Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
R
- Rhabarber
Botanische Bezeichnung
Medizinal-Rhabarber – Rheum palmatum L.
Chinesischer Rhabarber – Rheum officinale Baill.Familie
Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Medizinal-Rhabarber (auch Handlappiger Rhabarber) ist in den Gebirgen Nordosttibets und Nordwestchinas heimisch, der Chinesische Rhabarber stammt aus Südosttibet, Südwestchina und Burma. Beide Arten kamen im 12. Jahrhundert durch die Araber über Indien nach Europa. Bei uns werden sie heute als Zierstaude und Arzneipflanze kultiviert. Bei seiner Wanderung nach Westen bringt er den persischen Namen ‚rêwend’ (= Rhabarberart) mit, der im Griechischen zu ‚rhêon’ und im Lateinischen zu ‚rheum’ wird. ‚Rhâ’ ist der alte Namen der Wolga. Entweder vermutete man dort den Anbau der Pflanze oder der Export wurde über die Wolga abgewickelt. Dies führt zum mittellateinischen ‚ra-’, verbunden mit lat. ‚barbarus’ (= ausländisch, fremd) wird daraus „Rhabarber“. Das Artepitheton palmatum spielt auf die palmenförmigen Blätter der Pflanze an, officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Der Medizinalrhabarber ist dem Gartenrhabarber, dessen Blattstiele man gekocht in Form eines Kompotts gerne verzehrt, recht ähnlich. Seine großen Blätter sind handförmig gelappt, oberseits rau, die Blattstiele fast rund. Die beblätterten Blütenschäfte ragen mit über 1.50 m Höhe weit über das Blattwerk heraus und tragen zahlreiche kleine rosa Blüten in blütenreichen Rispen angeordnet. Der Chinesische Rhabarber hat rundliche bis nierenförmige Blätter, die Blüten sind grünlich. Blütezeit beider Arten ist Mai bis Juni.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden getrockneten unterirdischen Teile beider Arten. Die Droge besteht aus der rübenförmigen Wurzel und wird häufig gespalten und von der Außenrinde samt Seitenwurzeln befreit gehandelt. Die Droge des Handels stammt aus China und Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Rhabarberwurzel enthält Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone), hauptsächlich Glykoside des Rheins, Rheumemodins, Aloemodins und Chrysophanols; außerdem Gerbstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Rhabarberwurzel (Rhei radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt, die Qualität des eingestellten (standardisierten) Rhabarbertrockenextrakts (Rhei extractum siccum normatum) im Deutschen Arzneibuch (DAB).
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Rhabarberwurzel zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation (Verstopfung) als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.
Alkoholische Auszüge werden äußerlich in Form von Pinselungen bei Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut eingesetzt (Zulassung).Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene oder grob pulverisierte Droge als Tee
- auf Anthranoide (Rhein) standardisierter Rhabarberwurzeltrockenextrakt gelöst in flüssigen Arzneiformen zur äußeren Anwendung (Pinselung des Zahnfleischs)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide pro Tag sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 1 bis 2 g grob pulverisierter Rhabarberwurzel erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Sennesblätter (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 g grob pulverisierte Rhabarberwurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Rhabarberwurzel darf nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Rhabarberwurzel soll nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Rhabarberwurzel kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Rhabarberwurzel bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Rhabarberwurzel während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Rhabarberwurzel während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Rhabarberwurzel nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Rhabarberwurzel (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Rhabarberwurzel (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Ringelblume
Botanische Bezeichnung
(Garten)-Ringelblume – Calendula officinalis L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Studentenblume
Wissenswertes zur Pflanze
Die Ringelblume ist eine alte Kultur- und Zierpflanze, die vermutlich schon im 12. Jhd. in Deutschland in Bauerngärten und auf Friedhöfen angepflanzt worden ist. Heute ist sie vielfach verwildert auf Schuttplätzen, an Wegrändern, Zäunen und in Weinbergen anzutreffen. Heimisch ist sie in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Der Gattungsname Calendula leitet sich von lat. ‚calendae’ (= der erste Tag des Monats) ab und bedeutet so viel wie „kleiner Kalender“. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht. Der deutsche Name „Ringelblume“ bezieht sich auf die ringförmig gekrümmten Früchte der Pflanze.
Die Ringelblume ist 30 bis 50 cm hoch mit einem erst im oberen Teil reich verzweigten, flaumig behaarten Stängel. Daran stehen wechselständig längliche, filzig behaarte Blätter. Sehr auffallend sind die großen Blütenköpfchen mit einem Durchmesser von 5 bis 7 cm, bestehend aus einem Kranz vieler bis 2 cm langer, orangefarbener Zungenblüten und im Innern aus einem Polster aus orangefarbenen trichterförmigen Röhrenblüten. In den Gärten kann man häufig auch „gefüllte“ Ringelblumen mit mehreren Kreisen von Zungenblüten finden. Die Blüte ist von einem Hüllkelch umgeben; Blütezeit ist Juni bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blüten. Der Blütenboden muss abgetrennt werden, sodass die Droge vorwiegend aus den Zungenblüten und wenigen Röhrenblüten besteht. Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Importen aus Polen, Ungarn und Ägypten.
Inhaltsstoffe der Droge
Ringelblumenblüten enthalten Flavonoide, Triterpenalkohole, Triterpensaponine, Carotinoide, Polysaccharide und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Ringelblumenblüten (Calendulae flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität folgender Drogenzubereitungen sind im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:- Ringelblumenfluidextrakt (Calendulae extractum fluidum)
- Ringelblumentinktur (Calendulae tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Äußerlich bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Wunden mit schlechter Heilungstendenz (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Ringelblumenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Ringelblumenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Ringelblumenblüten äußerlich zur Heilung von leichten Entzündungen der Haut und bei kleinen Wunden sowie zur Behandlung von leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt werden. Ringelblumenöl (ein öliger Auszug aus Ringelblumenblüten) wird traditionell angewendet als mild wirkendes Arzneimittel zur Unterstutzung der Hautfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Ringelblumenblüten als Schmuckdroge in Tees und zur Bereitung eines Aufgusses
- Alkoholische Auszüge (auch Tinktur) zur Bereitung von Cremes, Salben oder Mundspülungen
- Auszüge mit pflanzlichen Ölen in Salben
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich mit einem frisch bereiteten Aufguss den Hautbezirk abtupfen oder warm zur Mundspülung und zum Gurgeln verwenden.Bereitung eines Teeaufgusses
1 – 2 g Ringelblumenblüten mit 150 mL heißem Wasser übergießen, 5 – 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Ringelblumenblüten und deren Zubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Ringelblumenblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Selten Hautirritationen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Römische Kamille
Botanische Bezeichnung
Römische Kamille – Chamaemelum nobile (L.) All.Pflanzenfamilie
Korbblütler (Asteraceae)Wissenswertes zur Pflanze
Die Römische Kamille ist in Süd- und Westeuropa sowie in Nordafrika beheimatet, in Mitteleuropa, so auch in Deutschland, ist sie eingebürgert. Auf die fremde Herkunft verweist der deutsche Name „Römische“ Kamille. Der Gattungsname Chamaemelum leitet sich vom lateinischen „chamaemelon“ (= Kamille) ab, das aus dem Griechischen übertragen wurde und „Erdapfel“ bedeutet, zurückzuführen auf den feinen apfelartigen Geruch der Blüten (gr. ‚chamai’ = am Boden, hingestreckt, niedrig; ‚melon’ = Apfel).
Die Römische Kamille wird 20 bis 50 cm hoch und trägt doppelt- bis 3-fach gefiederte Blätter mit länglichen Fiederblättchen. Die Blütenköpfchen haben einen Durchmesser von 2 bis 2,5 cm, stehen einzeln an langen Blütenstielen. Auf einem kegelförmig gewölbten Blütenboden stehen gelbe Röhrenblüten umgeben von 12 bis 15 weißen Zungenblüten. Damit sind sie den Blütenköpfchen der Echten Kamille sehr ähnlich. Im Unterschied zu dieser ist jedoch der Blütenboden mit Spreublättern besetzt und im Längsschnitt markig und nicht wie bei der Echten Kamille hohl. Die Kulturvarietät der Römischen Kamille, die zur Drogengewinnung angebaut wird, ist gefülltblütig, was bedeutet, dass sie deutlich mehr Zungenblüten in mehreren Kreisen stehend besitzt und nur wenige Röhrenblüten. Die Römische Kamille wächst gerne am Weg- und Ackerrand, auch an Rändern stehender Gewässer; Blütezeit ist Mai bis September.Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet werden die Blüten (Chamomillae romanae flos) mit ihrem typischen Geruch, der durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Es ist in Drüsenschuppen auf der Oberfläche der Blüten enthalten und wird frei, wenn man beim Zerreiben diese Drüsen verletzt. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Frankreich, Belgien und Polen.Inhaltsstoffe der Kamillenblüten
Römische Kamille enthält ätherisches Öl, Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe, Flavonoide und Acetylene.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Römischer Kamille (Chamomillae romanae flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Von der Kommission E erhielt die Römische Kamille eine Negativverabschiedung, da das damals vorliegende wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte und die Droge ein mittelstarkes Sensibilisierungspotenzial besitzt; auch sind allergische Reaktionen möglich. Gegen die Verwendung in Teemischungen als Schmuckdroge (1%) ist nichts einzuwenden. Volkstümlich werden Römische Kamillenblüten wie die Echte Kamille (Kamillenblüten) bei Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden, bei Menstruationsbeschwerden und als Bittermittel zur Anregung des Appetits verwendet.
Das HMPC hat Römische Kamillenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Römische Kamillenblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Römische Kamillenblüten zur Behandlung leichter krampfartiger Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen, verwendet werden.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Römische Kamillenblüten als Tee
Alkoholische Auszüge in flüssigen ZubereitungenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Römischen Kamillentee zwischen den Mahlzeiten warm trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 4 g der fein geschnittenen Römischen Kamillenblüten mit 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) sollte auf die Einnahme von Zubereitungen aus Römischen Kamillenblüten verzichtet werden (Kreuzallergie möglich).Für die Anwendung von Römischer Kamille während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Dasselbe gilt für die Anwendung von Römischer Kamille bei Kindern unter 12 Jahren.
Nebenwirkungen
Allergische Reaktionen möglichWechselwirkungen
Keine bekannt- Rosmarin
Botanische Bezeichnung
Rosmarin – Rosmarinus officinalis L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Rosmarin ist im gesamten Mittelmeergebiet bis Portugal heimisch. Der Name leitet sich von lat. „ros marinus“ ab, was „Tau des Meeres“ bedeutet, allerdings ist nicht klar, wie es zu dieser Beschreibung kommt. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt; die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke.
Der duftende Strauch des Rosmarins wird bis 1 m hoch. Sehr charakteristisch sind die harten, schmal-linealen Blätter, die wie Nadeln aussehen und unterseits weiß-filzig behaart sind. Beim Zerreiben duften sie angenehm nach dem ätherischen Öl. Es ist in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten. Beim Zerreiben werden sie verletzt und setzen das ätherische Öl frei. In den Blattachseln stehen die blassblauen bis hellvioletten Lippenblüten. Blütezeit ist Mai bis Juni.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter mit ihrem typischen Rosmaringeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Spanien, Marokko, Tunesien und Südosteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Rosmarinblätter enthalten ätherisches Öl („Rosmarinöl“) mit seinem aromatischem Geruch nach 1,8-Cineol, Campher, Pinen und anderen Monoterpenen. Außerdem bittere Diterpenphenole und Lamiaceen-Gerbstoffe (vorwiegend Rosmarinsäure).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Rosmarinblätter (Rosmarini folium)
- Rosmarinöl (Rosmarini aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Rosmarinblätter
Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden; äußerlich zur unterstützenden Therapie rheumatischer Erkrankungen; Kreislaufbeschwerden (Kommission E); zur Verbesserung der Leber- und Gallefunktion sowie bei dyspeptischen Beschwerden; äußerlich zur unterstützenden Therapie rheumatischer Erkrankungen und bei Kreislaufbeschwerden sowie als leichtes Antisepticum zur Förderung der Wundheilung (ESCOP).
Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Rosmarinblätter und Rosmarinöl innerlich bei dyspeptischen Beschwerden und zur Linderung leichter krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden. Äußerliche Anwendung, entweder als Badezusatz (Rosmarinblätter/Rosmarinöl) oder als Einreibung (Rosmarinöl), unterstützend bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen sowie bei Kreislaufbeschwerden.
Rosmarinblätter äußerlich angewendet zur Unterstützung der Hautdurchblutung; in Kombination mit anderen Stoffen (z.B. Campher, Menthol, Lavendel) zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Rosmarinblätter als Bestandteil von Herz-Kreislauf-Tees
- Rosmarinöl in Salben, Cremes, Ölbädern (Rheumasalbe, Herzsalbe, Rheumabad, Herz-Kreislauf-Bad)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g Rosmarinblätter; Rosmarinöl: in 6 bis 10%iger Zubereitung als Salbe oder Lotio 2 mal tgl. auftragen; Badezusatz: 2 mal wöchentlich als Vollbad.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittene Rosmarinblätter mit kochendem Wasser übergießen und 15 min ziehen lassen und abseihen. Als Badezusatz 50 g Rosmarinblätter mit 1 L Wasser versetzen und den Ansatz kurz aufkochen. Nach 15 bis 30 Min. den Ansatz durch ein Sieb geben und die Extraktflüssigkeit dem Badewasser zufügen.
Hinweise
Bei Gallenwegsbeschwerden (Gallensteinleiden, Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündung u.a.) und Lebererkrankungen soll die Einnahme von Rosmarinblättern und Rosmarinöl nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Vollbäder mit Rosmarinblättern und Rosmarinöl sind bei großen Hautverletzungen und offenen Wunden, bei Fieber, schweren Infektionen, schweren Kreislauferkrankungen und Herzschwäche zu meiden. Rosmariöl bei äußerer Anwendung nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut auftragen und nie im Bereich der Augen.
Für die Einnahme von Rosmarinblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Jugendlichen unter 12 Jahren und Kindern liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Allenfalls Allergien
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Rosskastanie
Botanische Bezeichnung
(Gemeine) Rosskastanie – Aesculus hippocastanum L.
Familie
Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Rosskastanie ist ein sommergrüner Baum, der Ende des 16. Jahrhunderts aus der Türkei wohl als Bestandteil des Pferdefutters nach Mitteleuropa kam. Heute hat sie in Europa als Allee- und Parkbaum eine große Bedeutung, kommt jedoch auch aus Kulturen verwildert vor. ‚Aesculus’ (lat.) wird beschrieben als „eine dem Jupiter heilige, auf Bergen wachsende Eichenart von hohem Wuchs und festem Holz“. Das Artepitheton hippocastananum leitet sich von griech. ‚hippos’ (= Pferd) und ‚kastanon’ (= Kastanie) her und macht deutlich, dass die Samen als Pferdefutter verwendet wurden; auch sollen sie bei Pferden als Mittel gegen Husten eingesetzt worden sein.
Die Rosskastanie wird bis zu 30 m hoch und trägt die sehr charakteristischen 5- bis 7-zählig gefingerten, großen Blätter. Die weißen bis rosaroten Blüten stehen in großen, aufrechten Trauben wie Kerzen am Ende der Zweige. Blütezeit ist April/Mai. Im Herbst fallen die grünen und stacheligen Früchte von den Bäumen. Sie brechen dabei auf und entlassen jeweils 2 bis 3 große, glänzende, braune Samen, die gerne von Kindern gesammelt werden.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Samen. Die Droge wird aus osteuropäischen Ländern importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Rosskastaniensamen enthalten Triterpensaponine (Aescin), Stärke, fettes Öl, Proteine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt:
- Rosskastaniensamen (Hippocastani semen)
- Eingestellter (standardisierter) Rosskastanientrockenextrakt (Hippocastani extractum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei chronisch venöser Insuffizienz (Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Wadenkrämpfe, Juckreiz, Beinschwellungen) (Kommission E); bei chronisch venöser Insuffizienz und Krampfadern (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt: bei Krampfadern und trophischen Veränderungen der Haut wie z.B. Unterschenkelgeschwüren sowie bei posttraumatischen oder postoperativen Weichteilschwellungen; außerdem präventiv bei langen Flugreisen.
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Rosskastaniensamen zur Behandlung der chronisch venösen Insuffizienz mit den dafür typischen Symptomen (siehe Kommission E) als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert; siehe auch „traditionelle Anwendung“.Traditionelle Anwendung
Für die äußerliche Anwendung wurde Rosskastaniensamen vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Salben und Gele mit Rosskastaniensamenextrakten als Wirkstoff zur Linderung der Beschwerden im Zusammenhang mit leichten venösen Störungen und zur Behandlung von lokalen Schwellungen und Blutergüssen aufgetragen werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- auf Aescin standardisierte Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Salben
- auf Aescin standardisierte alkoholische Auszüge in Tropfen und anderen Flüssigkeiten
- auf Aescin standardisierter Fluidextrakt in Tropfen und Emulsionen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, soll Rosskastaniensamen nur in Form von auf Aescin standardisierten Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Rosskastaniensamen müssen Rosskastaniensamenzubereitungen in jeder Form gemieden werden.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt anwenden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild nicht relevant.Nebenwirkungen
Bei Einnahme von Rosskastaniensamen kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden, Übelkeit und Juckreiz.
Wechselwirkungen
Keine bekannt