Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
F
- Faulbaum
Botanische Bezeichnung
Gewöhnlicher Faulbaum - Frangula alnus Mill. (Syn. Rhamnus frangula L.)
Amerikanischer Faulbaum – Frangula purshiana (DC.) J.G. Cooper (Syn. Rhamnus purshiana DC.)Familie
Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gewöhnliche Faulbaum ist in ganz Europa, in Westasien, Kleinasien und Kaukasien heimisch, in Nordamerika verwildert. Er wächst als kräftiger Strauch oder kleiner Baum (1 bis 3 m hoch, mitunter höher) von der Ebene bis in die untere Bergstufe, in lichten Laub- und Nadelwäldern, vorzugsweise an Waldrändern, außerdem in Gebüschen und Hecken, an Wasserläufen, in Buschweiden und auf Mooren. Der Amerikanische Faulbaum ist mit 6 bis 10 m Höhe ein kräftiger Baum, der an der Pazifikküste Nordamerikas, von Südkanada bis Zentralkalifornien, beheimatet ist und dort auch kultiviert wird. Der Gattungsname Frangula leitet sich von lat. ‚frangere’ (= brechen) ab und bezieht sich auf das brüchige, spröde Holz des Strauches bzw. Baumes. Das Artepitheton alnus (= Erle) macht die Ähnlichkeit der Blätter zu denen der Erle deutlich. Die deutsche Bezeichnung Faulbaum wurde wegen des fauligen Geruchs der frischen Rinde geprägt.
Der Gewöhnliche Faulbaum wird durch waagerecht abstehende Äste charakterisiert. Seine Rinde ist in der Jugend grün, wird später graubraun und ist durch deutliche, quer gestellte, grauweiße Lentizellen sehr charakteristisch gezeichnet. Auch die Rinde des Amerikanischen Faulbaums ist mit solchen deutlichen Lentizellen versehen. Die Laubblätter beider Arten sind sich ähnlich, sie sind steif, elliptisch bis umgekehrt eiförmig und ganzrandig. Die Blüten des Gewöhnlichen Faulbaums sind unscheinbar, grünlich weiß, die des Amerikanischen Faulbaums weiß. Sie stehen jeweils in 2- bis 10-blütigen, blattachselständigen Trugdolden. Nach der Befruchtung reifen sie zu beerenförmigen Steinfrüchten heran, die sich farblich während der Reifung von grün nach rot verändern und schließlich schwarz werden. Blütezeit ist Mai/Juni.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete ganze oder zerkleinerte Rinde der Stämme und Zweige beider Arten. Die Rinde des Gewöhnlichen Faulbaums (Faulbaumrinde) stammt aus Wildvorkommen bzw. aus Anbau in Auwäldern in Osteuropa, vorwiegend in Polen. Nach der Ernte im Frühsommer muss die frische Rinde ein Jahr gelagert oder in einem Heißluftstrom bei 80 – 100°C getrocknet werden (siehe Inhaltsstoffe). Die Rinde des Amerikanischen Faulbaums (Cascararinde) stammt aus Kulturen der US-Staaten Washington und Oregon sowie aus Westkanada.
Inhaltsstoffe der Droge
Faulbaumrinde (vom Gewöhnlichen Faulbaum) enthält Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich Glucofrangulin und Frangulin. Sie bilden sich während der Lagerung bzw. beim Trocknen im Heißluftstrom durch Oxidation aus den entsprechenden Anthronglykosiden.
Cascararinde (vom Amerikanischen Faulbaum) enthält ebenfalls Anthranoide, hauptsächlich Cascaroside, daneben Aloine.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Faulbaumrinde (Frangulae cortex)
- Eingestellter (standardisierter) Faulbaumrindentrockenextrakt (Frangulae corticis extractum siccum normatum)
- Cascararinde (Rhamni purshianae cortex)
- Eingestellter (standardisierter) Cascaratrockenextrakt (Rhamni purshianae extractum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipationen (Verstopfung).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Faulbaumrinde und von Cascararinde zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Droge als Tee
- auf Anthranoide (Glucofrangulin A) standardisierter Faulbaumrindentrockenextrakt in festen Arzneiformen
- auf Anthranoide (Cascaroside) standardisierter Cascaratrockenextrakt in festen Arzneiformen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide pro Tag sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 0,5 g Faulbaumrinde bzw. Cascararinde erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Sennesblätter (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittene Faulbaumrinde bzw. Cascararinde mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Faulbaumrinde bzw. Cascararinde darf nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Faulbaumrinde bzw. Cascararinde soll nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Faulbaumrinde bzw. Cascararinde bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Faulbaumrinde bzw. Cascararinde nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Faulbaumrinde bzw. Cascararinde (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Fenchel
Botanische Bezeichnung
(Bitterer) Fenchel – Foeniculum vulgare Mill. ssp. vulgare var. vulgare
Familie
Doldengewächse (Apiaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Gemeiner Fenchel, Garten-Fenchel, Wilder Fenchel
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gemeine Fenchel (Foeniculum vulgare Mill.) ist im Mittelmeergebiet beheimatet und kommt dort in zwei Unterarten vor. Die Unterart piperitum (Pfeffer- oder Eselsfenchel) wächst wild auf trockenen, steinigen Böden, die Unterart vulgare (Gartenfenchel) ist die meist zweijährige Kulturform, die in ganz Europa und anderen gemäßigten Zonen kultiviert wird und auch verwildert vorkommt. Davon haben sich im Laufe der Zeit drei Varianten herausgebildet: var. vulgare, der Bitterfenchel mit seinen bitter-süß und etwas scharf schmeckenden Früchten; var. dulce, der Süße oder Römische Fenchel mit angenehm süß schmeckenden Früchten; var. azoricum ist der Gemüse- oder Zwiebelfenchel, dessen Blattscheiden am Stängelgrund fleischig verdickt sind und als Gemüse beliebt sind.
Der lateinische Gattungsname Foeniculum leitet sich vom lateinischen „fenum“ = Heu ab, das hier in der Verkleinerungsform benutzt wird. Die blaugrüne, bläulich bereifte Pflanze wird bis 120 cm hoch und blüht im Juli/August mit zahlreichen kleinen goldgelben Blüten, die in 12- bis 25-strahligen Doppeldolden angeordnet sind. Die aromatisch duftenden Blätter stehen mit auffälligen Blattscheiden an einem markigen Stängel. Sie sind 3- bis 4-fach gefiedert mit sehr schmalen, fast fädigen Fiedern. Die im reifen Zustand grünlich-braunen Früchte sind 3 bis 12 mm lang mit 5 hellen, kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die schon vor dem Abfallen leicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die reifen Früchte mit ihrem typischen Fenchelgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus China, Ägypten, Bulgarien, Ungarn und Rumänien.
Inhaltsstoffe der Droge
Fenchelfrüchte enthalten ätherisches Öl („Bitterfenchelöl“) mit süß schmeckendem trans-Anethol (Hauptbestandteil) und dem bitteren Fenchon, das dem Bitteren Fenchel seinen leicht bitteren Geschmack verleiht. Das ätherische Öl des Süßen Fenchels (var. dulce) enthält deutlich weniger Fenchon, sodass der Geschmack der Früchte vom süßen trans-Anethol dominiert wird. Außerdem ist in den Fenchelfrüchten fettes Öl enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Bitterer Fenchel (Foeniculi amari fructus)
- Süßer Fenchel (Foeniculi dulcis fructus)
- Bitterfenchelöl (Foeniculi amari fructus aetheroleum)
- Bitterer-Fenchel-Kraut-Öl (Foeniculi amari herbae aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungInnerlich bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl, Blähungen; innerlich und äußerlich bei Katarrhen der Luftwege (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Fenchel und Fenchelöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Fenchel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Fenchel bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (bei Blähungen) und bei leichten Menstruations-bedingten Krämpfen sowie als Schleim lösendes Mittel bei Husten im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Anregung des Appetits (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Zerkleinerte Fenchelfrüchte als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Alkoholische Auszüge (Tinktur) in Tropfen
- Trockenextrakt in Dragees
- Bitterfenchelöl in Pastillen
Häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen kombiniert verarbeitet.
Bei Erkältungskrankheiten, vor allem bei Kindern, können wohlschmeckende Zubereitungen wie Fenchelsirup und Fenchelhonig eingesetzt werden.Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Fencheltee warm trinken (auch in Mischungen mit anderen Drogen als Magen-Darm-Tee; Husten- und Bronchialtee).
Fenchelöl: mehrmals tägl. 3 bis 5 Tropfen auf einem Stück Zucker einnehmen.Bereitung eines Teeaufgusses
1 gehäuften Teelöffel (1,5 – 2,5 g) frisch zerkleinerte Fenchelfrüchte mit ¼ L heißem (nicht kochend!) Wasser übergießen, 15 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollten Fenchelfrüchte vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (Fenchel, Kümmel, Sellerie, Koriander oder Dill) oder gegen Anethol müssen Fenchelzubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Fenchel während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 4 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollen das ätherische Öl (Bitterfenchelöl) und Kinder unter 4 Jahren auch Fenchelfrüchte wegen fehlender Daten und wegen des Estragol-Gehalts vorsorglich nicht einnehmen.
Fenchelöl sollte wegen des Gehalts an trans-Anethol und Estragol nicht länger als 2 Wochen angewendet werden. Dieser Hinweis beruht auf der Erkenntnis, dass bei Lagerung unter Lichteinwirkung aus Anethol u. U. „Photoanethol“ mit östrogenen Eigenschaften entstehen könnte. Außerdem wurden in Tierstudien (Mäuse) über 12 Monate mit reinem Estragol (Methylchavicol) Lebertumoren beobachtet. Diese Ergebnisse können jedoch nicht auf die Verabreichung von Fenchelfrüchten bzw. Fenchelöl übertragen werden.Nebenwirkungen
Gelegentlich Allergien an Haut und Atemwegen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Fichte
Botanische Bezeichnung
(Gemeine) Fichte, Rottanne – Picea abies (L.) H. Karst.
Familie
Kieferngewächse (Pinaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Fichte hat in den Waldkulturen von Nord- und Mitteleuropa die Vorherrschaft. In der Jugend wächst sie sehr langsam, mit 20 Jahren beginnt ein starkes Höhenwachstum, das den Baum 30 bis 40 m in die Höhe treibt. Die große Ebenmäßigkeit des Baumkegels macht sie zu einem beliebten Zierbaum. Die Bezeichnung „Rottanne“ rührt von der roten Farbe der Borke her; die Borke der „Weißtanne“ (Abies alba Mill.) ist grauweiß. Die Nadeln der Fichte sind 1,3 bis 2,5 cm lang, spitz und vierkantig und stehen spiralig um den Zweig. Alle drei bis vier Jahren blüht die Fichte und bildet dann hängende, 10 bis 15 cm lange Zapfen, deren geflügelte Samen im folgenden Frühling ausfallen. Im Herbst sind dann die leeren Zapfen unter dem Baum zu finden.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die frischen Fichtenspitzen und das aus den frischen, zerkleinerten Zweigen und den anhängenden Nadeln durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Öl (Fichtennadelöl).
Inhaltsstoffe der Droge
Frische Fichtenspitzen enthalten ätherisches Öl und Flavonoide; Fichtennadelöl besteht aus Monoterpenen, hauptsächlich aus Bornylacetat, Pinen, Phellandren und Camphen.
Qualitätsbeschreibungen
Für die frischen Fichtenspitzen (Piceae turiones recentes) gibt es keine amtliche Qualitätsbeschreibung; die Qualität des Fichtennadelöls (Piceae aetheroleum) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt. Dort ist auch geregelt, dass das Öl auch aus der sibirischen Tanne (Abies sibirica Ledeb.) gewonnen werden kann, deren Nadeln ein ähnlich zusammengesetztes ätherisches Öl enthalten.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungDie Kommission E hat sowohl frische Kieferspitzen als auch das Fichtennadelöl bewertet und beschreibt dafür identische Anwendungsgebiete: innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Wärmetherapie) und bei Nervenschmerzen.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Wässriger Auszug von frischen Fichtenspitzen zur innerlichen Anwendung
- Fichtennadelöl unverdünnt zur innerlichen Anwendung
- Fichtennnadelöl in alkoholischer Lösung oder eingearbeitet in Salben, Cremes, Emulsionen, Ölen und Bädern (Erkältungsbad) zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Innerlich: mehrmals täglich 3 bis 4 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen.
Äußerlich: Zur Inhalation einige Tropfen Fichtennadelöl auf heißes Wasser geben und inhalieren. 5 g Öl als Badezusatz in ein Vollbad (35 – 38°C) geben und 10 bis 20 Min. darin baden. 200 bis 300 g Frische Fichtenspitzen mit 1 L Wasser heiß aufbrühen, nach 5 Min. abseihen und den Aufguss in ein Vollbad geben.Hinweise
Fichtennadelöl nicht anwenden bei Bronchialasthma und Keuchhusten und nie im Bereich der Augen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren Gefahr Glottiskrampf oder Atemstillstand, deshalb nicht im Gesicht auftragen. Keine Anwendung von Bädern bei größeren Hautverletzungen, entzündlichen Hautkrankheiten, Fieber, Herzinsuffizienz und hohem Blutdruck.
Nebenwirkungen
Gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Flohkraut/Flohsamen-Wegerich
Botanische Bezeichnung
Flohsamen-Wegerich, Flohkraut – Plantago afra L. (Syn. P. psyllium L.)
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Flohsamen-Wegerich (Flohkraut) ist im Mittelmeergebiet (Südeuropa und Nordafrika) und im westlichen Asien beheimatet. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.
Der Flohsamen-Wegerich zeichnet sich allerdings durch kleine, sehr schmal-lineale Blätter aus. In den Blattachseln der oberen Blätter stehen die Blütenschäfte mit den kleinen Blüten in kurzen, dichtblütigen Ähren. Die Frucht reift zu einer zweifächrigen Deckelkapsel heran mit je zwei kleinen elliptischen, rotbraunen, glänzenden Samen. Diese erinnern an Flöhe, was der Pflanze den deutschen Namen „Flohkraut“ oder „Flohsamen-Wegerich“ eingebracht hat und auch im synonymen lateinischen Artnamen der Pflanze (P. psyllium) zum Ausdruck kommt: lat. ‚psyllium’ (= Floh), was sich in der Drogenbezeichnung noch erhalten hat (Psyllii semen).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen, rotbraunen Samen. Die Droge stammt aus Kulturen in Frankreich und Spanien.
Inhaltsstoffe der Droge
Flohsamen enthalten in der Samenschale Schleimstoffe, im Endosperm fettes Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Flohsamen (Psyllii semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Samen des Sand-Wegerichs (Plantago indica L.; Syn. P. arenaria Waldst. et Kit.) verwendet werden.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei wiederholt auftretender Verstopfung und bei Colon irritabile (Kommission E); bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls (z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektalen Untersuchungen und in der Schwangerschaft), auch zur „Darmpflege“ bei Reizdarm und medikamentös behandelter Diverkulitis sowie zur Aufrechterhaltung der Verdauung bei ballaststoffarmer Diät und zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung unspezifischer Durchfälle (ESCOP).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Flohsamen bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls z.B. bei schmerzhaftem Stuhlgang nach rektalen oder analen Untersuchungen und bei Analfissuren und Hämorrhoiden als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel Anwendung nach § 109a
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- ganze oder zerkleinerte Flohsamen
Dosierung
25 bis 40 g Flohsamen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen mit reichlich Flüssigkeit einnehmen (sehr wichtig! mind. 200 mL pro Dosis). Flohsamen kann auch in Wasser, Milch oder Saft vorgequollen eingenommen werden. Während der Therapie mit Flohsamen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein.
Hinweise
Bei Verdacht auf Darmverschluss (Ileus), bei Erkrankungen der Speiseröhre und bei Schluckbeschwerden sowie bei Stenosen des Magen-Darm-Trakts dürfen Flohsamen nicht eingenommen werden. Auch sollen Flohsamen nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Die Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren wird wegen fehlender Erfahrung nicht empfohlen.Nebenwirkungen
Bei Beachtung der erhöhten Flüssigkeitszufuhr sind keine Nebenwirkungen zu erwarten, allenfalls Blähungen.
Wechselwirkungen
Flohsamen sollen ½ bis 1 Stunde vor oder nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da sich ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögern kann.