Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
S
- Sägepalme
Botanische Bezeichnung
Sägepalme, Sägezahnpalme – Serenoa repens (W. Bartram) Small [Syn. Sabal serrulata (Michx.) Nutt.]
Familie
Palmen (Arecaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Sägepalme ist in den küstennahen Südstaaten Nordamerikas heimisch und hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in South Carolina und Florida. Dort wächst sie auf sandigen Böden in Dünen und Kiefernwäldern; auch findet man die Sägepalme im tropischen Mittel- und Südamerika. Es ist eine kurzstämmige Buschpalme mit großen fächerförmigen, blaugrünen Blättern, die in 18 bis 24 Segmente aufgeteilt sind. Charakteristisch ist deren sägenartige, feine Zähnung. Auch die 1 bis 1,5 m langen Blattstängel tragen diese Zähnung. Dies hat der Palme im Deutschen den Namen „Sägepalme“ eingebracht, auch im Artepitheton serrata des Synonyms, abgeleitet von lat. ‚serra’ (= Säge) und ‚serratus’ (= sägeförmig gezähnt), kommt dies zum Ausdruck. Das Artepitheton repens des heute gebräuchlichen botanischen Namens bezieht sich auf das kriechende Rhizom der Sägepalme (lat. ‚repens’ = kriechend). Die kleinen Blüten stehen achselständig in verzweigten Rispen. Aus ihnen entwickeln sich bis 3 cm lange, eiförmige, einsamige, fast schwarze Früchte.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Früchte. Die auf dem Markt befindliche Droge stammt aus Wildvorkommen der küstennahen Südstaaten der USA und Mittelamerikas.
Inhaltsstoffe der Droge
Sägepalmenfrüchte enthalten fettes Öl, freie Fettsäuren und Sterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Sägepalmenfrüchte (Sabalis serrulatae fructus) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (BPH, auch benignes Prostatasydrom, BPS) - Stadium I bis II (Kommission E). Die Wirksamkeit ist durch klinische Studien belegt (Zulassung).
Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Dickextrakt in Kapseln
- Alkoholische Auszüge in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Die Bereitung eines Teeaufgusses ist nicht sinnvoll, da die fettlöslichen Inhaltsstoffe der Sägepalmenfrüchte kaum in den Tee übergehen. Um die Wirkung bei der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu gewährleisten, wird angeraten, diese in Form von Fertigarzneimitteln anzuwenden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Da nur die Beschwerden einer vergrößerten Prostata gebessert werden, nicht aber die Vergrößerung der Prostata als solche (symptomatische Behandlung), muss zur Kontrolle regelmäßig ein Arzt aufgesucht werden.
Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der benignen Prostatahyperplasie (BPH) nicht relevant, insofern erübrigt sich diesbezüglich ein Warnhinweis.Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Sägepalmenfrüchten kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden.
Wechselwirkungen
Bei Einnahme von Zubereitungen aus Sägepalmenfrüchten kann die Wirksamkeit von die Blutgerinnung hemmenden Arzneimitteln (Marcurmar, Warfarin, Clopidrogrel) verstärkt sein; das Risiko für das Auftreten von Blutungen im Magen-Darm-Bereich bei gleichzeitiger Einnahme von Acetylsalicylsäure und anderen Schmerzmitteln aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika ist erhöht. Auch kann die Wirkung von Antiandrogenen verstärkt sein, bei einer Hormonersatztherapie mit Testosteron oder anderen therapeutischen Androgenen kann deren Wirkung abgeschwächt werden.
- Salbei
Botanische Bezeichnung
(Dalmatinischer) Salbei – Salvia officinalis L.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Als Heimat des Salbeis gilt die Balkanhalbinsel, heute ist er im gesamten Mittelmeergebiet bis Portugal verbreitet und wird in vielen Ländern auch kultiviert. Der Gattungsname Salvia leitet sich von lat. „salvus“ – gesund, heil, wohlbehalten, gerettet - ab, und bedeutet dann „die Heilende“. Dieser Wortstamm wurde dann als „Salbei“ auch ins Deutsche übernommen. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt; die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Der duftende Halbstrauch des Salbeis wird bis 70 cm hoch und verholzt sehr schnell in den unteren Teilen. Seine Blätter sind relativ dick, graugrün und vor allem unterseits weiß-filzig behaart. Am Grunde tragen sie oft zwei kleine Öhrchen. Beim Zerreiben duften sie sehr charakteristisch und angenehm nach dem ätherischen Öl. Es ist in Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten. Beim Zerreiben werden sie verletzt und setzen das ätherische Öl frei. Oberhalb der Blattregion stehen zahlreiche blaue Lippenblüten in 5- bis 10-blütigen Quirlen als lockere Ähre angeordnet. Blütezeit ist Juni bis Juli.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter mit ihrem typischen Salbeigeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus südosteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Salbeiblätter enthalten ätherisches Öl mit seinem aromatischem Geruch nach Thujon, 1,8-Cineol, Campher und anderen Monoterpenen. Außerdem bittere Diterpenphenole und Lamiaceen-Gerbstoffe (vorwiegend Rosmarinsäure) sowie Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Salbeiblätter (Salviae officinalis folium)
- Salbeitinktur (Salviae tinctura)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Salbeiblätter: innerlich bei vermehrter Schweißsekretion; äußerlich bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, bei Zahnfleischentzündungen (Kommission E, ESCOP). Kommission E führt zusätzlich die innerliche Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden und die äußerliche Anwendung bei Prothesendruckstellen an.
Das HMPC hat Salbeiblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Salbeiblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Salbei innerlich bei leichten dyspeptischen Beschwerden wie Sodbrennen und Blähungen sowie gegen übermäßiges Schwitzen eingesetzt werden; äußerlich zur symptomatischen Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und zur Behandlung leichter Hautentzündungen.
Salbeiblätter innerlich als mild wirkendes Arzneimittel bei vermehrter Schweißabsonderung und zur Unterstützung der Magenfunktion; lokal zur Unterstützung der Funktion der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Salbeiblätter als Tee
- Alkoholische (Tinktur) und wässrige Auszüge in Tropfen, Gurgellösungen und Salben
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Trockenextrakt in Tabletten
- Wasserdampfdestillat in einer Mischungen mit anderen Drogen in Tropfen
- Salbeiöl in Flüssigkeiten (nur zur äußeren Anwendung)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Tagesdosis 4 bis 6 g Salbeiblätter; Salbeitinktur: Tagesdosis 2,5 bis 7,5 g; Fluidextrakt: Tagesdosis 1,5 bis 3 g; Salbeiöl: äußerlich: Tagesdosis 0,1 bis 0,3 g.
Zum Gurgeln und Spülen mehrmals tgl. 2,5 g Droge bzw. 2-3 Tr. des ätherischen Öls auf 100 ml Wasser als Aufguss bzw. 5 g alkoholischer Auszug auf 1 Glas Wasser. Zur Pinselung mehrmals tgl. alkoholische Auszüge (Tinktur) unverdünnt auftragen.Bereitung eines Teeaufgusses
3 g fein geschnittene Salbeiblätter mit kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen und abseihen. Als Gurgellösung warm anwenden, zum Einnehmen bei Nachtschweiß kalt trinken. Gegen Magen-Darm-Beschwerden 2 g Droge mit kochendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollen Salbeizubereitungen nicht eingenommen werden, da keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Dasselbe gilt für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
In einer öffentlichen Verlautbarung zu „Salbeiöl“ kommt das HMPC zu dem Schluss, dass bei der Abschätzung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses für die innerliche Anwendung von Salbeiöl das Risiko der Anwendung den Nutzen übersteigt. Dies ist durch den Gehalt an toxischem Thujon, ein Nervengift, bedingt, das bei länger dauernder Einnahme und bei zu hoher Dosierung Epilepsie-artige Krämpfe erzeugt. Somit ist die innerliche Anwendung von Salbeiöl nicht empfohlen. Bei der innerlichen Anwendung von Zubereitungen aus Salbeiblättern (Teeaufguss, Tinktur) wird die toxische Dosis an Thujon nicht erreicht; trotzdem sollen Salbeizubereitungen nicht länger als 2 Wochen eingenommen werden. Eine Aufnahme von maximal 5,0 mg Thujon pro Tag ist vertretbar. Es wird empfohlen, für eine innerliche Anwendung möglichst Thujon-arme Chemotypen des Salbeis zu verwenden.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Salbeizubereitungen können die Wirkung von am GABA-Rezeptor angreifenden Arzneistoffen (z.B. Barbiturate, Benzodiazepine) beeinflussen. Auch wenn dies klinisch nicht erwiesen ist, wird von einer gleichzeitigen Einnahme mit solchen Arzneistoffen abgeraten.
- Schachtelhalm
Botanische Bezeichnung
Acker-Schachtelhalm – Equisetum arvense L.
Familie
Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Zinnkraut
Wissenswertes zur Pflanze
Schachtelhalmgewächse sind Sporenpflanzen, die im Mesozoikum zahlreich vertreten waren, heute mit nur noch ungefähr 30 Arten auf der Erde vertreten sind. Allerdings sind diese auf der ganzen Erde verbreitet, sodass der Ackerschachtelhalm in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet vorkommt. Der aufrechte hohle Halm verzweigt sich in kurzen Abständen wirtelig. An der Verzweigungsstelle bildet sich ein Ring aus schuppenartigen, zugespitzten, miteinander verwachsener kleiner Blättchen aus, quasi eine Blattscheide. In diese sind die einzelnen Internodien „eingeschachtelt“, daher „Schachtel“halm. Der Gattungsname Equisetum leitet sich von lat. ‚equus’ (= Pferd) und lat. ‚seta’ (= Tierhaar, Borste) ab, womit die steifen Borstenhaare der Nackenmähne eines Pferdes gemeint sind, denen der Schachtelhalm ähnelt. Durch Kieselsäureeinlagerungen sind die Stängel rau und hart, weshalb die Pflanze früher als Scheuermittel, insbesondere als Zinnputzmittel, verwendet wurde. Daher heißt sie volkstümlich auch „Zinnkraut“. Der Schachtelhalm ist eine Sporenpflanze. Im Frühjahr treibt sie unverzweigte fertile Sprosse mit endständigen zapfenähnlichen, bräunlichen Sporophyllständen aus. Wenn diese abgestorben sind folgen im Sommer dann bis 50 cm hohe grüne, quirlig verzweigte grüne sterile Sprosse.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die sterilen, grünen oberirdischen Teile der Pflanze. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Ost- und Südeuropa oder aus China.
Inhaltsstoffe der Droge
Schachtelhalmkraut enthält Kieselsäure und Silikate, Flavonoide, Kaffeesäurederivate.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Schachtelhalmkrauts (Equiseti herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich beim posttraumatischen und statischen Ödem und zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß. Äußerlich zur unterstützenden Behandlung schlecht heilender Wunden (Kommission E). Das HMPC hat Schachtelhalmkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Schachtelhalm wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Schachtelhalmkraut bei leichten Harnwegsbeschwerden zur Erhöhung der Urinmenge zwecks Durchspülung der ableitenden Harnwege eingenommen werden. Traditionell angewendet in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Tabletten
- Trockenextrakte in Dragees und Kapseln
- alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
- Urtinktur
- ölige Auszüge bzw. Glycerinextrakt in Einreibungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Schachtelhalmkrautee trinken. Mittlere Tagesdosis: 6 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g fein geschnittenes Schachtelhalmkraut werden mit kochendem Wasser übergossen und 5 Min. gekocht. Dann lässt man den Ansatz 10 bis 15 Min. stehen und gibt ihn durch ein Teesieb.
Hinweise
Bei einer bestehenden Allergie auf Schachtelhalmkraut muss dieses gemieden werden. Bei einer Durchspülungstherapie muss auf reichliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Soll aufgrund eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit die Flüssigkeitszufuhr beschränkt werden, darf keine Durchspülungstherapie mit Schachtelhalmkraut durchgeführt werden.
Von einer Einnahme von Schachtelhalmkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren vor.Nebenwirkungen
Eventuell können leichte Magenbeschwerden auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Schafgarbe
Botanische Bezeichnung
Gemeine Schafgarbe – Achillea millefolium L. s.l.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Zusatz „s.l.“ (sensu latiore = im weiteren Sinne) hinter dem botanischen Namen der Pflanze bedeutet, dass es sich bei der Art um eine vielgestaltige Sammelart handelt. Zur Achillea-millefolium-Gruppe gehören viele Kleinarten, die mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen an Boden und Klima verschiedene Areale in ganz Europa besiedeln. Bei uns findet man sie auf Wiesen, Weiden, Trockenrasen und an Wegrändern.
Achillea ist das „Kraut des Achilleus“. Achilles drang auf der Suche nach Troja in Mysien ein und verletzte dabei den König der Myser, Thelephos, am Oberschenkel. Er heilte dessen Wunde mit einer Heilpflanze, die später als die Schafgarbe gedeutet wurde. Das Artepitheton millefolium nimmt Bezug auf die charakteristische Form der Blätter. Sie sind mehrfach fiederschnittig mit zahlreichen, sehr schmalen Fiedern, was den Eindruck von „tausend Blättern“ erweckt (lat. ‚mille’ = tausend, ‚folium’ = Blatt). Viele Blütenköpfchen stehen in Doldenrispen endständig am oben stark verzweigten Stängel. Sie sind mit 5 bis 8 mm im Durchmesser relativ klein und tragen 4 bis 6 weiße bis rosarote rundliche Zungenblüten und nur wenige blassgelbe Röhrenblüten. Die 30 bis 60 cm hohe Pflanze wird gerne von Schafen gefressen, weshalb hat sie im Deutschen den Namen Schafgarbe bekommen hat.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, blühenden Triebspitzen mit Blättern, Blüten und Stängeln. Die im Handel befindliche Droge stammt aus südost- und osteuropäischen Ländern und auch aus Deutschland.
Inhaltsstoffe der Droge
Schafgarbenkraut enthält ätherisches Öl, Sesquiterpenlactone (vor allem Guajanolide), Flavonoide und Caffeoylchinasäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Schafgarbenkrauts (Millefolii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich; äußerlich in Form von Sitzbädern bei schmerzhaften Krampfzuständen psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau (Pelvipathia vegetativa) (Kommission E, ESCOP). ESCOP empfiehlt Schafgarbenkraut außerdem zur Behandlung leichter Haut- und Schleimhautentzündungen.
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Dragees
- Tinktur in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse Schafgarbentee zwischen den Mahlzeiten trinken. Tagesdosis: 4,5 g.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittenes Schafgarbenkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Für Sitzbäder wird ein Aufguss von 100 g Schafgarbenkraut auf 1 bis 2 L Wasser zubereitet, der nach 20-minütigem Ziehen dem Badewasser zugegeben wird.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Schafgarbe oder andere Korbblütler müssen Schafgarbenzubereitungen gemieden werden.
Für die Anwendung von Schafgarbenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vor.Nebenwirkungen
Selten Kontaktallergien (Schafgarbendermatitis)
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Schöllkraut
Botanische Bezeichnung
Schöllkraut – Chelidonium majus L.
Familie
Mohngewächse (Papaveraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Chelidonium majus, das Schöllkraut, ist die einzige Art der Gattung Chelidonium. Sie ist vom subarktischen bis zum mediterranen Europa heimisch und kommt auch in den gemäßigten und subarktischen Gebieten Asiens vor. In Nordamerika ist das Schöllkraut vermutlich eingeschleppt. Es ist eine typische Ruderalpflanze, d.h. es wächst auf vom Menschen beeinflussten Standorten wie Schutt-, Müll- und Hofplätzen, an Weg- und Straßenrändern sowie an Hecken, Mauern, Zäunen, auf Äckern und Weideplätzen. Da die Samen mit ihrem süß-klebrigen Samenanhängsel (Elaiosom) leicht an Ameisen kleben bleiben, findet man es häufig auch in Mauerritzen.
Der Gattungsname Chelidonium leitet sich von griech. ‚chelidon’ (= Schwalbe) ab, jedoch ist nicht ganz klar, wie das zu deuten ist. Theophrast, der griechische Philosoph und Naturforscher, bringt es mit der Beobachtung in Verbindung, dass die Pflanze mit dem Eintreffen der Schwalben zu blühen beginnt und mit deren Abzug welkt. Das mag in Griechenland stimmen, wo das Schöllkraut sicher früher blüht als bei uns. Hier blüht es nach dem Eintreffen der Schwalben, aber typischerweise den ganzen Sommer über von Mai bis September. Sehr charakteristisch ist, dass an einer bereits welkenden Pflanze immer noch gelbe Blüten neben den bereits reifen Schoten stehen. Eine andere Deutung findet Plinius, der fabelt, die Schwalben stellten mit den Blüten die Sehkraft ihrer Jungen wieder her. Der deutsche Namen ist eine sprachliche Umbildung des lateinischen Namens, ursprünglich „Schellkraut“ (von Chelidonium).
Das Schöllkraut ist eine 30 bis 60 cm hohe Staude mit verzweigtem und abstehend behaartem Stängel. Daran sitzen unpaarig buchtig-gefiederte Blätter, obererseits hellgrün, unterseits blaugrün und bereift. Die Blüten bestehen aus vier leuchtend gelben Kronblättern und zahlreichen Staubblättern. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich ca. 5 cm lange, schmale Schoten mit vielen kleinen schwarzen Samen, die das oben erwähnte weißliche, süß-klebrige Anhängsel (Elaiosom) tragen, mit dem die Samen durch Tiere leicht und weit verbreitet werden. In allen Teilen führt die Pflanze einen orangefarbenen Milchsaft, der beim Verletzen der Pflanze, so auch beim Pflücken, austritt und die Finger gelb einfärbt. Die Farbe wird durch Carotinoide und einige Alkaloide im Milchsaft verursacht, insbesondere durch Sanguinarin (lat. ‚sanguis’ = Blut).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit gesammelte, getrocknete Kraut bestehend aus Blätter, Blüten und Stängeln. Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Osteuropa.
Inhaltsstoffe der Droge
Schöllkraut enthält Alkaloide, vorwiegend vom Benzylisochinolintyp (z.B. Coptisin, Chelidonin, Sanguinarin), Chelidonsäure und Kaffeesäurederivate.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Schöllkrauts (Chelidonii herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts (Kommission E). Zur symptomatischen Behandlung leichter Krämpfe im oberen Gastrointestinaltrakt und bei leichten Gallenbeschwerden sowie bei dyspeptischen Beschwerden wie z.B. Blähungen (ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Schöllkraut hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- pulverisierte Droge in Dragees
- Trockenextrakt in Tabletten
- alkoholische Extrakte in Tropfen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Von der Anwendung des Schöllkrauts als Teeaufguss wird wegen der möglichen Nebenwirkungen abgeraten.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Bei bestehenden oder in der Krankheitsgeschichte vorkommenden Lebererkrankungen soll Schöllkraut nicht eingenommen werden. Ebenso soll bei Gallensteinleiden oder bei einem Verschluss der Gallenwege Schöllkraut nicht eingenommen werden, zumindest nicht in einer Dosis von über 2,5 mg Alkaloide.
Während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Kindern unter 12 Jahren kann Schöllkraut nicht empfohlen werden, da noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Meldungen über Anstieg der Leberenzymaktivitäten und des Serumbilirubins bis zur Gelbsucht haben die Anwendung von Schöllkraut zeitweise in Frage gestellt. Aufgrund von Nachforschungen konnte man jedoch diese Nebenwirkung auf eine zu hohe Alkaloid-Tagedosis (15 bis 25 mg Alkaloide) zurückführen. Auch wird eine zu hohe Dosis der Alkaloide Sanguinarin und Chelerythrin, die aber hauptsächlich in den Wurzeln vorkommen, dafür verantwortlich gemacht. Auch wurde festgestellt, dass in den besagten Fällen Schöllkrautpräparate fälschlicherweise während einer akuten Leber- und Gallenwegsentzündung angewendet wurden. Nach Absetzen des Schöllkrauts waren die Werte wieder rückläufig. Heute geht man davon aus, dass man bei einer Gesamtalkaloid-Tagesdosis von höchstens 2,5 mg nicht mit Nebenwirkungen rechnen muss.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Senna
Botanische Bezeichnung
Alexandrinische Senna – Senna alexandrina Mill.
Familie
Johannisbrotgewächse (Caesalpiniaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Arzneilich genutzt wurden ursprünglich zwei verschiedene Sennes-Pflanzen, die innerhalb der Gattung Cassia zur Untergattung Senna gehörten: Cassia senna L. (Syn. Cassia acutifolia Delile – Alexandriner- oder Khartum-Senna) und Cassia angustifolia Vahl. (Tinnevelly-Senna). Die spätere Erhebung der Untergattung Senna zur eigenständigen Gattung Senna hatte auch Folgen für diese beiden Arten. Ihr Gattungsname ist nun folgerichtig Senna und - die beiden Arten unterscheiden sich morphologisch und mikroskopisch sowie bezüglich der Inhaltstoffe nur unwesentlich - sie wurden zu Senna alexandrina Mill. vereinigt. Das Verbreitungsgebiet der Alexandrinischen Senna erstreckt sich in den warmen, trockenen Gebieten somit vom nördlichen Zentralafrika über den Sudan, Ägypten, östlich über Arabien bis Südindien.
Die Alexandrinische Senna ist ein 60 cm bis 2 m hoher Strauch mit fünf- bis neunpaarig gefiederten Blättern. Die Fiedern sind lineallanzettlich und bis 6 cm lang. Auf die Form dieser Fiedern beziehen die aus dem Lateinischen stammenden, ursprünglichen Artepithetons: ‚acutifolius’ (= spitzblättrig)‚ ‚angustifolius’ (= schmalblättig). Die schwach zygomorphen gelben Blüten stehen blattachselständig in Trauben. Die Früchte sind bis 5 cm lange Hülsen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Fiederblätter und die getrockneten Früchte (Hülsen). Die Drogen des Handels stammen hauptsächlich aus dem Sudan und aus Indien.
Inhaltsstoffe der Droge
Sennesblätter und Sennesfrüchte enthalten Anthranoide (Hydroxyanthracen-Derivate, „Anthrachinone“), hauptsächlich die Sennoside A bis D (Dianthronglykoside).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Sennesblätter (Sennae folium)
- Alexandriner-Sennesfrüchte (Sennae fructus acutifoliae)
- Tinnevelly-Sennesfrüchte (Sennae fructus angustifoliae)
- Eingestellter (standardisierter) Sennesblättertrockenextrakt (Sennae folii extractum siccum normatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Verstopfung (Kommission E); für eine kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung (ESCOP).
Durch klinische Daten wurden folgende Anwendungsgebiete belegt (Zulassung): zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipationen (Verstopfung).
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Sennesblättern und Sennesfrüchten zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Obstipation als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert.Traditionelle Anwendung
Keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Blätter bzw. Früchte als Tee
- pulverisierte Blätter bzw. Früchte in Granulat, Tabletten und Dragees
- auf Anthranoide (Sennosid B) standardisierter Sennesfrüchtetrockenextrakt (Auszugsmittel Wasser oder Ethanol 60%) in Dragees, Tabletten und Instant-Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 20 bis 30 mg Anthranoide pro Tag sind für die abführende Wirkung ausreichend. Dies wird durch einen Teeaufguss aus 0,75 bis 1,5 g geschnittenen Sennesblättern oder Sennesfrüchten erreicht. Der Tee ist abends vor dem Schlafengehen zu trinken. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Faulbaumrinde (wirkt auch abführend) oder Kümmel (gegen Blähungen).Bereitung eines Teeaufgusses
0,75 bis 1,5 g fein geschnittene Sennesblättern oder Sennesfrüchten mit ca. 150 mL heißem (nicht siedend) Wasser übergießen und nach 10 bis 20 Min. abseihen.
Hinweise
Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte dürfen nicht länger als 1 bis 2 Wochen eingenommen werden (Darmhaut-reizendes Abführmittel), eine Daueranwendung verstärkt die Darmträgheit. Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte sollen nicht eingenommen werden bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache und schweren Dehydratationserscheinungen. Eine leichte Verfärbung des Urins während der Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten kann vorkommen.
Obwohl bisher keine Berichte über unerwünschte oder schädigende Wirkung durch Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte bei Schwangeren und auf den Fötus vorliegen, ist wegen der möglichen genotoxischen Eigenschaft verschiedener Anthranoide von einer Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten während der Schwangerschaft abzuraten. Auch ist der Übergang der Anthranoide in die Muttermilch nicht auszuschließen, sodass auch eine Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten während der Stillzeit nicht empfohlen ist. Ebenso sollen Kinder unter 12 Jahren Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte nicht einnehmen.Nebenwirkungen
Selten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden (Dosisreduktion!). Bei längerer Einnahme von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchte (Abführmittelmissbrauch) kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen, insbesondere zu Kaliumverlusten. Auch können dann Eiweiß und Blut im Urin auftreten (Albuminurie, Hämaturie). Bei chronischem Gebrauch kommt es zu (reversiblen) Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut.
Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch von Sennesblätter bzw. Sennesfrüchten (Abführmittelmissbrauch) kann es durch den Kaliummangel zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten (Präparate mit Herzglykosiden) kommen, auch kann die Wirkung von Antiarrhythmika beeinflusst werden. Durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika, Nebenrindensteroiden und Süßholzwurzel kann der Kaliumverlust noch verstärkt werden.
- Sibirischer Ginseng/Taigawurzel
Botanische Bezeichnung
Sibirischer Ginseng oder Stachelpanax – Eleutherococcus senticosus (Rupr. et Maxim.) Maxim.
Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Im Deutschen heißt die Pflanze Stachelpanax oder Borstige Fingeraralie, ist aber bei uns kaum bekannt, denn sie hat ihre Hauptverbreitung in den borealen Nadelwäldern (= Taiga) Ostsibiriens. Östlich reicht sie bis Japan und Sachalin, südlich bis Südkorea und die Nordprovinzen Chinas. „Sibirischer Ginseng“ ist eigentlich nur die Übersetzung des englischen Pflanzennamens (Siberian Ginseng), womit assoziiert wird, dass die Pflanze arzneilich wie der (Koreanische) Ginseng (Panax ginseng C. A. Meyer) verwendet wird. In den bergigen nordöstlichen Provinzen Chinas ist ein weiterer arzneilich verwendeter Ginseng heimisch, der Chinesische Ginseng (auch Notoginseng; Panax pseudoginseng Wall.). Als „Taigawurzel“ werden die im Handel befindlichen unterirdischen Pflanzenteile des Sibirischen Ginsengs bezeichnet. Mit „Stachel-“ im deutschen und senticosus (lat. = reich an Dornen oder Stacheln) im lateinischen Namen werden die schräg nach unten abstehenden Stachelborsten an den Zweigen des bis 3 m hohen Strauchs angesprochen. Auch die Blattstiele der 5-zähligen, fein gesägten Blätter sind dicht mit Stacheln besetzt. Die blauvioletten (männlich und weiblich) und die gelben Blüten (weiblich) stehen in Dolden; aus den weiblichen bilden sich schwarze Beerenfrüchte.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile bestehend aus den Rhizomen und Wurzeln. Die Droge trägt den Namen „Taigawurzel“. Lange Zeit waren nur Extrakte der Droge im Handel erhältlich, da die Ausfuhr der Droge zur Zeit der Sowjetunion verboten war. So war man lange Zeit auf Einfuhren der Droge aus China und Korea angewiesen; heute ist auch russische Ware im Handel erhältlich.
Inhaltsstoffe der Droge
Taigawurzel weist ein sehr heterogenes Inhaltsstoffspektrum auf: Lignane, Hydroxycumarine, Triterpensaponine, Steroidglykoside, Phenylacrylsäure-Derivate und Polysaccharide. Analog zu den in den Wurzeln des Koreanischen Ginseng enthaltenen, stofflich einheitlichen Ginsenosiden bezeichnet man die Inhaltsstoffe der Taigawurzel gerne als „Eleutheroside“. Diesen Begriff sollte man besser meiden, da sich dahinter keine einheitliche Stoffgruppe verbirgt.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Taigawurzel (Eleutherococci radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz (Kommission E, ESCOP). Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: „zur Erhaltung und Aktivierung der körpereigenen Widerstandskraft, besonders bei außergewöhnlichen körperlichen, seelischen und geistigen Belastungen“.
Das HMPC hat Taigawurzel als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Taigawurzel wurde vom HMPC für als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Taigawurzel innerlich bei Symptomen allgemeiner Kraftlosigkeit wie Erschöpfung und Schwäche eingesetzt werden.
Zur Besserung des Allgemeinbefindens (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakt in Kapseln und Tabletten
- Fluidextrakt in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Als Tagesdosis wird 0,5 bis 4 g Droge empfohlen, die auf einmal oder auf drei Portionen über den Tag verteilt getrunken werden können. Da über eine lange Zeit nur Extrakte gehandelt werden durften, hat sich die Verwendung der Droge zur Bereitung eines Teeaufgusses allerdings nicht etabliert.Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 4 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Wurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Taigawurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.
Nebenwirkungen
Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Herzklopfen oder Kopfschmerzen können auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Sonnenhut - Echinacea
Botanische Bezeichnung
Purpurfarbener Sonnenhut – Echinacea purpurea (L.) Moench, Blasser Sonnenhut – Echinacea pallida Nutt.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Roter Sonnenhut, Purpurfarbene Kegelblume, Purpurfarbener Igelkopf; Blasse Kegelblume, Blasser Igelkopf
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Echinacea ist in Nordamerika verbreitet und reicht von der Golfküstenebene im Süden über die Great Plains und das Zentrale Tiefland bis zu den Großen Seen im Norden; im Osten schließt sie den Gebirgszug der Appalachen mit ein und erreicht ihre Westgrenze im Bereich der Rocky Mountains. Die beide Arten E. purpurea und E. pallida kommen dabei überlappend vor. In Europa ist der Sonnenhut inzwischen als Zierpflanze eingeführt.
Der Gattungsname Echinacea leitet sich von griech. ‚echinos’ (= Igel) ab, wodurch sich auch der deutsche Name „Igelkopf” erklärt. An einen Igel erinnert in der Tat der stark kegelförmig gewölbte Blütenboden mit seinen langen Röhrenblüten, die zusätzlich von stacheligen Spreublättern überragt werden.
Der purpurfarbene Sonnenhut ist die größere der beiden Arten. Er wird 60 bis 180 cm hoch, der blasse Sonnenhut 40 bis 120 cm. Beide Arten haben große länglich-lanzettliche, rau behaarte Blätter; beim Purpurfarbenen Sonnenhut sind diese grob gesägt. Sehr charakteristisch sind die großen Blütenköpfchen mit ihren auffallend langen, hängenden bzw. zurückgebogenen Zungenblüten. Beim Purpurfarbenen Sonnenhut sind sie 2 bis 4 cm lang und purpurrot, beim Blassen Sonnenhut 4 bis 9 cm lang, rosa oder weiß (lat. ‚pallida’ = blass). Auf dem stark gewölbten Blütenboden sitzen bei beiden Arten zahlreiche Röhrenblüten. Blütezeit ist der Spätsommer.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Beim Purpurfarbenen Sonnenhut wird sowohl das Kraut, vorzugsweise der Saft des frischen Krauts, als auch die Wurzel verwendet; die Drogen stammen aus Kulturen in Amerika und Europa. Beim Blassen Sonnenhut wird nur die Wurzel arzneilich verwendet. Die im Handel befindliche Droge stammt vorwiegend aus Wildsammlungen in Nordamerika, zu einem geringen Teil auch aus Kulturen in den USA und Europa.
Inhaltsstoffe der Droge
Purpurfarbener Sonnenhut (Kraut und Wurzel): Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Alkamide, Polyacetylene, ätherisches Öl
Blasser Sonnenhut (Wurzel): Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Ketoalkene und Ketoalkine, ätherisches ÖlQualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogezubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Purpur-Sonnenhut-Kraut (Echinaceae purpureae herba)
- Purpur-Sonnenhut-Wurzel (Echinaceae purpureae radix)
- Blasser-Sonnenhut-Wurzel (Echinaceae pallidae radix)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Purpur-Sonnenhut-Kraut: Innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege, äußerlich bei schlecht heilenden, oberflächlichen Wunden (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat für Frischpflanzenzubereitungen aus Purpur-Sonnenhut-Kraut die innerliche Anwendung zur kurzzeitigen Prophylaxe und Behandlung von Erkältungskrankheiten als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „Traditionelle Anwendung“).
Purpur-Sonnenhut-Wurzel: Innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege (ESCOP).
Blasser Sonnenhut-Wurzel: Zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte (Kommission E). Zur unterstützenden Therapie und Prophylaxe wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege (ESCOP).Traditionelle Anwendung
Die Frischpflanzenzubereitungen aus Purpur-Sonnenhut-Kraut wurden vom HMPC für die äußerliche Anwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Purpur-Sonnenhut-Kraut zur Behandlung kleiner, oberflächlicher Wunden eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Purpur-Sonnenhut-Wurzel und Blasser-Sonnenhut-Wurzel wurden vom HMPC für die innerliche Anwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Tradition traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Tradition können Zubereitungen beider Drogen zur unterstützenden Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt werden.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Purpur-Sonnenhut-Kraut
- Frischpflanzenpresssaft in Tropfen und anderen flüssigen Zubereitungen und Salben
- Urtinktur in Tropfen
- Getrockneter Frischpflanzenpresssaft in Tabletten und Dragees
Purpur-Sonnenhut-Wurzel
- Trockenextrakt in Tabletten und Dragees
Blasser-Sonnenhut-Wurzel
- Trockenextrakt in Tabletten und Dragees
- Urtinktur in Tabletten und Tropfen
Dosierung
Um die Wirkung zu gewährleisten, sollte Sonnenhut nur in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Bereitung eines Teeaufgusses
Von der Bereitung eines Teeaufgusses ist abzuraten.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Sonnenhut-Zubereitungen (Echinacea-Zubereitungen) gemieden werden. Allergikern wird von der Anwendung von Sonnenhut (Echinacea) generell abgeraten. Wegen des immunstimulierenden Effekts von Sonnenhut (Echinacea) dürfen Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Immunschwächeerkrankungen und immunsuppressive Patienten Sonnenhut (Echinacea) nicht anwenden (nicht bei Tuberkulose, Leukosen, Kollagenosen, Multiple Sklerose, AIDS, HIV-Infektionen).
Für die Anwendung von Sonnenhut (Echinacea) während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Stillende Mütter dürfen zur Brustpflege keine Salbe mit Sonnenhut (Echinacea) verwenden.Nebenwirkungen
Allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Sonnentau
Botanische Bezeichnung
(Rundblättriger) Sonnentau – Drosera rotundifolia L.
Familie
Sonnentaugewächse (Droseraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Gattung Drosera hat mit 85 Arten ihren Verbreitungsschwerpunkt in der südlichen Hemisphäre, vor allem in Australien und Neuseeland. In Europa findet man nur drei Arten: D. rotundifolia (Rundblättriger Sonnentau), D. intermedia (Mittlerer Sonnentau) und D. anglica (Englischer Sonnentau). Alle drei kommen zirkumpolar vor mit einem Verbreitungsgebiet, das von der gemäßigten und borealen Zone stellenweise bis in die subarktische Zone reicht. Der Sonnentau ist ein Bewohner von feuchten bis nassen, nährstoffarmen Torfböden. So wächst er gerne zwischen Torfmoosen in Hochmoor-, Zwischenmoor- und bodensauren Flachmoorgesellschaften, sowie in feuchten Borstgrasrasen und Heiden; auch findet man ihn an Grabenrändern und nassen Felsen.
Die runden bis querovalen Blätter des Sonnentaus bilden eine grundständige Rosette, die fest dem Boden anliegt. Aus den Rosetten wachsen im Sommer 7 bis 15 cm lange, behaarte, blattlose Blütenschafte mit jeweils 4 bis 12 Blüten, die nur ganz kurz blühen. Auf der Oberseite der Blätter sitzen kleine Drüsen und, besonders am Rand, rötliche, drüsige Haare, sog. Tentakel. Sie wirken als „Klebfallen“ für kleine Insekten, denn ihre Drüsenköpfchen sondern in der Sonne glitzernde Tröpfchen eines klebrigen Sekrets ab - daher der Name „Sonnentau“. An den klebrigen Drüsen bleiben dann die Insekten hängen, versuchen zu entkommen und berühren dadurch weitere Klebdrüsen. Zudem krümmen sich durch den Berührungsreiz die Tentakel und drücken so die gefangenen Insekten gegen die Blattfläche, wo sie von den Eiweiß spaltenden Enzymen des abgesonderten Fangsekrets verdaut werden. Übrig bleiben nur die Chitinpanzer der erbeuteten Insekten, die man deshalb häufig auf den Sonnentaublättern liegen sieht. Mit dieser Aktion ergänzt der Sonnentau das spärliche Nährstoffangebot der Moore, vor allem hinsichtlich Stickstoff und Phosphor.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das getrocknete Kraut bestehend aus den ober- und unterirdischen Teilen der Pflanze. Ursprünglich stammte die Droge von den in Europa heimischen Arten, vorwiegend vom Rundblättrigen Sonnentau. Da diese Arten in Europa vom Aussterben bedroht sind, stehen sie heute unter strengem Naturschutz und dürfen nicht mehr gesammelt werden. Als Ersatzdroge wird deshalb Droge aus afrikanischen Wildbeständen angeboten, die vorwiegend von D. ramentacea, D. madagascariensis und D. peltata stammt. Die Drogenbeschaffung kann in Zukunft kritisch werden.
Inhaltsstoffe der Droge
Sonnentaukraut enthält 1,4-Naphthochinon-Derivate (u.a. 7-Methyljuglon, Plumbagin) und Flavonoide.
Qualitätsbeschreibungen
In den Arzneibüchern (Ph. Eur., DAB, DAC) ist die Qualität von Sonnentaukraut nicht festgelegt. Eine Monographie findet sich im Ergänzungsband zum DAB 6 (Erg. B. 6).
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Krampf- und Reizhusten (Kommission E).
Traditionelle Anwendung
Sonnentaukraut hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Urtinktur in Tropfen und Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse Sonnentautee trinken. Die von der Kommission E empfohlene Dosierung von 3 g Droge pro Tag muss erhöht werden, da die heute zur Verfügung stehende afrikanischen Droge einen tieferen Gehalt an Naphthochinonen aufweist als die europäische Ware. Die Empfehlung heute lautet: je nach Naphthochinongehalt 3 bis 10 g Droge pro Tag.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 5 g fein geschnittenes Sonnentaukraut wird mit siedendem Wasser übergossen und nach 10 Min. abgeseiht.
Hinweise
Für die Anwendung von Sonnentaukraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen vor.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Spitzwegerich
Botanische Bezeichnung
Spitz-Wegerich – Plantago lanceolata L.
Familie
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Spitzwegerich ist in allen gemäßigten Klimazonen der Welt verbreitet und wächst vor allem auf Wiesen und Weiden, häufig auch an Ruderalstandorten wie Wegrändern und Schutthaufen. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.
Die lang-lanzettlichen und so typisch parallelnervigen Blätter des Spitzwegerichs liefern das Artepitheton lanceolata (von lat. ‚lanceola’ = kleine Lanze). Sie stehen zahlreich in einer grundständigen Rosette, sind ca. 20 cm lang und sind im Vergleich zu den Blättern des Breitwegerichs zum Teil aufgerichtet. Die kleinen Blüten stehen in dichten, walzenförmigen Ähren am Ende von langen, die Blätter überragenden, gefurchten Blütenschäften. Sie blühen von unten nach oben auf, was an den aus den Blütenkronen herausragenden, gelblichweißen Staubblättern gut zu erkennen ist. Blütezeit ist Mai bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die ganzen oder zerkleinerten Blätter und Blütenschäfte. Die Droge des Handels stammt meist aus Kulturen osteuropäischer Ländern, zu einem kleinen Teil aus Holland.
Inhaltsstoffe der Droge
Spitzwegerichblätter enthalten Schleimstoffe, Phenylethanoide und Iridoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Spitzwegerichblätter (Plantaginis lanceolatae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Äußerlich bei Entzündungen der Haut (Kommission E, ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Stärkung der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Trockenextrakte in Saft
- Fluidextrakt in Saft und Tropfen
- Frischpflanzenpresssaft als Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich eine Tasse Spitzwegerichtee trinken; mittlere Tagesdosis bei Erwachsenen und Jugendlichen 3 bis 6 g Droge, Kinder unter 6 Jahren 2 bis 4 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 4 g geschnittene Spitzwegerichblätter mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Um den Schleim der Droge besser zu nutzen ist es auch sinnvoll, den Aufguss mit kaltem Wasser anzusetzen, nach 2 Stunden abseihen und kurz zum Kochen bringen.
Hinweise
Für die Anwendung von Spitzwegerich während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 4 Jahren ist abzuraten, weil dies in ärztliche Hände gehört.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Steinklee
Botanische Bezeichnung
(Echter) Steinklee – Melilotus officinalis (L.) Lam.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Steinklee ist eine an Weg- und Ackerrändern in Europa und Asien weit verbreitete Pflanze. Der Gattungsname Melilotus leitet sich von griech. ‚meli’ (= Honig) und ‚lotos’ (= Klee im weiteren Sinne) ab. In der Tat stellen die zahlreichen duftenden, hellgelben Blüten eine vorzügliche Bienenweide dar. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht. Der deutsche Namen "Steinklee" nimmt Bezug auf die bevorzugten Standorte, nämlich die steinigen Weg- und Ackerränder, und auf die Dreizähligkeit der Blätter („Kleeblätter“).
Der Steinklee wird bis fast 1 m hoch. An den langen Stängeln stehen die dreizähligen Blätter mit verkehrt eiförmigen, unregelmäßig schwach gezähnten Blättchen. Die kleinen, gelben Schmetterlingsblüten stehen zu 30 bis 70 in einseitswendigen Trauben; ihre Flügel sind größer als das Schiffchen. Bei der Fruchtreife bilden sich dann die hellbraunen rundlichen Hülsen. Blütezeit ist Mai bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird das zur Blütezeit geerntete, getrocknete Kraut. Durch enzymatische Vorgänge beim Trocknen entsteht das flüchtige Cumarin, das der Droge ihren typischen Geruch verleiht. Die Droge stammt aus Kulturen in osteuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Steinkleekraut enthält Cumarin, Melilotosid, Flavonoide und Saponine.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Steinkleekrauts (Meliloti herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich gegen Beschwerden bei chronisch venöser Insuffizienz wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen (Kommission E, ESCOP). Weiterhin zur unterstützenden Behandlung der Thrombophlebitis, des postthrombotischen Syndroms, von Hämorrhoiden und Lymphstauungen sowie äußerlich bei Prellungen, Verstauchungen und oberflächlichen Blutergüssen (Kommission E).
Das HMPC hat Steinkleekraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Steinkleekraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Steinkleekraut innerlich und äußerlich zur Besserung der Beschwerden, die im Zusammenhang mit leichten venösen Störungen entstehen, wie Schweregefühl in den Beinen, eingesetzt werden. Äußerlich auch zur Behandlung von Blutergüssen, Verstauchungen und Insektenstichen.
Traditionell angewendet zur Besserung des Befindens bei müden Beinen (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Urtinktur in Tropfen und anderen Flüssigkeiten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Das Trinken von Steinkleekrauttee wird wegen des schwankenden Cumaringehalts in der Droge nicht empfohlen (siehe Nebenwirkungen).Hinweise
Steinkleekraut soll nicht gleichzeitig mit gerinnungshemmenden (blutverdünnenden) Mitteln eingenommen werden. Patienten mit einer Leberkrankheit in der Krankheitsgeschichte sollen Steinkleekraut nicht einnehmen. Von einer Einnahme von Steinkleekraut während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Ebenfalls liegen keine Erkenntnisse für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vor.
Nebenwirkungen
Gelegentlich Magenbeschwerden und allergische Erscheinungen. Cumarin hat sich bei verschiedenen Tierarten als lebertoxisch erwiesen. Die Vermutung einer mutagenen, genotoxischen und karzinogenen Wirkung hat sich allerdings nicht bestätigt. Vorsichtshalber sollte die tägliche Cumarinaufnahme 5 mg nicht überschreiten.
Wechselwirkungen
Über Interaktionen mit gerinnungshemmenden (blutverdünnenden) Mitteln wurde berichtet.
- Süßholz
Botanische Bezeichnung
Süßholz – Glycyrrhiza glabra L.
Familie
Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Mit verschiedenen Varietäten besiedelt das Süßholz ein großes Gebiet vom südöstlichen Europa über Vorderasien, Ukraine, Mittelrussland, südliches Sibirien, Afghanistan bis zum westlichen China. Angebaut wird die Pflanze in den warmgemäßigten bis subtropischen Ländern aller Kontinente. Die langlebige, bis über 1 m hohe Staude ist mit einer langen, dicken Pfahlwurzel und dicken Nebenwurzeln im Boden verankert. Aus einem stark verholzten Rhizom (unterirdischer Spross) treiben jedes Jahr kräftige Stängel mit unpaarig gefiederten Blättern (je 3 bis 7 Paare). Die einzelnen Fiedern sind eiförmig bis breitelliptisch und unterseits drüsig behaart, ansonsten kahl (lat. ‚glaber, glabra’ = kahl). Viele kleine blasslila gefärbte Schmetterlingsblüten stehen dicht in 10 bis 15 cm langen Trauben in den Blattachseln. Die Früchte sind 1,5 bis 2,5 cm lange Hülsen mit nierenförmigen Samen.
Sowohl der Gattungsnamen Glycyrrhiza, von griech. ‚glykys’ = süß und ‚rhiza’ = Wurzel, als auch der deutsche Namen „Süßholz“ nimmt Bezug auf die stark süß schmeckende Wurzel, verursacht durch das in der Wurzel enthaltene Glycyrrhizin, ein Triterpensaponin, das ungefähr die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker (Saccharose) besitzt. Aus den Wurzeln wird ein „Süßholzsaft“ (Liquiritiae succus) gewonnen, der in die weltweit beliebten Lakritz-Süßwaren eingearbeitet wird. Dazu werden die frischen Wurzeln zerkleinert und mit Wasser viele Stunden ausgekocht. Der so gewonnene Saft wird dann ganz langsam bis zur zähflüssigen Konsistenz eingedickt. Bei diesem Vorgang bildet sich das so typische Lakritzaroma. Der zähflüssige Extrakt wird zu 5% bis maximal 50% in Lakritzwaren eingearbeitet. Diese werden aus Zucker, Mehl, Stärke und/oder Gelatine sowie Geruchs- und Geschmacksstoffen hergestellt. Vom Bundesverband der Süßwarenindustrie wurde ein Höchstgehalt von 200 mg Glycyrrhizin pro 100 g Lakritzware festgelegt. Produkte mit einem höheren Gehalt müssen als „Starklakritz“ gekennzeichnet sein unter Angabe einer Höchstverzehrmenge (siehe Nebenwirkungen). Die erste Lakritze in der so typischen Schneckenform soll 1925 von einem deutschen Förderband gelaufen sein.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten, geschälten oder ungeschälten Wurzeln mit ihren Ausläufern. Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in China, Russland und der Türkei, auch aus Italien, Bulgarien und Spanien.
Inhaltsstoffe der Droge
Süßholzwurzel enthält Triterpensaponine (hauptsächlich Glycyrrhizin), Flavonoide, Isoflavone und Polysaccharide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Süßholzwurzel (Liquiritiae radix)
- Eingestellter, ethanolischer Süßholzwurzelfluidextrakt (Liquiritiae extractum fluidum ethanolicum normatum)
- Süßholzwurzeltrockenextrakt als Geschmackskorrigens (Liquiritiae extractum siccum ad saporandum)
- Die Qualität von Eingestelltem Süßholztrockenextrakt (Liquiritiae extractum siccum normatum) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Bei Katarrhen der oberen Luftwege und bei Ulcus ventriculi/ duodeni (Magen-/Zwölffingerdarmgeschwür) (Kommission E); als unterstützende Therapie bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Magenschleimhautentzündung; als schleimlösendes Mittel bei Husten und Bronchialkatarrh (ESCOP).
Traditionelle Anwendung
Süßholzwurzel wird traditionell angewendet als mild wirkendes Arzneimittel bei Sodbrennen und säurebedingten Magenschmerzen sowie in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Süßholzwurzel zur Teebereitung
- Trockenextrakt in löslichen Instant-Tees und Kautabletten
- alkoholische Auszüge in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse Süßholzwurzeltee trinken; Tagesdosis: 5 bis 15 g Droge entsprechend 200 bis 600 mg Glycyrrhizin.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 1,5 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Süßholzwurzel mit 150 mL kaltem Wasser versetzen, den Ansatz aufkochen, dann vom Herd nehmen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Der Aufguss kann auch mit siedendem Wasser angesetzt werden.
Hinweise
Bei durch Gallenstau bedingten Lebererkrankungen, Leberzirrhose, Bluthochdruck, Kaliummangel, schwerer Niereninsuffizienz darf Süßholzwurzel, auch in Form von Lakritz, nicht eingenommen werden.
Auch während der Schwangerschaft ist Süßholzwurzel und Lakritz zu meiden.Nebenwirkungen
Bei längerer Anwendung und höherer Dosierung können mineralokortikoide Effekte in Form einer Natrium- und Wasser-Retention, Kaliumverlust mit Bluthochdruck, Ödeme (Wasseransammlung in Geweben) und in seltenen Fällen Myoglobinurie auftreten (Eiweiß des Muskelgewebes im Harn).
Wechselwirkungen
Durch andere Arzneimittel (z.B. durch Thiazid- und Schleifendiuretika) verursachte Kaliumverluste können verstärkt werden; bei vermindertem Kaliumspiegel ist die Empfindlichkeit gegenüber Herzglykosiden (Digitalisglykosiden) erhöht.