Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
B
- Baldrian
Botanische Bezeichnung
Echter oder Großer Baldrian - Valeriana officinalis L.
Familie
Baldriangewächse (Valerianaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Arzneibaldrian, Katzenkraut, Mondwurzel, Stinkwurz
Wissenswertes zur Pflanze
Baldrian ist in Europa und den gemäßigten Zonen Asiens heimisch und wächst vorzugsweise auf feuchten und schattigen Standorten. Es handelt es sich um eine vielgestaltige Sammelart, gekennzeichnet durch den Zusatz ‚s.l.’ (sensu latiore = im weiteren Sinne) der lateinischen Pflanzennamen (Valeriana officinalis s.l.). Der Gattungsname Valeriana leitet sich wahrscheinlich wegen der Heilwirkung der Pflanze von lat. 'valere' (= gesund sein) ab. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und officinalis bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Baldrian ist mehrjährig, wird 50 bis 100 cm hoch und blüht von Juli bis September mit zahlreichen kleinen hellrosa bis weißen Blüten, die doldenartig angeordnet sind. Die Blätter sind paarig gefiedert und stehen sowohl grundständig als auch paarig gefiedert am Stängel.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die unterirdischen Pflanzenteile, bestehend aus dem kurzen, walzenförmigen Wurzelstock und den büschelig daran anhängenden, dünnen Wurzeln. Beim Trocknen bildet sich der typische Geruch der Droge, der durch frei werdende Isovaleriansäure verursacht wird.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Wildsammlungen und aus Kulturen in Europa.Inhaltsstoffe der Droge
Baldrianwurzel weist ein sehr heterogenes Inhaltsstoffspektrum auf: ätherisches Öl, Sesquiterpensäuren, Iridoide (Valepotriate und deren Abbauprodukte), Lignane, Kaffeesäurederivate, Alkaloide.
In Fertigarzneimitteln sind die bedenklichen Valepotriate nur noch in Spuren enthalten.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Baldrianwurzel (Valerianae radix)
- Baldriantinktur (Valerianae tinctura)
- Mit wässrig-alkoholischen Mischungen hergestellter Baldriantrockenextrakt (Valerianae extractum hydroalcoholicum siccum)
- Mit Wasser hergestellter Baldriantrockenextrakt (Valerianae extractum aquosum siccum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Unruhezustände, nervös bedingte Einschlafstörungen (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat für Baldrianwurzel die Anwendung zur Besserung leichter nervöser Beschwerden und bei Schlafstörungen als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Baldrianwurzel wurde vom HMPC für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Baldrianwurzel zur Behandlung leichter stressbedingter Symptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung und für Bäder, häufig mit anderen beruhigend wirkenden Drogen kombiniert verarbeitet
- pulverisierte Droge in Tabletten und Dragees
- Fluidextrakt in Tropfen und Säften
- Trockenextrakte in Tabletten, Dragees und löslichen Instant-Tees
„Traditionelle“ Arzneimittel enthalten außerdem Baldriantinktur, wässrige Extrakte, Frischpflanzenpresssaft, ätherisches Baldrianöl oder Valeriana Urtinktur.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss (Beruhigungstee): mehrmals tägl. 2 - 3 g Droge; bei Einschlafstörungen ½ Stunde vor dem Schlafengehen. In Kombination mit anderen beruhigend wirkenden Drogen (z.B. Passionsblumenkraut, Hopfen, Melisse) genügt eine geringere Dosis. Eine Schlafförderung tritt erst nach 5 bis 14 Tagen ein.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 Teelöffel (2 – 3 g) geschnittene Baldrianwurzeln mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergießen und bedeckt stehen lassen. Nach 10 bis 15 Minuten abseihen.
Hinweise
Da Baldrian möglicherweise die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt, sollte man vorsichtshalber bis zwei Stunden nach Einnahme eines Medikaments mit Baldrian nicht Auto fahren.
Bei bekannten Allergien gegen Baldrian müssen Baldrianzubereitungen in jeder Form gemieden werden.
Während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 12 Jahren Baldrian nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Allenfalls leichte Magen-Darm-Beschwerden
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Bärentraube
Botanische Bezeichnung
Echte Bärentraube – Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng.
Familie
Erikagewächse (Ericaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Bärentraube wächst in höheren Lagen auf der gesamten nördlichen Hemisphäre. So kommt sie in Europa von der Iberischen Halbinsel über ganz Mitteleuropa bis Skandinavien vor. Östlich ist sie bis Sibirien, zum Altai und Himalaja verbreitet. In südlichen Gebieten wächst die Bärentraube in Gebirgslagen, meist über der Baumgrenze, in nördlichen Gebieten steigt sie bis weit in die Täler hinab. Die Bärentraube ist ein niederliegender Zwergstrauch, oft dichte Matten bildend, mit ledrigen, glänzenden, kleinen Laubblättern. Die kleinen weißen bis rötlichen, glockenförmigen Blüten stehen in endständigen, überhängenden Trauben, aus denen sich im Spätsommer leuchtend rote, beerenartige Früchte mit harten Kernen entwickeln.
Bei Linné hieß die Pflanze noch Arbutus uva-ursi, bei einer Umbenennung wurde der Gattungsname als Lehnübersetzung des Artepithetons uva-ursi gebildet. Aus lat. ‚uva’ (= Traube) wurde somit griech. ‚staphyle’, und aus lat. ‚ursus’ (= Bär) wurde griech. ‚arktos’. Der deutsche Name der Pflanze ist somit eine Übersetzung des botanischen Namens. Der Bezug zum Bär ergibt sich aus dem Vorkommen dieser Art in zirkumpolaren Regionen unter dem Sternbild des Großen Bären (lat. ‚ursa maior; griech. ‚arktos’). Die „Traube“ spricht die beerenartigen Früchte an, die wie Weintrauben am Weinstock stehen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Laubblätter. Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in Spanien und Italien.
Inhaltsstoffe der Droge
Bärentraubenblätter enthalten Arbutin (Hydrochinonglucosid) und andere Phenolglykoside, Gerbstoffe und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Bärentraubenblätter (Uvae-ursi folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
(Unkomplizierte) entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege (Kommission E); ESCOP ergänzt „wenn eine Behandlung mit Antibiotika nicht erforderlich ist“. Das HMPC hat Bärentraubenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Bärentraubenblätter wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Bärentraubenblätter zur Behandlung von Symptomen einer wiederkehrenden Blasenentzündung (z.B. Brennen beim Wasserlassen und/oder häufiges Wasserlassen bei Frauen) eingenommen werden, wenn ernsthaftere Ursachen dafür ärztlich ausgeschlossen wurden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene Bärentraubenblätter als Tee
- auf Hydrochinon-Derivate (Arbutin) standardisierte Trockenextrakte in Tabletten
- auf Hydrochinon-Derivate (Arbutin) standardisierte wässrige Auszüge in Flüssigkeiten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Bärentraubenblättertee trinken; Tagesdosis 6 bis 12 g Droge bzw. 400-840 mg Hydrochinon-Derivate, berechnet als Arbutin. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter oder Birkenblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
2,5 g fein geschnittene oder besser grob pulverisierte Bärentraubenblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Möchte man den Gehalt an Gerbstoffen möglichst niedrig halten, bereitet man besser ein Kaltwasser-Mazerat. Dafür lässt man die Droge mit kaltem Wasser 6 bis 12 Std. stehen, dann wird die Droge abgeseiht und der Tee dann erwärmt.
Hinweise
Für die Anwendung von Bärentraubenblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.
Männer sollten vor der Anwendung von Bärentraubenblättern die Ursache der Harnwegsbeschwerden ärztlich abklären lassen.
Treten während der Behandlung Symptome wie Fieber, Harnverhalten, Krämpfe oder Blut im Urin auf, muss ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, ebenso, wenn die Symptome länger als 4 Tage anhalten. Bei Nierenproblemen sollen Bärentraubenblätter nicht angewendet werden.
Bärentraubenblätter sollten nicht länger als 1 Woche eingenommen werden. Bei einer Entzündung der Harnwege muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden. Der Harn kann sich während der Einnahme grünlich-braun färben.Nebenwirkungen
Bei magenempfindlichen Personen kommt es bei der Einnahme von Bärentraubenblättern wegen der darin enthaltenen Gerbstoffe gelegentlich zu Magenbeschwerden.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Beinwell
Botanische Bezeichnung
Echter Beinwell – Symphytum officinale L.
Familie
Raublattgewächse (Boraginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Beinwell ist in Eurasien heimisch und reicht ostwärts bis Zentralasien. Er wächst auf feuchten Wiesen, an Wassergräben und Ufern. Auch in Nordamerika ist er inzwischen verbreitet.
Der Gattungsname Symphytum leitet sich ab von griech. ‚syn’ (=zusammen) und ‚phyo’ (=wachsen), woraus griech. ‚symphytos’ (=zusammen gewachsen) entsteht. Damit ist das Zusammenwachsen von Wunden oder gar von Knochen gemeint, also ein Wundheilmittel. Diese Heilkraft kommt auch im deutschen Namen zum Ausdruck, denn in der alten Heilkunde bedeutete „die Wunde wallt“ soviel wie „die Wunde wächst zu“ oder „wird heil“. Der Beinwell ist demnach eine sehr alte Heilpflanze, was im Artepitheton officinale verdeutlicht wird, denn officinalis bedeutet „in den Apotheken gebraucht“, abgeleitet von der „Offizin“, dem Verkaufsraum einer Apotheke.
Der Beinwell wird 50 bis 100 m hoch und ist mit einer rübenförmigen dicken Pfahlwurzel bis 30 cm tief in der Erde verankert. Er ist eine Halbrosettenstaude mit einem verzweigtem, stark borstig behaarten Stängel. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich, lang zugespitzt, die oberen Blätter verschmälern sich zu einem weit am Stängel herab laufenden, geflügelten Blattstiel. Die Blattnerven sind ebenfalls rau behaart. In den Achseln der oberen Blätter stehen die purpurroten oder rotvioletten (auch gelbweißlichen), glockigen, nickenden Blüten in dichtblütigen Doppelwickeln. Ihre Kelche sind mit Kelchzähnen versehen, die Kronblätter bilden eine außen stark behaarte Röhre. Blütezeit ist Mai bis Juli.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Arzneilich verwendet werden vor allem die getrockneten Wurzeln, aber auch das getrocknete Kraut von S. x uplandicum Nym. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen.
Inhaltsstoffe der Droge
Beinwellwurzel und Beinwellkraut enthalten Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kaffeesäurederivate (u.a. Rosmarinsäure), Allantoin und Pyrrolizidinalkaloide. Da letztere lebertoxisch sind, werden zur Herstellung von Fertigarzneimitteln Pyrrolizidinalkaloid-arme Züchtungen verwendet.
Qualitätsbeschreibungen
In den Arzneibüchern (Ph. Eur., DAB) ist die Qualität von Beinwellwurzel nicht festgelegt. Im DAC ist eine Beschreibung enthalten.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Wurzel: Durch klinische Studien wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): Zur äußerlichenBehandlung von Schmerzen und Schwellungen bei Kniegelenksarthrose degenerativen Ursprungs; akuten Myalgien im Bereich des Rückens; Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen nach Sport- und Unfallverletzungen.
Äußerlich bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen (Kommission E). ESCOP listet als weitere Anwendungsgebiete: Akute Rückenschmerzen, Gelenkarthrose, Sehnenscheidenentzündung und Epikondylentzündungen.Kraut: Äußerlich bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen (Kommission E). Durch klinische Studien wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): Pflanzliches Arzneimittel zur äußerlichen Behandlung stumpfer Verletzungen. Prellungen und Verstauchungen (bei Sport- und Unfallverletzungen), Muskel- und Gelenkschmerzen infolge stumpfer Verletzungen.
Traditionelle Anwendung
Beinwell hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Symphytum officinale - Wurzel
Fluidextrakt in Salben, Cremes und Umschlagpasten
Symphytum uplandicum - Kraut
Frischpflanzenpresssaft kombiniert mit dem alkoholischen Auszug aus dem Pressrückstand
DosierungUm die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit zu gewährleisten, sollten Beinwellwurzel und Beinwellkraut in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Hinweise
Nur auf intakter Haut auftragen! Während der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter 3 Jahren dürfen Beinwellzubereitungen nicht angewendet werden (keine klinischen Daten).
Obwohl die Pyrrolizidinalkaloide beim Auftragen auf die intakte Haut nicht in den Blutkreislauf gelangen, soll Beinwell nicht länger als 4 bis 6 Wochen pro Jahr angewendet werden. Die in Fertigarzneimittel verarbeiteten Extrakte werden allerdings mit Spezialverfahren hergestellt, bei dem die Pyrrolizidine eliminiert werden. Für solche Produkte besteht keine Beschränkung in der Anwendungsdauer.Nebenwirkungen
Keine bekannt.
Wechselwirkungen
Keine bekannt.
- Birke
Botanische Bezeichnung
Hänge- oder Warzen-Birke – Betula pendula Roth
Familie
Birkengewächse (Betulaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Von den in Nord- und Mitteleuropa bis Sibirien heimischen Birken ist die Hänge- oder Warzenbirke (auch Weiß- oder Raubirke) in Mitteleuropa die am häufigsten vorkommende. Sie verträgt harte Fröste und karge Böden und kommt auch mit Trockenheit gut zurecht. Sie wird sehr rasch zum Baum, bis 30 m hoch, mit dominierendem Stamm und weit überhängenden Zweigen. Für alle Birken charakteristisch ist die weiße Borke des Baumstamms, die sich horizontal papierdünn ablösen lässt. Verursacht wird diese weiße Farbe durch in der Borke eingelagertes Betulin.
Man geht davon aus, dass sich der Name „Birke“, vom indogermanischen ‚bhereo’ = glänzend, weiß ableitet. Der Gattungsname Betula kommt von lat. ‚bitumen’ (= Erdpech, Asphalt), weil die Gallier aus dem Birkensaft eine Art Bitumen hergestellt haben (gallisch Betu = Harz, Gummi, Leim). Das Artepitheton pendula (lat. ‚pendulus’ = hängend) bezieht sich auf die hängenden, bis 10 cm langen männlichen Blütenstände (Kätzchen) und/oder die hängenden Zweige. Die weiblichen Blütenstände sind zur Blütezeit aufrecht, erst später hängend und bis 4 cm lang. Blütezeit April-Mai. Die Blätter sind typisch rhombisch und lang zugespitzt mit doppelt gezähntem Blattrand. Arzneilich wird auch die Moorbirke genutzt (Betula pubescens Ehrh.). Deren Blätter sind etwas kleiner.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blätter und die vom Kork befreite Rinde. Die im Handel befindliche Blattdroge stammt aus China, Russland, Polen und anderen osteuropäischen Staaten. Die Birkenrinde wird nur industriell zur Herstellung von Extrakten genutzt.
Inhaltsstoffe der Droge
Birkenblätter: Flavonoide und andere Polyphenole
Birkenrinde: Betulin (Triterpen)Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Birkenblätter (Betulae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Blätter der Moorbirke (Betula pubescens Ehrh.) verwendet werden.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Birkenblätter: zur Durchspülungstherapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß (Kommission E, ESCOP), sowie unterstützend bei rheumatischen Beschwerden (Kommission E). Das HMPC hat Birkenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Birkenrinde: ein Birkenrindentrockenextrakts erwies sich in einer klinischen Studie als äußerlich wirksam bei Aktinischer Keratose und Schuppenflechte. Derzeit sind jedoch nur Pflegepräparate und keine Arzneimittel im Handel.Traditionelle Anwendung
Birkenblätter wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Birkenblätter zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Nieren bzw. zur Besserung des Befindens bei rheumatischen Beschwerden (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakte in Tabletten und löslichen Instant-Tees
- Alkoholischer Auszug in Saft
- Frischpflanzenpresssaft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Birkenblätteraufguss trinken. Tageshöchstdosis 12 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittene Birkenblätter werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgeseiht.
Hinweise
Birkenpollenallergiker sollten Birkenblätter nicht anwenden. Bei fieberhaften Harnwegsinfekten und akuter Prostataentzündung sowie bei Wasseransammlungen als Folge von einer eingeschränkten Nieren- oder Herztätigkeit dürfen Birkenblätter ebenfalls nicht angewendet werden.
Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren vor.Nebenwirkungen
Selten leichte Magen-Darm-Beschwerden, selten allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Nicht bekannt
- Bockshornklee
Botanische Bezeichnung
Bockshornklee – Trigonella foenum-graecum L.Pflanzenfamilie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Der Bockshornklee ist im östlichen Mittelmeergebiet heimisch. Er wird zur Gewinnung der vorwiegend als Gewürz verwendeten Samen in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens auch kultiviert, außerdem in Marokko, Südfrankreich, Griechenland, der Ukraine sowie in Kalifornien, Argentinien und in China. Der Gattungsnamen Trigonella wurde von Linne 1737 künstlich gebildet aus lat. ‚trigonus’ = dreieckig, dreikantig. Damit spielt er auf die Gestalt der Blüte an, die, weil das Schiffchen sehr klein ist, praktisch nur aus den 3 Kronblättern - 2 Flügeln und 1 Fahne - besteht und dadurch dreikantig aussieht. Das Artepitheton foenum-graecum heißt übersetzt „griechisches Heu“, vermutlich, weil die Pflanze in Griechenland sehr verbreitet auf Wiesen vorkommt.Die einjährige Pflanze wird bis zu 65 cm hoch, die gestielten Blätter sind dreizählig (Klee !), wobei das mittlere Blättchen lang gestielt ist. Ansonsten sind die einzelnen Blättchen verkehrt eiförmig, meist im oberen Drittel gezähnt. Die blassgelben, am Grunde hellvioletten Schmetterlingsblüten stehen in den Blattachseln, die Flügel sind etwas halb so lang wie die Fahne, das Schiffchen ist sehr klein, stumpf und rundlich. Blütezeit April bis Juli. Die Frucht ist eine gekrümmte, spitz zulaufende Hülse, die bis 10 cm lang werden kann und 4 bis 20 Samen beherbergt. Diese sind flach und durch eine tiefe Furche in ungleiche Hälften geteilt, ansonsten ei- bis würfelförmig, gelbbraun; getrocknet sind sie sehr hart. Mit der deutschen Bezeichnung „Bockshornklee“ wird auf die Gestalt der Früchte Bezug genommen, die wie die „Hörner von Böcken“ in den Kelchen am Stängel stehen.
Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet werden die reifen Samen (Trigonellae foenugraeci semen). Die Droge des Handels stammt ausschließlich aus dem Anbau und wird aus Marokko, der Türkei und aus China, z. T. auch aus Indien und Argentinien, importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Bockshornsamen enthalten Schleimstoffe, Steroidsaponine., Bitterstoffe und das geruchsbestimmende, flüchtige Sotolon.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Bockshornsamens (Trigonellae foenugraeci semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Appetitlosigkeit; äußerlich als Breiumschlag bei lokalen Entzündungen (Kommission E). Innerlich unterstützend bei Diabetes mellitus, bei Appetitlosigkeit und zur Unterstützung einer Niedrigfettdiät bei der Behandlung einer leichten Hypercholesterrinämie; äußerlich bei Furunkeln, Geschwüren und Ekzemen (ESCOP).
Das HMPC hat Bockshornsamen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Bockshornsamen wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Bockshornsamen innerlich bei vorübergehender Appetitlosigkeit eingesetzt werden; äußerlich bei leichten Hautentzündungen.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Pulverisierte Bockshornsamen zur Teebereitung (innerlich) oder zur Bereitung eines
Breiumschlags (äußerlich)
Zerkleinerte Bockshornsamen in TeemischungenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Bockshornsamentee trinken; zur Appetitanregung soll der Tee jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten getrunken werden. Mittlere Tagesdosis: 6 g Droge.
Bockshornsamen können auch in pulverisiertem Zustand direkt eingenommen werden; Dosierung: 3 mal tgl. vor den Mahlzeiten 2 g pulversierte Droge mit etwas Flüssigkeit einnehmen.
Äußerlich werden Bockshornsamen als feucht-warmer Breiumschlag angewendet (50 g pulversierte Bockshornsamen mit 250 m Wasser 5 min lang kochen).Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 g pulverisierte Bockshornsamen mit ca. 150 mL kaltem Wasser stehen lassen. Nach zwei Stunden durch ein Papierfilter filtrieren.Hinweise
Da Bockshornsamen blutzuckersenkende Eigenschaften besitzt, müssen Diabetiker bei der regelmäßigen Einnahme von Bockshornsamenzubereitungen den Blutzucker häufiger kontrollieren.
Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vor.Nebenwirkungen
Bei innerlicher Anwendung leichte Beschwerden im Magen-Darm-Bereich möglich, bei wiederholter äußerlicher Anwendung möglicherweise unerwünschte Hautreaktionen.Wechselwirkungen
Keine bekannt- Brennnessel
Botanische Bezeichnung
Große Brennnessel – Urtica dioica L. Kleine Brennnessel – Urtica urens L.
Familie
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Brennnessel ist eine kosmopolitische Ruderalpflanze, denn sie kommt in allen gemäßigten Zonen Europas, Asiens und Amerikas vor und besiedelt dort typische Ruderalstandorte. Als solche bezeichnet man vom Menschen beeinflusste Standorte wie Schutt-, Müll- und Hofplätze, Weg- und Straßenränder sowie Hecken, Mauern, Zäune, Äcker und Weideplätze. Meist handelt es dabei um nährstoffreiche Böden.
Die Brennnessel ist allen Menschen wohl bekannt durch ihr schmerzhaftes Brennen beim Berühren der Pflanze. Verursacht wird dies durch ihre Brennhaare, die auf den Blättern und Stängeln sitzen. Schon bei leichter Berührung bricht ihr kleines Köpfchen ab, die Abbruchstelle bildet dann einen scharfkantigen Rand, mit dem sich das Brennhaar in die Haut bohrt. Der unter hohem Druck stehende Zellsaft mit Ameisensäure, Acetylcholin und Histamin wird dabei wie mit einer Kanüle unter die Haut gespritzt und verursacht dort einen juckenden Ausschlag. Diese Eigenschaft spiegelt sich im lateinischen und deutschen Namen der Pflanze wider. Urtica leitet sich von lat. ‚urere’ (= brennen) ab, nochmals verstärkt durch urens bei der Kleinen Brennnessel (U. urens). Im Deutschen ist dieses „Brennen“ mit „Nessel“ kombiniert. Damit wird auf die Nutzung der Brennnessel als heimische „Gespinnstpflanze“ (Faserpflanze) Bezug genommen, denn vor Einführung der Baumwolle in Europa wurden die Sklerenchymfasern der Brennnessel-Stängel zu Tuch versponnen. Heutzutage wird das Nesseltuch aus ungebleichten Baumwollgarnen hergestellt.Arzneilich genutzt werden beide Brennnessel-Arten. Die ausdauernde Große Brennnessel (U. dioica) kann bis zu 150 cm hoch werden, der vierkantige Stängel ist mit Brennhaaren und Borstenhaaren besetzt. Die gesägten Blätter mit Borsten- und Brennhaaren sitzen daran kreuzgegenständig; sie sind am Grunde herzförmig und laufen spitz aus. Die kleinen unscheinbaren Blüten stehen in rispenartigen Blütenständen (Thyrsen); die Pflanze ist zweihäusig (diözisch – dioica), d.h. dass männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen stehen. Die einjährige Kleine Brennnessel (U. urens) ist mit 10 bis 50 cm deutlich kleiner, auch ihre rundlichen Blätter sind kleiner und tragen nur Brennhaare, keine Borstenhaare. Die Blüten sind gelblich und zierlicher als bei der Großen Brennnessel; auch ist die Pflanze einhäusig. Blütezeit ist bei beiden Arten von Mai bis Oktober.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden von beiden Arten das getrocknete Kraut (Stängel und Blätter) oder auch nur die getrockneten Blätter sowie die Wurzeln. Die Drogen des Handels stammen aus Wildvorkommen in Mittel- und Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Brennnesselblätter (auch Brennnesselkraut) enthalten Flavonoide und Kaffeesäureester.
Brennnesselwurzel enthält Lektine, Phytosterole, Lignane und Polysaccharide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Brennnesselblätter (Urticae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität der Brennnesselwurzel (Urticae radix) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:- Brennnesselkraut (Urticae herba)
- Brennnesselblättertinktur (Urticae folii tinctura)
- Brennnesselwurzeltinktur (Urticae radicis tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungBrennnesselblätter
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden (Kommission E, ESCOP); als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß (Kommission E).
Das HMPC hat Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Brennnesselwurzel
Miktionsbeschwerden bei Prostataadenom Stadium I bis II der Benignen Prostatahyperplasie (Kommission E, ESCOP); ESCOP definiert die Beschwerden genauer: bei nächtlichem Harndrang, bei Störung der Blasenentleerung mit Restharnbildung, bei schmerzhaftem und erschwertem Wasserlassen sowie bei Harnverhalten.Traditionelle Anwendung
Brennnesselblätter und Brennnesselkraut
Brennnesselblätter und Brennnesselkraut wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Brennnesselblätter und Brennnesselkraut bei leichten Gliederschmerzen eingesetzt werden sowie bei leichten Harnwegsbeschwerden zur Erhöhung der Urinmenge und damit zur besseren Durchspülung der ableitenden Harnwege. Brennnesselkraut dient außerdem zur Behandlung schuppiger Haut.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).Brennnesselwurzel
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut
Geschnittene Brennnesselblätter bzw. geschnittenes Brennnesselkraut als Tee
pulverisiertes Kraut in Dragees
Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
Frischpflanzenpresssaft als Saft
Urtinktur in Tropfen
Brennnesselwurzel
Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln sowie gelöst in Flüssigkeiten
DosierungFertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Brennnesselblättertee (Brennnesselkrauttee) trinken; mittlere Tagesdosis 10 bis 20 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Echtes Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter oder Birkenblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).
Um die Wirkung der Brennnesselwurzel zur Behandlung der Benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu gewährleisten, wird angeraten, diese in Form von Fertigarzneimitteln anzuwenden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.Bereitung eines Teeaufgusses
4 Teelöffel (ca. 2,8 g) fein geschnittene Brennnesselblätter (Brennnesselkraut) mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Der Teeaufguss mit Brennnesselwurzel muss mit der grob pulverisierten Droge zubereitet werden; dafür werden pro Dosis 1,5 g Droge mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, 1 Min. am Sieden erhalten, dann vom Herd genommen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut sollen bei akuter Arthritis, kenntlich an Schwellungen, Rötungen und Fieber, nicht angewendet werden, da diese ärztlichen Rats bedarf. Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Brennnesselblättern bzw. Brennnesselkraut oder Brennnesselwurzel nicht durchgeführt werden. Von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln (Diuretika) wird abgeraten. Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Für die Anwendung von Brennnesselblätter bzw. Brennnesselkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Brennnesselblätter (-kraut) und Brennnesselwurzel kann es zu Hautreaktionen und gelegentlich zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Bei Patienten mit Diabetes wurde bei der Einnahme von Brennnesselblätter (-kraut) vereinzelt über einen Anstieg des Blutzuckers berichtet.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Buchweizen
Botanische Bezeichnung
Buchweizen – Fagopyrum esculentum Moench
Familie
Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Buchweizen ist mit den Mongolen im 14. Jh. aus seiner Heimat Zentralasien nach Mitteleuropa gelangt und wurde hier ursprünglich als „Heidenkorn“ bezeichnet. Später wurde er „Heidekorn“ genannt, da er auf armen, sandigen Böden gedeiht und deshalb früher bevorzugt in den Heidegebieten Nordwestdeutschlands, zunächst in der Lüneburger Heide, später in den Heiden Mecklenburgs, angebaut wurde. In einer Lüneburger Urkunde von 1385 ist sein Vorkommen unter dem Namen „bokwete“ erstmals belegt. Nach starkem Anbaurückgang steht er heute wieder mehr in Kultur, da er sich einen Platz als fester Bestandteil der Biokost erworben hat. Er kommt auch verwildert an Schuttplätzen und Ackerrändern vor.
Mit dem deutschen Namen „Buchweizen“ assoziiert man fälschlicherweise ein „Getreide“. Es handelt sich aber um ein einjähriges, bis 60 cm hohes, raschwüchsiges Kraut mit wechselständigen, sehr charakteristischen, herzpfeilförmigen Blättern, deren Nebenblätter zu einer kragenförmigen, den Vegetationspunkt am Stängel umhüllenden „Ochrea“ (Tüte) verwachsen ist. Die zahlreichen weißen bis rosafarbenen, kleinen Blüten sind zu kompakten, ährenartigen Thyrsen vereinigt. Sie sind sehr nektarreich, weswegen der Buchweizen eine wichtige Bienentrachtpflanze darstellt. Blütezeit ist Juli bis Oktober. Die Früchte sind rotbraun, 4 bis 6 mm lang und scharf dreieckig. Damit erinnern sie an Bucheckern, den Früchten der Buche. Dies kommt im Gattungsnamen Fagopyrum zum Ausdruck, abgeleitet von lat. ‚fagus’ (= Buche) und griech. ‚pyros’ (= Weizen), im Deutschen wörtlich übersetzt zu „Buchweizen“. Das Artepitheton esculentum bedeutet „essbar, genießbar“ (lat. ‚esca’ = Speise). Die Früchte werden als Lebensmittel zu Grütze, Grieß oder Mehl verarbeitet.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit gesammelte, getrocknete Kraut bestehend aus Blättern, Blüten und Stängeln. Die Droge des Handels stammt aus Ungarn und Afrika.
Inhaltsstoffe der Droge
Buchweizenkraut enthält Rutosid und andere Flavonoide sowie Chlorogensäure und Phenolcarbonsäuren; in den Blüten ist Fagopyrin, ein photosensibilisierendes Naphthodianthron enthalten.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Buchweizenkrauts (Fagopyri herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei chronisch venöser Insuffizienz Stadium I und II sowie bei Mikrozirkulationsstörungen und zur Arterioskleroseprophylaxe (Klinische Studien). Die Kommission E hat Buchweizenkraut aus zeitlichen Gründen nicht bearbeitet.
Traditionelle Anwendung
Allein oder in Kombination mit anderen Stoffen traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei müden Beinen (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittenes Buchweizenkraut als Tee
- pulverisierte Droge in Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich 1 Tasse Buchweizentee über mehrere Wochen trinken.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g Buchweizenkraut mit 150 mL siedendem Wasser versetzen und nach 10 Min. abseihen; besser ist ein 2- bis 3-minütiges Aufkochen.
Hinweise
Für die Anwendung Buchweizenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der chronisch venösen Insuffizienz nicht relevant.
Nebenwirkungen
Sehr selten Kopfschmerzen
Wechselwirkungen
Keine bekannt