in zahlreichen Gebieten des Tropengürtels kultiviert. Das Gewürz gelangte schon im Altertum über arabische Händler nach Europa. Im 13. Jh. kam die Pflanze mit den Arabern nach Ostafrika und im 16. Jh. durch die Portugiesen nach Westafrika. Ingwer ist eine Staude, die sich mit ihren Rhizomen (unterirdischen Sprossachsen) vegetativ vermehrt. Aus den knolligen Abschnitten der Rhizome treiben bis 1m lange sterile, schilfartige Stängel, die von den Scheiden der 20 cm langen lineal-lanzettlichen Blättern umfasst werden. Einige kürzere Sprosse tragen Blütenstände mit endständigen gelben Blüten, die eine purpurfarbene Lippe haben.
Der Gattungsname Zingiber geht auf ein Sanskritwort ‚sringavera’ = ‚mit Geweihsprossen versehen’ zurück, womit das Rhizom ganz gut beschrieben ist. Der Artname officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die knolligen Rhizome (Wurzelstöcke), die anhaftenden fadenförmigen Wurzeln werden abgetrennt. Die Rhizomknollen werden gesäubert und von der äußeren Korkschicht befreit, dann in der Sonne getrocknet.
Inhaltsstoffe der Droge
Ingwer enthält ein aromatisch riechendes ätherisches Öl und nichtflüchtige Scharfstoffe (Gingerole und Shogaole).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Ingwerwurzelstocks (Zingiberis rhizoma) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität der Ingwertinktur (Zingiberis tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden (diffuse Oberbauchbeschwerden), bei Appetitlosigkeit und zur Verhütung der Symptome der Reisekrankheit sowie als postoperatives Antiemetikum (Kommission E, ESCOP).Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Besserung des Unwohlseins (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge und Trockenextrakte zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Kapseln
- alkoholische Ingwerauszüge (auch Tinktur) in Kombination mit anderen Drogenextrakten in Tonika
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss bei dyspeptischen Beschwerden und zur Appetitanregung: mehrmals täglich 0,5 bis 1 g Ingwer. Zur Vorbeugung der Symptome der Reisekrankheit: Erwachsene und Kinder über 6 Jahre nehmen 0,5 bis 2 g des pulverisierten Ingwer 30 Min. vor Reisebeginn ein.Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 1 g grob gepulverten oder geschnittenen Ingwer mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen, bedeckt 5 Min. stehen lassen und über ein Sieb abgießen.
Hinweise
Bei Gallenleiden Ingwer und Ingwerzubereitungen nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden. Nicht anwenden bei Schwangerschaftserbrechen.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
J
- Johanniskraut
Botanische Bezeichnung
Tüpfel-Johanniskraut - Hypericum perforatum L.
Familie
Johanniskrautgewächse (Hypericaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Weltweit gibt es ungefähr 380 Hypericum-Arten, ca. 20 davon kommen in Mitteleuropa vor, darunter das Tüpfel-Johanniskraut. Es ist in ganz Europa und Westasien, auf den Kanarischen Inseln und in Nordafrika heimisch und gilt in den anderen Erdteilen als eingeschleppt und eingebürgert.
Der Gattungsname Hypericum leitet sich ab von griech. ‚hyper’ (= auf) und ‚ereikon’ (sinngemäß: auf der Heide wachsend). Dafür gibt es verschiedene Deutungen wie „unter Heidekräutern wachsende Sippe“ oder „den Heidekräutern ähnliche Sippe“. Das Artepitheton perforatum dagegen ist eindeutig und bezieht sich auf die durchscheinende Punktierung der Blätter, abgeleitet von lat. ‚perforatus’ (= durchbohrt, durchlöchert), was auch im deutschen Namen „Tüpfel-“ zum Ausdruck kommt. Besonders auffallend ist die drüsige Punktierung, wenn man die Blätter gegen das Licht betrachtet. Durch die drüsige Punktierung unterscheidet sich das Tüpfel-Johanniskraut von den anderen Hypericum-Arten. „Johanniskraut“ heißt die Pflanze, weil sie zur Sommersonnwende, also zu „Johanni“ (24. Juni) zu blühen beginnt. Bekannt ist sie auch als „Tüpfel-Hartheu“, was deutlich macht, dass ihre „harten“ Stängel nur wenig brauchbares Heu ergibt.
Johanniskraut wächst verbreitet an Weg und Feldrändern, an Zäunen, auf Magerwiesen und in Gebüschen. Das Tüpfel-Johanniskraut (im weiteren Verlauf hier nur noch „Johanniskraut“ genannt) wird ca. 60 cm hoch. Sehr auffallend sind die zahlreichen gelben Blüten die in traubig zusammengesetzten Trugdolden am oberen Ende der harten, ästigen Stängel stehen. In der Mitte der Blüte ragen zahlreiche, lange Staubblätter heraus. Die Blütenblätter sind wie die Blätter drüsig punktiert, wobei die drüsigen Ölbehälter der Blüten durch das darin enthaltene dunkelrote Hypericin schwarz erscheinen. Wenn man die frischen Blüten zerreibt, färbt es die Finger rot. Johanniskraut blüht von Ende Juni bis in den Spätsommer hinein.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten blühenden Zweigspitzen mit Blüten, Blättern und Stängeln. Die Droge stammt vorwiegend aus dem Anbau in Deutschland, Osteuropa und Chile.
Inhaltsstoffe der Droge
Johanniskraut enthält Hypericine (Naphthodianthrone), Hyperforin (Phloroglucinderivat), Flavonoide und Biflavone.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
Johanniskraut (Hyperici herba)Quantifizierter Johanniskrauttrockenextrakt (Hyperici herbae extractum siccum quantificatum)
Wenn von „öligen Zubereitungen“ des Johanniskrauts gesprochen wird, ist Johannisöl (Rotöl) gemeint. Es ist eine traditionelle Zubereitung aus frischen Johanniskrautblüten mit einer Herstellungsvorschrift im Ergänzungsbuch zum DAB 6 (Erg.-B. 6). Die frischen Blüten werden zerquetscht, mit Olivenöl (1:4) übergossen und in einem hellen Glasbehälter unter häufigem Umschütteln über sechs Wochen an einem warmen und sonnigen Ort extrahiert (im Originaltext steht „Gärung“) bis das Öl dunkelrot gefärbt ist. Für die Farbe ist das Hypericin verantwortlich.Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungInnerlich: Psychovegetative Störungen, depressive Verstimmungszustände, Angst und/oder nervöse Unruhe. Ölige Hypericum-Zubereitungen bei dyspeptischen Beschwerden (Kommission E). Leichte depressive Störungen oder leichte bis mittelschwere depressive Episoden entsprechend ICD-10 (ESCOP).
Das HMPC hat Johanniskraut für die Behandlung leichter und mittelschwerer Depressionen (entsprechend ICD-10) und zur kurzzeitigen Behandlung depressiver Störungen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well- established medicinal use“) akzeptiert; siehe auch „traditionelle Anwendung“.
Äußerlich: Ölige Johanniskraut-Zubereitungen zur Behandlung und Nachbehandlung von scharfen und stumpfen Verletzungen, Myalgien (Muskelschmerzen) und Verbrennungen 1. Grades (Kommission E).Traditionelle Anwendung
Johanniskraut wurde vom HMPC für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Johanniskraut innerlich zur Linderung vorübergehender mentaler Erschöpfungszustände und zur symptomatischen Behandlung leichter Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden. Außerdem können ölige Johanniskraut-Zubereitungen (Johannisöl) äußerlich zur Behandlung leichter Hautentzündungen (z.B. Sonnenbrand) und zur Heilung von kleinen Wunden eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittenes Johanniskraut als Tee
- Trockenextrakt in Kapseln und Tabletten
- Alkoholische Auszüge in Tropfen und anderen flüssigen Zubereitungen
- Frischpflanzenpresssaft als Saft
- Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Mit einer Teezubereitung von Johanniskraut wird die wirksame Dosis zur Behandlung von Depressionen nicht erreicht, deshalb ist bei diesem Anwendungsgebiet vom Trinken eines Johanniskrauttees abzuraten und Fertigpräparaten mit einem definierten Wirkstoffgehalt (quantifizierter Extrakt) den Vorzug zu geben.
Bei den Anwendungsgebieten der „traditionellen Anwendung“ kann auch Johanniskrauttee getrunken werden. Einzeldosis 2 bis 4 g Johanniskraut, Tagesdosis: 6 bis 12 g.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g fein geschnittenes Johanniskraut wird mit 150 mL siedendem Wasser versetzt übergossen und nach 5 bis 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Johanniskraut hat photosensibilisierende Eigenschaften (Hypericingehalt). Hellhäutige Personen können deshalb bei hoher Johanniskraut-Dosierung möglicherweise mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit reagieren und sollten sich deshalb nicht unbedingt der Sonne aussetzen.
Von einer Einnahme von Johanniskraut während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vor.Nebenwirkungen
Nebenwirkungen selten; mitunter allergische Hauterscheinungen, Müdigkeit, Unruhe oder Magen-Darm-Beschwerden.
Wechselwirkungen
Johanniskraut erhöht die Aktivität verschiedener Subtypen des Enzyms Cytochrom-P450, wodurch es zu Wechselwirkungen mit Arzneimitteln kommen kann, die von diesem Enzym metabolisiert werden mit der Folge einer Wirkungsabschwächung. Dies betrifft Antikoagulanzien vom Cumarintyp (z.B. Marcurmar), Ciclosporin und Tacrolimus (Immunssuppressiva), Digoxin, Indinavir und andere Proteasehemmstoffe (HIV-Behandlung), Zytostatika, Hormone zur Empfängnisverhütung (Antibabypille) sowie Amitryptin/Nortriptylin (Antidepressiva) und Theophyllin.
K
- Kamille
Botanische Bezeichnung
(Echte) Kamille – Matricaria recutita L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Deutsche Kamille, Feldkamille
Wissenswertes zur Pflanze
Die Kamille ist in Süd- und Osteuropa sowie Vorderasien beheimatet, heute jedoch in ganz Europa, Nordamerika und Australien verbreitet. Kultiviert wird sie in Bulgarien, Ungarn, Ägypten und Argentinien, nur sehr eingeschränkt in Deutschland und Spanien. Der Gattungsname leitet sich vom Lateinischen „matrix“ (= Gebärmutter; genitive Form = matricis) ab und weist darauf hin, dass die Pflanze volksheilkundlich gegen Frauenleiden verwendet wurde.
Die Kamille wird 20 bis 40 cm hoch und trägt 2- bis 3-fach gefiederte Blätter mit feinen, langen Fiedern. Die Blütenköpfchen bestehen aus gelben Röhrenblüten, die auf einem kegelförmig gewölbten Blütenboden stehen, umgeben von ca. 15 weißen Zungenblüten. Ob es sich wirklich um die Echte Kamille handelt, lässt durch einen Längsschnitt durch die Blüte feststellen: der Blütenboden muss hohl sein. Die Kamille wächst gerne am Weg- und Ackerrand und blüht von Mai bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blüten mit ihrem typischen Kamillengeruch, der durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Es ist in Drüsenschuppen auf der Oberfläche der Blüten enthalten und wird frei, wenn man beim Zerreiben diese Drüsen verletzt.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Ungarn, Argentinien und Ägypten.Inhaltsstoffe der Droge
Kamillenblüten enthalten ätherisches Öl („Kamillenöl“) mit Sesquiterpenen (Bisabolol, Bisabololoxide) und En-In-Dicycloethern. Das ätherische Öl ist intensiv blau gefärbt, weil während der Wasserdampfdestillation aus dem nicht flüchtigen Matrizin das blau gefärbte, flüchtige Chamazulen entsteht. Außerdem Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Schleimstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Kamillenblüten (Matricariae flos)
- Kamillenfluidextrakt (Matricariae extractum fluidum)
- Kamillenöl (Matricariae aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Äußerlich (Kommission E, ESCOP)- Bakterielle Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleischs
- Zur Wundbehandlung bei oberflächlichen Hautverletzungen, Ulcus cruris, Dekubitus, Verbrennungen, Operationswunden, Bestrahlungsschäden, Sonnenbrand, Frostbeulen.
- Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich (Bäder, Spülungen)
- Atemwegsinfekte und Reizzustände der Luftwege (Inhalationen)
Innerlich (Kommission E, ESCOP)
- Krämpfe im Magen-Darm-Bereich
- Entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z.B. bei Gastritis und Magengeschwüren)
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion bzw. zur Besserung des Befindens bei Magenbeschwerden bzw. zur Unterstützung der Hautfunktion bzw. zur Unterstützung der Funktion der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Kamillenblüten als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Alkoholische Auszüge und Fluidextrakt in Tropfen zur Einnahme
- Trockenextrakte in Dragees
- Alkoholische Auszüge in Cremes, Salben, Mundsalben und Bädern zur äußerlichen Anwendung
- Kamillenöl in Heilsalben, Bädern und Lösungen zur äußerlichen Anwendung
- Kamille Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Kamillentee zwischen den Mahlzeiten warm trinken. Der Tee kann auch zu Mundspülungen oder zum Gurgeln verwendet werden. Als Badezusatz 50 g Kamillenblüten auf 10L Wasser. Zur Inhalation eine Handvoll Kamillenblüten oder einige Tropfen des Kamillenöls auf heißes Wasser geben.Bereitung eines Teeaufgusses
1 Esslöffel Kamillenblüten (ca. 3 g) mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochend!), 5 – 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Kamillenzubereitungen gemieden werden.
Nebenwirkungen
Selten Allergien
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kapland-Pelargonie
Botanische Bezeichnung
Kapland-Pelargonie – Pelargonium sidoides DC.
Familie
Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Pelargonien sind in Südafrika heimisch und bei uns nur als Zierpflanzen bekannt, fälschlicherweise unter der Bezeichnung „Geranien“. Sie sind den Arten der Gattung Geranium - bei uns bekannt als „Storchschnabel“ - in der Tat sehr ähnlich, die Blüten sind jedoch leicht monosymmetrisch, die der Geranium-Arten radiärsymmetrisch. Wie bei dem hier heimischen Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) tragen die Früchte der Pelargonium-Arten ebenfalls einen langen Schnabel. Mit ihm werden die Samen gleichsam heraus katapultiert und fallen dadurch weit von der Mutterpflanze entfernt auf die Erde, ein sehr besonderer Mechanismus der Samenverbreitung. Auf den typischen Schnabel der Früchte weist auch der Gattungsname Pelargonium hin, der sich von griech. ‚pelargos’ (= Storch) ableitet, in der Übersetzung haben wir es somit auch mit einem „Storchschnabel“-Gewächs zu tun.
Die Kapland-Pelargonie ist ein Kleinstrauch, 20 bis 80 cm hoch, und kommt in Höhenlagen bis zu 2000 m von Lesotho über Teile Transvaals und des Orange Free State bis in den Nordosten des Kaplandes vor. Ihre herzförmigen Blätter sind dicht mit Drüsenhaaren besetzt, was ihnen ein silbrig glänzendes Aussehen verleiht. Die Blüten sind dunkelrot bis schwarz. Mit ihrem ausgeprägten Wurzelsystem kann die Pflanze Dürre und Brände überleben. Die einzelnen Wurzeln sind 1 bis 3,5 cm dick und gliedern sich in kurze, knollige und lange, unverdickte Abschnitte. Sie wird auch „Afrikanische Umckaloabowurzel“ genannt. „Umckaloabo“ setzt sich aus zwei Begriffen der Zulu-Sprache zusammen: ‚umKhulkane’ heißt so viel wie „Beschwerden/Erkrankung der Lunge“, ‚uUhlabo’ bedeutet „Schmerzen im Brustbereich“. Damit ist auch der traditionelle Gebrauch der Wurzel dokumentiert.
Im Jahre 1897 reiste der lungenkranke Engländer Charles Henry Stevens auf Anraten seines Arztes ins klimatisch günstige Südafrika. Dort wurde er von einem pflanzenkundigen Zulu auf die Kapland-Pelargonie aufmerksam gemacht und wurde mit einer Abkochung der Wurzel erfolgreich behandelt und geheilt. Er führte daraufhin diese geheime Medizin in England ein. Der frühere Missionsarzt Dr. Adrien Sechehaye erfuhr 1920 von diesem Heilmittel und behandelte damit in den folgenden Jahren 800 Patienten. 1930 veröffentlichte er seine Erkenntnisse, woraufhin die Umckaloabowurzel in Europa zur Behandlung von Tuberkulose eingeführt wurde. Heutzutage kann allerdings Tuberkulose mit Antibiotika wirksamer behandelt werden, sodass die Umckaloabowurzel dafür nicht mehr genutzt wird. In der Phytotherapie von Atemwegsbeschwerden hat sie jedoch heute noch Bedeutung.
Arzneilich wird noch eine zweite südafrikanische Pelargonium-Art genutzt, die P. reniforme Curt., die der Kapland-Pelargonie im Habitus sehr ähnlich ist, mit magentaroten Blüten und einem schwarzen Farbmal auf den Blütenblättern.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete Wurzel. Aus Gründen des Artenschutzes stammt die Droge weitgehend aus Kulturen in Südafrika.
Inhaltsstoffe der Droge
Pelargoniumwurzel enthält Cumarine, Gerbstoffe und einfache phenolische Verbindungen (u.a. Gallussäure).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Pelargoniumwurzel (Pelargonii radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Die Kommission E hat Pelargoniumwurzel nicht bearbeitet.
Klinische Studien belegen die Wirksamkeit bei der Behandlung einer akuten Bronchitis (Zulassung). Die Anwendung von Pelargoniumwurzel bei Nasennebenhöhlenentzündungen ist noch in der Diskussion.Traditionelle Anwendung
Pelargoniumwurzel hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- alkoholische Extrakte in Tropfen
- Trockenextrakt in Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Pelargoniumwurzel wird sinnvoll nur in Form von Extrakten als Fertigarzneimittel angewendet.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Für die Anwendung von Pelargoniumwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Säuglingen unter 1 Jahr darf Pelargoniumwurzel nicht angewendet werden.
Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden; selten leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten. Sehr selten schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit Gesichtsschwellungen, Atemnot und Blutdruckabfall.
Wechselwirkungen
Eine verstärkte Wirkung von gerinnungshemmenden Arzneimitteln wie Phenprocoumon (Marcurmar) und Warfarin ist nicht auszuschließen.
- Katzenbart/Orthosiphon
Botanische Bezeichnung
Katzenbart – Orthosiphon aristatus (Blume) Miq.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Katzenbart ist in tropischen Gebieten Asiens heimisch und in den Buschwäldern Ostindiens, Indochinas und Indonesiens verbreitet. Auf Java und Sumatra wird er auch kultiviert. Ihren Namen verdankt die Pflanze den vier auffallend langen Staubblättern, die, ebenso wie der lange Griffel, geschwungen wie ein Katzenbart, aus den weißen bis blassvioletten Lippenblüten herausschauen. Die Blüten stehen ährenartig endständig in blütenreichen Quirlen, was mit dem Artepitheton ausgedrückt wird: lat. ‚aristatus’ (= mit Ähren versehen). Der Gattungsname Orthosiphon, leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „aufrecht stehendes Rohr“. Die ausdauernde, krautige Pflanze wird bis 60 cm hoch und trägt an ihrem purpurroten, für Lippenblütler typischen vierkantigen Stängel grob gezähnte, zugespitzte Blätter, kreuzgegenständig angeordnet.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter und Zweigspitzen. Die Droge wird aus Indonesien importiert. Im Handel findet man die Droge auch unter der Bezeichnung „Indischer Nierentee“ oder „Javatee“.
Inhaltsstoffe der Droge
Orthosiphonblätter enthalten Kaffeesäurederivate (u.a. Rosmarinsäure) und lipophile Flavonoide (u.a. Sinensetin) sowie oxygenierte Diterpene (u.a. Orthosiphol und Orthosiphon).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Orthosiphonblätter (Orthosiphonis folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß (Kommission E); zur Durchspülung der ableitenden Harnwege, insbesondere bei Entzündungen und Nierengrieß, und unterstützend bei bakteriellen Infektionen der Harnwege (ESCOP).
Das HMPC hat Orthosiphonblätter als traditionelles pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Orthosiphonblätter wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Orthosiphonblätter zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Blasenbeschwerden eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Nieren (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene Orthosiphonblätter als Tee
- Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Instant-Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Orthosiphonblättertee trinken; mittlere Tagesdosis 8 bis 12 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Goldrutenkraut, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittene Orthosiphonblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden! Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Orthosiphonblättern nicht durchgeführt werden. Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalten, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Einnahme von Orthosiphonblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren und Kindern liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kiefer
Botanische Bezeichnung
(Wald)-Kiefer, Föhre – Pinus sylvestris L.
Familie
Kieferngewächse (Pinaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Dank ihrer Genügsamkeit in Bezug auf Wasser, Boden und Klima ist die harzreiche und an Varietäten reiche Waldkiefer eine wichtige Baumart der europäischen Wälder und reicht weit nach Norden und Osten, bis nach Sibirien. Auch ist sie in höheren Berglagen der Alpen anzutreffen. Ihre schirmförmige Krone ist locker und lässt viel Licht auf die Nadeln fallen. Der Stamm wird bis 40 m hoch und ist bei den älteren Bäumen bis hoch hinauf astfrei. Typisch ist die starke Schuppenborke. Die Nadeln sind 5 bis 10 cm lang und stehen paarweise an Kurztrieben, die den Zweig flaschenbürstenartig ummanteln. Die Kiefer blüht jedes Jahr und bildet dann 2 bis 7 cm lange konische Zapfen, die alleine oder in Gruppen am Zweig hängen.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die Pflanze selbst wird nicht verwendet, sondern das daraus gewonnene „Kiefernnadelöl“. Es ist ein ätherisches Öl und wird aus den frischen, zerkleinerten Zweigen und den anhängenden Nadeln durch Wasserdampfdestillation gewonnen.
Inhaltsstoffe der Droge
Kiefernnadelöl besteht vorwiegend aus Monoterpen-Kohlenwasserstoffen, hauptsächlich aus Pinen, Caren und Limonen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Kiefernnadelöls (Pini silvestris aetheroleum) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Wärmetherapie) und bei Nervenschmerzen.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Kiefernnadelöl in alkoholischen Lösungen (auch Zusatz zu Franzbranntwein), Salben, Cremes, Emulsionen, Ölen und Bädern (Erkältungsbad) zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Innerlich: mehrmals täglich 3 bis 4 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen. Äußerlich: Zur Inhalation einige Tropfen Kiefernnadelöl auf heißes Wasser geben und inhalieren. 5 g Öl als Badezusatz in ein Vollbad (35 – 38°C) geben und 10 bis 20 Min. darin baden.Hinweise
Kiefernnadelöl soll nicht angewendet werden bei Bronchialasthma und Keuchhusten und nie im Bereich der Augen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren Gefahr Glottiskrampf oder Atemstillstand, deshalb nicht im Gesicht auftragen.
Nebenwirkungen
Gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Knoblauch
Botanische Bezeichnung
Knoblauch – Allium sativum L.
Familie
Zwiebelgewächse (Alliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Zentralasien gilt als die Heimat des Knoblauchs, jedoch wird die Pflanze schon sehr lange in Kultur gehalten und fast in der gesamten Welt, besonders im vorderen Orient, angebaut. Der europäische Bedarf an Knoblauch wird durch Kulturen in Südeuropa gedeckt. Die lange Tradition als Kulturpflanze kommt im Artepitheton sativum zum Ausdruck (lat. ‚sativus’ = angebaut, angepflanzt, ausgesät). Die Etymologie des Gattungsnamens Allium ist ungeklärt, möglicherweise leitet er sich von lat. ‚olere’ (= riechen) ab, was auf den markanten Geruch aller Allium-Arten, u.a. Knoblauch, Zwiebel, Bärlauch, Schnittlauch, hindeuten würde. Der deutsche Namen „Knoblauch“ wird mit dem althochdeutschen ‚klobo’ (= gespaltener Stock, Kloben) in Verbindung gebracht, was so viel heißt wie „gespaltener Lauch“. Damit ist die aus den (Knoblauch-) Zehen zusammengesetzte Zwiebel gemeint.
Im Gegensatz zur Küchenzwiebel (Allium cepa) ist der Knoblauch keine Schalenzwiebel mit ineinander geschachtelten Blättern. Seine röhrig-scheidenförmigen, weißen Blätter stehen nahezu nebeneinander rings um die gestauchte Achse. Jedes Blatt umschließt am Grunde 3 bis 5 „Zehen“. So nennt man die dicht aneinander schließenden und dadurch leicht kantigen, krummen Nebenzwiebeln, die auf dem harten, unterseits von Wurzelfasern bedeckten Zwiebelkuchen um die länglich-eiförmige Hauptzwiebel herum stehen. Der essbare Teil einer Zehe besteht aus einem fleischigen Niederblatt des Rhizoms (unterirdischer Sprossteil), das die Knospe röhrig umgibt. Zu ihm dringt man vor, wenn man die weißen und rötlichen papierartigen Hüllen der Zehe entfernt hat. Haupt- und Nebenzwiebeln werden außerdem gemeinsam von mehreren trockenhäutigen, weißlichen Niederblatthüllen umhüllt, was den Anschein erweckt, es handele sich um eine „Zwiebel“.
Die Pflanze selbst ist eine ausdauernde, 25 bis 70 cm hohe Pflanze mit aufrechtem, starrem Stängel, der bis zur Mitte mit flachen, breit-linealen, zugespitzten Laubblättern beblättert ist. Die Blüten sind lang gestielt, verbleiben aber meist im Knospenstadium; die Blütenblätter sind rötlich oder grünlichweiß.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Zwiebeln („Zehen“) in Form von Pulver. Knoblauch wird aus den Mittelmeerländern eingeführt, auch aus China.
Inhaltsstoffe der Droge
In der frischen Knoblauchzehe ist das geruchlose Alliin [(+)-S-Allyl-L-cysteinsulfoxid] enthalten, aus dem beim Schneiden und Trocknen durch Kontakt zum knoblaucheigenen Enzym Alliinase das Allicin (Allyl-2-propenthiosulfat) entsteht. Dieses vermittelt den angenehmen Geruch des frischen Knoblauchs, doch lagert es sich dann spontan in stark riechende, flüchtige Schwefelverbindungen um. Bei der Herstellung der Droge soll das Alliin-Alliinase-System möglichst intakt bleiben, was durch schnelle und schonende Trocknung der Zwiebel erreicht wird.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Knoblauchpulver (Allii sativi bulbi pulvis) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungZur Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte und zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen (allgemeine Arterienverkalkung – Arteriosklerose - Atherosklerose) (Kommission E, ESCOP); ESCOP erwähnt auch die volkstümliche Anwendung von Knoblauch bei Infektionen der oberen Atemwege und Erkältungskrankheiten, beurteilt diese aber wegen fehlender klinischer Daten sehr kritisch.
Traditionelle Anwendung
Knoblauch hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Knoblauchzwiebelpulver in Dragees und Tabletten
- Knoblauchölmazerat in Kapseln
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Frische Knoblauchzwiebel: Mittlere Tagesdosis 4 g. Die Bereitung eines Teeaufgusses ist nicht sinnvoll, da das im Knoblauch enthaltene Alliin kaum wasserlöslich ist und deshalb kaum in den Tee über geht; ohnehin würde es sich bei der Zubereitung dann spontan zu den unangenehm riechenden Schwefelverbindungen umlagern.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Bei Einnahme von Knoblauch und Knoblauchzubereitungen kommt es zu Veränderungen des Geruchs von Haut und Atemluft.
Es gibt keine Anhaltspunkte für Risiken in der Schwangerschaft und Stillzeit; allerdings gehen Knoblauchsubstanzen in die Muttermilch über. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der Arterienverkalkung nicht relevant.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Es gibt nicht ganz geklärte Hinweise auf eine mögliche Wirkungsverstärkung von gleichzeitig eingenommenen Antikoagulanzien (Marcurmar u.a.) und den Blutdruck senkenden Arzneimtteln; auch gibt es nicht geklärte Hinweise auf eine mögliche Wirkungsabschwächung des HIV-Proteasehemmers Saquinavir.
- Königskerze
Botanische Bezeichnung
Großblütige Königskerze – Verbascum densiflorum Bertol.
Familie
Rachenblütler (Scrophulariaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Königskerze ist in Mittel- und Südeuropa, in Kleinasien, Marokko und vielen anderen Orten der gemäßigten Zone verbreitet. Der Gattungsname Verbascum wurde ins Deutsche übersetzt (lat. ’verbascum’ = Königskerze). Man findet auch Hinweise darauf, dass früher die getrockneten Blütenschäfte mit Harz oder Wachs getränkt als Kerzen bzw. Fackeln benutzt wurden. Mit ihrem reichlich mit goldgelben Blüten besetzten und wie eine große Kerze weit herausragenden Stängel macht die Pflanze ihrem Namen alle Ehre. Dabei unterscheidet man verschiedene Arten; die Großblütige Königskerze zeichnet sich durch ihre Höhe von bis zu 2 m und die im Durchmesser bis 5 cm messenden Blüten aus. Die verschiedenen Artepithetons beschreiben die Besonderheiten, z.B. hier lat. ‚densiflorum’ = dichtblütig.
Die Blätter sind in einer grundständigen Rosette und gegenständig am Stängel angeordnet und filzig behaart. Die gelben, leicht asymmetrischen Blüten stehen zu 2 bis 5 gebüschelt in einer langen Ährentraube. Ihre Blütenblätter sind im unteren Bereich verwachsen, die 2 oberen etwas kleiner als die 3 unteren, außen feinwollig behaart. Auffällig behaart sind auch die 3 kurz gestielten Staubblätter, die 2 lang gestielten Staubblätter sind kahl. Blütezeit ist Juli bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die zur Blütenkrone verwachsenen, getrockneten Blütenblätter mit den daran anhaftenden 5 Staubblättern. Die feine Behaarung der Blütenblätter und die auffallende Behaarung der drei kurz gestielten Staubblätter geben den getrockneten Blüten ein „wolliges“ Aussehen, weswegen die Droge auch als „Wollblumen“ bezeichnet wird. Die Droge des Handels stammt meist aus Kulturen in Ägypten, Bulgarien und Tschechien.
Inhaltsstoffe der Droge
Königskerzenblüten (Wollblumen) enthalten Schleimstoffe, Flavonoide, Triterpensaponine und Iridoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Königskerzenblüten - Wollblumen (Verbasci flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Blüten der Gemeinen Königskerze (Verbascum phlomoides L.) und der Kleinblütigen Königskerze (Verbascum thapsus L.) verwendet werden.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungBei Katarrhen der Luftwege (Kommission E). Das HMPC hat Königskerzenblüten (Wollblumen) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Königskerzenblüten (Wollblumen) wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Königskerzenblüten (Wollblumen) zur Besserung der Symptome bei Halsschmerzen im Zusammenhang mit trockenem Husten und Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung, auch in Teemischungen (Hustentees)
- Fertigarzneimittel mit Zubereitungen aus Königskerzenblüten werden nicht angeboten.
Dosierung
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Tee aus Königskerzenblüten (Wollblumen) trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 bis 2 g fein zerschnittene Königskerzenblüten (Wollblumen) mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Um den Schleim der Droge besser zu nutzen ist es auch sinnvoll, den Aufguss mit kaltem Wasser anzusetzen, nach 2 Stunden abseihen und kurz zum Kochen bringen.
Hinweise
Für die Anwendung von Königskerzenblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 12 Jahren ist abzuraten, weil dies in ärztliche Hände gehört.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kümmel
Botanische Bezeichnung
(Echter) Kümmel, Wiesenkümmel – Carum carvi L.
Familie
Doldengewächse (Apiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der zweijährige Kümmel kommt in Europa und Asien zerstreut wild vor, angebaut wird er wegen seiner Verwendung als Gewürz in Holland, Ostdeutschland, Polen und Ägypten. Der Gattungsname stammt aus dem Griechischen: ‚karon’ (= Kümmel), abgeleitet von griech. kara (= Kopf, Dolde) oder von griech. ‚kar’ (= Laus), wegen des Läuse-ähnlichen Aussehens.
Im ersten Jahr bildet der Kümmel nur eine Blattrosette aus, im 2. Jahr wächst ein bis zu 1 m hoher, verzweigter Spross heraus, an dem die 2- bis 3-fach gefiederten Blätter mit schmalen Fiedern sitzen. Er blüht im Mai bis Juli mit zahlreichen kleinen weißen bis rosa gefärbten Blüten, die in 8- bis 16-strahligen Dolden angeordnet sind Die im reifen Zustand braunen Früchte sind 3 bis 6 mm lang mit 5 hellen, kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die schon vor dem Abfallen leicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Früchte mit ihrem typischen Kümmelgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Holland, Polen und Ägypten.
Inhaltsstoffe der Droge
Kümmelfrüchte enthalten ätherisches Öl („Kümmelöl“) mit hauptsächlich D-Carvon und Limonen. D-Carvon ist für das typische Aroma verantwortlich.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Kümmel (Carvi fructus)
- Kümmelöl (Carvi aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen (Kommission E). Die ESCOP erweitert das Anwendungsgebiet von Kümmel auf die Behandlung von blähenden Koliken bei Kindern und das Roemheld-Syndrom.Traditionelle Anwendung
Kümmelfrüchte allein oder in Kombination zur Unterstützung der Verdauungsfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Zerkleinerte Kümmelfrüchte als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Alkoholische Auszüge in Tropfen
- Trockenextrakt in Dragees
- Kümmelöl in magensaftresistenten Kapseln oder Flüssigkeiten
- Kümmel wird häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen bzw. ätherischen Ölen kombiniert verarbeitet.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Kümmeltee warm trinken.
Kümmelöl: mehrmals tägl. 3 – 5 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen. Zum Einreiben des Bauches 10%ig in Olivenöl oder in einem anderen Öl gelöst.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 5 g frisch zerkleinerte Kümmelfrüchte mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 bis 15 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollten Kümmelfrüchte vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann. Den Tee für Kinder (4-10 Jahre) mit 1 bis 4 g Droge, für Kleinkinder (1-4 Jahre) mit 1 bis 2 g zubereiten.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (Apiaceae) müssen Kümmelzubereitungen gemieden werden. Langzeitige Aufnahme von Kümmelöl kann zu Leber- und Nierenschäden führen.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kürbis
Botanische Bezeichnung
Gewöhnlicher Kürbis, Gartenkürbis – Cucurbita pepo L.
Familie
Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gewöhnliche Kürbis ist eine sehr formenreiche Art, deren einzelne Formen jedoch nicht geographisch lokalisiert werden können. Man unterscheidet zwei Unterarten, nämlich die Unterart pepo, zu der alle Kulturformen gehören, und die Unterart texana. Diese ist in Zentral- und Südtexas verbreitet und ist wahrscheinlich die Urform der ganzen Art Cucurbita pepo. Kürbisse werden heute weltweit angebaut. Ihre Früchte sind die größten der Pflanzenwelt und können bis zu 25 kg schwer werden. Botanisch sind es Beeren, wegen der harten Schale auch „Panzerbeeren“ genannt. Ihr Fruchtfleisch ist gelb und schwammig, darin liegen zahlreiche spitzovale, abgeflachte, weißgrünliche oder hellbraune, bis 2 cm lange Samen. Je nach Sorte haben sie eine weiche oder keine Samenschale. Die Früchte werden als Gemüse oder süßsauer eingelegt genutzt, die Samen dienen zur Gewinnung des nussartig riechenden, grünen Kürbisöls. Die über 10 m langen Sprosse des Kürbis kriechen am Boden oder klettern in Blattranken. Die Stängel sind rau behaart und tragen wechselständig große handförmig gelappte Blätter, aus deren Achseln große trichterförmige gelbe, männliche und weibliche Blüten entspringen.
Cucurbita leitet sich vermutlich von dem altindischen ‚Carbhatah’ (= Gurke) mit einer nachträglichen Reduplikation (cu-curbita) ab. In der Kombination mit dem Artepitheton pepo bedeutet dies „reife Gurke“ (griech. ‚pepon’ = reif, weich, mürbe).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die ganzen, getrockneten, reifen Samen. Die Droge wird aus osteuropäischen Ländern, Österreich, Ungarn und aus Mexiko importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Kürbissamen enthalten fettes Öl, Proteine, Kohlenhydrate, Phytosterole und Tocopherole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Kürbissamen (Cucurbitae semen) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Zur Behandlung der Reizblase sowie bei Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (BPH, auch benignes Prostatasyndrom – BPS genannt) - Stadium I bis II (Kommission E). Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: bei nächtlichem und unwillkürlichem Harnabgang.Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Stärkung und Kräftigung der Blasenfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- pulverisierte Kürbissamen in Kapseln und Tabletten
- Trockenextrakt in Kapseln und Tabletten
- Dickextrakt in Kapseln
- Kürbissamenöl in Kapseln
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufgüsse sind nicht sinnvoll; morgens und abends werden 1 bis 2 gehäufte Esslöffel (15 bis 30 g) Kürbissamen gemahlen oder zerkaut mit Flüssigkeit eingenommen.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kurkuma - Gelbwurz
Botanische Bezeichnung
Kurkumapflanze, Gelbwurzel – Curcuma longa L. (Syn. Curcuma domestica Val.)
Javanische Kurkuma, Javanische Gelbwurz – Curcuma xanthorrhiza Roxb.Familie
Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Indien, genauer das Gebiet von Bihar, wird als die ursprüngliche Heimat der Gelbwurzel (C. longa) angenommen. Indien ist auch heute das Hauptanbaugebiet der Pflanze, aber auch in anderen tropischen Teilen Asiens sind Kulturen zu finden. Die Javanische Gelbwurz (C. xanthorrhiza) ist im tropischen Südostasien beheimatet und wird in Indonesien, insbesondere auf Java, in Malaysia und im südlichen China kultiviert. Der Gattungsname Curcuma, der auch ins Deutsche als Kurkuma übernommen wurde, geht auf das altindische ‚kunkuman’ (= Safran) zurück, das im Mittelindischen zu ‚kurkuma’ wird. Auch im Arabischen heißt ‚kurkum’ (= Safran). Damit wird die für beide Arten so charakteristische safrangelbe Farbe der Wurzelstöcke (Rhizome) angesprochen, eine Eigenschaft, die durch das Artepitheton xanthorrhiza, abgeleitet von griech. ‚xanthos’ (= gelb) und ‚rhiza’ (= Wurzel), noch weiter betont wird. Das Artepitheton longa bezieht sich auf die langen Nebenrhizome dieser Pflanze, die fingerförmig schräg nach unten wachsen.
Beide Pflanzen sind dem Ingwer derselben Pflanzenfamilie sehr ähnlich. Die großen eiförmig-lanzettlichen Blätter sind grundständig und wachsen mit einem langen Stiel bis zu 1,20 m in die Höhe. Die Nervatur ist parallel. Der ährige Blütenstand mit mehreren Blüten wirkt zapfenartig, ist ca. 10 bis 15 cm lang und 5 bis 7 cm im Durchmesser und steht auf einem von den scheidenartigen Blattstielen umschlossenen, 15 bis 20 cm langen Stängel. Die einzelnen Blüten sind bei C. longa gelb, bei C. xanthorrhiza purpur- oder karmesinrot. Genutzt wird das knollenförmige und fingerförmige, gelbe Rhizom der Pflanzen. Es wird geerntet, wenn die oberirdischen Teile welken. Bei C. longa werden die knolligen Hauptwurzeln teilweise als Stecklinge für neue Kulturen genutzt, die finger- oder walzenförmigen Nebenrhizome werden sofort im kochenden Wasser gebrüht, um das Austreiben während des Trocknens zu verhindern. Bei C. xanthorrhiza werden die knolligen Rhizome geschält, in Scheiben geschnitten und dann bei ca. 50°C getrocknet. Die pulverisierten Rhizome sind ein scharfes Gewürz und ein Hauptbestandteil des Currypulvers.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Wurzelstöcke (Rhizome). Der Curcumawurzelstock (von C. longa) wird aus China, Indien und Indonesien importiert, die Javanische Gelbwurz (von C. xanthorrhiza) ausschließlich aus Indonesien.
Inhaltsstoffe der Droge
Die Rhizome der Curcuma-Rhizome enthalten die scharfen Curcuminoide (Dicinnamoylmethanderivate), Curcumine (gelbe Farbstoffe), ätherisches Öl und reichlich Stärke.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Curcumawurzel (Curcumae longae rhizoma) ist im Deutschen Arzneimittel Codex (DAC), die Qualität der Javanischen Gelbwurz (Curcumae xanthorrhizae rhizomae) im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung Dyspeptische Beschwerden (Kommission E, beide Drogen); zur symptomatischen Behandlung leichter Verdauungsbeschwerden und leichter Leber-Gallen-Beschwerden (ESCOP, Curcumawurzelstock).
Ein durch klinische Studien belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) für Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz lautet: Verdauungsbeschwerden, besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems, ferner bei dyspeptischen Beschwerden.
Das HMPC hat Curcumawurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Curcumawurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Curcumawurzelstock zur Erhöhung des Gallenflusses eingesetzt werden, um die Symptome einer Verdauungsstörung wie Völlegefühl, Blähungen und verlangsamte Verdauung zu lindern.
Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz wird traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Grob pulversierte Droge als Tee
- Trockenextrakt in Kapseln, Tabletten und Dragees
- wässriger Auszug in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Tee, vor oder zu den Mahlzeiten trinken. Tagesdosis: 1,5 bis 3 g grob pulverisierte Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 1 g grob pulverisierte Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz mit 150 mL siedendem Wasser versetzen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen eines Gallenverschlusses oder einer Gallenentzündung, bei Gallensteinen und anderen Gallenleiden sowie bei Lebererkrankungen darf Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz nicht eingenommen werden. Wenn die Beschwerden länger als 2 Wochen anhalten oder sich verschlimmern, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Anwendung von Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Mitunter Magenbeschwerden; auch können Mundtrockenheit und Blähungen auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
L
- Latsche
Botanische Bezeichnung
Latsche, Legföhre, Berg-Kiefer – Pinus mugo Turra
Familie
Kieferngewächse (Pinaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Latschen bilden an der Waldgrenze der nördlichen Kalkalpen undurchdringliche Gürtel aus strauchigen, dickästigen Bäumen und bilden so einen effektiven Lawinenschutz. Ihre nahe am Boden liegenden Äste (Name: Legföhre) steigen am Ende bogig auf. Im Talgrund und auf Mooren werden sie bis zu 10 m hoch. Die stumpflichen Nadeln sind 2 bis 5 cm lang und stehen paarweise an Kurztrieben, die den Zweig flaschenbürstenartig ummanteln. Die Zapfen sind ei- oder kegelförmig, stehen zunächst aufrecht, später waagerecht bis leicht nach hinten abstehend.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die Pflanze selbst wird nicht verwendet, sondern das daraus gewonnene „Latschenkiefernöl“ (auch Latschenöl). Es ist ein ätherisches Öl und wird aus den frischen, zerkleinerten Zweigen und den anhängenden Nadeln 5 bis 7 Jahre alter Bäume durch Wasserdampfdestillation gewonnen.
Inhaltsstoffe der Droge
Latschenkiefernöl besteht aus Monoterpen-Kohlenwasserstoffen, hauptsächlich aus Pinen, Caren, Myrcen, Phellandren und Limonen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Latschenkiefernöls (Pini pumilionis aetheroleum) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Wärmetherapie) und bei Nervenschmerzen. Zur Inhalation bei Erkältungen der Luftwege.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Latschenkiefernöl in alkoholischen Lösungen (auch Zusatz zu Franzbranntwein), Salben, Cremes und Bädern (Erkältungsbad) zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Äußerlich: Zur Inhalation einige Tropfen Latschenkiefernöl auf heißes Wasser geben und inhalieren. 5 g Öl als Badezusatz in ein Vollbad (35 – 38°C) geben und 10 bis 20 Min. darin baden.Hinweise
Latschenkiefernöl nicht anwenden bei Bronchialasthma und Keuchhusten und nie im Bereich der Augen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren Gefahr Glottiskrampf oder Atemstillstand, deswegen nicht im Gesicht auftragen
Nebenwirkungen
Gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Lavendel
Botanische Bezeichnung
(Echter) Lavendel – Lavandula angustifolia Mill.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Wärme liebende Lavendel ist im Mittelmeergebiet heimisch und wird dort auch in größerem Umfang kultiviert. Der Name „Lavandula – Lavendel“ leitet sich von seiner schon früher verbreiteten Verwendung als wohlriechender Zusatz zum Badewasser her (lat. lavare = waschen). Das Artepitheton angustifolia (lat. = schmalblättrig) bezieht sich auf seine schmalen Blätter.
Der angenehm aromatisch-duftende Lavendel ist ein 30 bis 60 cm hoher Halbstrauch mit ca. 5 cm langen, schmalen, blaugrünen Blättern. Die unteren Blätter sind weißfilzig behaart, ihr Rand ist mehr oder weniger eingerollt. Die Blüten sitzen in dichten Quirlen am Ende eines langen Stängels und bilden dort eine Scheinähre. Die blau-violetten Blütenkrone bestehen aus einer zweilappigen Oberlippe und einer etwas kleineren dreilappigen Unterlippe. Damit schauen sie aus dem röhrenförmigen, ovalen, blaugrauen Kelch heraus. Beim Trocknen fällt die Blütenkrone leicht ab oder schrumpft stark ein, sodass nur noch die Kelche zu erkennen sind. Die Lavendelfelder blühen Ende Juli bis in den August hinein.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die vom Stängel abgestreiften Blüten mit ihrem angenehm süßlichen Duft. Er wird durch ein ätherisches Öl verursacht, das in Drüsenschuppen auf der Oberfläche der Blüten enthalten ist. Beim Zerreiben verletzt man diese Drüsen und setzt so das ätherische Öl frei.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Frankreich, Spanien und Osteuropa.Inhaltsstoffe der Droge
Lavendelblüten enthalten ätherisches Öl („Lavendelöl“) mit hauptsächlich Linalylacetat und Linalool; außerdem Lamiaceen-Gerbstoffe
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Lavendelblüten (Lavandulae flos)
- Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Unruhezuständen, Einschlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Außerdem bei Bauchbeschwerden wie nervöser Reizmagen, Blähungen, nervösen Darmbeschwerden, Roehmheld-Syndrom. Äußerlich in Form von Bädern bei Kreislaufbeschwerden (Kommission E, ESCOP).
In der Aromatherapie wird Lavendelöl zur Beruhigung – auch gerne von Hebammen bei der Geburtshilfe – eingesetzt. Es ist auch ein gutes Repellent (Mücken abweisendes Mittel). Dazu unverdünnt oder mit Alkohol 1:1 gemischt auftragen.Traditionelle Anwendung
Lavendelöl als Bad zur Besserung des Befindens bei Erschöpfungszuständen; Lavendelblüten werden in Kombination mit anderen Drogen traditionell zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein angewendet (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Lavendelblüten als Tee, auch als Teebeutel und in Kombination mit anderen Drogen
- Lavendelöl in Bädern
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Erwachsene, Jugendliche und Kinder mehrmals täglich 1 Tasse Lavendeltee warm trinken.
Lavendelöl: Erwachsene und Jugendliche können mehrmals tägl. 1 – 4 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen.
Als Badezusatz werden 10 bis 100 g Lavendelblüten auf ein Vollbad verwendet.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 Teelöffel (0,8 bis 1,6 g) Lavendelblüten mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 5 bis 10 Min. ziehen lassen und abseihen. Den Tee für Kinder (4-10 Jahre) mit 1 g Droge zubereiten.
Hinweise
Ätherische Öle, so auch Lavendelöl, nie bei Säuglingen und nie im Bereich der Augen anwenden.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Lein
Botanische Bezeichnung
(Saat)-Lein oder Flachs – Linum usitatissimum L.
Familie
Leingewächse (Linaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Saat-Lein ist nur als Kulturpflanze bekannt. Er kommt in vielen verschiedenen Kulturformen vor und liefert die Leinsamen, das Leinöl und die Leinfaser. Als Stammpflanze gilt der nahe verwandte, im Mittelmeergebiet wachsende Wildlein L. angustifolium Huds. Der Saat-Lein gedeiht praktisch weltweit mit Ausnahme der äquatorialnahen Ländern. Auch kann er bis zu einer Höhe von 1800 m angebaut werden. Der Ertrag an Leinsamen und Leinfaser ist allerdings stark von den klimatischen Bedingungen abhängig.
Der Gattungsname ist eine direkte Übersetzung von lat. ‚linum’ (= Lein, Flachs), usitatissimum stellt den Superlativ des lateinischen Wortes ‚usitatus’ (= gewöhnlich, gebräuchlich), abgeleitet von lat. ‚usus’ (= Gebrauch, Nutzen), dar und macht damit den hohen Nutzen dieser Pflanze deutlich.
Der Saat-Lein ist einjährig, wird ca. 1 m hoch und wirkt wegen seiner dünnen, schmal lanzettlichen, zugespitzten Blätter sehr zart. In den Blattachseln der oberen Blätter stehen rispig angeordnet die himmelblauen, 5-strahligen Blüten. Die Frucht reift zu einer 10-fächrigen Kapsel heran mit je einem braunen Samen. Je nach Kultursorte können die Blüten auch weiß, hellblau oder lila sein; Blütezeit ist Juni/Juli.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen, hellbraunen bis rötlichbraunen Samen. Die Droge stammt aus Kulturen in Marokko, Argentinien, Belgien, Ungarn und Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Leinsamen enthalten in der Samenschale Schleimstoffe, im Endosperm fettes Öl mit einem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Leinsamen (Lini semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei wiederholt auftretender Verstopfung, bei durch Abführmittelmissbrauch geschädigtem Darm, außerdem bei Colon irritabile und Diverkulitis. Als Schleimzubereitung bei Gastritis (Magenentzündung) und Enteritis (Darmentzündung). Äußerlich als heißer Breiumschlag (Kataplasma) bei Hautentzündungen (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Leinsamen bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert. Dagegen wurde Leinsamen, der nur zur Schleimzubereitung dient, vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe auch „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Leinsamen zur Schleimzubereitung und die Schleimzubereitung selbst wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Tradition kann der Schleim des Leinsamens für die symptomatische Linderung leichter Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden.
Leinsamen wird traditionell angewendet zur Vorbeugung gegen Darmträgheit (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- ganzer oder aufgebrochener Leinsamen
Dosierung
Bei Verstopfung 2- bis 3-mal täglich 1 Esslöffel (ca. 10 g) unzerkleinerten oder geschroteten Leinsamen mit reichlich Flüssigkeit (!) einnehmen. Der Leinsamen kann auch in Wasser vorgequollen eingenommen werden. Während der Therapie mit Leinsamen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein. Zur Bereitung des Schleims werden 5 bis 10 g Leinsamen mit kaltem Wasser 20 bis 30 Min. stehen gelassen. Danach wird die Flüssigkeit abgegossen. Für die äußerliche Anwendung als Umschlag werden 30 bis 50 g gemahlener Leinsamen zu einem feuchtheißen Brei verarbeitet.
Hinweise
Bei Verdacht auf Darmverschluss (Ileus) und Verengung der Speiseröhre und im Magen-Darm-Bereich sowie bei akut entzündlichen Darmerkrankungen und Erkrankungen der Speiseröhre und des Mageneingangs darf Leinsamen nicht eingenommen werden. Die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen fehlender Erfahrung nicht empfohlen.
Nebenwirkungen
Bei Beachtung der erhöhten Flüssigkeitszufuhr sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, allenfalls Blähungen.
Wechselwirkungen
Leinsamen soll ½ bis 1 Stunde vor oder nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da sich ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögern kann.
- Linde
Botanische Bezeichnung
Winter-Linde – Tilia cordata Mill.
Sommer-Linde – Tilia platyphyllos Scop.Familie
Lindengewächse (Tiliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Winter- und Sommerlinde sind in Europa weit verbreitet und als beliebte Straßen- und Parkbäume überall präsent. Sie blühen erst nach der vollständigen Belaubung, die Sommerlinde im Juni, die Winterlinde erst im Juli. In der Hitze des Sommers riecht man dann auf weiten Strecken den Honigduft des am Grunde der Kelchblätter reichlich abgesonderten Nektars, womit Bienen und andere Insekten angezogen werden. Deshalb hieß der Juli früher auch „Lindenmonat“. Vermutlich stammt der Name „Linde“ von ihrem weichen Holz oder biegsamen Bast, der früher von Lindenästen und Lindenstämmen als Bindematerial gewonnen wurde (mundartlich ‚Lind’ = Bast). Das Artepitheton der Winterlinde cordata nimmt auf das herzförmige Blatt Bezug und leitet sich von lat. ‚cor’ (= Herz) bzw. ‚cordatus’ (= herzförmig) ab. Das Artepitheton der Sommerlinde platyphyllos stammt von griech. ‚platys’ (= breit) und ‚phyllon’ (=Blatt).
Es handelt sich um hohe Bäume (bis 40 m) mit charakteristischen, rispenartigen Blütenständen. Die Blüten sind gelb-weißlich und haben als auffallendes Merkmal zahlreiche (bis zu 40) Staubblätter. Bei der Winterlinde sind 4 bis 15 Blüten, bei der Sommerlinde 2 bis 5 Blüten zu einem rispenartigen Blütenstand vereinigt. Ein flügelartiges, häutiges Vorblatt, zur Hälfte mit dem Rispenstiel verwachsen, wirkt beim Abfallen der Früchte wie ein Propeller, sodass sie lange durch die Luft schweben und so vom Wind verbreitet werden können.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blütenstände der Winter- und der Sommerlinde. Die Droge des Handels stammt aus den Balkanländern, der Türkei und aus China.
Inhaltsstoffe der Droge
Lindenblüten enthalten Flavonoide, Schleimstoffe, Gerbstoffe und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Lindenblüten (Tiliae flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Erkältungskrankheiten und damit verbundenem trockenen Reizhusten (Kommission E).Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Zerkleinerte Lindenblüten als Tee
Dosierung
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Lindenblütentee möglichst heiß trinken (Schwitzkur); mittlere Tagesdosis 2 bis 4 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen (Erkältungstee).
Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 g Lindenblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Lindenblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
M
- Mariendistel
Botanische Bezeichnung
Mariendistel - Silybum marianum (L.) Gaertn. (syn. Carduus marianus L.)
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Silberdistel, Frauendistel, Milchdistel
Wissenswertes zur Pflanze
Die Mariendistel ist in Südeuropa, den Kaukasusländern, Klein- und Vorderasien sowie in Nordafrika und den Kanarischen Inseln heimisch, in vielen anderen Ländern eingeschleppt. Sie wächst vorzugsweise auf sonnigen, felsigen Hängen, an Zäunen in der Nähe von Häusern, Bahnhöfen und Dorfstraßen. Mariendistel für arzneiliche Zwecke stammt ausschließlich aus Kulturen. Der Gattungsnamen Silybum leitet sich vom griechischen ‚silibon (ethymologisch Syllibon)’ = Quaste ab.
Die distelartige Pflanze ist ein- oder zweijährig. Sie wird 60 bis 150 cm hoch und blüht von Juni bis September mit purpurroten Korbblütenköpfchen, die nur aus Röhrenblüten bestehen. Ihr distelartiges Aussehen rührt von den äußeren Hüllblättern der Blüte her, die in starke, stechende Dornenspitzen auslaufen. Die einzelnen Lappen der Stängel umfassenden Blätter enden ebenfalls in spießförmigen, gelben Dornen. Sie stehen am unteren Teil der Stängel und sind entlang der Nerven typisch weißlich gefleckt und marmoriert. Die braun-fleckigen Früchte tragen als Flugorgan einen glänzend weißen Pappus.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die vom Pappus befreiten, reifen Früchte.
Die im Handel befindliche Droge stammt ausschließlich aus dem Anbau, z. T. in Norddeutschland, wird jedoch vorwiegend importiert, vor allem aus Argentinien und China, Rumänien und Ungarn.Inhaltsstoffe der Droge
Mariendistelfrüchte enthalten Flavolignane (Silymarin) und fettes Öl
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Mariendistelfrüchte (Silybi mariani fructus)
- Eingestellter (standardisierter) gereinigter Mariendistelfrüchtetrockenextrakt (Silybi mariani extractum siccum raffinatum et normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Standardisierte Extraktpräparate und Silymarin: innerlich zur unterstützenden Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen und Leberzirrhose; zur Behandlung von toxischen Leberschäden (intravenös).Traditionelle Anwendung
Mariendistelfrüchte zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bei dyspeptischen Beschwerden (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- auf Silymarin standardisierte Trockenextrakte (DEV von 25-40:1 bis 60-70:1 - Auszugsmittel: Aceton, Ethylacetat oder Ethanol 96% V/V)
- Mariendistelfrüchte Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufgüsse werden nicht empfohlen, da damit die wirksame Dosis nicht erreicht wird.Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Mariendistel müssen Mariendistelzubereitungen in jeder Form gemieden werden.
Während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 12 Jahren nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Selten leicht abführende Wirkung und Überempfindlichkeitsreaktionen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Mäusedorn
Botanische Bezeichnung
Stechender Mäusedorn – Ruscus aculeatus L.
Familie
Spargelgewächse (Asparagaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der stechende Mäusedorn ist im Mittelmeergebiet und Nordafrika bis Vorderasien heimisch und ist auch an der Atlantikküste Frankreichs und Englands zu finden. Er wächst als immergrüner, die Trockenheit liebender Strauch in Gebüschen und an trockenen, steinigen Abhängen. Die uns als Blätter erscheinenden Organe sind blattartig verbreiterte, 1,5 bis 2,5 cm lange Seitentriebe (Phyllokladien). Sie übernehmen mit ihrer grünen Farbe (Chlorophyll) die Photosynthese. Die Blätter selbst sind unscheinbare Schuppen, die leicht abfallen und deswegen nicht in Erscheinung treten.
Die kleinen weißen Blüten stehen zu mehreren ungefähr in der Mitte der blattartigen Seitentriebe (Phyllokladien). Wenn diese dann mitten auf den „Blättern“ zu roten Beeren heranreifen, sind die Zweige des Mäusedorns sehr dekorativ. Deshalb werden sie gerne im Spätherbst in Grab- oder Adventsgestecke eingearbeitet und halten sich darin bis in den Winter hinein. Die Phyllokladien sind ledrig hart und laufen am Ende in eine scharfe Spitze aus, an der man sich leicht verletzen kann. Diese Eigenschaft hat der Pflanze den Namen „Mäusedorn“ eingebracht, verstärkt durch den Beinamen „stechend“. Dies drückt sich auch im Artepitheton aculeatus aus, abgeleitet von lat. ‚aculeus’ (= Stachel), aculeatus heißt somit „mit Stacheln versehen“. In alten Büchern findet man den Hinweis, dass die dornigen Zweige zum Abhalten der Mäuse, Fledermäuse und Ratten dienten, indem sie zu Körben verflochten wurden, in denen Nahrungsmittel aufbewahrt wurden. Im Englischen heißt die Pflanze „Butcher’s broom“ (Metzgers Besen), weil in Italien früher die Metzger ihre Hackklötze mit Besen aus Mäusedorn säuberten.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile, bestehend aus den Wurzelstöcken mit anhängenden Wurzeln. Sie werden im Spätsommer ausgegraben. Die Droge des Handels stammt aus den Mittelmeerländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Mäusedornwurzelstock enthält Steroidsaponine; das daraus isolierte Aglykongemisch ist unter der Bezeichnung „Ruscogenine“ im Handel. Außerdem sind Phytosterole und Triterpene enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Mäusedornwurzelstocks (Rusci rhizoma) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Zur unterstützenden Therapie von Beschwerden bei chronisch venöser Insuffizienz wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen. Unterstützende Therapie von Beschwerden bei Hämorrhoiden wie Juckreiz, Brennen (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Mäusedornwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Mäusedornwurzelstock wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Mäusedornwurzelstock zur Besserung von Beschwerden und Schweregefühl in den Beinen im Zusammenhang mit leichten venösen Durchblutungsstörungen und bei Hämorrhoiden zur Linderung von Juckreiz und Brennen eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Trockenextrakte in Kapseln und Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: Um die Wirkung zu gewährleisten, sollte Mäusedornwurzelstock in Form von Fertigarzneimittel mit einem definierten Wirkstoffgehalt (quantifizierter Extrakt) eingenommen werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Mit einer Teezubereitung von Mäusedornwurzelstock wird die wirksame Dosis zur Behandlung der chronisch venösen Insuffizienz nicht erreicht.Hinweise
Für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild nicht relevant.
Nebenwirkungen
Bei Einnahme von Mäusedornwurzelstock können Magenbeschwerden und Übelkeit auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Melisse
Botanische Bezeichnung
(Zitronen)-Melisse –
Melissa officinalis L.Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Melisse war ursprünglich in Kleinasien bis nach Südwestsibirien beheimatet. Heute wird sie in Mitteleuropa kultiviert und kommt dort vereinzelt auch verwildert vor. Sie wird sehr gerne von Bienen aufgesucht, was sich im Gattungsnamen widerspiegelt (griech. ‚melissa’ = Biene), der sich auch mit dem angenehmen Duft des Honigs in Verbindung bringen lässt (griech. ‚meli’ = Honig). Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Die Melisse ist eine bis zu 80 cm hohe Staude mit verästeltem, vierkantigem Stängel. Die gestielten, breit eiförmigen Blätter stehen gegenständig am Stängel und haben einen kerbig-gesägten Blattrand. Der zitronenartige Geruch der Blätter wird durch ein ätherisches Öl verursacht, das in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten ist. Beim Zerreiben verletzt man diese Drüsen und setzt so das ätherische Öl frei. Die blass-weißen Blüten sitzen zu mehreren (Scheinquirle) in den Blattachseln der oberen Blätter und haben eine auffallend große Unterlippe und einen zweilippigen Kelch. Die Blütezeit ist Juni bis August.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blätter mit ihrem typischen zitronenartigen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Mittel- West- und Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Melissenblätter enthalten ätherisches Öl mit hauptsächlich Citral und Citronellal, die für das zitronenartige Aroma verantwortlich sind. Außerdem Lamiaceen-Gerbstoffe (Hauptvertreter: Rosmarinsäure) und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Melissenblätter (Melissae folium)
- Melissenblättertrockenextrakt (Melissae folii extractum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden und bei nervös bedingten Einschlafbeschwerden. Äußerlich bei Herpesinfektionen (Lippenbläschen durch Herpes simplex) (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Melissenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Melissenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Melissenblätter zur Besserung von stressbedingten Symptomen und als Einschlafhilfe sowie bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (bei Blähungen) eingesetzt werden.
Melissenblätter in Kombination mit anderen Drogen (z.B. Baldrianwurzel) zur Besserung des Befindens bei nervöser Belastung bzw. zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Melissenblätter als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln; häufig mit anderen beruhigend wirkenden Drogen kombiniert
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Alkoholische Auszüge in Tropfen
- Trockenextrakt in löslichen Tees, Tabletten, Dragees
- Trockenextrakt in Salben (gegen Lippenbläschen)
In Präparaten zum Einnehmen werden Melissenblätter häufig mit anderen beruhigend wirkenden Drogen kombiniert.
Als „Melissengeist“ wird ein alkoholisches Mischdestillat gehandelt. Dabei werden Melissenblätter, Orangenschalen, Ingwerwurzel, Nelken, Zimtrinde, Angelikawurzel und andere Drogen gemeinsam in Alkohol angesetzt und dann destilliert. „Karmelitergeist“ (Spiritus Melissae compositus) ist eine Mischung verschiedener ätherischer Öle, u.a. Melissenöl (häufig ausgetauscht gegen das preiswertere Citronellöl), in Alkohol gelöst.Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage; Teeaufguss: Mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteten Melissentee warm trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 bis 4,5 g fein geschnittene Melissenblätter mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 5 bis 15 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Bei bekannten Allergien gegen Melisse müssen Melissenzubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Melissenblättern während der Schwangerschaft, Stillzeit oder für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Gelegentlich Allergien
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Minze
Botanische Bezeichnung
(Japanische) Minze – Mentha arvensis var. piperascens Malinv. ex Holmes
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Ackerminze, Feldminze, Chinesische oder Japanische Minze
Wissenswertes zur Pflanze
Die Ackerminze ist in Europa und in Asien bis Sibirien und China verbreitet; sie wird vor allem in Japan und China angebaut (Chinesische oder Japanische Minze), aber auch in Brasilien und Indien. Beim Zerreiben riechen die Blätter intensiv nach Menthol, geruchlich sind sie somit der Pfefferminze zum Verwechseln ähnlich. Die mehrjährige Minze wird bis zu 60 cm hoch, ihre Blätter sind elliptisch-lanzettlich bis breit-eiförmig mit schwach gezähntem Rand. Die lilafarbenen Blüten stehen in dichten Scheinquirlen mit 8 bis 12 Blüten auf kleinen Tragblättern. Blütezeit ist Juni bis August.
Aus dem blühenden Kraut wird durch Wasserdampfdestillation ein ätherisches Öl gewonnen, das ca. 80% (-)-Menthol enthält. Dieses scheidet sich beim Abkühlen aus dem Öl kristallförmig ab. Die Menthol-Kristalle werden abgeschöpft, weiter aufgereinigt und als natürliches (-)-Menthol vermarktet. Der ölige Rückstand wird dann rektifiziert (fraktioniert destilliert) und kommt als „Minzöl“ in den Handel (Mentholgehalt 30 bis 50%). Da es preiswerter ist als Pfefferminzöl, wird es gerne zur Verfälschung von Pfefferminzöl benutzt. In seiner Wirkung unterscheiden sich die beiden Öle kaum, Pfefferminzöl ist geruchlich feiner. Minzöl ist bei uns auch als „Japanisches Heilpflanzenöl“ bekannt.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die Pflanze selbst wird arzneilich nicht verwendet, sondern nur das aus dem blühenden Kraut gewonnene, vom Menthol teilweise befreite ätherische Öl („Minzöl“). Das im Handel befindliche Öl stammt aus Japan, China, Indien und Brasilien.
Inhaltsstoffe der Droge
Minzöl besteht zu 30 bis 50% aus (-)-Menthol; es enthält außerdem 15 bis 30% Menthon, 1 bis 5% Menthylacetat und andere Terpene.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Minzöls (Menthae arvensis aetheroleum partim mentholum depletum) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden, die mit Blähungen verbunden sind, außerdem bei Gallebeschwerden und bei Katarrhen der Atemwege; äußerlich als Inhalat bei Katarrhen der Atemwege, als Einreibung bei Muskelschmerzen unbekannter Ursache und bei Nervenschmerzen (Kommission E).
Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Minzöl unverdünnt oder in halbfesten oder öligen Zubereitungen mit 5 bis 20% ätherisches Öl.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Innerlich: 1 bis 2 mal täglich 2 Tropfen Minzöl auf Zucker oder in Wasser einnehmen, Tagesdosis 3 bis 6 Tropfen.
Äußerlich: Zur Inhalation 3 bis 4 Tropfen Minzöl auf heißes Wasser geben und inhalieren.Hinweise
Innerliche Anwendung: Minzöl nicht anwenden bei Gallensteinleiden, Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündungen und Leberschäden.
Äußerliche Anwendung: Minzöl nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren besteht die Gefahr eines Glottiskrampfs oder eines Atemstillstands, deshalb nicht im Gesicht auftragen. Vorsorglich wird von der Anwendung bei Kindern bis 4 Jahren abgeraten.Nebenwirkungen
Bei äußerlicher Anwendung gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme, bei innerlicher Anwendung können bei magenempfindlichen Personen Magenbeschwerden auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Mistel
Botanische Bezeichnung
Mistel – Viscum album L.
Familie
Mistelgewächse (Viscaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Mistel ist ein Halbschmarotzer, der vorwiegend auf Laubbäumen wächst und in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens verbreitet ist. Als Halbschmarotzer lebt sie auf Bäumen und entzieht dem „Wirt“ nur Wasser und Nährsalze. Die energiereichen organischen Verbindungen produziert die Mistel selbst mit ihren eigenen, das ganze Jahr über grünen Blättern durch Photosynthese. Somit wird der Wirtsbaum durch Mistelbewuchs nicht nachhaltig geschädigt.
Wenn die Laubbäume im Herbst ihr Laub abgeworfen haben, erkennt man die Misteln auf Pappeln, Birken, Weiden und anderen Laubbäumen. Es sind kugelige, im Durchmesser etwa 1 m große Halbsträucher, an Vogelnester erinnernd. Aus einem kurzen Stamm entspringen grünbraune, gabelig verzweigte Zweige. Die Laubblätter sind ledrig, ganzrandig, lanzettlich bis breit-zungenförmig. Am Ende jedes Gabelgliedes sitzt eine Blüten tragende Spitze. Die Blüten selbst sind eher unscheinbar. Auffallend sind die erbsengroßen weißen Scheinbeeren mit ihrem schleimig klebrigen Inhalt, die sich aus den weiblichen Blüten bilden. Blütezeit ist Februar bis Mai, die Beeren reifen spät im Herbst. Nach einem alten Brauch werden grüne Mistelzweige mit den weißen Beeren in der Weihnachtszeit zur Abwehr von Dämonen an den Türen der Häuser angebracht.
Der lateinische Name Viscum album nimmt möglicherweise Bezug auf die Tatsache, dass früher aus den weißen Beeren der sog. Vogelleim hergestellt wurde (lat. ‚viscum’ = Leim). Damit bestrich man Leimruten und fing damit die als Mahlzeit begehrten Singvögel, vor allem die Misteldrossel (Turdus viscivorus). Die deutsche Bezeichnung „Mistel“ spielt darauf an, dass die Pflanze sich mit Hilfe des Vogelmists fortpflanzt. Die Beeren werden von Drosseln gefressen, wobei die Samen den Vogeldarm unverdaut passieren und so durch die Kotabscheidung verbreitet werden.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das getrocknete Kraut bestehend aus jüngeren Zweigen mit Blättern, Blüten und vereinzelten Früchten. Die Droge wird aus den Balkanländern, der Türkei und Russland eingeführt.
Inhaltsstoffe der Droge
Mistelkraut enthält Mistellektine (Ribosomen-inaktivierende Proteine), Oligopeptide (Viscotoxine 0,05-0,1%), Flavonoide, Lignane, Kaffeesäurederivate und Phytosterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Mistelkraut (Visci herba) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Zur Segmenttherapie bei degenerativ entzündlichen Gelenkerkrankungen durch Auslösung cuti-visceraler Reflexe nach Setzen lokaler Entzündungen durch intrakutane Injektionen; zur Palliativtherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei malignen Tumoren (Kommission E). Diese Anwendungsgebiete wurden von der Kommission E für Mistelkraut anerkannt; Mistelstängel und Mistelbeeren wurden mit Negativmonographien belegt (ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis).
Die von den Kommissionen E (Phytotherapie), C (Anthroposophie) und D (Homöopathie) erarbeiteten Aufbereitungsmonographien zur Mistel stammen aus den Jahren 1984 bis 1994. Auch nach dieser Zeit wurde und wird die immunstimulierende und krebsbekämpfende Wirkung der Mistel intensiv beforscht, wobei besonders die im Mistelkraut enthaltenen Mistellektine im Focus stehen. Sie beeinflussen die Freisetzung von Zytokinen, die als Mediatoren wichtige Prozesse des Immunsystems vermitteln und zwar durchaus auch im Sinne der Bekämpfung von Tumorzellen. Zytokine haben jedoch zwei Gesichter, denn sie können auch die Teilung von Tumorzellen stimulieren und somit außer der Verbesserung des Immunstatus eine Beschleunigung des Tumorwachstums bewirken. Klinische Studien mit Tumorpatienten, die mit Phytotherapeutika mit einem standardisierten Mistellektingehalt behandelt wurden, haben allerdings bisher keine bemerkenswerte Wirkung erkennen lassen. Es verbesserten sich jedoch die Lebensqualität, der Appetit, die Stimmungslage sowie der Allgemeinzustand und die Leistungsfähigkeit der Patienten. Die Studienlage hat zur Zulassung von Mistelinjektionspräparaten‚ zur Palliativtherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei malignen Tumoren’ geführt (allopathische Phytotherapie). Die Behandlung gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Ärztinnen.
Ein anderer Denkansatz ist der Hintergrund der anthroposophischen Krebstherapie mit anthroposophischen Mistelpräparaten. Sie geht auf Rudolf Steiner zurück, der die Anwendung von Mistelextrakten in der Krebstherapie 1921 einführte. Er deklarierte die besondere Spiritualität der anthroposophischen Mistelpräparate im Rahmen seiner metaphysisch-esoterischen, dogmatischen Arzneimittellehre als kausalen Heilfaktor. Solche Präparate sind im Arzneimittelrecht den „Besonderen Therapierichtungen“ zugeordnet und dürfen nach den Erkenntnissen der Kommission C (ehemals zuständig für anthroposophische Arzneimittel) „zur Behandlung bösartiger und gutartiger Geschwulstkrankheiten, bösartiger Erkrankungen und begleitende Störungen der Blut bildenden Organe und zur Anregung der Knochenmarkstätigkeit und zur Vorbeugung gegen Rückfälle nach Geschwulstoperationen” angewendet werden. Diese Behandlungsform kann nur von dafür ausgebildeten Ärzten oder Ärztinnen vorgenommen werden. Der wissenschaftliche Beweis steht aus.Traditionelle Anwendung
Mistelkraut wird, auch in Kombination mit anderen Drogen, traditionell angewendet zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Phytotherapie zur Palliativtherapie bei Tumoren
- wässriger Auszug in Injektionslösungen
- Fluidextrakt in Injektionslösungen
Phytotherapie zur Unterstützung der Kreislauffunktion
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Pulver in Tabletten
- Trockenextrakte in Dragees
- Tinktur und andere alkoholische Extrakte in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Anthroposophische Arzneimittel zur Krebstherapie
- Frischpflanzenpresssäfte aus Mistelkraut verschiedener Wirtsbäume in Injektionslösungen
- Fermentierte wässrige Auszüge aus Apfelbaummistel in Injektionslösungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Das Trinken von Misteltee oder die Einnahme von Mistelzubereitungen ist nur im traditionellen Sinne zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion sinnvoll; so ist Mistelkraut Bestandteil verschiedener Herz-Kreislauf-Teemischungen; 1 bis 2 mal täglich 1 Tasse Misteltee trinken. Zur adjuvanten Therapie von Krebserkrankungen müssen Mistelzubereitungen grundsätzlich injiziert werden.Bereitung eines Teeaufgusses
2,5 g fein geschnittenes Mistelkraut wird mit kaltem Wasser übergossen und bei Raumtemperatur 10 bis 12 Stunden stehen gelassen und dann abgeseiht.
Hinweise
Eine Krebstherapie mit Mistelzubereitungen zur Injektion gehört in die Hand erfahrener Ärzte und Ärztinnen; sie ist nicht angezeigt bei Vorliegen einer Eiweiß-Überempfindlichkeit und bei chronisch-progredienten Infektionen (z.B. Tuberkulose) sowie bei akut entzündlichen und hoch fieberhaften Erkrankungen.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf Mistelkraut in keiner Form angewendet werden.Nebenwirkungen
Bei Injektion von Mistelzubereitungen kann es zu Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, pektanginösen Beschwerden, Kreislaufstörungen, allergischen Reaktionen, und zu entzündlichen Reizerscheinungen der Venen kommen; außerdem können sich am Injektionsort subkutane Knoten bilden, außerdem kann es zu Lymphknotenschwellungen und zur Aktivierung von Entzündungen und zu Symptomen einer Hirndruckerhöhung bei Hirn- und Rückenmarkstumoren kommen.
Wechselwirkungen
Mistelkraut soll nicht mit anderen Immunstimulanzien kombiniert werden.
- Mönchspfeffer
Botanische Bezeichnung
Mönchspfeffer oder Keuschlamm – Vitex agnus-castus L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Mönchspfeffer oder Keuschlamm ist ein im gesamten Mittelmeer bis Westasien beheimateter Strauch und bildet dort im Küstenbereich und an Flussläufen dichte Bestände. Der Gattungsname Vitex (lat. ‚vitex’ = Radkranz, Radfelge, Radnabe) leitet sich vermutlich von griech. ‚vitilium’ (= Flechtwerk) ab und verweist auf die Verwendung der zähen und harten Zweige des Strauches zur Herstellung von Flechtzäunen. Der deutsche Pflanzenname „Keuschlamm“ ist eine wörtliche Übersetzung des Artepithetons agnus-castus (lat. ‚agnus’ = Lamm, und ‚castus’ = keusch). Es wird berichtet, dass die Früchte dieses Strauches von Mönchen in Klöstern gegessen wurden, quasi als Antaphrodisiakum, um die fleischliche Lust zu unterdrücken. Dies wird mit dem deutschen Namen Mönchspfeffer angedeutet, wobei der „Pfeffer“ vom pfefferartigen Aussehen und scharfen Geschmack der Früchte herrührt. Allerdings ist der Name wohl das Ergebnis einer ganzen Reihe von falschen Wortdeutungen.
Der Mönchspfeffer ist ein 3 bis 5 m hoher Strauch; charakteristisch sind die großen, handförmig geteilten, kreuzgegenständig stehenden Blätter. Jede der 5 bis 7 Fiedern sind ca. 10 cm lang und unterseits weißfilzig behaart, oberseits kahl. Die wohlriechenden kleinen Blüten sind zweilippig, blau bis fliederfarbig und stehen dicht in endständigen, ährenartigen Blütenständen. Blütezeit ist September/Oktober. Die 4-samigen Früchte erinnern wegen ihrer Farbe (rötlichschwarz) und ihrer Größe an schwarzen Pfeffer, auch schmecken sie scharf. Ihr Geruch ist eher salbeiartig.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Früchte. Die Droge stammt aus Wildsammlungen und kommt hauptsächlich aus Albanien und Marokko.
Inhaltsstoffe der Droge
Mönchspfefferfrüchte enthalten Iridoidglykoside, lipophile Flavonoide, Diterpene, ätherisches Öl und fettes Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Mönchspfefferfrüchte (Agni casti fructus) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Regeltempoanomalien (unregelmäßige Menstruation), prämenstruellen Beschwerden und Mastodynie (schmerzende Brüste) (Kommission E); beim prämenstruellen Syndrom einschließlich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten; außerdem bei Menstruationsstörungen wie zu häufigen, zu wenigen oder fehlenden Regelblutungen (ESCOP).
Das HMPC hat für Mönchspfefferfrüchte die Anwendung beim prämenstruellen Syndrom als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert; siehe auch „Traditionelle Anwendung“.Traditionelle Anwendung
Mönchspfeffer wurde vom HMPC für das nachfolgende Anwendungsgebiet als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Mönchspfefferfrüchte zur Behandlung leichter prämenstrueller Beschwerden eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Tinktur in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, sollten Mönchspfefferfrüchte in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Frauen mit einem östrogen-sensiblen Tumor müssen vor der Behandlung mit Mönchspfefferfrüchten um ärztlichen Rat fragen. Dies gilt auch für Frauen, die Dopaminagonisten, Dopaminantagonisten, Östrogene und Antiöstrogene einnehmen (mögliche Interaktionen), sowie für Frauen mit einer Hypophysenstörung in der Krankheitsgeschichte. Bei Prolactin-produzierenden Tumoren der Hypophyse besteht die Gefahr der Maskierung von Tumorsymptomen.
Für die Einnahme von Mönchspfefferfrüchten während der Schwangerschaft besteht keine Indikation; während der Stillzeit wird von der Einnahme von Mönchspfefferfrüchten abgeraten, da dadurch die Milchbildung beeinflusst werden kann. Für Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren und Kindern liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Schwere allergische Reaktionen mit Gesichtsschwellungen, Atemnot und Schluckbeschwerden wurden beobachtet; berichtet wird auch über Hautreaktionen, Kopfschmerzen, Schwindel, gastrointestinale Beschwerden, Akne und Menstruationsbeschwerden (Häufigkeit nicht bekannt).
Wechselwirkungen
Mönchspfefferfrüchte haben eine dopaminerge Wirkung; bei gleichzeitiger Einnahme von Dopamin-Rezeptor-Antagonisten kann es deshalb zur gegenseitigen Wirkungsabschwächung kommen.
- Myrrhe
Botanische Bezeichnung
Echter Myrrhenstrauch – Commiphora myrrha (Nees) Engl.
Familie
Burseraceae
Wissenswertes zur Pflanze
Commiphora-Arten sind in den Trockengebieten des tropischen und subtropischen Afrikas sowie Arabiens verbreitet; einige Arten kommen auch auf Madagaskar und in Vorderindien vor. Es sind Sträucher oder kleine Bäume mit spitzen Sprossdornen und kleinen Blüten in Rispen an den Enden der Zweige. Myrrhe stammt wahrscheinlich von verschiedenen Commiphora-Arten und es ist nicht nachvollziehbar, aus welcher Strauchart die Myrrhe tatsächlich gewonnen wird, denn auch andere Commiphora-Arten scheiden solch ein Gummiharz aus. Sicher ist Commiphora myrrha der wichtigste Lieferant der Myrrhe
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Myrrhe ist ein Ausscheidungsprodukt des Myrrhenstrauches. Sie wird in Harzgängen in der Rinde gebildet und tritt als flüssiges Gummiharz entweder spontan aus oder wenn man die Rinde des Strauches verletzt. An der Luft erstarrt das Harz dann zu unregelmäßigen, orangebraunen Stücken. Zur Gewinnung der Myrrhe wird die Rinde nach der Regenzeit von Juni bis August angeschnitten und die erhärtete Myrrhe abgesammelt. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Sammlungen im Sudan, Jemen, Erithrea und Somalia.
Inhaltsstoffe der Droge
Als Gummiharz besteht die Myrrhe aus einer alkohollöslichen Harzfraktion (Diterpen- und Triterpensäuren) und einem wasserlöslichen Gummianteil aus Kohlenhydrate; der angenehme Geruch wird durch ätherisches Öl verursacht.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Myrrhe (Myrrha)
- Myrrhentinktur (Myrrhae tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, bei Entzündungen des Zahnfleischs und bei Prothesendruckstellen (Kommission E, ESCOP).Traditionelle Anwendung
In Kombination mit anderen Stoffen zur Unterstützung der Funktion der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Myrrhe wird in Form einer Tinktur (Myrrhentinktur) angewendet.
Dosierung
Myrrhentinktur mit einem Pinsel oder Wattestäbchen 2 bis 3-mal tägl. unverdünnt auftragen oder 5 – 10 Tropfen in ein Glas Wasser geben und damit den Mund spülen oder gurgeln.
Hinweise
Myrrhentinktur darf von Alkoholkranken nicht angewendet werden.
Während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 12 Jahren Myrrhe nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
P
- Passionsblume
Botanische Bezeichnung
(Fleischfarbene) Passionsblume – Passiflora incarnata L.
Familie
Passionsblumengewächse (Passifloraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Passionsblumen sind Pflanzen des tropischen Regenwaldes und somit sind die meisten Arten in den tropischen und subtropischen Gebieten von Mittel-, Nord- und Südamerika heimisch. 20 Arten wachsen auch in Asien, Australien und Neuseeland. Wegen ihrer außergewöhnlichen Blüten waren sie beliebte Sammelobjekte von Botanikern und Sammlern, die dadurch im 18. und 19. Jahrhundert für eine weite Verbreitung verschiedener Arten sorgten. Deshalb ist die Gattung Passiflora heute in allen tropischen und subtropischen Gebieten anzutreffen. Durch die spanischen Eroberungen kamen Passiflora-Arten auch nach Europa und sind heute als Zierpflanze hier sehr beliebt. Die fleischfarbene Passionsblume ist kälteresistent und kann im Freien auch in milderen Gegenden überwintern. Die Wildvorkommen in Südeuropa sind verwilderte Exemplare der Himmelblauen Passionsblume (P. caerulea).
Der spanische Arzt und Botaniker Nicolás Monardes sah in den auffälligen Blüten von P. caerulea (Himmelblaue Passionsblume) das Symbol für die Passion Christi und nannte die Pflanze ‚Flos Passionis’, abgeleitet von lat. ‚passio’ (= Leiden), ins Deutsche übersetzt dann „Passionsblume“. Im kronenartig, weißlich-blau gefärbten Kelch sah man die Dornenkrone und die Farbe der Unschuld, in den fädigen Blütenblättern die zerrissenen Kleider Jesu. In dem durch einen Stiel aus dem Achsenbecher emporgehobenen Fruchtträger erkannte man die Säule, an die Christus gebunden wurde, im oberständigen Fruchtknoten den in Galle getränkten Schwamm. Die 3 Narben stellten die Nägel, die 5 Staubblätter die fünf Wunden und die Staubbeutel die Schlagwerkzeuge dar. Diese mit einem Durchmesser von 5 bis 9 cm außergewöhnlich großen Blüten hängen einzeln an einer mit Ranken bis 10 m hoch kletternden Pflanze. Blütezeit ist Mai bis September. Die Blätter sind tief dreiteilig gelappt. Aus der bis 6 cm großen Frucht (Passionsfrucht) wird der Maracuja-Saft gewonnen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, zerkleinerten oder geschnittenen, oberirdischen Teile der Pflanze (Passionsblumenkraut). Die Droge besteht vorwiegend aus den Blättern, Blütenteile und Fruchtteile können auch enthalten sein. Die Droge stammt aus USA und Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Passionsblumenkraut enthält Flavonoide, cyanogene Glykoside, freie Aminosäuren und Polysaccharide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Passionsblumenkrauts (Passiflorae herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Unruhezuständen (Kommission E); bei Angespanntheit, Unruhezuständen und Erregbarkeit mit Einschlafstörungen (ESCOP). Das HMPC hat Passionsblumenkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Passionsblumenkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Passionsblumenkraut zur Besserung leichter Stresssymptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden. Allein oder in Kombination mit anderen Drogen wird Passionsblumenkraut traditionell zur Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung verwendet (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakt in Tabletten, Kapseln und Instant-Tees
- Fluidextrakt in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen und Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Passionsblumenkrauttee trinken, als Einschlafhilfe eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. Einzeldosis: etwa 2 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Baldrianwurzel, Hopfenblüten und Melissenblätter (Schlaf- und Beruhigungstees).Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittenes Passionsblumenkraut werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Passionsblumenkraut die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
Für die Anwendung von Passionsblumenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Allenfalls allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Pfefferminze
Botanische Bezeichnung
Pfefferminze – Mentha x piperita L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Pfefferminze ist vermutlich gegen Ende des 17. Jh. spontan aus der Kreuzung zwischen der Wasserminze (Mentha aquatica L.) und der Ährigen Minze (Mentha spicata L. ssp. spicata) entstanden. Die Ährige Minze ist ihrerseits auch ein Bastard, weswegen die Pfefferminze auch als Tripelbastard bezeichnet wird. Sie ist steril und kann sich nur durch vegetative Vermehrung mit ihren Ausläufern (Stolonen) vermehren. Ab ca. 1750 wurde Pfefferminze nachweislich in Mitcham angebaut, damals ein Vorort von London.
Der Gattungsname Mentha leitet sich vom Namen der Nymphe Minthe ab, die sich einer griechischen Sage zufolge in die im Altertum „minthe“ oder „mintha“ genannte Pflanze verwandelte. Der pfefferartige Geschmack der Blätter führte zur Bezeichnung Pfefferminze, lat. ‚piperita’ (= gepfeffert).
Züchterische Arbeit bezüglich Aussehen, Blattfarbe, Wüchsigkeit, Resistenzeigenschaften, Winterhärte, Ölgehalt und Ölzusammensetzung haben zu vielen Unterarten, Varietäten und Formen geführt. Man unterscheidet dunkelgrüne ("black mint") Sorten und hellgrüne ("white mint") Sorten. Die Stängel und Blätter der dunkelgrünen Sorten sind rötlich überlaufen, die Blätter sind eiförmig; hellgrüne Sorten haben lanzettliche Blätter. Die immer noch sehr bedeutende, vor über 200 Jahren in England entwickelte „Mitcham”-Pfefferminze ist eine dunkelgrüne Sorte. Der Stängel der etwa 60 cm hohen Pflanze ist deutlich vierkantig, die Blätter stehen daran kreuzgegenständig. Beim Zerreiben riechen sie intensiv nach dem darin enthaltenen ätherischen Öl, dem Pfefferminzöl. Es befindet sich in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche. Beim Zerreiben verletzt man diese Drüsen und setzt so das ätherische Öl frei. Die blassroten Blüten stehen in dichten Scheinähren.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blätter mit ihrem intensiven Minzgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die Hauptanbaugebiete für die Drogengewinnung liegen in Thüringen, Bayern, Spanien und Bulgarien. Kulturen für die Gewinnung des ätherischen Öls (Pfefferminzöl) sind in den USA, Südamerika und Asien zu finden.
Inhaltsstoffe der Droge
Pfefferminzblätter enthalten ätherisches Öl („Pfefferminzöl“). Es besteht zu 30 bis 55% aus (-)-Menthol, enthält außerdem 14 bis 32% Menthon, 2,8 bis 10% Menthylacetat und andere Terpene. (-)-Menthol ist für den charakteristischen Geruch verantwortlich. Außerdem sind Lamiaceen-Gerbstoffe (Hauptvertreter: Rosmarinsäure) und Flavonoide enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Pfefferminzblätter (Menthae piperitae folium)
- Pfefferminzblättertrockenextrakt (Menthae piperitae folii extractum siccum)
- Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum)
Die Qualität der Pfefferminztinktur (Menthae piperitae tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Pfefferminzblätter
Innerlich bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich und der Gallenwege, die mit Blähungen einhergehen (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Pfefferminzblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Pfefferminzöl
Innerliche Anwendung wie bei der Droge beschrieben, das Öl insbesondere bei Reizdarm-Syndrom sowie bei Katarrhen der oberen Luftwege, dafür auch äußerlich als Inhalat anzuwenden (Kommission E, ESCOP). Äußerlich zur Einreibung bei Myalgien (Muskelschmerzen) und Neuralgien (Nervenschmerzen), insbesondere bei Spannungskopfschmerzen sowie bei Hautsymptomen wie Juckreiz, Nesselsucht und schmerzhaften Hautirritationen (ESCOP).
Das HMPC hat für die innerliche Anwendung von Pfefferminzöl die Wirkung gegen krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (insbesondere Reizdarm-Syndrom), und für die äußerliche Anwendung nur die Wirkung gegen Spannungskopfschmerzen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Pfefferminzblätter
Das HMPC hat Pfefferminzblätter für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Pfefferminzblätter bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (Blähungen) eingesetzt werden. Pfefferminzblätter in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bzw. zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Pfefferminzöl
Pfefferminzöl wurde vom HMPC für die Anwendung bei Husten und Erkältungen, bei lokalen Muskelschmerzen und bei Juckreiz der intakten Haut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft, das basierend auf langer Erfahrung innerlich bzw. äußerlich, auch als Inhalat, eingesetzt werden kann (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Pfefferminzblätter als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Fluidextrakt in Tropfen und Säften
- Alkoholische und wässrige Auszüge in Tropfen
- Tinktur als Tropfen
- Trockenextrakt in löslichen Instant-Tees
- Pfefferminzöl unverdünnt
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3-mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Pfefferminztee warm trinken. Tinktur: 3-mal tgl. 2 bis 3 ml. Pfefferminzöl: 1 bis 2 mal täglich 2 Tropfen auf Zucker oder in Wasser einnehmen, Tagesdosis 3 bis 6 Tropfen. Äußerlich: Zur Inhalation 3 bis 4 Tropfen Pfefferminzöl auf heißes Wasser geben und inhalieren.
Kinder zwischen 4 und 12 Jahren erhalten eine ihrem Körpergewicht bzw. ihrem Alter entsprechend angepaßte Dosierung.Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 g geschnittene Pfefferminzblätter mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 5 bis 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Keine innerliche Anwendung von Pfefferminzöl bei Gallensteinleiden, Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündungen und Leberschäden. Bei äußerer Anwendung Pfefferminzöl nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren kann Menthol einen Glottiskrampf oder Atemstillstand hervorrufen, deshalb darf Pfefferminzöl in dieser Altersgruppe nicht angewendet werden. Vorsorglich wird von der Anwendung bei Kindern bis zu 4 Jahren abgeraten.
Für die Anwendung von Pfefferminze während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Bei äußerer Anwendung treten gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme auf, innerlich angewendet bei magenempfindlichen Personen Magenbeschwerden. Bei Inhalation können empfindliche Patienten u. U. unerwünschte Reaktionen der Atemwege zeigen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt.
- Primel - Schlüsselblume
Botanische Bezeichnung
Frühlings-Schlüsselblume oder Echte Schlüsselblume – Primula veris L.
Wald-Schlüsselblume oder Hohe Schlüsselblume – Primula elatior L.Familie
Primelgewächse (Primulaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Echte Schlüsselblume besiedelt mit 3 verschiedenen Unterarten die Wiesen und lichten Gebüsche eines großen Gebiets von Ostasien über Zentral- und Vorderasien bis Mitteleuropa. Im hohen Norden fehlt sie. Der botanische Name Primula veris leitet sich von lat. ‚prima’ (= die erste) und ‚ver’ (= der Frühling, gen. veris = des Frühlings) ab und bedeutet „kleiner Erstling des Frühlings“. Damit kommt zum Ausdruck, dass die Schlüsselblume im Frühjahr zu den ersten blühenden Pflanzen gehört. Im Deutschen existiert auch der daraus abgeleitete, verkürzte Namen „Primel“. „Schlüsselblume“ spielt auf die schlüsselförmige Gestalt der Blüte an, bis ins 16. Jahrhundert wurde die Pflanze wegen der einem Schlüsselbund ähnlichen Anordnung der Blüten auch „Himmelsschlüssel“ genannt. Man nahm an, dass sie durch ihre Heilwirkung „den Himmel aufschließen kann“.
Aus einer Rosette von samtig behaarten, ganzrandigen Blättern entspringen die bis zu 20 cm hohen Blütenschäfte. An deren Enden stehen mehrere hängende, angenehm duftende Blüten in einer Dolde angeordnet. Die Kelchblätter sind zu einer Röhre verwachsen, aus der die dottergelbe Blütenkrone mit 5 Lappen deutlich herausschaut. Die Blütenschäfte der nah verwandten Wald-Schlüsselblume oder Hohen Schlüsselblume (Primula elatior (L.) Hill.) werden bis 30 cm hoch, ihre Blütenkrone ist blassgelb bis schwefelgelb und duftet nicht. Blütezeit beider Arten ist April bis Mai.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden sowohl die getrockneten Wurzelstöcke (Rhizome) mit den daran anhängenden 1 mm dicken, langen getrockneten Wurzeln als auch die getrockneten Blüten mitsamt den Kelchen. Beide Drogen können von Primula veris und/oder Primula elatior gewonnen werden. Die Wurzeldroge wird aus dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei und Bulgarien geliefert.
Inhaltsstoffe der Droge
Primelwurzeln enthalten Triterpensaponine und Phenolglykoside. Schlüsselblumenblüten (Primelblüten) enthalten ebenfalls Triterpensaponine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Primelwurzel (Primulae radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.), die Qualität der Primelblüten (Schlüsselblumenblüten; Primulae flos cum calycibus) im Deutschen Arzneimittel Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Katarrhen der Luftwege (Kommission E); bei produktivem Husten und Katarrhen der Luftwege und chronischer Bronchitis (ESCOP). Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: „bei Erkältungskrankheiten mit zähflüssigem Schleim“.
Das HMPC hat Primelwurzel und Schlüsselblumenblüten (Primelblüten) als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Primelwurzel und Primelblüten als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Primelwurzel und Primelblüten als Expektorans bei Husten im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden.
Primelwurzel wird auch in Kombination mit anderen Drogen traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Primelwurzel
- Primelwurzel als Tee
- Trockenextrakt in Kapseln, Tabletten und löslichen Instant-Tees
- Fluidextrakt in Tropfen und Säften
- Tinktur in Tropfen und Lösungen
- Dickextrakt in Saft
Primelblüten
- Primelblüten in Teemischungen
- Pulverisierte Primelblüten in Dragees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Als Expektorans alle 2 bis 3 Stunden 1 Tasse mit Honig gesüßten Primelwurzel- bzw. Primelblütentee warm trinken. Tagesdosis Primelwurzel: 0,5 bis 1,5 g Droge; Tagesdosis Primelblüten: 2 bis 4 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
Primelwurzel: 0,2 bis 0,5 g fein geschnittene Droge wird mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, vom Herd genommen und nach 10 Min. abseiht.
Primelblüten: 1,3 g (1 Teelöffel) Droge wird mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgeseiht.Hinweise
Bei Vorliegen eines Asthmaleidens sollen Primelwurzel und Primelblüten nicht angewendet werden, ebenso nicht bei Kindern mit einer obstruktiven Kehlkopfentzündung. Vorsicht ist auch geboten bei Patienten mit Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüren.
Für die Anwendung von Primelwurzel und Primelblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 4 Jahren ist abzuraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört.Nebenwirkungen
Bei magenempfindlichen Personen kann es zu Magenbeschwerden kommen; auch können allergische Reaktionen auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
R
- Rhabarber
Botanische Bezeichnung
Medizinal-Rhabarber – Rheum palmatum L.
Chinesischer Rhabarber – Rheum officinale Baill.Familie
Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Medizinal-Rhabarber (auch Handlappiger Rhabarber) ist in den Gebirgen Nordosttibets und Nordwestchinas heimisch, der Chinesische Rhabarber stammt aus Südosttibet, Südwestchina und Burma. Beide Arten kamen im 12. Jahrhundert durch die Araber über Indien nach Europa. Bei uns werden sie heute als Zierstaude und Arzneipflanze kultiviert. Bei seiner Wanderung nach Westen bringt er den persischen Namen ‚rêwend’ (= Rhabarberart) mit, der im Griechischen zu ‚rhêon’ und im Lateinischen zu ‚rheum’ wird. ‚Rhâ’ ist der alte Namen der Wolga. Entweder vermutete man dort den Anbau der Pflanze oder der Export wurde über die Wolga abgewickelt. Dies führt zum mittellateinischen ‚ra-’, verbunden mit lat. ‚barbarus’ (= ausländisch, fremd) wird daraus „Rhabarber“. Das Artepitheton palmatum spielt auf die palmenförmigen Blätter der Pflanze an, officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Der Medizinalrhabarber ist dem Gartenrhabarber, dessen Blattstiele man gekocht in Form eines Kompotts gerne verzehrt, recht ähnlich. Seine großen Blätter sind handförmig gelappt, oberseits rau, die Blattstiele fast rund. Die beblätterten Blütenschäfte ragen mit über 1.50 m Höhe weit über das Blattwerk heraus und tragen zahlreiche kleine rosa Blüten in blütenreichen Rispen angeordnet. Der Chinesische Rhabarber hat rundliche bis nierenförmige Blätter, die Blüten sind grünlich. Blütezeit beider Arten ist Mai bis Juni.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden getrockneten unterirdischen Teile beider Arten. Die Droge besteht aus der rübenförmigen Wurzel und wird häufig gespalten und von der Außenrinde samt Seitenwurzeln befreit gehandelt. Die Droge des Handels stammt aus China und Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Rhabarberwurzel enthält Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone), hauptsächlich Glykoside des Rheins, Rheumemodins, Aloemodins und Chrysophanols; außerdem Gerbstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Rhabarberwurzel (Rhei radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt, die Qualität des eingestellten (standardisierten) Rhabarbertrockenextrakts (Rhei extractum siccum normatum) im Deutschen Arzneibuch (DAB).
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Rhabarberwurzel zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation (Verstopfung) als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.
Alkoholische Auszüge werden äußerlich in Form von Pinselungen bei Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut eingesetzt (Zulassung).Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Droge als Tee
- auf Anthranoide (Rhein) standardisierter Rhabarberwurzeltrockenextrakt gelöst in flüssigen Arzneiformen zur äußeren Anwendung (Pinselung des Zahnfleischs)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide pro Tag sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 1 bis 2 g grob pulverisierter Rhabarberwurzel erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Sennesblätter (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 g grob pulverisierte Rhabarberwurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Rhabarberwurzel darf nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Rhabarberwurzel soll nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Rhabarberwurzel kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Rhabarberwurzel bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Rhabarberwurzel während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Rhabarberwurzel während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Rhabarberwurzel nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Rhabarberwurzel (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Rhabarberwurzel (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Ringelblume
Botanische Bezeichnung
(Garten)-Ringelblume – Calendula officinalis L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Studentenblume
Wissenswertes zur Pflanze
Die Ringelblume ist eine alte Kultur- und Zierpflanze, die vermutlich schon im 12. Jhd. in Deutschland in Bauerngärten und auf Friedhöfen angepflanzt worden ist. Heute ist sie vielfach verwildert auf Schuttplätzen, an Wegrändern, Zäunen und in Weinbergen anzutreffen. Heimisch ist sie in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Der Gattungsname Calendula leitet sich von lat. ‚calendae’ (= der erste Tag des Monats) ab und bedeutet so viel wie „kleiner Kalender“. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht. Der deutsche Name „Ringelblume“ bezieht sich auf die ringförmig gekrümmten Früchte der Pflanze.
Die Ringelblume ist 30 bis 50 cm hoch mit einem erst im oberen Teil reich verzweigten, flaumig behaarten Stängel. Daran stehen wechselständig längliche, filzig behaarte Blätter. Sehr auffallend sind die großen Blütenköpfchen mit einem Durchmesser von 5 bis 7 cm, bestehend aus einem Kranz vieler bis 2 cm langer, orangefarbener Zungenblüten und im Innern aus einem Polster aus orangefarbenen trichterförmigen Röhrenblüten. In den Gärten kann man häufig auch „gefüllte“ Ringelblumen mit mehreren Kreisen von Zungenblüten finden. Die Blüte ist von einem Hüllkelch umgeben; Blütezeit ist Juni bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blüten. Der Blütenboden muss abgetrennt werden, sodass die Droge vorwiegend aus den Zungenblüten und wenigen Röhrenblüten besteht. Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Importen aus Polen, Ungarn und Ägypten.
Inhaltsstoffe der Droge
Ringelblumenblüten enthalten Flavonoide, Triterpenalkohole, Triterpensaponine, Carotinoide, Polysaccharide und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Ringelblumenblüten (Calendulae flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität folgender Drogenzubereitungen sind im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:- Ringelblumenfluidextrakt (Calendulae extractum fluidum)
- Ringelblumentinktur (Calendulae tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Äußerlich bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Wunden mit schlechter Heilungstendenz (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Ringelblumenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Ringelblumenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Ringelblumenblüten äußerlich zur Heilung von leichten Entzündungen der Haut und bei kleinen Wunden sowie zur Behandlung von leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt werden. Ringelblumenöl (ein öliger Auszug aus Ringelblumenblüten) wird traditionell angewendet als mild wirkendes Arzneimittel zur Unterstutzung der Hautfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Ringelblumenblüten als Schmuckdroge in Tees und zur Bereitung eines Aufgusses
- Alkoholische Auszüge (auch Tinktur) zur Bereitung von Cremes, Salben oder Mundspülungen
- Auszüge mit pflanzlichen Ölen in Salben
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich mit einem frisch bereiteten Aufguss den Hautbezirk abtupfen oder warm zur Mundspülung und zum Gurgeln verwenden.Bereitung eines Teeaufgusses
1 – 2 g Ringelblumenblüten mit 150 mL heißem Wasser übergießen, 5 – 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Ringelblumenblüten und deren Zubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Ringelblumenblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Selten Hautirritationen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Römische Kamille
Botanische Bezeichnung
Römische Kamille – Chamaemelum nobile (L.) All.Pflanzenfamilie
Korbblütler (Asteraceae)Wissenswertes zur Pflanze
Die Römische Kamille ist in Süd- und Westeuropa sowie in Nordafrika beheimatet, in Mitteleuropa, so auch in Deutschland, ist sie eingebürgert. Auf die fremde Herkunft verweist der deutsche Name „Römische“ Kamille. Der Gattungsname Chamaemelum leitet sich vom lateinischen „chamaemelon“ (= Kamille) ab, das aus dem Griechischen übertragen wurde und „Erdapfel“ bedeutet, zurückzuführen auf den feinen apfelartigen Geruch der Blüten (gr. ‚chamai’ = am Boden, hingestreckt, niedrig; ‚melon’ = Apfel).
Die Römische Kamille wird 20 bis 50 cm hoch und trägt doppelt- bis 3-fach gefiederte Blätter mit länglichen Fiederblättchen. Die Blütenköpfchen haben einen Durchmesser von 2 bis 2,5 cm, stehen einzeln an langen Blütenstielen. Auf einem kegelförmig gewölbten Blütenboden stehen gelbe Röhrenblüten umgeben von 12 bis 15 weißen Zungenblüten. Damit sind sie den Blütenköpfchen der Echten Kamille sehr ähnlich. Im Unterschied zu dieser ist jedoch der Blütenboden mit Spreublättern besetzt und im Längsschnitt markig und nicht wie bei der Echten Kamille hohl. Die Kulturvarietät der Römischen Kamille, die zur Drogengewinnung angebaut wird, ist gefülltblütig, was bedeutet, dass sie deutlich mehr Zungenblüten in mehreren Kreisen stehend besitzt und nur wenige Röhrenblüten. Die Römische Kamille wächst gerne am Weg- und Ackerrand, auch an Rändern stehender Gewässer; Blütezeit ist Mai bis September.Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet werden die Blüten (Chamomillae romanae flos) mit ihrem typischen Geruch, der durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Es ist in Drüsenschuppen auf der Oberfläche der Blüten enthalten und wird frei, wenn man beim Zerreiben diese Drüsen verletzt. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Frankreich, Belgien und Polen.Inhaltsstoffe der Kamillenblüten
Römische Kamille enthält ätherisches Öl, Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe, Flavonoide und Acetylene.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Römischer Kamille (Chamomillae romanae flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Von der Kommission E erhielt die Römische Kamille eine Negativverabschiedung, da das damals vorliegende wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte und die Droge ein mittelstarkes Sensibilisierungspotenzial besitzt; auch sind allergische Reaktionen möglich. Gegen die Verwendung in Teemischungen als Schmuckdroge (1%) ist nichts einzuwenden. Volkstümlich werden Römische Kamillenblüten wie die Echte Kamille (Kamillenblüten) bei Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden, bei Menstruationsbeschwerden und als Bittermittel zur Anregung des Appetits verwendet.
Das HMPC hat Römische Kamillenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Römische Kamillenblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Römische Kamillenblüten zur Behandlung leichter krampfartiger Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen, verwendet werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Römische Kamillenblüten als Tee
Alkoholische Auszüge in flüssigen ZubereitungenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Römischen Kamillentee zwischen den Mahlzeiten warm trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 4 g der fein geschnittenen Römischen Kamillenblüten mit 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Zubereitungen aus Römischen Kamillenblüten verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).Für die Anwendung von Römischer Kamille während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Dasselbe gilt für die Anwendung von Römischer Kamille bei Kindern unter 12 Jahren.
Nebenwirkungen
Allergische Reaktionen möglichWechselwirkungen
Keine bekannt- Rosmarin
Botanische Bezeichnung
Rosmarin – Rosmarinus officinalis L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Rosmarin ist im gesamten Mittelmeergebiet bis Portugal heimisch. Der Name leitet sich von lat. „ros marinus“ ab, was „Tau des Meeres“ bedeutet, allerdings ist nicht klar, wie es zu dieser Beschreibung kommt. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt; die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke.
Der duftende Strauch des Rosmarins wird bis 1 m hoch. Sehr charakteristisch sind die harten, schmal-linealen Blätter, die wie Nadeln aussehen und unterseits weiß-filzig behaart sind. Beim Zerreiben duften sie angenehm nach dem ätherischen Öl. Es ist in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten. Beim Zerreiben werden sie verletzt und setzen das ätherische Öl frei. In den Blattachseln stehen die blassblauen bis hellvioletten Lippenblüten. Blütezeit ist Mai bis Juni.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter mit ihrem typischen Rosmaringeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Spanien, Marokko, Tunesien und Südosteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Rosmarinblätter enthalten ätherisches Öl („Rosmarinöl“) mit seinem aromatischem Geruch nach 1,8-Cineol, Campher, Pinen und anderen Monoterpenen. Außerdem bittere Diterpenphenole und Lamiaceen-Gerbstoffe (vorwiegend Rosmarinsäure).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Rosmarinblätter (Rosmarini folium)
- Rosmarinöl (Rosmarini aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Rosmarinblätter
Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden; äußerlich zur unterstützenden Therapie rheumatischer Erkrankungen; Kreislaufbeschwerden (Kommission E); zur Verbesserung der Leber- und Gallefunktion sowie bei dyspeptischen Beschwerden; äußerlich zur unterstützenden Therapie rheumatischer Erkrankungen und bei Kreislaufbeschwerden sowie als leichtes Antisepticum zur Förderung der Wundheilung (ESCOP).
Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Rosmarinblätter und Rosmarinöl innerlich bei dyspeptischen Beschwerden und zur Linderung leichter krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden. Äußerliche Anwendung, entweder als Badezusatz (Rosmarinblätter/Rosmarinöl) oder als Einreibung (Rosmarinöl), unterstützend bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen sowie bei Kreislaufbeschwerden.
Rosmarinblätter äußerlich angewendet zur Unterstützung der Hautdurchblutung; in Kombination mit anderen Stoffen (z.B. Campher, Menthol, Lavendel) zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Rosmarinblätter als Bestandteil von Herz-Kreislauf-Tees
- Rosmarinöl in Salben, Cremes, Ölbädern (Rheumasalbe, Herzsalbe, Rheumabad, Herz-Kreislauf-Bad)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g Rosmarinblätter; Rosmarinöl: in 6 bis 10%iger Zubereitung als Salbe oder Lotio 2 mal tgl. auftragen; Badezusatz: 2 mal wöchentlich als Vollbad.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittene Rosmarinblätter mit kochendem Wasser übergießen und 15 min ziehen lassen und abseihen. Als Badezusatz 50 g Rosmarinblätter mit 1 L Wasser versetzen und den Ansatz kurz aufkochen. Nach 15 bis 30 Min. den Ansatz durch ein Sieb geben und die Extraktflüssigkeit dem Badewasser zufügen.
Hinweise
Bei Gallenwegsbeschwerden (Gallensteinleiden, Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündung u.a.) und Lebererkrankungen soll die Einnahme von Rosmarinblättern und Rosmarinöl nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Vollbäder mit Rosmarinblättern und Rosmarinöl sind bei großen Hautverletzungen und offenen Wunden, bei Fieber, schweren Infektionen, schweren Kreislauferkrankungen und Herzschwäche zu meiden. Rosmariöl bei äußerer Anwendung nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen.
Für die Einnahme von Rosmarinblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Jugendlichen unter 12 Jahren und Kindern liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Allenfalls Allergien
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Rosskastanie
Botanische Bezeichnung
(Gemeine) Rosskastanie – Aesculus hippocastanum L.
Familie
Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Rosskastanie ist ein sommergrüner Baum, der Ende des 16. Jahrhunderts aus der Türkei wohl als Bestandteil des Pferdefutters nach Mitteleuropa kam. Heute hat sie in Europa als Allee- und Parkbaum eine große Bedeutung, kommt jedoch auch aus Kulturen verwildert vor. ‚Aesculus’ (lat.) wird beschrieben als „eine dem Jupiter heilige, auf Bergen wachsende Eichenart von hohem Wuchs und festem Holz“. Das Artepitheton hippocastananum leitet sich von griech. ‚hippos’ (= Pferd) und ‚kastanon’ (= Kastanie) her und macht deutlich, dass die Samen als Pferdefutter verwendet wurden; auch sollen sie bei Pferden als Mittel gegen Husten eingesetzt worden sein.
Die Rosskastanie wird bis zu 30 m hoch und trägt die sehr charakteristischen 5- bis 7-zählig gefingerten, großen Blätter. Die weißen bis rosaroten Blüten stehen in großen, aufrechten Trauben wie Kerzen am Ende der Zweige. Blütezeit ist April/Mai. Im Herbst fallen die grünen und stacheligen Früchte von den Bäumen. Sie brechen dabei auf und entlassen jeweils 2 bis 3 große, glänzende, braune Samen, die gerne von Kindern gesammelt werden.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Samen. Die Droge wird aus osteuropäischen Ländern importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Rosskastaniensamen enthalten Triterpensaponine (Aescin), Stärke, fettes Öl, Proteine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt:
- Rosskastaniensamen (Hippocastani semen)
- Eingestellter (standardisierter) Rosskastanientrockenextrakt (Hippocastani extractum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei chronisch venöser Insuffizienz (Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Wadenkrämpfe, Juckreiz, Beinschwellungen) (Kommission E); bei chronisch venöser Insuffizienz und Krampfadern (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt: bei Krampfadern und trophischen Veränderungen der Haut wie z.B. Unterschenkelgeschwüren sowie bei posttraumatischen oder postoperativen Weichteilschwellungen; außerdem präventiv bei langen Flugreisen.
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Rosskastaniensamen zur Behandlung der chronisch venösen Insuffizienz mit den dafür typischen Symptomen (siehe Kommission E) als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert; siehe auch „traditionelle Anwendung“.Traditionelle Anwendung
Für die äußerliche Anwendung wurde Rosskastaniensamen vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Salben und Gele mit Rosskastaniensamenextrakten als Wirkstoff zur Linderung der Beschwerden im Zusammenhang mit leichten venösen Störungen und zur Behandlung von lokalen Schwellungen und Blutergüssen aufgetragen werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- auf Aescin standardisierte Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Salben
- auf Aescin standardisierte alkoholische Auszüge in Tropfen und anderen Flüssigkeiten
- auf Aescin standardisierter Fluidextrakt in Tropfen und Emulsionen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, soll Rosskastaniensamen nur in Form von auf Aescin standardisierten Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Rosskastaniensamen müssen Rosskastaniensamenzubereitungen in jeder Form gemieden werden.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild nicht relevant.Nebenwirkungen
Bei Einnahme von Rosskastaniensamen kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden, Übelkeit und Juckreiz.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
S
- Sägepalme
Botanische Bezeichnung
Sägepalme, Sägezahnpalme – Serenoa repens (W. Bartram) Small [Syn. Sabal serrulata (Michx.) Nutt.]
Familie
Palmen (Arecaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Sägepalme ist in den küstennahen Südstaaten Nordamerikas heimisch und hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in South Carolina und Florida. Dort wächst sie auf sandigen Böden in Dünen und Kiefernwäldern; auch findet man die Sägepalme im tropischen Mittel- und Südamerika. Es ist eine kurzstämmige Buschpalme mit großen fächerförmigen, blaugrünen Blättern, die in 18 bis 24 Segmente aufgeteilt sind. Charakteristisch ist deren sägenartige, feine Zähnung. Auch die 1 bis 1,5 m langen Blattstängel tragen diese Zähnung. Dies hat der Palme im Deutschen den Namen „Sägepalme“ eingebracht, auch im Artepitheton serrata des Synonyms, abgeleitet von lat. ‚serra’ (= Säge) und ‚serratus’ (= sägeförmig gezähnt), kommt dies zum Ausdruck. Das Artepitheton repens des heute gebräuchlichen botanischen Namens bezieht sich auf das kriechende Rhizom der Sägepalme (lat. ‚repens’ = kriechend). Die kleinen Blüten stehen achselständig in verzweigten Rispen. Aus ihnen entwickeln sich bis 3 cm lange, eiförmige, einsamige, fast schwarze Früchte.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Früchte. Die auf dem Markt befindliche Droge stammt aus Wildvorkommen der küstennahen Südstaaten der USA und Mittelamerikas.
Inhaltsstoffe der Droge
Sägepalmenfrüchte enthalten fettes Öl, freie Fettsäuren und Sterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Sägepalmenfrüchte (Sabalis serrulatae fructus) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (BPH, auch benignes Prostatasydrom, BPS) - Stadium I bis II (Kommission E). Die Wirksamkeit ist durch klinische Studien belegt (Zulassung).
Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Dickextrakt in Kapseln
- Alkoholische Auszüge in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Die Bereitung eines Teeaufgusses ist nicht sinnvoll, da die fettlöslichen Inhaltsstoffe der Sägepalmenfrüchte kaum in den Tee übergehen. Um die Wirkung bei der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu gewährleisten, wird angeraten, diese in Form von Fertigarzneimitteln anzuwenden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Da nur die Beschwerden einer vergrößerten Prostata gebessert werden, nicht aber die Vergrößerung der Prostata als solche (symptomatische Behandlung), muss zur Kontrolle regelmäßig ein Arzt aufgesucht werden.
Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der benignen Prostatahyperplasie (BPH) nicht relevant, insofern erübrigt sich diesbezüglich ein Warnhinweis.Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Sägepalmenfrüchten kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden.
Wechselwirkungen
Bei Einnahme von Zubereitungen aus Sägepalmenfrüchten kann die Wirksamkeit von die Blutgerinnung hemmenden Arzneimitteln (Marcurmar, Warfarin, Clopidrogrel) verstärkt sein; das Risiko für das Auftreten von Blutungen im Magen-Darm-Bereich bei gleichzeitiger Einnahme von Acetylsalicylsäure und anderen Schmerzmitteln aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika ist erhöht. Auch kann die Wirkung von Antiandrogenen verstärkt sein, bei einer Hormonersatztherapie mit Testosteron oder anderen therapeutischen Androgenen kann deren Wirkung abgeschwächt werden.
- Salbei
Botanische Bezeichnung
(Dalmatinischer) Salbei – Salvia officinalis L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Als Heimat des Salbeis gilt die Balkanhalbinsel, heute ist er im gesamten Mittelmeergebiet bis Portugal verbreitet und wird in vielen Ländern auch kultiviert. Der Gattungsname Salvia leitet sich von lat. „salvus“ – gesund, heil, wohlbehalten, gerettet - ab, und bedeutet dann „die Heilende“. Dieser Wortstamm wurde dann als „Salbei“ auch ins Deutsche übernommen. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt; die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Der duftende Halbstrauch des Salbeis wird bis 70 cm hoch und verholzt sehr schnell in den unteren Teilen. Seine Blätter sind relativ dick, graugrün und vor allem unterseits weiß-filzig behaart. Am Grunde tragen sie oft zwei kleine Öhrchen. Beim Zerreiben duften sie sehr charakteristisch und angenehm nach dem ätherischen Öl. Es ist in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten. Beim Zerreiben werden sie verletzt und setzen das ätherische Öl frei. Oberhalb der Blattregion stehen zahlreiche blaue Lippenblüten in 5- bis 10-blütigen Quirlen als lockere Ähre angeordnet. Blütezeit ist Juni bis Juli.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter mit ihrem typischen Salbeigeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus südosteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Salbeiblätter enthalten ätherisches Öl mit seinem aromatischem Geruch nach Thujon, 1,8-Cineol, Campher und anderen Monoterpenen. Außerdem bittere Diterpenphenole und Lamiaceen-Gerbstoffe (vorwiegend Rosmarinsäure) sowie Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Salbeiblätter (Salviae officinalis folium)
- Salbeitinktur (Salviae tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Salbeiblätter: innerlich bei vermehrter Schweißsekretion; äußerlich bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, bei Zahnfleischentzündungen (Kommission E, ESCOP). Kommission E führt zusätzlich die innerliche Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden und die äußerliche Anwendung bei Prothesendruckstellen an.
Das HMPC hat Salbeiblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Salbeiblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Salbei innerlich bei leichten dyspeptischen Beschwerden wie Sodbrennen und Blähungen sowie gegen übermäßiges Schwitzen eingesetzt werden; äußerlich zur symptomatischen Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und zur Behandlung leichter Hautentzündungen.
Salbeiblätter innerlich als mild wirkendes Arzneimittel bei vermehrter Schweißabsonderung und zur Unterstützung der Magenfunktion; lokal zur Unterstützung der Funktion der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Salbeiblätter als Tee
- Alkoholische (Tinktur) und wässrige Auszüge in Tropfen, Gurgellösungen und Salben
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Trockenextrakt in Tabletten
- Wasserdampfdestillat in einer Mischungen mit anderen Drogen in Tropfen
- Salbeiöl in Flüssigkeiten (nur zur äußeren Anwendung)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Tagesdosis 4 bis 6 g Salbeiblätter; Salbeitinktur: Tagesdosis 2,5 bis 7,5 g; Fluidextrakt: Tagesdosis 1,5 bis 3 g; Salbeiöl: äußerlich: Tagesdosis 0,1 bis 0,3 g.
Zum Gurgeln und Spülen mehrmals tgl. 2,5 g Droge bzw. 2-3 Tr. des ätherischen Öls auf 100 ml Wasser als Aufguss bzw. 5 g alkoholischer Auszug auf 1 Glas Wasser. Zur Pinselung mehrmals tgl. alkoholische Auszüge (Tinktur) unverdünnt auftragen.Bereitung eines Teeaufgusses
3 g fein geschnittene Salbeiblätter mit kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen und abseihen. Als Gurgellösung warm anwenden, zum Einnehmen bei Nachtschweiß kalt trinken. Gegen Magen-Darm-Beschwerden 2 g Droge mit kochendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollen Salbeizubereitungen nicht eingenommen werden, da keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Dasselbe gilt für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
In einer öffentlichen Verlautbarung zu „Salbeiöl“ kommt das HMPC zu dem Schluss, dass bei der Abschätzung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses für die innerliche Anwendung von Salbeiöl das Risiko der Anwendung den Nutzen übersteigt. Dies ist durch den Gehalt an toxischem Thujon, ein Nervengift, bedingt, das bei länger dauernder Einnahme und bei zu hoher Dosierung Epilepsie-artige Krämpfe erzeugt. Somit ist die innerliche Anwendung von Salbeiöl nicht empfohlen. Bei der innerlichen Anwendung von Zubereitungen aus Salbeiblättern (Teeaufguss, Tinktur) wird die toxische Dosis an Thujon nicht erreicht; trotzdem sollen Salbeizubereitungen nicht länger als 2 Wochen eingenommen werden. Eine Aufnahme von maximal 5,0 mg Thujon pro Tag ist vertretbar. Es wird empfohlen, für eine innerliche Anwendung möglichst Thujon-arme Chemotypen des Salbeis zu verwenden.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Salbeizubereitungen können die Wirkung von am GABA-Rezeptor angreifenden Arzneistoffen (z.B. Barbiturate, Benzodiazepine) beeinflussen. Auch wenn dies klinisch nicht erwiesen ist, wird von einer gleichzeitigen Einnahme mit solchen Arzneistoffen abgeraten.
- Schachtelhalm
Botanische Bezeichnung
Acker-Schachtelhalm – Equisetum arvense L.
Familie
Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Zinnkraut
Wissenswertes zur Pflanze
Schachtelhalmgewächse sind Sporenpflanzen, die im Mesozoikum zahlreich vertreten waren, heute mit nur noch ungefähr 30 Arten auf der Erde vertreten sind. Allerdings sind diese auf der ganzen Erde verbreitet, sodass der Ackerschachtelhalm in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet vorkommt. Der aufrechte hohle Halm verzweigt sich in kurzen Abständen wirtelig. An der Verzweigungsstelle bildet sich ein Ring aus schuppenartigen, zugespitzten, miteinander verwachsener kleiner Blättchen aus, quasi eine Blattscheide. In diese sind die einzelnen Internodien „eingeschachtelt“, daher „Schachtel“halm. Der Gattungsname Equisetum leitet sich von lat. ‚equus’ (= Pferd) und lat. ‚seta’ (= Tierhaar, Borste) ab, womit die steifen Borstenhaare der Nackenmähne eines Pferdes gemeint sind, denen der Schachtelhalm ähnelt. Durch Kieselsäureeinlagerungen sind die Stängel rau und hart, weshalb die Pflanze früher als Scheuermittel, insbesondere als Zinnputzmittel, verwendet wurde. Daher heißt sie volkstümlich auch „Zinnkraut“. Der Schachtelhalm ist eine Sporenpflanze. Im Frühjahr treibt sie unverzweigte fertile Sprosse mit endständigen zapfenähnlichen, bräunlichen Sporophyllständen aus. Wenn diese abgestorben sind folgen im Sommer dann bis 50 cm hohe grüne, quirlig verzweigte grüne sterile Sprosse.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die sterilen, grünen oberirdischen Teile der Pflanze. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Ost- und Südeuropa oder aus China.
Inhaltsstoffe der Droge
Schachtelhalmkraut enthält Kieselsäure und Silikate, Flavonoide, Kaffeesäurederivate.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Schachtelhalmkrauts (Equiseti herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich beim posttraumatischen und statischen Ödem und zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß. Äußerlich zur unterstützenden Behandlung schlecht heilender Wunden (Kommission E). Das HMPC hat Schachtelhalmkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Schachtelhalm wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Schachtelhalmkraut bei leichten Harnwegsbeschwerden zur Erhöhung der Urinmenge zwecks Durchspülung der ableitenden Harnwege eingenommen werden. Traditionell angewendet in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Tabletten
- Trockenextrakte in Dragees und Kapseln
- alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
- Urtinktur
- ölige Auszüge bzw. Glycerinextrakt in Einreibungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Schachtelhalmkrautee trinken. Mittlere Tagesdosis: 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g fein geschnittenes Schachtelhalmkraut werden mit kochendem Wasser übergossen und 5 Min. gekocht. Dann lässt man den Ansatz 10 bis 15 Min. stehen und gibt ihn durch ein Teesieb.
Hinweise
Bei einer bestehenden Allergie auf Schachtelhalmkraut muss dieses gemieden werden. Bei einer Durchspülungstherapie muss auf reichliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Soll aufgrund eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit die Flüssigkeitszufuhr beschränkt werden, darf keine Durchspülungstherapie mit Schachtelhalmkraut durchgeführt werden.
Von einer Einnahme von Schachtelhalmkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren vor.Nebenwirkungen
Eventuell können leichte Magenbeschwerden auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Schafgarbe
Botanische Bezeichnung
Gemeine Schafgarbe – Achillea millefolium L. s.l.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Zusatz „s.l.“ (sensu latiore = im weiteren Sinne) hinter dem botanischen Namen der Pflanze bedeutet, dass es sich bei der Art um eine vielgestaltige Sammelart handelt. Zur Achillea-millefolium-Gruppe gehören viele Kleinarten, die mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen an Boden und Klima verschiedene Areale in ganz Europa besiedeln. Bei uns findet man sie auf Wiesen, Weiden, Trockenrasen und an Wegrändern.
Achillea ist das „Kraut des Achilleus“. Achilles drang auf der Suche nach Troja in Mysien ein und verletzte dabei den König der Myser, Thelephos, am Oberschenkel. Er heilte dessen Wunde mit einer Heilpflanze, die später als die Schafgarbe gedeutet wurde. Das Artepitheton millefolium nimmt Bezug auf die charakteristische Form der Blätter. Sie sind mehrfach fiederschnittig mit zahlreichen, sehr schmalen Fiedern, was den Eindruck von „tausend Blättern“ erweckt (lat. ‚mille’ = tausend, ‚folium’ = Blatt). Viele Blütenköpfchen stehen in Doldenrispen endständig am oben stark verzweigten Stängel. Sie sind mit 5 bis 8 mm im Durchmesser relativ klein und tragen 4 bis 6 weiße bis rosarote rundliche Zungenblüten und nur wenige blassgelbe Röhrenblüten. Die 30 bis 60 cm hohe Pflanze wird gerne von Schafen gefressen, weshalb hat sie im Deutschen den Namen Schafgarbe bekommen hat.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, blühenden Triebspitzen mit Blättern, Blüten und Stängeln. Die im Handel befindliche Droge stammt aus südost- und osteuropäischen Ländern und auch aus Deutschland.
Inhaltsstoffe der Droge
Schafgarbenkraut enthält ätherisches Öl, Sesquiterpenlactone (vor allem Guajanolide), Flavonoide und Caffeoylchinasäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Schafgarbenkrauts (Millefolii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich; äußerlich in Form von Sitzbädern bei schmerzhaften Krampfzuständen psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau (Pelvipathia vegetativa) (Kommission E, ESCOP). ESCOP empfiehlt Schafgarbenkraut außerdem zur Behandlung leichter Haut- und Schleimhautentzündungen.
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Dragees
- Tinktur in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Schafgarbentee zwischen den Mahlzeiten trinken. Tagesdosis: 4,5 g.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittenes Schafgarbenkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Für Sitzbäder wird ein Aufguss von 100 g Schafgarbenkraut auf 1 bis 2 L Wasser zubereitet, der nach 20-minütigem Ziehen dem Badewasser zugegeben wird.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Schafgarbe oder andere Korbblütler müssen Schafgarbenzubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Schafgarbenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vor.Nebenwirkungen
Selten Kontaktallergien (Schafgarbendermatitis)
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Schöllkraut
Botanische Bezeichnung
Schöllkraut – Chelidonium majus L.
Familie
Mohngewächse (Papaveraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Chelidonium majus, das Schöllkraut, ist die einzige Art der Gattung Chelidonium. Sie ist vom subarktischen bis zum mediterranen Europa heimisch und kommt auch in den gemäßigten und subarktischen Gebieten Asiens vor. In Nordamerika ist das Schöllkraut vermutlich eingeschleppt. Es ist eine typische Ruderalpflanze, d.h. es wächst auf vom Menschen beeinflussten Standorten wie Schutt-, Müll- und Hofplätzen, an Weg- und Straßenrändern sowie an Hecken, Mauern, Zäunen, auf Äckern und Weideplätzen. Da die Samen mit ihrem süß-klebrigen Samenanhängsel (Elaiosom) leicht an Ameisen kleben bleiben, findet man es häufig auch in Mauerritzen.
Der Gattungsname Chelidonium leitet sich von griech. ‚chelidon’ (= Schwalbe) ab, jedoch ist nicht ganz klar, wie das zu deuten ist. Theophrast, der griechische Philosoph und Naturforscher, bringt es mit der Beobachtung in Verbindung, dass die Pflanze mit dem Eintreffen der Schwalben zu blühen beginnt und mit deren Abzug welkt. Das mag in Griechenland stimmen, wo das Schöllkraut sicher früher blüht als bei uns. Hier blüht es nach dem Eintreffen der Schwalben, aber typischerweise den ganzen Sommer über von Mai bis September. Sehr charakteristisch ist, dass an einer bereits welkenden Pflanze immer noch gelbe Blüten neben den bereits reifen Schoten stehen. Eine andere Deutung findet Plinius, der fabelt, die Schwalben stellten mit den Blüten die Sehkraft ihrer Jungen wieder her. Der deutsche Namen ist eine sprachliche Umbildung des lateinischen Namens, ursprünglich „Schellkraut“ (von Chelidonium).
Das Schöllkraut ist eine 30 bis 60 cm hohe Staude mit verzweigtem und abstehend behaartem Stängel. Daran sitzen unpaarig buchtig-gefiederte Blätter, obererseits hellgrün, unterseits blaugrün und bereift. Die Blüten bestehen aus vier leuchtend gelben Kronblättern und zahlreichen Staubblättern. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich ca. 5 cm lange, schmale Schoten mit vielen kleinen schwarzen Samen, die das oben erwähnte weißliche, süß-klebrige Anhängsel (Elaiosom) tragen, mit dem die Samen durch Tiere leicht und weit verbreitet werden. In allen Teilen führt die Pflanze einen orangefarbenen Milchsaft, der beim Verletzen der Pflanze, so auch beim Pflücken, austritt und die Finger gelb einfärbt. Die Farbe wird durch Carotinoide und einige Alkaloide im Milchsaft verursacht, insbesondere durch Sanguinarin (lat. ‚sanguis’ = Blut).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit gesammelte, getrocknete Kraut bestehend aus Blätter, Blüten und Stängeln. Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Schöllkraut enthält Alkaloide, vorwiegend vom Benzylisochinolintyp (z.B. Coptisin, Chelidonin, Sanguinarin), Chelidonsäure und Kaffeesäurederivate.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Schöllkrauts (Chelidonii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts (Kommission E). Zur symptomatischen Behandlung leichter Krämpfe im oberen Gastrointestinaltrakt und bei leichten Gallenbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden wie z.B. Blähungen (ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Schöllkraut hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- pulverisierte Droge in Dragees
- Trockenextrakt in Tabletten
- alkoholische Extrakte in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Von der Anwendung des Schöllkrauts als Teeaufguss wird wegen der möglichen Nebenwirkungen abgeraten.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Bei bestehenden oder in der Krankheitsgeschichte vorkommenden Lebererkrankungen soll Schöllkraut nicht eingenommen werden. Ebenso soll bei Gallensteinleiden oder bei einem Verschluss der Gallenwege Schöllkraut nicht eingenommen werden, zumindest nicht in einer Dosis von über 2,5 mg Alkaloide.
Während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 12 Jahren kann Schöllkraut nicht empfohlen werden, da noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Meldungen über Anstieg der Leberenzymaktivitäten und des Serumbilirubins bis zur Gelbsucht haben die Anwendung von Schöllkraut zeitweise in Frage gestellt. Aufgrund von Nachforschungen konnte man jedoch diese Nebenwirkung auf eine zu hohe Alkaloid-Tagedosis (15 bis 25 mg Alkaloide) zurückführen. Auch wird eine zu hohe Dosis der Alkaloide Sanguinarin und Chelerythrin, die aber hauptsächlich in den Wurzeln vorkommen, dafür verantwortlich gemacht. Auch wurde festgestellt, dass in den besagten Fällen Schöllkrautpräparate fälschlicherweise während einer akuten Leber- und Gallenwegsentzündung angewendet wurden. Nach Absetzen des Schöllkrauts waren die Werte wieder rückläufig. Heute geht man davon aus, dass man bei einer Gesamtalkaloid-Tagesdosis von höchstens 2,5 mg nicht mit Nebenwirkungen rechnen muss.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Senna
Botanische Bezeichnung
Alexandrinische Senna – Senna alexandrina Mill.
Familie
Johannisbrotgewächse (Caesalpiniaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Arzneilich genutzt wurden ursprünglich zwei verschiedene Sennes-Pflanzen, die innerhalb der Gattung Cassia zur Untergattung Senna gehörten: Cassia senna L. (Syn. Cassia acutifolia Delile – Alexandriner- oder Khartum-Senna) und Cassia angustifolia Vahl. (Tinnevelly-Senna). Die spätere Erhebung der Untergattung Senna zur eigenständigen Gattung Senna hatte auch Folgen für diese beiden Arten. Ihr Gattungsname ist nun folgerichtig Senna und - die beiden Arten unterscheiden sich morphologisch und mikroskopisch sowie bezüglich der Inhaltstoffe nur unwesentlich - sie wurden zu Senna alexandrina Mill. vereinigt. Das Verbreitungsgebiet der Alexandrinischen Senna erstreckt sich in den warmen, trockenen Gebieten somit vom nördlichen Zentralafrika über den Sudan, Ägypten, östlich über Arabien bis Südindien.
Die Alexandrinische Senna ist ein 60 cm bis 2 m hoher Strauch mit fünf- bis neunpaarig gefiederten Blättern. Die Fiedern sind lineallanzettlich und bis 6 cm lang. Auf die Form dieser Fiedern beziehen die aus dem Lateinischen stammenden, ursprünglichen Artepithetons: ‚acutifolius’ (= spitzblättrig)‚ ‚angustifolius’ (= schmalblättig). Die schwach zygomorphen gelben Blüten stehen blattachselständig in Trauben. Die Früchte sind bis 5 cm lange Hülsen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Fiederblätter und die getrockneten Früchte (Hülsen). Die Drogen des Handels stammen hauptsächlich aus dem Sudan und aus Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Sennesblätter und Sennesfrüchte enthalten Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich die Sennoside A bis D (Dianthronglykoside).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Sennesblätter (Sennae folium)
- Alexandriner-Sennesfrüchte (Sennae fructus acutifoliae)
- Tinnevelly-Sennesfrüchte (Sennae fructus angustifoliae)
- Eingestellter (standardisierter) Sennesblättertrockenextrakt (Sennae folii extractum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipationen (Verstopfung).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Sennesblättern und Sennesfrüchten zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Blätter bzw. Früchte als Tee
- pulverisierte Blätter bzw. Früchte in Granulat, Tabletten und Dragees
- auf Anthranoide (Sennosid B) standardisierter Sennesfrüchtetrockenextrakt (Auszugsmittel Wasser oder Ethanol 60%) in Dragees, Tabletten und Instant-Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide pro Tag sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 0,75 bis 1,5 g geschnittenen Sennesblättern oder Sennesfrüchten erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Faulbaumrinde (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).Bereitung eines Teeaufgusses
0,75 bis 1,5 g fein geschnittene Sennesblättern oder Sennesfrüchten mit ca. 150 mL heißem (nicht siedend) Wasser übergießen und nach 10 bis 20 Min. abseihen.
Hinweise
Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte dürfen nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte sollen nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Sibirischer Ginseng/Taigawurzel
Botanische Bezeichnung
Sibirischer Ginseng oder Stachelpanax – Eleutherococcus senticosus (Rupr. et Maxim.) Maxim.
Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Im Deutschen heißt die Pflanze Stachelpanax oder Borstige Fingeraralie, ist aber bei uns kaum bekannt, denn sie hat ihre Hauptverbreitung in den borealen Nadelwäldern (= Taiga) Ostsibiriens. Östlich reicht sie bis Japan und Sachalin, südlich bis Südkorea und die Nordprovinzen Chinas. „Sibirischer Ginseng“ ist eigentlich nur die Übersetzung des englischen Pflanzennamens (Siberian Ginseng), womit assoziiert wird, dass die Pflanze arzneilich wie der (Koreanische) Ginseng (Panax ginseng C. A. Meyer) verwendet wird. In den bergigen nordöstlichen Provinzen Chinas ist ein weiterer arzneilich verwendeter Ginseng heimisch, der Chinesische Ginseng (auch Notoginseng; Panax pseudoginseng Wall.). Als „Taigawurzel“ werden die im Handel befindlichen unterirdischen Pflanzenteile des Sibirischen Ginsengs bezeichnet. Mit „Stachel-“ im deutschen und senticosus (lat. = reich an Dornen oder Stacheln) im lateinischen Namen werden die schräg nach unten abstehenden Stachelborsten an den Zweigen des bis 3 m hohen Strauchs angesprochen. Auch die Blattstiele der 5-zähligen, fein gesägten Blätter sind dicht mit Stacheln besetzt. Die blauvioletten (männlich und weiblich) und die gelben Blüten (weiblich) stehen in Dolden; aus den weiblichen bilden sich schwarze Beerenfrüchte.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile bestehend aus den Rhizomen und Wurzeln. Die Droge trägt den Namen „Taigawurzel“. Lange Zeit waren nur Extrakte der Droge im Handel erhältlich, da die Ausfuhr der Droge zur Zeit der Sowjetunion verboten war. So war man lange Zeit auf Einfuhren der Droge aus China und Korea angewiesen; heute ist auch russische Ware im Handel erhältlich.
Inhaltsstoffe der Droge
Taigawurzel weist ein sehr heterogenes Inhaltsstoffspektrum auf: Lignane, Hydroxycumarine, Triterpensaponine, Steroidglykoside, Phenylacrylsäure-Derivate und Polysaccharide. Analog zu den in den Wurzeln des Koreanischen Ginseng enthaltenen, stofflich einheitlichen Ginsenosiden bezeichnet man die Inhaltsstoffe der Taigawurzel gerne als „Eleutheroside“. Diesen Begriff sollte man besser meiden, da sich dahinter keine einheitliche Stoffgruppe verbirgt.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Taigawurzel (Eleutherococci radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz (Kommission E, ESCOP). Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: „zur Erhaltung und Aktivierung der körpereigenen Widerstandskraft, besonders bei außergewöhnlichen körperlichen, seelischen und geistigen Belastungen“.
Das HMPC hat Taigawurzel als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Taigawurzel wurde vom HMPC für als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Taigawurzel innerlich bei Symptomen allgemeiner Kraftlosigkeit wie Erschöpfung und Schwäche eingesetzt werden.
Zur Besserung des Allgemeinbefindens (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Kapseln und Tabletten
- Fluidextrakt in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Als Tagesdosis wird 0,5 bis 4 g Droge empfohlen, die auf einmal oder auf drei Portionen über den Tag verteilt getrunken werden können. Da über eine lange Zeit nur Extrakte gehandelt werden durften, hat sich die Verwendung der Droge zur Bereitung eines Teeaufgusses allerdings nicht etabliert.Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 4 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Wurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Taigawurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Herzklopfen oder Kopfschmerzen können auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Sonnenhut - Echinacea
Botanische Bezeichnung
Purpurfarbener Sonnenhut – Echinacea purpurea (L.) Moench, Blasser Sonnenhut – Echinacea pallida Nutt.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Roter Sonnenhut, Purpurfarbene Kegelblume, Purpurfarbener Igelkopf; Blasse Kegelblume, Blasser Igelkopf
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Echinacea ist in Nordamerika verbreitet und reicht von der Golfküstenebene im Süden über die Great Plains und das Zentrale Tiefland bis zu den Großen Seen im Norden; im Osten schließt sie den Gebirgszug der Appalachen mit ein und erreicht ihre Westgrenze im Bereich der Rocky Mountains. Die beide Arten E. purpurea und E. pallida kommen dabei überlappend vor. In Europa ist der Sonnenhut inzwischen als Zierpflanze eingeführt.
Der Gattungsname Echinacea leitet sich von griech. ‚echinos’ (= Igel) ab, wodurch sich auch der deutsche Name „Igelkopf” erklärt. An einen Igel erinnert in der Tat der stark kegelförmig gewölbte Blütenboden mit seinen langen Röhrenblüten, die zusätzlich von stacheligen Spreublättern überragt werden.
Der purpurfarbene Sonnenhut ist die größere der beiden Arten. Er wird 60 bis 180 cm hoch, der blasse Sonnenhut 40 bis 120 cm. Beide Arten haben große länglich-lanzettliche, rau behaarte Blätter; beim Purpurfarbenen Sonnenhut sind diese grob gesägt. Sehr charakteristisch sind die großen Blütenköpfchen mit ihren auffallend langen, hängenden bzw. zurückgebogenen Zungenblüten. Beim Purpurfarbenen Sonnenhut sind sie 2 bis 4 cm lang und purpurrot, beim Blassen Sonnenhut 4 bis 9 cm lang, rosa oder weiß (lat. ‚pallida’ = blass). Auf dem stark gewölbten Blütenboden sitzen bei beiden Arten zahlreiche Röhrenblüten. Blütezeit ist der Spätsommer.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Beim Purpurfarbenen Sonnenhut wird sowohl das Kraut, vorzugsweise der Saft des frischen Krauts, als auch die Wurzel verwendet; die Drogen stammen aus Kulturen in Amerika und Europa. Beim Blassen Sonnenhut wird nur die Wurzel arzneilich verwendet. Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Wildsammlungen in Nordamerika, zu einem geringen Teil auch aus Kulturen in den USA und Europa.
Inhaltsstoffe der Droge
Purpurfarbener Sonnenhut (Kraut und Wurzel): Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Alkamide, Polyacetylene, ätherisches Öl
Blasser Sonnenhut (Wurzel): Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Ketoalkene und Ketoalkine, ätherisches ÖlQualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogezubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Purpur-Sonnenhut-Kraut (Echinaceae purpureae herba)
- Purpur-Sonnenhut-Wurzel (Echinaceae purpureae radix)
- Blasser-Sonnenhut-Wurzel (Echinaceae pallidae radix)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Purpur-Sonnenhut-Kraut: Innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege, äußerlich bei schlecht heilenden, oberflächlichen Wunden (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat für Frischpflanzenzubereitungen aus Purpur-Sonnenhut-Kraut die innerliche Anwendung zur kurzzeitigen Prophylaxe und Behandlung von Erkältungskrankheiten als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „Traditionelle Anwendung“).
Purpur-Sonnenhut-Wurzel: Innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege (ESCOP).
Blasser Sonnenhut-Wurzel: Zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte (Kommission E). Zur unterstützenden Therapie und Prophylaxe wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege (ESCOP).Traditionelle Anwendung
Die Frischpflanzenzubereitungen aus Purpur-Sonnenhut-Kraut wurden vom HMPC für die äußerliche Anwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Purpur-Sonnenhut-Kraut zur Behandlung kleiner, oberflächlicher Wunden eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Purpur-Sonnenhut-Wurzel und Blasser-Sonnenhut-Wurzel wurden vom HMPC für die innerliche Anwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Tradition traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Tradition können Zubereitungen beider Drogen zur unterstützenden Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt werden.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Purpur-Sonnenhut-Kraut
- Frischpflanzenpresssaft in Tropfen und anderen flüssigen Zubereitungen und Salben
- Urtinktur in Tropfen
- Getrockneter Frischpflanzenpresssaft in Tabletten und Dragees
Purpur-Sonnenhut-Wurzel
- Trockenextrakt in Tabletten und Dragees
Blasser-Sonnenhut-Wurzel
- Trockenextrakt in Tabletten und Dragees
- Urtinktur in Tabletten und Tropfen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, sollte Sonnenhut nur in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Bereitung eines Teeaufgusses
Von der Bereitung eines Teeaufgusses ist abzuraten.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Sonnenhut-Zubereitungen (Echinacea-Zubereitungen) gemieden werden. Allergikern wird von der Anwendung von Sonnenhut (Echinacea) generell abgeraten. Wegen des immunstimulierenden Effekts von Sonnenhut (Echinacea) dürfen Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Immunschwächeerkrankungen und immunsuppressive Patienten Sonnenhut (Echinacea) nicht anwenden (nicht bei Tuberkulose, Leukosen, Kollagenosen, Multiple Sklerose, AIDS, HIV-Infektionen).
Für die Anwendung von Sonnenhut (Echinacea) während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Stillende Mütter dürfen zur Brustpflege keine Salbe mit Sonnenhut (Echinacea) verwenden.Nebenwirkungen
Allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Sonnentau
Botanische Bezeichnung
(Rundblättriger) Sonnentau – Drosera rotundifolia L.
Familie
Sonnentaugewächse (Droseraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Drosera hat mit 85 Arten ihren Verbreitungsschwerpunkt in der südlichen Hemisphäre, vor allem in Australien und Neuseeland. In Europa findet man nur drei Arten: D. rotundifolia (Rundblättriger Sonnentau), D. intermedia (Mittlerer Sonnentau) und D. anglica (Englischer Sonnentau). Alle drei kommen zirkumpolar vor mit einem Verbreitungsgebiet, das von der gemäßigten und borealen Zone stellenweise bis in die subarktische Zone reicht. Der Sonnentau ist ein Bewohner von feuchten bis nassen, nährstoffarmen Torfböden. So wächst er gerne zwischen Torfmoosen in Hochmoor-, Zwischenmoor- und bodensauren Flachmoorgesellschaften, sowie in feuchten Borstgrasrasen und Heiden; auch findet man ihn an Grabenrändern und nassen Felsen.
Die runden bis querovalen Blätter des Sonnentaus bilden eine grundständige Rosette, die fest dem Boden anliegt. Aus den Rosetten wachsen im Sommer 7 bis 15 cm lange, behaarte, blattlose Blütenschafte mit jeweils 4 bis 12 Blüten, die nur ganz kurz blühen. Auf der Oberseite der Blätter sitzen kleine Drüsen und, besonders am Rand, rötliche, drüsige Haare, sog. Tentakel. Sie wirken als „Klebfallen“ für kleine Insekten, denn ihre Drüsenköpfchen sondern in der Sonne glitzernde Tröpfchen eines klebrigen Sekrets ab - daher der Name „Sonnentau“. An den klebrigen Drüsen bleiben dann die Insekten hängen, versuchen zu entkommen und berühren dadurch weitere Klebdrüsen. Zudem krümmen sich durch den Berührungsreiz die Tentakel und drücken so die gefangenen Insekten gegen die Blattfläche, wo sie von den Eiweiß spaltenden Enzymen des abgesonderten Fangsekrets verdaut werden. Übrig bleiben nur die Chitinpanzer der erbeuteten Insekten, die man deshalb häufig auf den Sonnentaublättern liegen sieht. Mit dieser Aktion ergänzt der Sonnentau das spärliche Nährstoffangebot der Moore, vor allem hinsichtlich Stickstoff und Phosphor.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das getrocknete Kraut bestehend aus den ober- und unterirdischen Teilen der Pflanze. Ursprünglich stammte die Droge von den in Europa heimischen Arten, vorwiegend vom Rundblättrigen Sonnentau. Da diese Arten in Europa vom Aussterben bedroht sind, stehen sie heute unter strengem Naturschutz und dürfen nicht mehr gesammelt werden. Als Ersatzdroge wird deshalb Droge aus afrikanischen Wildbeständen angeboten, die vorwiegend von D. ramentacea, D. madagascariensis und D. peltata stammt. Die Drogenbeschaffung kann in Zukunft kritisch werden.
Inhaltsstoffe der Droge
Sonnentaukraut enthält 1,4-Naphthochinon-Derivate (u.a. 7-Methyljuglon, Plumbagin) und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
In den Arzneibüchern (Ph. Eur., DAB, DAC) ist die Qualität von Sonnentaukraut nicht festgelegt. Eine Monographie findet sich im Ergänzungsband zum DAB 6 (Erg. B. 6).
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Krampf- und Reizhusten (Kommission E).
Traditionelle Anwendung
Sonnentaukraut hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Urtinktur in Tropfen und Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse Sonnentautee trinken. Die von der Kommission E empfohlene Dosierung von 3 g Droge pro Tag muss erhöht werden, da die heute zur Verfügung stehende afrikanischen Droge einen tieferen Gehalt an Naphthochinonen aufweist als die europäische Ware. Die Empfehlung heute lautet: je nach Naphthochinongehalt 3 bis 10 g Droge pro Tag.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 5 g fein geschnittenes Sonnentaukraut wird mit siedendem Wasser übergossen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Für die Anwendung von Sonnentaukraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen vor.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Spitzwegerich
Botanische Bezeichnung
Spitz-Wegerich – Plantago lanceolata L.
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Spitzwegerich ist in allen gemäßigten Klimazonen der Welt verbreitet und wächst vor allem auf Wiesen und Weiden, häufig auch an Ruderalstandorten wie Wegrändern und Schutthaufen. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.
Die lang-lanzettlichen und so typisch parallelnervigen Blätter des Spitzwegerichs liefern das Artepitheton lanceolata (von lat. ‚lanceola’ = kleine Lanze). Sie stehen zahlreich in einer grundständigen Rosette, sind ca. 20 cm lang und sind im Vergleich zu den Blättern des Breitwegerichs zum Teil aufgerichtet. Die kleinen Blüten stehen in dichten, walzenförmigen Ähren am Ende von langen, die Blätter überragenden, gefurchten Blütenschäften. Sie blühen von unten nach oben auf, was an den aus den Blütenkronen herausragenden, gelblichweißen Staubblättern gut zu erkennen ist. Blütezeit ist Mai bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die ganzen oder zerkleinerten Blätter und Blütenschäfte. Die Droge des Handels stammt meist aus Kulturen osteuropäischer Ländern, zu einem kleinen Teil aus Holland.
Inhaltsstoffe der Droge
Spitzwegerichblätter enthalten Schleimstoffe, Phenylethanoide und Iridoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Spitzwegerichblätter (Plantaginis lanceolatae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Äußerlich bei Entzündungen der Haut (Kommission E, ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Stärkung der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakte in Saft
- Fluidextrakt in Saft und Tropfen
- Frischpflanzenpresssaft als Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich eine Tasse Spitzwegerichtee trinken; mittlere Tagesdosis bei Erwachsenen und Jugendlichen 3 bis 6 g Droge, Kinder unter 6 Jahren 2 bis 4 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g geschnittene Spitzwegerichblätter mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Um den Schleim der Droge besser zu nutzen ist es auch sinnvoll, den Aufguss mit kaltem Wasser anzusetzen, nach 2 Stunden abseihen und kurz zum Kochen bringen.
Hinweise
Für die Anwendung von Spitzwegerich während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 4 Jahren ist abzuraten, weil dies in ärztliche Hände gehört.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Steinklee
Botanische Bezeichnung
(Echter) Steinklee – Melilotus officinalis (L.) Lam.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Steinklee ist eine an Weg- und Ackerrändern in Europa und Asien weit verbreitete Pflanze. Der Gattungsname Melilotus leitet sich von griech. ‚meli’ (= Honig) und ‚lotos’ (= Klee im weiteren Sinne) ab. In der Tat stellen die zahlreichen duftenden, hellgelben Blüten eine vorzügliche Bienenweide dar. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht. Der deutsche Namen "Steinklee" nimmt Bezug auf die bevorzugten Standorte, nämlich die steinigen Weg- und Ackerränder, und auf die Dreizähligkeit der Blätter („Kleeblätter“).
Der Steinklee wird bis fast 1 m hoch. An den langen Stängeln stehen die dreizähligen Blätter mit verkehrt eiförmigen, unregelmäßig schwach gezähnten Blättchen. Die kleinen, gelben Schmetterlingsblüten stehen zu 30 bis 70 in einseitswendigen Trauben; ihre Flügel sind größer als das Schiffchen. Bei der Fruchtreife bilden sich dann die hellbraunen rundlichen Hülsen. Blütezeit ist Mai bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit geerntete, getrocknete Kraut. Durch enzymatische Vorgänge beim Trocknen entsteht das flüchtige Cumarin, das der Droge ihren typischen Geruch verleiht. Die Droge stammt aus Kulturen in osteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Steinkleekraut enthält Cumarin, Melilotosid, Flavonoide und Saponine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Steinkleekrauts (Meliloti herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich gegen Beschwerden bei chronisch venöser Insuffizienz wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen (Kommission E, ESCOP). Weiterhin zur unterstützenden Behandlung der Thrombophlebitis, des postthrombotischen Syndroms, von Hämorrhoiden und Lymphstauungen sowie äußerlich bei Prellungen, Verstauchungen und oberflächlichen Blutergüssen (Kommission E).
Das HMPC hat Steinkleekraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Steinkleekraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Steinkleekraut innerlich und äußerlich zur Besserung der Beschwerden, die im Zusammenhang mit leichten venösen Störungen entstehen, wie Schweregefühl in den Beinen, eingesetzt werden. Äußerlich auch zur Behandlung von Blutergüssen, Verstauchungen und Insektenstichen.
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei müden Beinen (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Urtinktur in Tropfen und anderen Flüssigkeiten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Das Trinken von Steinkleekrauttee wird wegen des schwankenden Cumaringehalts in der Droge nicht empfohlen (siehe Nebenwirkungen).Hinweise
Steinkleekraut soll nicht gleichzeitig mit gerinnungshemmenden (blutverdünnenden) Mitteln eingenommen werden. Patienten mit einer Leberkrankheit in der Krankheitsgeschichte sollen Steinkleekraut nicht einnehmen. Von einer Einnahme von Steinkleekraut während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vor.
Nebenwirkungen
Gelegentlich Magenbeschwerden und allergische Erscheinungen. Cumarin hat sich bei verschiedenen Tierarten als lebertoxisch erwiesen. Die Vermutung einer mutagenen, genotoxischen und karzinogenen Wirkung hat sich allerdings nicht bestätigt. Vorsichtshalber sollte die tägliche Cumarinaufnahme 5 mg nicht überschreiten.
Wechselwirkungen
Über Interaktionen mit gerinnungshemmenden (blutverdünnenden) Mitteln wurde berichtet.
- Süßholz
Botanische Bezeichnung
Süßholz – Glycyrrhiza glabra L.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Mit verschiedenen Varietäten besiedelt das Süßholz ein großes Gebiet vom südöstlichen Europa über Vorderasien, Ukraine, Mittelrussland, südliches Sibirien, Afghanistan bis zum westlichen China. Angebaut wird die Pflanze in den warmgemäßigten bis subtropischen Ländern aller Kontinente. Die langlebige, bis über 1 m hohe Staude ist mit einer langen, dicken Pfahlwurzel und dicken Nebenwurzeln im Boden verankert. Aus einem stark verholzten Rhizom (unterirdischer Spross) treiben jedes Jahr kräftige Stängel mit unpaarig gefiederten Blättern (je 3 bis 7 Paare). Die einzelnen Fiedern sind eiförmig bis breitelliptisch und unterseits drüsig behaart, ansonsten kahl (lat. ‚glaber, glabra’ = kahl). Viele kleine blasslila gefärbte Schmetterlingsblüten stehen dicht in 10 bis 15 cm langen Trauben in den Blattachseln. Die Früchte sind 1,5 bis 2,5 cm lange Hülsen mit nierenförmigen Samen.
Sowohl der Gattungsnamen Glycyrrhiza, von griech. ‚glykys’ = süß und ‚rhiza’ = Wurzel, als auch der deutsche Namen „Süßholz“ nimmt Bezug auf die stark süß schmeckende Wurzel, verursacht durch das in der Wurzel enthaltene Glycyrrhizin, ein Triterpensaponin, das ungefähr die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker (Saccharose) besitzt. Aus den Wurzeln wird ein „Süßholzsaft“ (Liquiritiae succus) gewonnen, der in die weltweit beliebten Lakritz-Süßwaren eingearbeitet wird. Dazu werden die frischen Wurzeln zerkleinert und mit Wasser viele Stunden ausgekocht. Der so gewonnene Saft wird dann ganz langsam bis zur zähflüssigen Konsistenz eingedickt. Bei diesem Vorgang bildet sich das so typische Lakritzaroma. Der zähflüssige Extrakt wird zu 5% bis maximal 50% in Lakritzwaren eingearbeitet. Diese werden aus Zucker, Mehl, Stärke und/oder Gelatine sowie Geruchs- und Geschmacksstoffen hergestellt. Vom Bundesverband der Süßwarenindustrie wurde ein Höchstgehalt von 200 mg Glycyrrhizin pro 100 g Lakritzware festgelegt. Produkte mit einem höheren Gehalt müssen als „Starklakritz“ gekennzeichnet sein unter Angabe einer Höchstverzehrmenge (siehe Nebenwirkungen). Die erste Lakritze in der so typischen Schneckenform soll 1925 von einem deutschen Förderband gelaufen sein.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, geschälten oder ungeschälten Wurzeln mit ihren Ausläufern. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in China, Russland und der Türkei, auch aus Italien, Bulgarien und Spanien.
Inhaltsstoffe der Droge
Süßholzwurzel enthält Triterpensaponine (hauptsächlich Glycyrrhizin), Flavonoide, Isoflavone und Polysaccharide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Süßholzwurzel (Liquiritiae radix)
- Eingestellter, ethanolischer Süßholzwurzelfluidextrakt (Liquiritiae extractum fluidum ethanolicum normatum)
- Süßholzwurzeltrockenextrakt als Geschmackskorrigens (Liquiritiae extractum siccum ad saporandum)
- Die Qualität von Eingestelltem Süßholztrockenextrakt (Liquiritiae extractum siccum normatum) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Katarrhen der oberen Luftwege und bei Ulcus ventriculi/ duodeni (Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür) (Kommission E); als unterstützende Therapie bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Magenschleimhautentzündung; als schleimlösendes Mittel bei Husten und Bronchialkatarrh (ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Süßholzwurzel wird traditionell angewendet als mild wirkendes Arzneimittel bei Sodbrennen und säurebedingten Magenschmerzen sowie in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Süßholzwurzel zur Teebereitung
- Trockenextrakt in löslichen Instant-Tees und Kautabletten
- alkoholische Auszüge in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse Süßholzwurzeltee trinken; Tagesdosis: 5 bis 15 g Droge entsprechend 200 bis 600 mg Glycyrrhizin.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 1,5 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Süßholzwurzel mit 150 mL kaltem Wasser versetzen, den Ansatz aufkochen, dann vom Herd nehmen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Der Aufguss kann auch mit siedendem Wasser angesetzt werden.
Hinweise
Bei durch Gallenstau bedingten Lebererkrankungen, Leberzirrhose, Bluthochdruck, Kaliummangel, schwerer Niereninsuffizienz darf Süßholzwurzel, auch in Form von Lakritz, nicht eingenommen werden.
Auch während der Schwangerschaft ist Süßholzwurzel und Lakritz zu meiden.Nebenwirkungen
Bei längerer Anwendung und höherer Dosierung können mineralokortikoide Effekte in Form einer Natrium- und Wasser-Retention, Kaliumverlust mit Bluthochdruck, Ödeme (Wasseransammlung in Geweben) und in seltenen Fällen Myoglobinurie auftreten (Eiweiß des Muskelgewebes im Harn).
Wechselwirkungen
Durch andere Arzneimittel (z.B. durch Thiazid- und Schleifendiuretika) verursachte Kaliumverluste können verstärkt werden; bei vermindertem Kaliumspiegel ist die Empfindlichkeit gegenüber Herzglykosiden (Digitalisglykosiden) erhöht.
T
- Tausendgüldenkraut
Botanische Bezeichnung
(Echtes) Tausendgüldenkraut – Centaurium erythraea Rafn
Familie
Enziangewächse (Gentianaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Mit zahlreichen regional verbreiteten Unterarten wächst die Pflanze in Europa vom Mittelmeer bis zu den Britischen Inseln und Skandinavien, auch in Nordafrika, Nordamerika und im westlichen Asien. Der Gattungsname Centaurium leitet sich ab von griech.: ‚kentaureion’ (= zu den Kentauren gehörig). Die Kentauren sind heilkundige Wald- und Bergbewohner; bei Homer sind sie noch ohne die ihnen später beigelegte Pferdegestalt. Das Artepitheton erythraea (von lat. ‚erythraeus’ = rötlich) greift die Farbe der rosaroten Blüten auf. Im deutschen Namen wird der auf den gleichsam mit Gold kaum zu bezahlende Heilwert der Pflanze angesprochen, wobei ‚centum aurei’ (lat.) eigentlich nur hundert Goldstücke waren. Deshalb hieß die Pflanze zunächst Hundertguldenkraut, später dann übertreibend mit Tausendgüldenkraut übersetzt.
Die zweijährige krautige Pflanze wird ca. 30 cm hoch und treibt im ersten Jahr eine grundständige Blattrosette aus elliptischen bis spateligen Blättern. Im zweiten Jahr treibt dann der verzweigte Blütenstiel mit kleineren, stängelständigen Blättern aus. Am Ende stehen daran dann die rosaroten, 5-zipfelig röhrigen Blüten in blütenreichen Trugdolden. Die Früchte sind längliche 2-klappig aufspringende Kapseln mit vielen sehr kleinen Samen. Blütezeit ist Juli bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die oberirdischen Teile blühender Pflanzen bestehend aus Stängeln, Blätter und Blüten sowie einigen wenigen Kapseln. Die Droge wird aus Marokko, dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien und Ungarn importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Tausendgüldenkraut enthält Bitterstoffe vom Secoiridoidtyp.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Tausendgüldenkrauts (Centaurii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Appetitlosigkeit und bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich (dyspeptische Beschwerden) (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Tausendgüldenkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Tausendgüldenkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Tausendgüldenkraut bei dyspeptischen Beschwerden und bei vorübergehender Appetitlosigkeit eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Anregung des Appetits (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Dragees
- alkoholische Auszüge in Tropfen
- Urtinktur
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Tausendgüldenkrauttee trinken. Auch kombiniert mit anderen Drogen wie Wermutkraut und Schafgarbenkraut (Magentees). Zur Appetitanregung soll der Aufguss jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten getrunken werden. Mittlere Tagesdosis: 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittenes Tausendgüldenkraut werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgeseiht.
Hinweise
Bei bestehenden Magengeschwüren darf Tausendgüldenkraut nicht eingenommen werden.
Von einer Einnahme von Tausendgüldenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Teufelskralle
Botanische Bezeichnung
Afrikanische Teufelskralle – Harpagophytum procumbens (Burch.) DC.
Familie
Sesamgewächse (Pedaliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Teufelskralle wächst in den Sandfeldern der Savannen im südlichen Afrika (Namibia, Südafrika, Botswana). Der Gattungsname Harpagophytum, abgeleitet von griech. ‚harpagos’ (= Enterhaken), und der deutsche Name „Teufelskralle“ beziehen sich auf die Früchte der Pflanze. Es sind eiförmige Samenkapseln mit mehreren armartigen Auswüchsen, die sich nach dem Aufspringen der Kapseln krallenförmig auseinander spreizen und stark verholzen. Mit ihren spitzen Widerhaken bohren sie sich in die Hufen der Tiere und verursachen Infektionen, die zum Tode führen können. Sehr dekorativ sind die bis zu 6 cm langen rotvioletten, gloxinienartigen Blüten in den Blattachseln. Die krautige Pflanze liegt mit ihren langen Sprossen am Boden. Die Blätter sind gestielt und tief gelappt; sie sind meist gegenständig, an den Sprossenden oft auch wechselständig.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die knolligen, von den Seitenwurzeln abgehenden (sekundären) Speicherwurzeln. Sie werden ausgegraben, gewaschen und noch frisch in 0,5 bis 1,5 cm dicke Scheiben geschnitten und diese dann getrocknet. Dabei werden sie sehr hart, weswegen sie in frischem Zustand zerkleinert werden müssen. Die Wurzeln können auch von einer anderen Harpagophytum-Art gewonnen werden, nämlich von H. zeyheri Decne. Die Droge wird aus dem südwestlichen Afrika importiert und stammt aus Wildsammlungen, zunehmend auch aus Kulturen.
Inhaltsstoffe der Droge
Teufelskrallenwurzel enthält Iridoidglykoside, Phenolglykoside und Saccharide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Teufelskrallenwurzel (Harpagophyti radix)
- Teufelskrallenwurzeltrockenextrakt (Harpagophyti extractum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden (Kommission E, ESCOP); unterstützende Therapie degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates (Kommission E); zur Schmerzbehandlung bei Osteoarthritis und bei Rückenschmerzen (ESCOP).
Das HMPC hat Teufelskrallenwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Teufelskrallenwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Teufelskrallenwurzel bei leichten Gliederschmerzen und zur Besserung von Verdauungsstörungen (z.B. Blähungen) und bei Appetitlosigkeit eingesetzt werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakte in Dragees und Kapseln
- alkoholische Auszüge (auch Tinktur) in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich eine Tasse Teufelskrallenwurzeltee trinken. Bei Gliederschmerzen beträgt die Tagesdosis 4,5 g Droge, bei Verdauungsbeschwerden 1,5 g Droge, jeweils in drei Einzeldosen zu nehmen. Zur Appetitanregung soll der Aufguss jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten getrunken werden.Bereitung eines Teeaufgusses
4,5 g bzw. 1,5 g fein geschnittene Teufelskrallenwurzel werden mit 300 mL kochendem Wasser übergossen und 8 Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen; dann abseihen und in drei Portionen trinken.
Hinweise
Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren darf Teufelskralle nicht eingenommen werden, bei Gallenleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Selten treten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Kopfschmerzen auf; sehr selten wurden Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautauschlag, Nesselsucht bis hin zum anaphylaktischen Schock beobachtet.
Wechselwirkungen
Keine bekannt.
- Thymian
Botanische Bezeichnung
(Echter) Thymian –
Thymus vulgaris L.Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Thymian hat seinen Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet von Spanien bis Italien, von wo er im frühen Mittelalter über die Alpen nach Zentraleuropa gelangte. Heute wird er in weiten Teilen Europas kultiviert. Über die Herkunft des Gattungsnamens Thymus ist man sich nicht einig. Er lässt sich auf das griechische Wort ’thymos’ (= Mut, Kraft) zurückführen oder auf das griechische Wort Wort ’thymiama’ (= Räucherwerk), denn die Pflanze wurde wegen ihres aromatischen Geruchs bei Brandopfern verwendet. Der deutsche Namen Thymian ist eine Abwandlung des wissenschaftlichen Gattungsnamens.
Thymian ist ein aromatischer Zwergstrauch mit sehr kleinen, unterseitig stark behaarten Blättern und mit einem nach unten eingerolltem Blattrand, was den Blättern ein nadelartiges Aussehen verleiht. Die rosavioletten Blüten stehen in ähren- oder köpfchenförmig angeordneten Quirlen. Blütezeit ist je nach Gebiet Juni bis September. Thymian riecht charakteristisch würzig nach dem im Kraut enthaltenen ätherischen Öl, dem Thymianöl. Es befindet sich in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche, sodass es frei wird, wenn man durch Reiben diese Drüsen verletzt.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das Kraut mit seinem würzigen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die Droge stammt hauptsächlich aus Deutschland; kleinere Mengen stammen aus Spanien und Marokko.
Inhaltsstoffe der Droge
Thymiankraut enthält ätherisches Öl („Thymianöl“) Es besteht zu 30 bis 50% aus Thymol, 10 bis 20% p-Cymen, 5-10% γ-Terpinen und anderen Monoterpenen. Außerdem sind Lamiaceen-Gerbstoffe (Hauptvertreter: Rosmarinsäure) und Flavonoide enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Thymian (Thymi herba)
- Thymianöl (Thymoltyp)
- Die Qualität von Thymianfluidextrakt (Thymi extractum fluidum) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Thymiankraut
Innerlich bei Symptomen der Bronchitis und des Keuchhustens und bei Katarrhen der oberen Luftwege (Kommission E, ESCOP); äußerlich bei Entzündungen der Mundschleimhaut und gegen Mundgeruch (ESCOP).
Das HMPC hat Thymiankraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Thymianöl
Das HMPC hat Thymianöl als traditionelles Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“)Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Thymiankraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Aufgrund langer Erfahrung können Thymiankraut und Thymianöl innerlich als Schleim lösendes Mittel (Expektorans) bei erkältungsbedingtem Husten eingesetzt werden. Die äußerliche Anwendung von Thymianöl (Einreibungen, Bäder) dient der Besserung von Erkältungssymptomen.
Thymian in Kombination mit anderen Drogen zur Besserung des Befindens bei Erkältungskrankheiten bzw. zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Thymiankraut als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln, in Mischungen mit anderen Drogen
- Thymianfluidextrakt in Säften (Hustensaft), Tropfen (Hustentropfen) und anderen Flüssigkeiten
- Dickextrakt in Saft (Hustensaft)
- Alkoholische und wässrige Auszüge in Tropfen
- Trockenextrakt in Kapseln
- Thymianöl in Bädern (Erkältungsbad), Salben (Erkältungssalben) und löslichen Instant-Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteten Thymiantee warm trinken. Thymianfluidextrakt: 1 bis 3 mal tgl. 1 bis 2 g Fluidextrakt.Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 bis 2 g Thymian mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Thymian während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern unter 12 Jahren sollen Thymian, Thymianöl und andere Thymianzubereitungen nicht angewendet werden. Thymianöl nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen. Vollbäder mit Thymianblättern oder Thymianöl sind bei großen Hautverletzungen und offenen Wunden, bei Fieber, schweren Infektionen, schweren Kreislauferkrankungen und Herzschwäche zu meiden.
Nebenwirkungen
Sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen, z. B. Luftnot, Hautreaktionen und Schwellungen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Traubensilberkerze
Botanische Bezeichnung
Traubensilberkerze oder Amerikanisches Wanzenkraut – Actaea racemosa L. [Syn. Cimicifuga racemosa (L.) Nutt.)]
Familie
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Traubensilberkerze ist im östlichen Nordamerika und Kanada beheimatet und wächst dort in schattigen Laubwäldern, heute auch in Europa. Die nordamerikanischen Indianer verwenden den Wurzelstock in Scheiben geschnitten für sehr unterschiedliche Krankheiten. Wegen der wachsenden arzneilichen Bedeutung und einem in der Folge davon wachsenden Bedarf gehört sie heute zu den gefährdeten Spezies und sollte eigentlich für diesen Zweck kultiviert werden. Bei uns ist sie auch als Zierpflanze in Gärten und Parks anzutreffen.
Der Gattungsname Actaea leitet sich ab vom griechischen Namen für Holunder (= ‚aktaia’). Viel aussagekräftiger ist der Gattungsnamen Cimicifuga. Er leitet sich ab von lat.: ‚cimex (Gen. cimicis)’ (= Wanze), in der Kombination mit –fuga (von lat. ‚fugare’ = in die Flucht schlagen) bedeutet das, dass man mit ihr die Wanzen vertreiben kann. Für diese Eigenschaft wird der intensive Geruch der Pflanze verantwortlich gemacht, im Namen „Wanzenkraut“ spiegelt sich diese Eigenschaft deutlich wider. Das Artepitheton racemosa nimmt auf die großen traubigen Blütenstände der üppig weiß, fast silbrig blühenden Pflanze Bezug. Die zahlreichen kleinen weißen Blüten mit ihren herausragenden Staubblättern sitzen in großen Trauben endständig an bis zu 2 m hohen Stängeln, die aus dem Laub der Blätter weit herausragen. Die Blätter sind doppelt bis dreifach gefiedert, die einzelnen Fiederblättchen sind länglich und scharf gesägt. Blütezeit ist Juni bis Juli.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die unterirdischen Teile der Pflanze, bestehend aus Wurzelstock (Rhizom) und Wurzel. Sie werden nach der Fruchtreife ausgegraben, gewaschen und getrocknet. Die Droge stammt aus Wildsammlungen in bestimmten Gebieten der USA und Kanadas.
Inhaltsstoffe der Droge
Traubensilberkerzen-Wurzelstock enthält Triterpenglykoside und Phenylpropanderivate.
Qualitätsbeschreibungen
Eine Monographie für das Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) mit der die Qualität des Traubensilberkerzen-Wurzelstocks (Cimicifugae rhizoma) festgelegt wird, ist in Vorbereitung.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Prämenstruelle und dysmenorrhoische sowie klimakterisch bedingte neurovegetative Beschwerden (Kommission E); klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen, starkes Schwitzen, Schlafstörungen und nervöse Reizbarkeit (ESCOP). Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: „zur Besserung von psychischen und neurovegetativen Beschwerden, bedingt durch die Wechseljahre“.
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Traubensilberkerzen-Wurzelstock zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen und übermäßiges Schwitzen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Tinktur in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, sollte Traubensilberkerzen-Wurzelstock nur in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Bereitung eines Teeaufgusses
Von der Bereitung eines Teeaufgusses ist abzuraten.
Hinweise
Patientinnen mit Leberfunktionsstörungen sollen Silbertraubenkerzen-Wurzelstock mit Bedacht einnehmen und die Einnahme beenden, sobald Symptome einer Leberstörung auftreten (Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gerbfärbung der Haut/Augen oder massive Oberbauchbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen und dunkel gefärbtem Urin). Dann ist sofort ärztlicher Rat einzuholen, ebenso wenn Vaginalblutungen auftreten. Traubensilberkerzen-Wurzelstock soll nicht zusammen mit Östrogenen eingenommen werden. Auch sollen Patientinnen, die wegen eines östrogenabhängigen Tumors (z. B. Brustkrebs) behandelt werden oder wurden, Traubensilberkerzen-Wurzelstock nicht ohne ärztlichen Rat einnehmen.
Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Es wurden lebertoxische Reaktionen (Hepatitis, Gelbsucht, Störungen des Leberfunktionstests) beobachtet (Häufigkeit nicht bekannt). Auch traten vereinzelt Hautreaktionen, Gesichtsschwellungen und gastrointestinale Beschwerden wie dyspeptische Beschwerden und Durchfall auf.
Wechselwirkungen
Nicht bekannt
W
- Wacholder
Botanische Bezeichnung
Heidewacholder – Juniperus communis.L..
Pflanzenfamilie
Zypressengewächse (Cupressaceae)Wissenswertes zur Pflanze:
Von den ungefähr 60 Wacholderarten sind nur 2 in Mitteleuropa heimisch: der Heidewacholder (Juniperus communis) und der Sadebaum (J. sabina). Die Nadeln des Sadebaums riechen unangenehm, weswegen er auch Stinkwacholder genannt wird. Sein ätherisches Öl wurde früher bei Menstruationsstörungen und missbräuchlich auch zur Abtreibung genommen. Juniperus communis, der Heidewacholder (lat. ‚communis’ = gewöhnlich), ist im Habitus und in Form und Länge der Nadeln sehr variabel und kommt mit 3 Unterarten in Europa vor; er wird auch in mehreren Gartenformen kultiviert. Er wächst als meist säulenförmiger Strauch oder Baum auf Heiden, bis 11 m hoch, in lichten Nadelwäldern und auf Magerweisen. Die bis 20 mm langen nadelförmigen, stechenden Blätter stehen in 3-blättrigen Quirlen an den Zweigen und haben auf der Oberseite einen deutlich blauweißen Wachsstreifen. Die weiblichen Blüten stehen aufrecht, umgeben von mehreren 3-gliedrigen Quirlen spitzer Schuppenblätter, die drei gipfelständigen sind konkav gekrümmt. Obwohl der Wacholder ein Nacktsamer ist (Samenanlagen liegen frei und sind nicht von Fruchtblättern umgeben), bildet er Beeren. Botanisch sind dies jedoch „Scheinbeeren“, da nach der Bestäubung nicht die Fruchtblätter (da nicht vorhanden) sondern die drei obersten Schuppenblätter fleischig wie eine Frucht um die Samenanlage herum wachsen. und diese einhüllen (botanisch: Beerenzapfen). Im reifen Zustand sind die „Wacholderbeeren“ schwarz, bläulich bereift, kugelig bis eiförmig mit hellbraunen Samen.Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet werden die reifen Beerenzapfen (Juniperi pseudofructus) mit ihrem typischen Wacholdergeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Beeren enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Volkstümlich wurde auch das Wacholderholz verwendet, das heute nicht mehr im Gebrauch (= obsolet) ist.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kroatien, Italien und Albanien.Inhaltsstoffe der Droge
Wacholderfrüchte enthalten 0,8 bis 2% ätherisches Öl mit Monoterpenkohlenwasserstoffen als Hauptkomponenten, Invertzucker, Catechingerbstoffe, Leucoanthocyane und Diterpene.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
Wacholderbeeren (Iuniperi pseudofructus)
Wacholderöl (Iuniperi aetheroleum)Anerkannte medizinische Anwendung
Bei dyspeptischen Beschwerden (Kommission E). Zur Verbesserung der renalen Wasserausscheidung und bei dyspeptischen Beschwerden inklusive Appetitlosigkeit (ESCOP).
Das HMPC hat Wacholderbeeren und Wacholderöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Wacholderbeeren und Wacholderöl wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Wacholderbeeren und Wacholderöl innerlich zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden und Blähungen eingesetzt werden. Wacholderöl kann außerdem basierend auf langer Erfahrung äußerlich bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt werden.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Wacholderbeeren zum Kauen
Gequetschte Wacholderbeeren zur Bereitung eines Tees
Wacholderöl in magensaftresistenten Kapseln zur Einnahme
Wacholderöl in Einreibungen
Wacholderbeer-Urtinktur in flüssigen ZubereitungenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Wacholderbeeren zur Durchspülung der Harnwege: Beginnend mit 5 Beeren pro Tag kann die Dosis pro Tag um 1 Beere bis auf 15 Beeren täglich gesteigert werden; danach eine Dosisreduzierung wieder absteigend bis auf 5 Beeren pro Tag. Wacholderbeeröl: Tagesdosis 100 mg.
Teeaufguss: 2 bis 3 mal täglich eine Tasse Wacholderbeertee trinken; mittlere Tagesdosis: 4 bis 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g frisch gequetschte Wacholderbeeren werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Werden Wacholderbeeren oder Wacholderbeeröl zur Durchspülungstherapie verwendet, muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.Bei Nierenerkrankungen dürfen Wacholderbeeren nicht eingenommen werden. Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalten, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen. Von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln (Diuretika) wird abgeraten.
Für die Einnahme von Wacholderbeeren oder Wacholderbeeröl während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Bei äußerlicher Anwendung gelegentlich allergische Hautreaktionen; bei einer Überdosierung riecht der Harn veilchenartig und es treten Schmerzen im Nieren-Blasenbereich auf.Wechselwirkungen
Nicht bekannt- Weide
Botanische Bezeichnung
Weide – Salix L.
Familie
Weidengewächse (Salicaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Salix L. (Weide) ist mit ungefähr 500 Arten von der Arktis über die gemäßigten Zonen bis in die Tropen vertreten und siedelt von der Meeresküste bis in alpine Gebiete. Ungefähr 35 Arten sind in Mitteleuropa heimisch, vertragen dauernassen Grund und sind deshalb oft Bestand von Ufergebüsch und Auwäldern. Einige Weiden werden als „Kopfweiden“ alle zwei bis drei Jahre beschnitten; aus den Ästen werden dann Körbe geflochten. Arzneilich genutzt werden mehrere Salicylat-reiche Arten, in erster Linie die Purpur-Weide (Salix purpurea L.), die Reif-Weide (Salix daphnoides Vill.) und die Bruch-Weide (Salix fragilis L.). Auch andere Weidenarten können als Stammpflanze dienen, wenn ihre Rinde den qualitativen Anforderungen in Bezug auf die Inhaltsstoffe (Salicylate) genügt. In Frage kommen dafür die Loorbeer-Weide (S. pentandra L.), die Kraut-Weide (S. herbacea L.) und die Stumpfblättrige Weide (S. retusa L.).
Weiden sind 6 bis 10 m hohe Bäume oder Sträucher mit schraubig angeordneten, manchmal silbrigen, länglichen Blättern, die meist auf der Unterseite behaart sind und beim Trocknen häufig schwarz werden. Weiden sind zweihäusig, d.h. dass männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Bäumen wachsen. Sie blühen im Frühjahr meist vor dem Blattaustrieb. Die Blüten sind zu kätzchenförmigen Blütenständen vereinigt, die oft schon am Palmsonntag (dem Sonntag vor Ostern) blühen, weswegen man sie im Volksmund auch „Palmkätzchen“ nennt. Die weiblichen Kätzchen sind grünlich, die männlichen Kätzchen haben weit herausragende gelbe Staubblätter. Der Nektar blühender Weiden ist im Frühjahr die erste Bienennahrung.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete Rinde junger Zweige im 2. oder 3. Jahr und junge Zeige im 1. Jahr. Die Droge des Handels stammt vorwiegend aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien.
Inhaltsstoffe der Droge
Weidenrinde enthält Salicylalkohol-Derivate (Salicylate), Kaffeesäure-Derivate und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Weidenrinde (Salicis cortex)
- Weidenrindentrockenextrakt (Salicis corticis extractum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei fieberhaften Erkrankungen, rheumatischen Beschwerden und Kopfschmerzen (Kommission E); zur Besserung leichter Rückenschmerzen sowie zur symptomatischen Behandlung leichter Gelenkarthrose und bei rheumatischen Beschwerden (ESCOP).
Das HMPC hat Weidenrinde für die kurzzeitige Behandlung leichter Rückenschmerzen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well- established medicinal use“) akzeptiert; siehe auch „traditionelle Anwendung“.
Die Überlegung, Weidenrindenextrakte wie Aspirin zur Agglutinationshemmung der Blutplättchen (im Volksmund: Blutverdünnung) einzusetzen, liegt nahe, da die Salicylate der Weidenrinde der Acetylsalicylsäure (ASS) chemisch ähnlich sind. Ihnen fehlt aber die Acetylgruppe, die für die Hemmung der Thromboxan B2-Synthese und damit für die Agglutinationshemmung verantwortlich ist. Insofern stellen Weidenrindenextrakte keine natürliche Alternative zur Gabe von ASS dar, auch wenn bei hoher Dosierung ein „blutverdünnender“ und damit ein kardioprotektiver Effekt in klinischen Studien gemessen wurde. Der Effekt von ASS war deutlicher ausgeprägt.Traditionelle Anwendung
Weidenrinde wurde vom HMPC für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Weidenrinde bei leichten Gelenkschmerzen, bei Fieber im Zusammenhang mit Erkältungen und bei Kopfschmerzen eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei rheumatischen Beschwerden (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Weidenrinde als Tee
- Trockenextrakte in Kapseln und Tabletten
- Tinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: Um die Wirkung zu gewährleisten, ist es sinnvoll, Weidenrinde in Form von Fertigarzneimittel mit einem definierten Wirkstoffgehalt (quantifizierter Extrakt) einzunehmen; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Die empfohlene Tagesdosis in Bezug auf die Salicylalkohol-Derivate (Salicylate) liegt bei 120 bis 240 mg.
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Weidenrindentee (Rheumatee) trinken; mittlere Tagesdosis bei Erwachsenen 4 bis 12 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Weidenrinde werden mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, vom Herd genommen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Bei Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten (z.B. Aspirin) und anderen Antirheumatika sowie bei Neigung zu Allergien soll Weidenrinde nicht eingenommen werden. Bei Patienten mit Asthma, Magen-Darmgeschwüren und eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
Von einer Anwendung von Weidenrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da Salicylate die Plazenta durchdringen und in der Milch erscheinen. Zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte ein Arzt befragt werden.Nebenwirkungen
Bei Einnahme von Weidenrinde kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden. Gelegentlich können Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut auftreten.
Wechselwirkungen
Die Wirkung gerinnungshemmender Arzneimittel kann verstärkt, die Wirkung von Arzneimitteln zur Steigerung der Harnsäureausscheidung vermindert sein.
- Weißdorn
Botanische Bezeichnung
Eingriffeliger Weißdorn – Crataegus monogyna Jacq.
Zweigriffeliger Weißdorn - Crataegus laevigata (Poir.) DC. (Syn. C. oxyacantha L.)Familie
Rosengewächse (Rosaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Crataegus ist eine große Gattung, deren systematische Gliederung sehr schwierig ist, da die Arten sehr leicht bastardisieren. Es werden, je nach Einteilung, 150 bis 2000 Arten beschrieben, wobei nur 100 bis 200 als echte Arten zu bezeichnen sind. Der Eingriffelige Weißdorn ist in Süd- und Nordeuropa heimisch, in Russland, Sibirien, im Himalaya, in Nordafrika, Chile und China; der Zweigriffelige Weißdorn kommt in ganz Europa vor, in Amerika wird er kultiviert. Beide Weißdornarten wachsen als Sträucher in Laubwäldern, Gebüschen, Hecken, an Zäunen und in Gärten und Parkanlagen.
„Weißdorn“ nimmt Bezug auf die weißen Blüten und die bedornten Zweige dieser großen Sträucher. Sie stehen im Mai bis Juni - der Zweigriffelige zwei Wochen vor dem Eingriffeligen Weißdorn - in voller Blüte und prägen dann mit ihrem weißen Blütenkleid unser Landschaftsbild. Die beiden Arten unterscheiden sich, wie im deutschen Artepitheton zum Ausdruck kommt, durch die Anzahl der Griffel in der Blüte. Allerdings ist dieses Unterscheidungsmerkmal nicht ganz zuverlässig, denn in der Blüte des Eingriffeligen Weißdorns (monogyna = einweibig, von griech. ‚gyne’ = Weib) können durchaus auch mal zwei Griffel vorkommen, beim Zweigriffeligen Weißdorn auch mal 3 Griffel, selten auch nur ein Griffel. Besser kann man sie an der Blattform unterscheiden. Die Blätter des Eingriffeligen Weißdorns sind tiefer eingeschnitten als die des Zweigriffeligen Weißdorns, dessen Blätter rautenförmig und gesägt sind. Die kleinen weißen Blüten stehen bei beiden Arten in Trauben und reifen nach der Befruchtung zu kleinen, leuchtend roten Steinfrüchten heran, die die Sträucher im Herbst sehr dekorativ aussehen lassen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, Blüten tragenden Zweige und die getrockneten Früchte. Die Droge des Handels stammt aus verschiedenen ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Weißdornblätter mit Blüten enthalten Flavonoide, oligomere Procyanidine, Caffeoylchinasäuren.
Weißdornfrüchte enthalten oligomere Procyanidine, FlavonoideQualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Weißdornblätter mit Blüten (Crataegi folium cum flore)
- Weißdornblätter-mit-Blüten-Trockenextrakt (Crataegi folii cum flore extractum siccum)
- Quantifizierter Weißdornblätter-mit-Blüten-Fluidextrakt (Crataegi folii cum flore extractum fluidum quantificatum)
- Weißdornfrüchte (Crataegi fructus)
Laut Arzneibuch dürfen die Weißdornblätter mit Blüten und die Weißdornfrüchte auch von Bastarden des Eingriffeligen und Zweigriffeligen Weißdorns gewonnen werden. Auch der Fünfgriffelige Weißdorn (C. pentagyna Waldst. et Kit.), der Schwarzfrüchtige Weißdorn (C. nigra Waldst. et Kit.) und der Azaroldorn oder die Mispel (C. azarolus L.) sind laut Arzneibuch als Stammpflanze der Drogen zugelassen.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen sind im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:
- Weißdornblüten (Crataegi flos)
- Weißdorntinktur aus Blättern und Blüten (Crataegi tinctura e foliis cum floribus)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Weißdornblätter mit Blüten
Nachlassende Leistungsfähigkeit des Herzens (Herzinsuffizienz) entsprechend Stadium II nach NYHA (New York Heart Association) (Kommission E, ESCOP). Die Wirksamkeit ist durch klinische Studien belegt (Zulassung). ESCOP erkennt dieses Anwendungsgebiet allerdings nur für Fertigarzneimittel mit alkoholischen Extrakten als Wirkstoff an; für Teezubereitungen lautet das Anwendungsgebiet „nervöse Herzbeschwerden und Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion“.Weißdornfrüchte
Nervöse Herzbeschwerden und Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion (ESCOP); Kommission E: Negativmonographie.Traditionelle Anwendung
Weißdornblätter mit Blüten: Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a)
Weißdornfrüchte: Traditionell angewendet zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Weißdornblätter mit Blüten
- geschnittene Weißdornblätter mit Blüten als Tee
- pulverisierte Droge in Tabletten
- Trockenextrakt in Kapseln, Tabletten, Dragees und gelöst in Tropfen
- Fluidextrakt in Tropfen
- Frischpflanzenpresssaft als Saft
- Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Weißdornfrüchte
- pulverisierte Früchte in Tabletten
- Trockenextrakt in Dragees und Kapseln
- alkoholischer Auszug in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich über mehrere Wochen eine Tasse Weißdorntee (Weißdornblätter mit Blüten) trinken. Mittlere Tagesdosis 3,0 bis 6,0 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1,0 bis 1,5 g fein geschnittene Weißdornblätter mit Blüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 15 Min. abseihen. Weißdornfrüchte sind für die Bereitung eines Teeausgusses nicht geeignet.
Hinweise
Für die Anwendung von Weißdornblätter mit Blüten und Weißdornfrüchten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Deshalb ist eine Einnahme nur nach strenger Indikationsstellung durch den Arzt empfohlen.
Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden, Schwächegefühl oder Hautausschlag
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Wermut
Botanische Bezeichnung
(Echter) Wermut – Artemisia absinthium L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Absinth, Bitterer Beifuß, Wurmkraut
Wissenswertes zur Pflanze
Der Wermut ist ursprünglich in Asien heimisch, in Europa und Nordafrika eingebürgert und heute auch in Nord- und Südamerika verbreitet. Im Gattungsname Artemisia spiegelt sich der Name der griechischen Göttin ‚Artemis’, der Beschützerin der Gebärenden, wider. Das Artepitheton „absinthium“ beinhaltet das griechische ‚apsinthion’ (= Wermut). Bezweifelt wird allerdings, ob sich diese Bezeichnung von griech. ‚a’ (= ohne) und ‚psinthos’ (= Vergnügen) ableiten lässt, was durchaus begründet wäre, da die Blätter sehr bitter schmecken. Offen ist auch, ob die deutsche Bezeichnung ‚Wermut’ sich aus ‚warm’ oder ‚Wurm’ gebildet hat. Die Verwendung als Wurmmittel ist belegt und im englischen Namen ‚wormwood’ wiederzufinden.
Der bis zu 1 m hohe Halbstrauch trägt sehr charakteristische 2- bis 3-fach fiederteilige Blätter mit sehr schmalen Fiedern, die beidseitig dicht weiß-seidig behaart sind. Die kleinen, kugeligen gelben Blütenköpfchen sind in Rispen angeordnet. Blütezeit ist Juli bis September. Beim Zerreiben riecht das Kraut durch das darin enthaltene ätherische Öl sehr aromatisch.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die blühenden oberen Zweigspitzen mit ihrem charakteristischen, sehr aromatischen Geruch. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Wermutkraut enthält ätherisches Öl mit Thujon und vielen anderen Monoterpenen, Bitterstoffe vom Sesquiterpenlacton-Typ, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Wermutkrauts (Absinthii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität der Wermuttinktur (Absinthii tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden (Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich) (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Wermutkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Wermutkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Wermutkraut zur Behandlung vorübergehender Appetitlosigkeit und zur Behandlung dyspeptischer und gastrointestinaler Beschwerden eingesetzt werden kann. Allein oder in Kombination mit anderen Drogen traditionell angewendet zur Unterstützung der Magenfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- alkoholische Auszüge (auch Tinktur)
- Fluidextrakt in Tropfen
- Trockenextrakte in Tabletten und Dragees
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal tgl. eine Tasse frisch bereiteten, warmen Wermuttee trinken, zur Appetitanregung jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten.Bereitung eines Teeaufgusses
1 – 1,5 g geschnittenes Wermutkraut (1 Teelöffel) mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergießen und bedeckt stehen lassen. Nach 10 bis 15 Minuten abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Wermutzubereitungen gemieden werden. Patienten mit Gallensteinen und anderen Gallenstörungen sollten vor Einnahme den Rat des Arztes einholen. Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Diese fehlen auch für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen.
Alkoholische Wermutauszüge und Lösungen des ätherischen Öls in Alkohol (Absinth-Liköre, „Grüne Fee“ u.a.) waren wegen ihrer schädlichen Wirkungen (gastrointestinale Probleme, nervenschädigende Wirkung, psychische Erkrankungen - bis hin zum Suizid) insbesondere bei Dauerkonsum in vielen Staaten verboten. Man macht dafür das in der Droge enthaltene Thujon verantwortlich, das bei Überdosierung u.a. zu einer erhöhten Krampfneigung führt. Heute sind Absinth-Getränke wieder zugelassen, aber mit oberen Grenzwerten für Thujon (höchstens 35 mg pro Liter). Man verwendet für deren Herstellung eine Thujon-arme Artemisia-Art.Nebenwirkungen
Selten Allergien; ansonsten nur bei Überdosierung Erbrechen, Magen- und Darmkrämpfe, Benommenheit (toxische Wirkung des Thujons).
Wechselwirkungen
Keine bekannt
Z
- Zimt
Botanische Bezeichnung
(Ceylon)-Zimtbaum – Cinnamomum verum J. Presl (= C. ceylanicum Blume)
Familie
Lorbeergewächse (Lauraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Zimtbaum ist in Sri Lanka (früher Ceylon) und Indien heimisch und wird heute verbreitet in den Tropen angebaut, vor allem in Indonesien, Sri Lanka, Seychellen und Madagaskar. Die Zimtrinde ist ein sehr altes und schon im alten Ägypten, Rom und im Mittleren Osten beliebtes Gewürz. Sie stammt von den dünneren Zweigen der 6 bis 12 m hohen, immergrünen Bäume. Die in Kultur befindlichen Bäume werden wie Korbweiden kurz gehalten, damit der Stängelanteil hoch ist. Die lederigen Blätter des Baumes sind oval, sitzen gegenständig an den Zweigen und riechen nach Gewürznelken. Die kleinen, weißen Blüten bilden eichelähnliche Früchte.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die vom Kork und den darunter liegenden Schichten befreite Rinde. Die Rinde wird mit Messern von den Stängeln abgelöst und um Rundhölzer gelegt. Dann wird mit scharfen Messern die Korkschicht und ein Teil der Außenrinde entfernt. Die verbleibende ätherisch-Öl-reiche innere Rindenschicht rollt sich dabei ein. 8 bis 10 Rindenstücke werden dann ineinander gesteckt und im Schatten getrocknet.
Inhaltsstoffe der Droge
Zimtrinde enthält ein aromatisch riechendes ätherisches Öl („Zimtöl“) mit Zimtaldehyd als Hauptkomponente; außerdem Catechin-Gerbstoffe und Kaffeesäurederivate.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Zimtrinde (Cinnamomi cortex)
- Zimtrindentinktur (Cinnamomi corticis tinctura)
- Zimtöl(Cinnamomi zeylanici corticis aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Appetitlosigkeit, bei dyspeptischen Beschwerden wie leichten krampfartigen Beschwerden in Magen-Darm-Bereich, bei Völlegefühl und Blähungen (Kommission E, ESCOP).
In der Diskussion ist die Blutzucker senkende Wirkung von Zimtrindenpulver oder von wässrigen Extrakten der Zimtrinde. In Tierversuchen mit Mäusen konnte eine solche antidiabetische Wirkung nachgewiesen werden, in klinischen Studien mit diabetischen Patienten ist die Datenlage dagegen nicht überzeugend. Die bisherigen Befunde reichen nicht aus, die Anwendung zur Blutzuckersenkung bei Diabetikern zu empfehlen. Trotz dieser Situation sind entsprechende Präparate im Handel, die aber keinen Arzneimittelstatus haben. Solche Präparate können als diätetische Begleitmaßnahme bei Diabetes mellitus verwendet werden, eine Dosisreduzierung der vom Arzt verordneten oralen Antidiabetika darf aber nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bzw. zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein (traditionelle Anwendung nach §109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- zerkleinerte Zimtrinde für Teeaufgüsse (Magentee), pulverisierte Zimtrinde in Kapseln,
- alkoholische Auszüge (auch Zimtrindentinktur) in Tropfen und anderen Flüssigkeiten
- Zimtöl in Flüssigkeiten zum Einnehmen und für Mundspülungen.
- Zimtrinde ist in vielen Fertigarzneimittel als Aromatikum enthalten.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss bei dyspeptischen Beschwerden und zur Appetitanregung in Mischungen mit anderen Drogen: Tagesdosis 2 bis 4 g Zimtrinde; ätherisches Zimtöl: Tagesdosis 0,02 bis 0,2 g täglich.Bereitung eines Teeaufgusses
Nicht gebräuchlich, allenfalls als Teemischung mit anderen Drogen, auch als Geschmackskorrigens
Hinweise
Ceylonzimt darf nicht mit „Chinesischem Zimt“ (Rinde des China-Zimtbaums – Cinnamomum aromaticum Nees) verwechselt werden, da dieser lebertoxisches Cumarin enthält. Bei Überempfindlichkeit gegen Zimt, Tolu- oder Perubalsam, bei Magen- und Darmgeschwüren sowie in der Schwangerschaft soll Zimtrinde nicht eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Häufig allergische Haut- oder Schleimhautreaktionen, verursacht durch Zimtaldehyd, dem Hauptinhaltsstoff des ätherischen Öls. Wird Zimtrinde in größeren Mengen eingenommen kann es zum Herzrasen, Erhöhung der Atemtätigkeit und Darmperistaltik begleitet von Schweißausbruch kommen. Danach folgt eine Phase der Schläfrigkeit.
Wechselwirkungen
Keine bekannt