Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
H
- Hamamelis - Zauberstrauch
Botanische Bezeichnung
Hamamelis, Zaubernuss, Zauberhasel – Hamamelis virginiana L.
Familie
Hamamelisgewächse (Hamamelidaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Hamamelis ist in Ostasien und den atlantischen Staaten des amerikanischen Kontinents heimisch und wächst dort als großer Busch in Gebüschen und an Waldrändern vom südlichen Kanada bis Texas und Nordflorida, in Laubwäldern westlich bis Wisconsin, Nebraska und Missouri. Im Jahre 1736 wurde die Hamamelis unter dem Namen „witch hazel“ nach England eingeführt und ist seither in Mitteleuropa als winterharter Busch in Gärten und Parkanlagen sehr beliebt. Als Winterblüher bringt sie im Dezember/Januar mit ihren gelben Blüten ein bisschen Farbe in die Gärten. Die Hamamelis ist im Laub unserer Hasel sehr ähnlich, ihre Blätter sind allerdings auffallend schief und ungleichhälftig. Die Blüten sind durch die vier 1 bis 2 cm langen, fadenförmigen, gelben Kronblätter sehr dekorativ, vor allem bei den Zierformen. Die Früchte wachsen zu holzigen, zweisamigen Kapseln heran.
Nicht klar ist, wie es zum Gattungsname Hamamelis kommt, möglicherweise von griech. ‚hama’ (= gleichzeitig) und ‚melon’ (= Apfel). Das Artepitheton virginiana weist auf die Herkunft der Pflanze (US-Bundesstaat Virginia) hin. Der englische Namen „witch hazel“ steht im Zusammenhang mit der Verwendung der Zweige als Wünschelrute bei der Wassersuche (engl. ‚witch’ = Hexe). Er wurde dann mit „Zaubernuss“ ins Deutsche übersetzt.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter und die getrocknete Rinde. Die Drogen werden aus Nordamerika importiert.
Gebräuchlich ist auch eine als „Hamameliswasser“ bezeichnete Zubereitung. Dabei handelt es sich um ein Wasserdampfdestillat, wofür verschiedene Herstellungsvorschriften existieren. Nach der Vorschrift des Arzneibuchs der Vereinigten Staaten (United States Pharmacopoeia - USP) werden 1 kg frisch geschnittene und getrocknete junge Zweige ca. 24 h mit etwa 2 L Wasser mazeriert; anschließend wird der Ansatz destilliert und 1700 mL Destillat aufgefangen; dieses wird mit 300 mL Alkohol versetzt und sorgfältig gemischt; 1 Teil Hamameliswasser entspricht 2 Teilen Hamameliszweigen (DEV 1:2, Alkoholgehalt ca. 15%). Die Kommission E beschreibt unter dem Namen Hamameliswasser ein Wasserdampfdestillat eines Ansatzes von im Frühjahr und im Frühsommer gesammelten frischen Blättern und Zweigen (DEV 1:1,12 bis 2,08; Alkoholgehalt 6% m/m). Im EgB zum DAB 6 ist ein Hamameliswasser (Aqua Hamamelidis corticis) enthalten, hergestellt aus 1000 Teilen grob gepulverter getrockneter Hamamelisrinde, das mit 2000 Teilen Wasser und 150 Teilen Alkohol 24 Std. stehen gelassen wird. Danach werden 1000 Teile abdestilliert, was im Ergebnis einem DEV von 1:1 entspricht.Inhaltsstoffe der Droge
Hamamelisblätter und Hamamelisrinde enthalten Gerbstoffe; die Blätter vorwiegend kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe), die Rinde vorwiegend hydrolysierbare Gerbstoffe (Gallotannine). Weiterhin sind flüchtige Bestandteile, manchmal fälschlicherweise auch als ätherisches Öl bezeichnet, enthalten. Sie bestehen bei beiden Drogen hauptsächlich aus Alkanen neben aliphatischen Alkoholen, Aldehyden, Ketonen und Estern. Auch sind flüchtige Terpene enthalten. Flüchtige Phenylpropanoide kommen nur in der Rinde vor. Bei der Destillation der Hamameliszweige bzw. –blätter oder der Rinde gehen die Gerbstoffe nicht ins Destillat über. Somit enthält Hamameliswasser nur die flüchtigen Bestandteile der Pflanze, wobei sich Blätter und Rinde im Komponentenmuster unterscheiden.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hamamelisblätter (Hamamelidis folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt:- Hamamelisrinde (Hamamelidis cortex)
- Hamamelisblätterfluidextrakt (Hamamelidis folii extractum fluidum)
- Hamamelisrindenfluidextrakt (Hamamelidis folii extractum fluidum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Hamamelisblätter und Hamamelisrinde: Äußerlich bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute; bei Hämorrhoiden und Krampfaderbeschwerden (Kommission E).Hamamelisblätter: Innerlich zur symptomatischen Behandlung von Krampfaderbeschwerden wie schmerzende und schwere Beine und bei Hämorrhoiden; äußerlich bei Blutergüssen, Verstauchungen und leichten Hautverletzungen, bei lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhaut, sowie bei Hämorrhoiden; zur Linderung der Symptome bei Neurodermitis und gegen schwere Beine (ESCOP). Klinische Studien (Zulassung): bei Juckreiz, Nässen und Brennen bei Hämorrhoiden Grad I u. II sowie bei Schleimhautentzündungen im Analbereich.
Hamamelisrinde: Innerlich zur Kurzzeitbehandlung von Durchfallerkrankungen; äußerlich bei Entzündungen der Mundschleimhaut und bei Beschwerden im Zusammenhang mit Krampfadern wie schmerzende und schwere Beine (ESCOP). Klinische Studien (Zulassung): Zur Besserung der Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, leichte Blutungen bei Hämorrhoiden Grad I u. II. Entzündungen der Schleimhaut im Bereich des Darmausgangs.
Hamameliswasser: Äußerlich zur Behandlung von Blutergüssen, Hautreizungen, Sonnenbrand, Insektenstichen und Hämorrhoiden; außerdem bei leichten Haut- und Schleimhautentzündungen (ESCOP). Klinische Studien (Zulassung): bei oberflächlíchen Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute (Cremes); bei Salben zusätzlich: zur Behandlung von Hämorrhoiden im Anfangsstadien (Grad I u. II).
Das HMPC hat Hamamelisblätter, Hamamelisrinde und Hamameliswasser als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Hamamelisblätter und Hamamelisrinde wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Hamamelisblätter und Hamamelisrinde äußerlich bei leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut angewendet werden, außerdem gegen Jucken und Brennen bei Hämorrhoiden sowie als Mündspülung oder Gurgellösung bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut.
Hamameliswasser wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Hamameliswasser bei leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut angewendet werden, außerdem zur Linderung von Augenbeschwerden infolge von Augentrockenheit oder hevorgerufen durch Wind und Sonne.
Hamamelisblätter bzw. Hamamelisrinde wird traditionell angewendet zur Unterstützung der Hautfunktion bzw. zur Besserung des Befindens bei müden Beinen (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Hamamelisblätter
- geschnittene Hamamelisblätter zur Bereitung eines Aufgusses (äußerlich)
- Fluidextrakt in Cremes und Salben
- Trockenextrakt in Zäpfchen
- Urtinktur in Salben und flüssigen Zubereitungen
Hamamelisrinde
- geschnittene oder grob pulverisierte Hamamelisrinde zur Bereitung eines Aufgusses (äußerlich)
- Trockenextrakt in Zäpfchen
- Hamameliswasser
- Destillat der Blätter und Zweige in Salben, Flüssigkeiten und Lotios
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Hamamelisblätter und Hamamelisrinde: Zu Umschlägen und Spülungen 3 mal täglich anwenden; Tagesdosis 2 bis 10 g Droge. Hamameliswasser nur als Fertigarzneimittel anwenden, Dosierung siehe Packungsbeilage.Bereitung eines Teeaufgusses
Für Umschläge oder Waschungen 5 bis 10 g, für Gurgellösungen und Mundspülungen 2 bis 4 g geschnittene Hamamelisblätter oder Hamamelisrinde mit 250 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Hamamelisblättern und Hamamelisrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Dasselbe gilt für die Anwendung von Hamamelisblättern und Hamamelisrinde zur Behandlung von leichten Hautentzündungen und bei trockener Haut für Kinder unter 6 Jahren (Blätter) bzw. 12 Jahren (Rinde) und für die Anwendung gegen Jucken und Brennen im Zusammenhang mit Hämorrhoiden bei Jugendlichen unter 18 Jahren. Auch liegen keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor in Bezug auf die Anwendung von Hamameliszubereitungen bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut bei Kindern unter 12 Jahren.
Die Anwendung von Hamameliswasser wird wegen fehlender Untersuchungen zur Unbedenklichkeit bei Kindern erst ab 6 Jahren empfohlen, die Anwendung am Auge bei Jugendlichen erst ab 12 Jahren und bei Erwachsenen.Nebenwirkungen
Allenfalls allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Hauhechel
Botanische Bezeichnung
Dornige Hauhechel – Ononis spinosa L.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Dornige Hauhechel ist eine europäische Pflanze mit subozeanischer Verbreitung. Sie reicht von Frankreich (ohne Atlantikküste) im Westen bis Polen und Rumänien im Osten, nördlich bis Südschottland und Südskandinavien, im Süden bis zu den Pyrenäen und Mittelitalien. Sie wächst meist an Wald- und Wegrändern und in trockenen Wiesen. Der Gattungsname Ononis leitet sich von griech. ‚onos’ (= Esel) ab, weil die jungen Laubtriebe einen unangenehmen „Bocksgeruch“ verbreiten, das Artepitheton spinosa nimmt Bezug auf die scharfen Dornen (lat. ‚spinosus’ = voll von Dornen). Hau(w) hieß noch im 16. Jhdt. ‚Heu’, ein Hechel ist ein Stachelwerkzeug zum Durchziehen des Flachses, um die Fasern vom Werg zu trennen.
Der Hauhechel ist eine 20 bis 60 cm hohe ausdauernde Pflanze, die mit zahlreichen aufrechten, am Grund verholzten und bedornten Zweigen als eine „harte“ Pflanze in der Wiese steht. Die Blättchen sind klein und länglich, die Schmetterlingsblüten sind rosa und stehen in lockeren Trauben; Blütezeit ist Juni/Juli. Die Früchte reifen zu 2 cm langen weich behaarten Hülsen heran.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Wurzeln. Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen Südosteuropas.
Inhaltsstoffe der Droge
Hauhechelwurzel enthält Triterpene, Isoflavonoide und Sterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hauhechelwurzel (Ononidis radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungZur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß (Kommission E, ESCOP). ESCOP erwähnt zusätzlich eine unterstützende Behandlung bakterieller Infektionen der Harnwege.
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene oder grob pulverisierte Hauhechelwurzel als Tee
- Trockenextrakte in Tabletten und Instant-Tees
- Alkoholische Auszüge in Flüssigkeiten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Hauhechelwurzeltee trinken; mittlere Tagesdosis 6 bis 12 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Echtes Goldrutenkraut, Orthosiphonblätter, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 2,5 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Hauhechelwurzel mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 20 bis 30 Min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Hauhechelwurzel nicht durchgeführt werden. Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Für die Anwendung von Hauhechelwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Heidelbeere
Botanische Bezeichnung
Heidelbeere, Blaubeere, Bickbeere – Vaccinium myrtillus L.
Familie
Erikagewächse (Ericaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Heidelbeere wächst als Unterwuchs lichter Kiefer- und Fichtenwälder und auf Hochmooren in Mittel- und Nordeuropa, Asien und Nordamerika, im Süden bis in die alpine Stufe ansteigend. Unter den heimischen Beeren spielt sie als Wildobst eine wichtige Rolle, wird jedoch heute für den gewerblichen Lebensmittelbereich kaum mehr wild gesammelt, allenfalls noch in Österreich und auf dem Balkan. Heidelbeeren für pharmazeutische Zwecke stammen fast ausschließlich aus Wildvorkommen. Die reifen Beeren werden mit speziellen Kämmen von der Pflanze abgetrennt, dann entweder getrocknet oder sofort tiefgefroren und damit konserviert.
Der Gattungsname Vaccinium leitet sich von lat. ‚bacca’ (= Beere) und ‚baccinium’ (= Beerenstrauch) ab, der auch für die Preiselbeere (V. vitis-idea), die Rauschbeere (V. uliginosum) und die Moosbeere (V. oxycoccus) verwendet wird. Das Artepitheton myrtillus hat ebenfalls lateinische Wurzeln und leitet sich von ‚myrtus’ (= Myrte) ab und bezieht sich auf die Tatsache, dass die Blätter der Heidelbeere denen der Myrte ähnlich sind. In der Tat sind sie so ledrig wie die der Myrte, allerdings kleiner, weshalb die Verkleinerungsform myrtillus gebildet wurde. Im deutschen Namen „Heidelbeere“ stellt das ‚l’ in „Heidel“ ein die Zugehörigkeit ausdrückendes Suffix dar: wie die Eichel zur Eiche, gehört die Heidel zur Heide (auch Arm und Ärmel).
Die Heidelbeere ist ein sommergrüner 20 bis 50 cm hoher Zwergstrauch mit scharfkantigen Zweigen, an denen eiförmige, sehr kurz gestielte Blätter mit fein gesägtem Rand sitzen. In den Blattachseln stehen die blassroten bis grünlichen, glockigen Blüten. Die Früchte sind kugelig, blauschwarz, weißlich bereift, sehr saftig und süß.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Früchte, letztere sowohl in getrocknetem Zustand als auch als frische Beeren, sowie die getrockneten Laubblätter. Die Drogen stammen vorwiegend aus Südost-Europa, auch aus Italien und den USA.
Inhaltsstoffe der Droge
Heidelbeerfrüchte enthalten Anthocyane, die getrockneten Früchte zudem noch Catechingerbstoffe und Invertzucker.
Heidelbeerblätter enthalten Catechingerbstoffe, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Iridoide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Getrocknete Heidelbeeren (Myrtilli fructus siccus)
- Frische Heidelbeeren (Myrtilli fructus recens)
- Eingestellter, gereinigter Trockenextrakt aus frischen Heidelbeeren (Myrtilli fructus recentis extractum siccum raffinatum et normatum)
- Die Qualität der Heidelbeerblätter (Myrtilli folium) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungHeidelbeerfrüchte
Getrocknete Heidelbeeren: bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen (Kommission E, ESCOP); Kommission E empfiehlt außerdem eine äußerliche Anwendung zur lokalen Therapie bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Vorsicht: frische Heidelbeeren wirken leicht abführend!
Frische Heidelbeeren: Sie werden ausschließlich zur Herstellung von Anthocyan-reichen Extrakten verwendet, die in Fertigarzneimitteln verarbeitet und zur Vorbeugung der Nachtblindheit und Verbesserung der Nachtsehleistung eingesetzt werden (siehe auch „Traditionelle Anwendung”).Heidelbeerblätter
Die Kommission E hat den Heidelbeerblättern ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis zugesprochen (Negativmonographie); eine therapeutische Anwendung wird deshalb nicht empfohlen. Heidelbeerblätter können wegen ihrer adstringierenden Wirkung (Gerbstoffdroge) allenfalls kurzfristig innerlich in Form eines Teeaufgusses bei leichtem Durchfall, äußerlich zu Spülungen und Waschungen verwendet werden (volkstümliche Verwendung). Vorsicht ist jedoch geboten bei Deklarationen wie „Zuckertee“ oder „Antidiabetischer Tee“ und „zur Blutdrucksenkung“, mit denen Heidelbeerblätter in alternativen Märkten bisweilen beworben und angeboten werden.Traditionelle Anwendung
Heidelbeerfrüchte und Heidelbeerblätter haben keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a). Extrakte bzw. Anthocyane aus frischen Heidelbeerfrüchten werden traditionell angewendet zur Vorbeugung von Nachtblindheit (Registrierung)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Getrocknete Heidelbeeren zu Abkochungen
- Anthocyane aus Heidelbeerfrüchten in Dragees
- Geschnittene Blattdroge zur Teebereitung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Getrocknete Heidelbeerfrüchte: mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteten Heidelbeerfruchttee trinken; Tagesdosis 20 bis 60 g Droge. Kinder können auch mehrmals täglich 10 g getrocknete Beeren kauen oder die zuvor in Wasser eingeweichten Beeren im Brei zu sich nehmen.
Zur Verbesserung der Nachtsehleistung ist nur die Einnahme von Fertigarzneimitteln mit standardisierten Extrakten empfehlenswert (Einzeldosen von 100 mg Anthocyanen).
Heidelbeerblätter: bei Durchfall 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse Heidelbeerblättertee trinken.Bereitung eines Teeaufgusses
Getrocknete Heidelbeerfrüchte: 5 bis 10 g gequetschte Heidelbeerfrüchte werden mit 150 mL kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Sieden erhitzt und nach 10 Min. vom Herd genommen und noch heiß abgeseiht.
Heidelbeerblätter: 1 bis 2,5 g fein geschnittene Heidelbeerblätter werden mit 150 mL siedendem Wasser versetzt und nach 5 bis 10 Min. abgeseiht.Hinweise
Heidelbeerfrüchte
Bei länger als 3 bis 4 Tage anhaltendem Durchfall ist ein Arztbesuch angeraten.
Zur Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Heidelbeerblätter
Bei längerer Einnahme von Heidelbeerblättern können Vergiftungserscheinungen auftreten, weshalb eine Einnahme nicht empfohlen wird (siehe auch „Anerkannte medizinische Wirkung“ - Negativmonographie der Kommission E).Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Holunder
Botanische Bezeichnung
Schwarzer Holunder – Sambucus nigra L.
Familie
Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der schwarze Holunder ist fast, mit Ausnahme des Nordens, in ganz Europa verbreitet und reicht im Osten bis zum Kaukasus. In weiten Teilen Deutschlands prägt der bis zu 8 m hohe Strauch mit seinen großen Fiederblättern die Auwälder und Hecken; außerdem ist er auf Ruderalfluren wie Weg- und Straßenränder, Bahndämmen und Schuttplätzen verbreitet. Besonders dekorativ ist er während der Blüte im Juni/Juli, denn die kleinen, weißen Blüten stehen dichtblütig in großen, schirmförmigen Trugdolden mit 10 bis 25 cm im Durchmesser. Sie sind sehr wohlriechend und werden deshalb gerne mit Wasser und Zucker zu Holunderblütensekt vergoren oder zu Holunderblütensirup verkocht. Auch werden sie wegen ihres Dufts in Pfannkuchen eingebacken, indem man die Dolden mit ihrem Schirm in den noch flüssigen Teig steckt und nach dem Festbacken die Doldenstiele herauszieht. Im Herbst lassen sich dann die kleinen, schwarzen, saftigen beerenförmigen Steinfrüchte zu Holundersaft verarbeiten. Sie geben dem schwarzen Holunder das Artepitheton nigra (lat. ‚niger’ = schwarz). Nicht klar ist, ob sich der Gattungsname von griech. ‚symbyke’ (= Harfe) oder ‚sambyx’ (= rot) ableitet. Das außergewöhnlich dicke und weiße Mark der jungen Zweige wurde früher, bevor das Styropor aufkam, in der Mikroskopie als Hilfsmittel zum Schneiden dünner Objekte verwendet.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blüten, die durch Rebeln von den getrockneten Blütenständen abgelöst werden. Rebeln bedeutet, dass die Dolden über ein grobes Drahtsieb gerieben werden, sodass sich die kleinen Blüten ablösen und durch das Sieb fallen. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Deutschland, Polen und den Balkanländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Holunderblüten enthalten Flavonoide, Hydroxyzimtsäure-Derivate, Triterpene, Schleimstoffe und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Holunderblüten (Sambuci flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Erkältungskrankheiten (Kommission E).
Das HMPC hat Holunderblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Holunderblüten wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Holunderblüten zur Linderung der ersten Symptome einer banalen Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei Erkältungskrankheiten (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Holunderblüten als Tee
- pulverisierte Holunderblüten in Dragees
- Alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Holunderblütentee möglichst heiß trinken (Schwitzkur); mittlere Tagesdosis 10 bis 15 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen (Erkältungstee).Bereitung eines Teeaufgusses
3 bis 5 g Holunderblüten mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Holunderblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Hopfen
Botanische Bezeichnung
(Gewöhnlicher) Hopfen – Humulus lupulus L.
Familie
Hanfgewächse (Cannabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Seit dem 8. Jahrhundert wird der Hopfen in Mitteleuropa zum Bierbrauen angebaut und wird heute in allen gemäßigten Zonen kultiviert. Er liefert die Bitterstoffe für das Bier. Woher er ursprünglich kommt, ist unklar, denn die lang dauernde Kultur hat zur Verbreitung weit über das ursprüngliche Areal hinaus beigetragen und fossile Vorkommen fehlen. In Deutschland ist er auch häufig verwildert an Flussufern und in Auwäldern zu finden. Kultiviert wird die weibliche Pflanze, da nur die „Hopfenzapfen“ als Bierwürze genutzt werden. Es sind zahlreiche Kulturformen bekannt.
Der Gattungsname Humulus ist wohl eine Latinisierung des germanischen Namens des Hopfens, lupulus ist die Verkleinerungsform von lat. ‚lupus’ (= Wolf), „weil das auf anderen Pflanzen rankende Gewächs diesen Schaden bringt wie der Wolf den anderen Tieren“. Für die Herkunft der deutschen Bezeichnung gibt es verschiedene Erklärungen, möglicherweise werden damit die weiblichen Blütenzapfen angesprochen, die wie „Quasten“ aussehen (norwegisch ‚hupp’, schweizerisch ‚Huppen’ = Quaste).
Der Hopfen ist eine ausdauernde, rechts windende Schlingpflanze, deren einjährige Triebe 6 m, in Kulturen sogar 12 m, lang werden. Die Blätter stehen gegenständig und sind meist in 3 bis 5 gezähnte, lang zugespitzte Lappen geteilt. Die Pflanze ist zweihäusig, d.h., dass Pflanzen mit männlichen und Pflanzen mit weiblichen Blüten vorkommen. Sehr typisch sind die weiblichen Blüten, die wie Zapfen („Hopfenzapfen“) aussehen und in dichtblütigen Scheinähren, den sog. Hopfendolden, zusammenstehen. Das zapfenförmige Aussehen ergibt sich durch viele dachziegelartig übereinander liegende, etwa 1,5 cm lange, eiförmige Deckblätter. In deren Achseln stehen je zwei Vorblätter und an deren Grunde sitzen die unscheinbaren Blüten. Die Innenseiten der Deckblätter sind mit kleinen, glänzenden, hellgelben Drüsenschuppen (Hopfendrüsen) übersät. Blütezeit ist Juli/August.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten weiblichen Blütenstände (Hopfenzapfen). Die Droge stammt aus Süddeutschland und Tschechien; auch Importe aus USA und China.
Inhaltsstoffe der Droge
Hopfenzapfen enthalten Hopfenharz, bestehend aus bitteren Phloroglucinderivaten (Hopfenbitterstoffe), und ätherisches Öl.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Hopfenzapfen (Lupuli flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Unruhe, Angstzuständen und Schlafstörungen (Kommission E, ESCOP). Das HMPC hat Hopfenzapfen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Hopfenzapfen wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Hopfenzapfen zur Besserung leichter Stresssymptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden.
In Kombination mit anderen Drogen werden Hopfenzapfen traditionell zur Besserung des Befindens bei nervöser Belastung bzw. zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion bei nervlicher Belastung angewendet (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakt in Tabletten, Kapseln und Dragees
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Hopfenzapfentee, als Einschlafhilfe eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen, trinken. Einzeldosis: 0,5 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut und Melissenblätter (Schlaf- und Beruhigungstees).Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 g (2 Teelöffel) zerkleinerte Hopfenzapfen werden mit 150 mL kochendem Wasser übergossen und nach 2 bis 3 Stunden abgeseiht.
Hinweise
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Hopfenzapfen die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
Von einer Einnahme von Hopfenzapfen während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt