Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
W
- Wacholder
Botanische Bezeichnung
Heidewacholder – Juniperus communis.L..
Pflanzenfamilie
Zypressengewächse (Cupressaceae)Wissenswertes zur Pflanze:
Von den ungefähr 60 Wacholderarten sind nur 2 in Mitteleuropa heimisch: der Heidewacholder (Juniperus communis) und der Sadebaum (J. sabina). Die Nadeln des Sadebaums riechen unangenehm, weswegen er auch Stinkwacholder genannt wird. Sein ätherisches Öl wurde früher bei Menstruationsstörungen und missbräuchlich auch zur Abtreibung genommen. Juniperus communis, der Heidewacholder (lat. ‚communis’ = gewöhnlich), ist im Habitus und in Form und Länge der Nadeln sehr variabel und kommt mit 3 Unterarten in Europa vor; er wird auch in mehreren Gartenformen kultiviert. Er wächst als meist säulenförmiger Strauch oder Baum auf Heiden, bis 11 m hoch, in lichten Nadelwäldern und auf Magerweisen. Die bis 20 mm langen nadelförmigen, stechenden Blätter stehen in 3-blättrigen Quirlen an den Zweigen und haben auf der Oberseite einen deutlich blauweißen Wachsstreifen. Die weiblichen Blüten stehen aufrecht, umgeben von mehreren 3-gliedrigen Quirlen spitzer Schuppenblätter, die drei gipfelständigen sind konkav gekrümmt. Obwohl der Wacholder ein Nacktsamer ist (Samenanlagen liegen frei und sind nicht von Fruchtblättern umgeben), bildet er Beeren. Botanisch sind dies jedoch „Scheinbeeren“, da nach der Bestäubung nicht die Fruchtblätter (da nicht vorhanden) sondern die drei obersten Schuppenblätter fleischig wie eine Frucht um die Samenanlage herum wachsen. und diese einhüllen (botanisch: Beerenzapfen). Im reifen Zustand sind die „Wacholderbeeren“ schwarz, bläulich bereift, kugelig bis eiförmig mit hellbraunen Samen.Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet werden die reifen Beerenzapfen (Juniperi pseudofructus) mit ihrem typischen Wacholdergeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Beeren enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Volkstümlich wurde auch das Wacholderholz verwendet, das heute nicht mehr im Gebrauch (= obsolet) ist.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kroatien, Italien und Albanien.Inhaltsstoffe der Droge
Wacholderfrüchte enthalten 0,8 bis 2% ätherisches Öl mit Monoterpenkohlenwasserstoffen als Hauptkomponenten, Invertzucker, Catechingerbstoffe, Leucoanthocyane und Diterpene.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
Wacholderbeeren (Iuniperi pseudofructus)
Wacholderöl (Iuniperi aetheroleum)Anerkannte medizinische Anwendung
Bei dyspeptischen Beschwerden (Kommission E). Zur Verbesserung der renalen Wasserausscheidung und bei dyspeptischen Beschwerden inklusive Appetitlosigkeit (ESCOP).
Das HMPC hat Wacholderbeeren und Wacholderöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Wacholderbeeren und Wacholderöl wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Wacholderbeeren und Wacholderöl innerlich zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden und Blähungen eingesetzt werden. Wacholderöl kann außerdem basierend auf langer Erfahrung äußerlich bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt werden.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Wacholderbeeren zum Kauen
Gequetschte Wacholderbeeren zur Bereitung eines Tees
Wacholderöl in magensaftresistenten Kapseln zur Einnahme
Wacholderöl in Einreibungen
Wacholderbeer-Urtinktur in flüssigen ZubereitungenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Wacholderbeeren zur Durchspülung der Harnwege: Beginnend mit 5 Beeren pro Tag kann die Dosis pro Tag um 1 Beere bis auf 15 Beeren täglich gesteigert werden; danach eine Dosisreduzierung wieder absteigend bis auf 5 Beeren pro Tag. Wacholderbeeröl: Tagesdosis 100 mg.
Teeaufguss: 2 bis 3 mal täglich eine Tasse Wacholderbeertee trinken; mittlere Tagesdosis: 4 bis 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g frisch gequetschte Wacholderbeeren werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Werden Wacholderbeeren oder Wacholderbeeröl zur Durchspülungstherapie verwendet, muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.Bei Nierenerkrankungen dürfen Wacholderbeeren nicht eingenommen werden. Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalten, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen. Von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln (Diuretika) wird abgeraten.
Für die Einnahme von Wacholderbeeren oder Wacholderbeeröl während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Bei äußerlicher Anwendung gelegentlich allergische Hautreaktionen; bei einer Überdosierung riecht der Harn veilchenartig und es treten Schmerzen im Nieren-Blasenbereich auf.Wechselwirkungen
Nicht bekannt- Weide
Botanische Bezeichnung
Weide – Salix L.
Familie
Weidengewächse (Salicaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Salix L. (Weide) ist mit ungefähr 500 Arten von der Arktis über die gemäßigten Zonen bis in die Tropen vertreten und siedelt von der Meeresküste bis in alpine Gebiete. Ungefähr 35 Arten sind in Mitteleuropa heimisch, vertragen dauernassen Grund und sind deshalb oft Bestand von Ufergebüsch und Auwäldern. Einige Weiden werden als „Kopfweiden“ alle zwei bis drei Jahre beschnitten; aus den Ästen werden dann Körbe geflochten. Arzneilich genutzt werden mehrere Salicylat-reiche Arten, in erster Linie die Purpur-Weide (Salix purpurea L.), die Reif-Weide (Salix daphnoides Vill.) und die Bruch-Weide (Salix fragilis L.). Auch andere Weidenarten können als Stammpflanze dienen, wenn ihre Rinde den qualitativen Anforderungen in Bezug auf die Inhaltsstoffe (Salicylate) genügt. In Frage kommen dafür die Loorbeer-Weide (S. pentandra L.), die Kraut-Weide (S. herbacea L.) und die Stumpfblättrige Weide (S. retusa L.).
Weiden sind 6 bis 10 m hohe Bäume oder Sträucher mit schraubig angeordneten, manchmal silbrigen, länglichen Blättern, die meist auf der Unterseite behaart sind und beim Trocknen häufig schwarz werden. Weiden sind zweihäusig, d.h. dass männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Bäumen wachsen. Sie blühen im Frühjahr meist vor dem Blattaustrieb. Die Blüten sind zu kätzchenförmigen Blütenständen vereinigt, die oft schon am Palmsonntag (dem Sonntag vor Ostern) blühen, weswegen man sie im Volksmund auch „Palmkätzchen“ nennt. Die weiblichen Kätzchen sind grünlich, die männlichen Kätzchen haben weit herausragende gelbe Staubblätter. Der Nektar blühender Weiden ist im Frühjahr die erste Bienennahrung.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete Rinde junger Zweige im 2. oder 3. Jahr und junge Zeige im 1. Jahr. Die Droge des Handels stammt vorwiegend aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien.
Inhaltsstoffe der Droge
Weidenrinde enthält Salicylalkohol-Derivate (Salicylate), Kaffeesäure-Derivate und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Weidenrinde (Salicis cortex)
- Weidenrindentrockenextrakt (Salicis corticis extractum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei fieberhaften Erkrankungen, rheumatischen Beschwerden und Kopfschmerzen (Kommission E); zur Besserung leichter Rückenschmerzen sowie zur symptomatischen Behandlung leichter Gelenkarthrose und bei rheumatischen Beschwerden (ESCOP).
Das HMPC hat Weidenrinde für die kurzzeitige Behandlung leichter Rückenschmerzen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well- established medicinal use“) akzeptiert; siehe auch „traditionelle Anwendung“.
Die Überlegung, Weidenrindenextrakte wie Aspirin zur Agglutinationshemmung der Blutplättchen (im Volksmund: Blutverdünnung) einzusetzen, liegt nahe, da die Salicylate der Weidenrinde der Acetylsalicylsäure (ASS) chemisch ähnlich sind. Ihnen fehlt aber die Acetylgruppe, die für die Hemmung der Thromboxan B2-Synthese und damit für die Agglutinationshemmung verantwortlich ist. Insofern stellen Weidenrindenextrakte keine natürliche Alternative zur Gabe von ASS dar, auch wenn bei hoher Dosierung ein „blutverdünnender“ und damit ein kardioprotektiver Effekt in klinischen Studien gemessen wurde. Der Effekt von ASS war deutlicher ausgeprägt.Traditionelle Anwendung
Weidenrinde wurde vom HMPC für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Weidenrinde bei leichten Gelenkschmerzen, bei Fieber im Zusammenhang mit Erkältungen und bei Kopfschmerzen eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei rheumatischen Beschwerden (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Weidenrinde als Tee
- Trockenextrakte in Kapseln und Tabletten
- Tinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: Um die Wirkung zu gewährleisten, ist es sinnvoll, Weidenrinde in Form von Fertigarzneimittel mit einem definierten Wirkstoffgehalt (quantifizierter Extrakt) einzunehmen; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Die empfohlene Tagesdosis in Bezug auf die Salicylalkohol-Derivate (Salicylate) liegt bei 120 bis 240 mg.
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Weidenrindentee (Rheumatee) trinken; mittlere Tagesdosis bei Erwachsenen 4 bis 12 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Weidenrinde werden mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, vom Herd genommen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Bei Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten (z.B. Aspirin) und anderen Antirheumatika sowie bei Neigung zu Allergien soll Weidenrinde nicht eingenommen werden. Bei Patienten mit Asthma, Magen-Darmgeschwüren und eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion nur nach Rücksprache mit dem Arzt.
Von einer Anwendung von Weidenrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da Salicylate die Plazenta durchdringen und in der Milch erscheinen. Zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte ein Arzt befragt werden.Nebenwirkungen
Bei Einnahme von Weidenrinde kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden. Gelegentlich können Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut auftreten.
Wechselwirkungen
Die Wirkung gerinnungshemmender Arzneimittel kann verstärkt, die Wirkung von Arzneimitteln zur Steigerung der Harnsäureausscheidung vermindert sein.
- Weißdorn
Botanische Bezeichnung
Eingriffeliger Weißdorn – Crataegus monogyna Jacq.
Zweigriffeliger Weißdorn - Crataegus laevigata (Poir.) DC. (Syn. C. oxyacantha L.)Familie
Rosengewächse (Rosaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Crataegus ist eine große Gattung, deren systematische Gliederung sehr schwierig ist, da die Arten sehr leicht bastardisieren. Es werden, je nach Einteilung, 150 bis 2000 Arten beschrieben, wobei nur 100 bis 200 als echte Arten zu bezeichnen sind. Der Eingriffelige Weißdorn ist in Süd- und Nordeuropa heimisch, in Russland, Sibirien, im Himalaya, in Nordafrika, Chile und China; der Zweigriffelige Weißdorn kommt in ganz Europa vor, in Amerika wird er kultiviert. Beide Weißdornarten wachsen als Sträucher in Laubwäldern, Gebüschen, Hecken, an Zäunen und in Gärten und Parkanlagen.
„Weißdorn“ nimmt Bezug auf die weißen Blüten und die bedornten Zweige dieser großen Sträucher. Sie stehen im Mai bis Juni - der Zweigriffelige zwei Wochen vor dem Eingriffeligen Weißdorn - in voller Blüte und prägen dann mit ihrem weißen Blütenkleid unser Landschaftsbild. Die beiden Arten unterscheiden sich, wie im deutschen Artepitheton zum Ausdruck kommt, durch die Anzahl der Griffel in der Blüte. Allerdings ist dieses Unterscheidungsmerkmal nicht ganz zuverlässig, denn in der Blüte des Eingriffeligen Weißdorns (monogyna = einweibig, von griech. ‚gyne’ = Weib) können durchaus auch mal zwei Griffel vorkommen, beim Zweigriffeligen Weißdorn auch mal 3 Griffel, selten auch nur ein Griffel. Besser kann man sie an der Blattform unterscheiden. Die Blätter des Eingriffeligen Weißdorns sind tiefer eingeschnitten als die des Zweigriffeligen Weißdorns, dessen Blätter rautenförmig und gesägt sind. Die kleinen weißen Blüten stehen bei beiden Arten in Trauben und reifen nach der Befruchtung zu kleinen, leuchtend roten Steinfrüchten heran, die die Sträucher im Herbst sehr dekorativ aussehen lassen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, Blüten tragenden Zweige und die getrockneten Früchte. Die Droge des Handels stammt aus verschiedenen ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Weißdornblätter mit Blüten enthalten Flavonoide, oligomere Procyanidine, Caffeoylchinasäuren.
Weißdornfrüchte enthalten oligomere Procyanidine, FlavonoideQualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Weißdornblätter mit Blüten (Crataegi folium cum flore)
- Weißdornblätter-mit-Blüten-Trockenextrakt (Crataegi folii cum flore extractum siccum)
- Quantifizierter Weißdornblätter-mit-Blüten-Fluidextrakt (Crataegi folii cum flore extractum fluidum quantificatum)
- Weißdornfrüchte (Crataegi fructus)
Laut Arzneibuch dürfen die Weißdornblätter mit Blüten und die Weißdornfrüchte auch von Bastarden des Eingriffeligen und Zweigriffeligen Weißdorns gewonnen werden. Auch der Fünfgriffelige Weißdorn (C. pentagyna Waldst. et Kit.), der Schwarzfrüchtige Weißdorn (C. nigra Waldst. et Kit.) und der Azaroldorn oder die Mispel (C. azarolus L.) sind laut Arzneibuch als Stammpflanze der Drogen zugelassen.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen sind im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:
- Weißdornblüten (Crataegi flos)
- Weißdorntinktur aus Blättern und Blüten (Crataegi tinctura e foliis cum floribus)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Weißdornblätter mit Blüten
Nachlassende Leistungsfähigkeit des Herzens (Herzinsuffizienz) entsprechend Stadium II nach NYHA (New York Heart Association) (Kommission E, ESCOP). Die Wirksamkeit ist durch klinische Studien belegt (Zulassung). ESCOP erkennt dieses Anwendungsgebiet allerdings nur für Fertigarzneimittel mit alkoholischen Extrakten als Wirkstoff an; für Teezubereitungen lautet das Anwendungsgebiet „nervöse Herzbeschwerden und Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion“.Weißdornfrüchte
Nervöse Herzbeschwerden und Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion (ESCOP); Kommission E: Negativmonographie.Traditionelle Anwendung
Weißdornblätter mit Blüten: Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a)
Weißdornfrüchte: Traditionell angewendet zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Weißdornblätter mit Blüten
- geschnittene Weißdornblätter mit Blüten als Tee
- pulverisierte Droge in Tabletten
- Trockenextrakt in Kapseln, Tabletten, Dragees und gelöst in Tropfen
- Fluidextrakt in Tropfen
- Frischpflanzenpresssaft als Saft
- Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Weißdornfrüchte
- pulverisierte Früchte in Tabletten
- Trockenextrakt in Dragees und Kapseln
- alkoholischer Auszug in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich über mehrere Wochen eine Tasse Weißdorntee (Weißdornblätter mit Blüten) trinken. Mittlere Tagesdosis 3,0 bis 6,0 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1,0 bis 1,5 g fein geschnittene Weißdornblätter mit Blüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 15 Min. abseihen. Weißdornfrüchte sind für die Bereitung eines Teeausgusses nicht geeignet.
Hinweise
Für die Anwendung von Weißdornblätter mit Blüten und Weißdornfrüchten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Deshalb ist eine Einnahme nur nach strenger Indikationsstellung durch den Arzt empfohlen.
Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden, Schwächegefühl oder Hautausschlag
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Wermut
Botanische Bezeichnung
(Echter) Wermut – Artemisia absinthium L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Absinth, Bitterer Beifuß, Wurmkraut
Wissenswertes zur Pflanze
Der Wermut ist ursprünglich in Asien heimisch, in Europa und Nordafrika eingebürgert und heute auch in Nord- und Südamerika verbreitet. Im Gattungsname Artemisia spiegelt sich der Name der griechischen Göttin ‚Artemis’, der Beschützerin der Gebärenden, wider. Das Artepitheton „absinthium“ beinhaltet das griechische ‚apsinthion’ (= Wermut). Bezweifelt wird allerdings, ob sich diese Bezeichnung von griech. ‚a’ (= ohne) und ‚psinthos’ (= Vergnügen) ableiten lässt, was durchaus begründet wäre, da die Blätter sehr bitter schmecken. Offen ist auch, ob die deutsche Bezeichnung ‚Wermut’ sich aus ‚warm’ oder ‚Wurm’ gebildet hat. Die Verwendung als Wurmmittel ist belegt und im englischen Namen ‚wormwood’ wiederzufinden.
Der bis zu 1 m hohe Halbstrauch trägt sehr charakteristische 2- bis 3-fach fiederteilige Blätter mit sehr schmalen Fiedern, die beidseitig dicht weiß-seidig behaart sind. Die kleinen, kugeligen gelben Blütenköpfchen sind in Rispen angeordnet. Blütezeit ist Juli bis September. Beim Zerreiben riecht das Kraut durch das darin enthaltene ätherische Öl sehr aromatisch.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die blühenden oberen Zweigspitzen mit ihrem charakteristischen, sehr aromatischen Geruch. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Wermutkraut enthält ätherisches Öl mit Thujon und vielen anderen Monoterpenen, Bitterstoffe vom Sesquiterpenlacton-Typ, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Wermutkrauts (Absinthii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität der Wermuttinktur (Absinthii tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden (Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich) (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Wermutkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Wermutkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Wermutkraut zur Behandlung vorübergehender Appetitlosigkeit und zur Behandlung dyspeptischer und gastrointestinaler Beschwerden eingesetzt werden kann. Allein oder in Kombination mit anderen Drogen traditionell angewendet zur Unterstützung der Magenfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- alkoholische Auszüge (auch Tinktur)
- Fluidextrakt in Tropfen
- Trockenextrakte in Tabletten und Dragees
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal tgl. eine Tasse frisch bereiteten, warmen Wermuttee trinken, zur Appetitanregung jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten.Bereitung eines Teeaufgusses
1 – 1,5 g geschnittenes Wermutkraut (1 Teelöffel) mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergießen und bedeckt stehen lassen. Nach 10 bis 15 Minuten abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Wermutzubereitungen gemieden werden. Patienten mit Gallensteinen und anderen Gallenstörungen sollten vor Einnahme den Rat des Arztes einholen. Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Diese fehlen auch für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen.
Alkoholische Wermutauszüge und Lösungen des ätherischen Öls in Alkohol (Absinth-Liköre, „Grüne Fee“ u.a.) waren wegen ihrer schädlichen Wirkungen (gastrointestinale Probleme, nervenschädigende Wirkung, psychische Erkrankungen - bis hin zum Suizid) insbesondere bei Dauerkonsum in vielen Staaten verboten. Man macht dafür das in der Droge enthaltene Thujon verantwortlich, das bei Überdosierung u.a. zu einer erhöhten Krampfneigung führt. Heute sind Absinth-Getränke wieder zugelassen, aber mit oberen Grenzwerten für Thujon (höchstens 35 mg pro Liter). Man verwendet für deren Herstellung eine Thujon-arme Artemisia-Art.Nebenwirkungen
Selten Allergien; ansonsten nur bei Überdosierung Erbrechen, Magen- und Darmkrämpfe, Benommenheit (toxische Wirkung des Thujons).
Wechselwirkungen
Keine bekannt